Schliersee vor 100 Jahren: „Holztod“ ‒ ein Roman über den Föhnsturm am Spitzingsee
„Holztod ist kein Sachbuch, ich wollte einen historischen Roman schreiben, angelehnt an die reale Geschichte von Schliersee“, erzählt Peter Augustin aus dem Landkreis Ebersberg. Er hat als Kriminalhauptkommissar gearbeitet. Nach seiner Pensionierung inspirierte ihn eine Wanderung auf dem Bockerlbahnweg dazu, einen Roman über das Leben der Schlierseer nach dem Föhnsturm 1919 und die Bockerlbahn zu schreiben. Zahlreiche Schautafeln entlang der ehemaligen zwölf Kilometer langen Bahntrasse von Neuhaus über den Spitzingsattel bis hinter zur Waitzinger Alm geben mit Geschichten und Fotos einen Eindruck über den Bau der Bockerlbahn und die harte Arbeit, die damit verbunden war.
Eine Meisterleistung
Vor 100 Jahren fegte im Januar ein Föhnsturm über das Spitzingseegebiet und riss sehr viele Bäume nieder. Bereits im Februar, nur sechs Wochen nach dem Jahrhundertsturm, lag ein Plan für den Bau einer Schmalspurbahn vor. Der Bau der Bockerlbahn war damals eine technische Meisterleistung. Mit dem Föhnsturm hatte sich das Leben in Schliersee schlagartig geändert. 4.000 Menschen kamen in den Ort, um das Holz möglichst schnell vom Spitzingsee herunterzuholen, damit es nicht vom Borkenkäfer befallen wurde. Mehr als 300.000 Holzstämme wurden mit der Bockerlbahn ins Tal befördert.
Schurken und Halunken
Ausgangspunkt ist für Peter Augustin die reale Geschichte von Schliersee. Aber er schreibt nicht nur über Tatsachen und Fakten, sondern erzählt vielmehr mit liebevollen Details Geschichten über das Leben der Menschen in der damaligen Zeit. „Damals waren auch etliche kriminelle Halunken unterwegs“, lacht er. „Das Interessante für mich war, einen Protagonisten nach dem anderen zu entwickeln“, erzählt mir Peter Augustin.
Mit dem Buch „Holztod“ kann man eintauchen in die Zeit nach dem großen Sturm, der in Schliersee alles veränderte.
Ergänzt wird das Ganze mit einem Auszug aus dem Buch „Neuhauser Bockerlbahn“ von Gerald Wehrmann, der sich rein auf Fakten über die Bockerlbahn bezieht. Die vielen schönen historischen Fotos gestalten den Roman noch anschaulicher.
„Selbstvergessen saßen sie nach der erschütternden Nachricht still vor ihren Bierkrügen. Allerdings begannen sich alsbald aufgeregte Diskussionen zu entwickeln. Alles drehte sich um die wütende Naturgewalt, um das tote Holz und den genauso toten Mann zwischen den zerschmetterten Bäumen. Die dralle Traudl, beliebte Stammkellnerin seit Jahren, musste noch einige Halbe und Schnäpse mehr auftragen als sonst zu der Zeit. Die Männer zündeten neue Zigarren an und Pfeifen wurden mit frischem Tabak gefüllt. Die Luft in der Gaststube war bald von dichten Rauchschwaden schwanger. Vom Qualm wie mit Watte umhüllt, verloren die Lampen beträchtlich an ihrer Leuchtkraft. Im Moment dachte keiner ans Heimgehen, zu schwer hatte die Nachricht vom Holztod, dem unbekannten Mann ihre eigene, gleichwohl auch die dörfliche Ruhe aus dem Gleichgewicht gebracht. Ungeachtet aller Biermüdigkeit fiel es den Dörflern nach später Heimkehr schwer ruhigen Schlaf zu finden. Mancher lag lange wach, wälzte sich im Bett herum, hatte unruhige und dunkle Träume.“ („Holztod“ von Peter Augustin)
Tipp: Begib dich selbst auf die Spuren der Bockerlbahn und wandere vom Bahnhof in Neuhaus bis zur Waitzinger Alm. https://www.tegernsee-schliersee.de/a-bockerlbahnweg Reise nach Möglichkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Wenn du mit dem Auto kommst, kannst du am Neuhauser Bahnhof parken.
Das Buch ist im Bauer Verlag erschienen, in der Gäste-Information Schliersee und überall im Handel erhältlich.
https://www.verlag-bauer.de/index.php?pg=oberbayerisches_seenland.php&artid=327&todo=show_details
Reinblättern? https://www.verlag-bauer.de/flippingbook/holztod/files/assets/basic-html/index.html#52
Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.