Der Schlierseer Skulpturengarten

Seit Oktober 2018 – seit dem 11. Kulturherbst – stehen im Kurpark am See Skulpturen von verschiedenen Künstlern und begeistern viele Gäste und Einheimische gleichermaßen mit ihrem abwechslungsreichen Ausdruck. Die Kunstwerke wirken jeden Tag und zu jeder Tageszeit unterschiedlich auf den Betrachter ‒ sei es bei Mairegen, herbstlicher Nebelstimmung, mit Schneehauben versehen, je nachdem, wie die Sonne steht, oder bei stürmischer Wolkenstimmung, die über den See hinwegzieht.

Alle aufgestellten Kunstwerke stammen von Bildhauern, die in den vergangenen Jahren während des Kulturherbstes Ausstellungen gezeigt haben. Die Skulpturen, die im Kurpark zu sehen sind, stammen von Tobel (Steinbildhauer), Georg Brinkies (Holzbildhauer), Otto Wesendonck (Bildhauerei in Bronze und Edelstahl) und Stefan von Reiswitz (Bronze).

 

 

Hier die Beschreibungen der Ausstellungen von 2018 und 2019:

TOBEL, 2 Steinskulpturen „Pirouette“ (Kalkstein, direkt am Seeufer) und „Eternity“ (Granit, im Gras)

Steinbildhauer

„Um Stille in meinen Skulpturen zu erzeugen, muss ich eine Menge Krach machen!“

Tonnenschwere, Millionen Jahre alte Steinblöcke – das ist die Welt des Bildhauers TOBEL. TOBELs Arbeiten unterscheiden sich grundlegend von der traditionellen und industriellen Steinbearbeitung. TOBEL gestaltet nicht die äußere Form, sondern bearbeitet die monolithischen Steine in ihrem Inneren. So schafft er materialentleerte, reduzierte Hohlräume, die gleichzeitig Positivform und Negativabdruck sind. TOBEL ist ein international preisgekrönter Künstler. Unter anderem hat er 2018 in Argentinien den großen Preis der Bildhauer-Biennale „Gran Ganador“ gewonnen. Seine Werke stehen in taiwanesischen Museen, chinesischen Städten oder koreanischen Gärten. Mittlerweile finden sich TOBELs Skulpturen in 25 Ländern dieser Erde.

Zu Hause in Valley veranstaltet TOBEL zusammen mit seiner Frau Christiane Ahlhelm seit 2013 internationale Bildhauer-Symposia. Das Gelände, die SKULPTUR-LICHTUNG, ist das ganze Jahr über zu besichtigen.

 

 

 

Georg Brinkies Holzskulptur „Zwei unter einem Himmel“

Bildhauer

„Jeder vom Menschen geschaffene Raum ist plastisches Ereignis, jedes Haus ist eine begehbare Skulptur, jeder Garten, jeder Weg, jeder Tisch, jeder Stuhl ist menschliche Sprache, in deren Mitte zunächst die schöpferische Idee steht …“

Der 1953 geborene Münchener Georg Brinkies lebt und arbeitet heute in Neuhaus. Nach seiner Ausbildung zum Holzbildhauer in Berchtesgaden entschloss er sich, an der Kunstakademie München bei Prof. Ladner ein Studium der Bildhauerei zu absolvieren. Brinkies ist Mitglied des BBK (Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler) München und Oberbayern. Neben seinen öffentlichen und privaten Aufträgen begann er 2003 mit seiner Ausstellungsarbeit.

 

 

 

Otto Wesendonck, Bildhauerei in Bronze und Stahl „Feuervogel im Spiegel von Helios“

Meine bildhauerische Arbeit entsteht aus meiner Leidenschaft zum lebensvollen Raum. Ich forme Abläufe und Entladungen von plastischen Energien und gieße und baue sie in rhythmischer Gestalt. Bronze und Edelstahl bilde ich so zu Trägern von Licht, Bewegung und Zeit aus dem Bedürfnis, der Zeit einen Leib, ein Maß, einen Körper zum Anfassen und Begreifen zu geben – anders als in der Musik, aber wohl aus ähnlichen Beweggründen.

 

 

 

Stefan von Reiswitz, Bronze „Esel“

Der Bildhauer Stefan von Reiswitz (1931‒2019) ist aufgewachsen in Ruhpolding und München mit Feriensitz in Neuhaus. Er lebte und wirkte seit Jahrzehnten in Málaga. Leider ist er in diesem Sommer verstorben.

Stefan von Reiswitz verband in seinen Arbeiten als Maler und Bildhauer den Schalk und das Fröhliche seiner bayerischen Heimat mit dem Schwermütig-Eleganten des spanischen Südens. Wenn er im Sommer aus seiner andalusischen Wahlheimat Málaga nach München kam, verbrachte er auch immer Zeit in Schliersee. Sein Verständnis von einem bildenden Künstler beschreibt von Reiswitz wie folgt: „Ein Maler muss dumm sein, sonst wäre er nicht Maler geworden, sagte mein Vater. Ich war da anderer Ansicht. Ein Maler kann fast alles. Er baut Wohnhäuser, errichtet Triumphbögen, zeichnet verantwortlich für Kirchen und Paläste. Selbst die Kuppel von Sankt Peter in Rom hat ein Maler entworfen.“

Rom führte Stefan zu Plastik. Als Ehrengast 1986 in die Villa Massimo eingeladen, begeisterten ihn die antiken Statuen bei seinem dortigen Aufenthalt. Es entstanden im Anschluss zahllose Arbeiten in Bronze. Die Stadt Málaga ließ ihn einen großen öffentlichen Park mit seinen Figuren gestalten. Namhafte Galerien u. a. in Salzburg, München, Madrid sowie Museen im In- und Ausland stellten ihn aus.

 

 

 

http://www.tobel.org/

http://brinkies.com/

http://www.wesendonck.de/

http://www.stefanvonreiswitz.com/

 

Mein Tipp: Einfach mal um die Skulpturen rumgehen, stehen bleiben und Details entdecken, die Perspektive ändern und die Licht- und Schattenspiele auf sich wirken lassen.

 

 

Ursula Höllerl

Mitarbeiterin in der Gäste-Information Schliersee, aufgewachsen in Neuhaus und Miesbach. Mein Motto: "Ein Tag am Berg ist wie eine Woche Urlaub – egal ob im Sommer zum Wandern oder im Winter beim Schneewandern, Skifahren und Rodeln."

 

 

 

Big Band-Sound und Swing-Genuss – ein Konzert der Extraklasse

Bekannte Swing-Legenden und junge Nachwuchsmusiker aus dem Oberland treffen sich am kommenden Donnerstag, den 24. Oktober, auf der großen Bühne im „Waitzinger Keller“, dem Miesbacher Kulturzentrum. „Swing at its Best – Gunter Greffenius Quartett und Groove Merchants“ ist ein Konzertprojekt, das es in dieser Form im Landkreis noch nie gegeben hat.

 

 

Swing, Standards, Blues und Improvisationen

Mitinitiatorin ist Uli Birkelbach aus Schliersee. Für die begeisterte Saxophonistin ist das Konzert ein Herzensprojekt. Sie möchte damit die Bekanntheit der Musikschule Schlierach-Leitzachtal fördern, die auch zahlreiche Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus dem Raum Schliersee besuchen. Deshalb ist die Zusammenarbeit mit dem renommierten „Gunter Greffenius Quartett“ für sie eine besondere Ehre. Die weltbekannten Vollblutmusiker Thilo Wagner (Piano), Gary Todd aus New York (Kontrabass) und Michael Keul (Schlagzeug) haben sich 2011 zum „Gunter Greffenius Quartett” zusammengeschlossen. Unter der Leitung des Jazz-Vibraphonisten Dr. Gunter Greffenius, der auch einst die Münchener Kultband „Munich Swing Stars“ gründete, spielen die Künstler nicht nur reinrassigen Swing, Standards, Balladen, Blues und eigene Kompositionen, sondern auch kreative Improvisationen.

 

Big Band der Musikschule im Vorprogramm

Doch wie kam es eigentlich zur Zusammenarbeit mit der renommierten Swing-Band? „Ich kenne und schätze Gunther seit Jahren, war bereits mehrfach Gast seiner Auftritte, und bei einem Treffen im Frühjahr habe ich ihn dann einfach gefragt, ob unsere Big Band mit ihnen auftreten darf – er hat sich einen unserer Auftritte sogar persönlich vorab angesehen“, erzählt Uli Birkelbach. Der versierte Jazz-Musiker lud die jungen Musiker daraufhin ein, bei dem Miesbacher Auftritt des Quartetts als Vorband zu spielen.

Seit einigen Monaten nun wird in den Räumen der Musikschule, die ihren Hauptsitz in Hausham hat, aber auch über Unterrichtsräume in Miesbach verfügt, fleißig geprobt. Zur Big Band „Groove Merchants“, die in diesem Jahr ihr fünfjähriges Jubiläum feiert, zählen rund 20 Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Sie treffen sich einmal pro Woche und üben ihr umfangreiches Repertoire. Von Jazz, Blues, Rock und Pop bis hin zu Funk und Soul dürfen sich die Zuhörer auf so manchen Klassiker und Ohrwurm freuen. Sogar eine Sängerin gehört zu den “Groove Merchants”. Uli Birkelbach konnte für das Projekt außerdem Musikerfreunde aus Schliersee, Hausham und Niederbayern  für die noch fehlenden Stimmen im Trompeten und Posaunensatz gewinnen. Ein Percussion-Spieler kommt sogar extra aus Schwaben – gelebter Zusammenhalt unter Musikern

„Für die Kinder und Jugendlichen ist es schon ein tolles Erlebnis, vor Publikum zu spielen und die ganze Begeisterung und die Emotionen hautnah mitzuerleben“, sagt Uli Birkelbach. Ihr Sohn ist mit dem Alt-Saxophon ebenfalls ein Mitglied der Big Band. Besonders der Jazz werde ein bisschen vernachlässigt in der Musikerziehung, findet die engagierte Musikliebhaberin. „Am Jazz schätze ich vor allem die Möglichkeit der Improvisation. Und ohne das unglaubliche Engagement unseres Band Leaders Daniel Friederich und die finanzielle Unterstützung der Altgelt-Stiftung wäre so ein Band-Projekt nicht realisierbar.“

 

Musikalische Erziehung seit 40 Jahren

Seit 40 Jahren sorgt die Musikschule Schlierach-Leitzachtal für die musikalische Erziehung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aus Schliersee und den angrenzenden Nachbargemeinden. Über 800 Schüler werden derzeit von 20 qualifizierten und staatlich  geprüften Lehrkräften in musikalischer Früherziehung, Gesang und zahlreichen Instrumenten unterrichtet. Die jüngsten Musikschüler sind zwei Jahre alt, die ältesten im Rentenalter. Gefördert wird die Einrichtung von den Gemeinden, der Kreissparkasse Miesbach/Tegernsee und vom Freistaat Bayern. Doch damit eine solche Einrichtung bestehen bleibt, braucht es nicht nur Fördergelder, sondern vor allem musikbegeisterte Schüler.

„Musik ist einfach eine Bereicherung für das ganze Leben“, bekräftigt Uli Birkelbach. Aus diesem Grund setzt sie sich mit ganzem Herzen für den Erhalt der Musikschule ein – ausschließlich ehrenamtlich. Ein Engagement, das Nachahmer sucht.

Wer also die talentierte Big Band der Musikschule Schlierach-Leitzachtal einmal live hören und erleben möchte und auch noch ein Faible für echten Swing hat, gespielt von hervorragenden Profi-Musikern, der sollte das Konzert „Swing at its Best – Gunter Greffenius Quartett und Groove Merchants“ am 24. Oktober um 20:00 Uhr im Waitzinger Keller in Miesbach besuchen.

 

 

Kartenverkauf:

Karten sind im Kulturzentrum Miesbach unter Telefon 08025/7000-0 oder per E-Mail unter ticket@waitzinger-keller.de erhältlich, außerdem an allen bekannten Vorverkaufsstellen von München Ticket, unter www.muenchen-ticket.de sowie unter www.eventim.de. Kurzentschlossene kommen einfach eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn an die Abendkasse.

 

Fotos: Laura Boston Thek

 

 

Katharina Fitz

Wohnhaft in Warngau, geboren in Tegernsee, aber dem Schliersee herzlich zugetan. Zweifache Mama und als freiberufliche Redakteurin, Sprecherin und Schauspielerin viel unterwegs. Steckenpferde: Kunst und Kultur, Natur (vor allem Bäume) und Schuhe!

 

 

 

Die Schlierseer Waschnuss

Nachwachsende Waschmittel aus der Natur

Ja, in Schliersee gibt es die heimische Bio-Waschnuss, nämlich die Waschnuss aus der heimischen Rosskastanie, als ökologische Alternative. Die Nutzung hält die Haut gesund und entlastet die Umwelt. Ihre Verwendung als Naturwaschmittel steckt jedoch noch in den Kinderschuhen, und nicht selten landen diese hochwertigen Waschressourcen ungenutzt auf dem Komposthaufen. Paradoxerweise erfreut sich die weitgereiste indische Waschnuss zunehmender Beliebtheit und wird als natürliche Waschressource importiert. Sie ist eine gute Waschalternative, doch hinterlässt ihre Vermarktung einen tiefen ökologischen Fußabdruck. Deshalb lautet mein Lieblingsspruch bei den Kräuterführungen: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so naheliegt.“

 

 

Der Schliersee hat eine einzigartige Kastanienallee rund um den See. Einfach nur den goldenen Herbst genießen und dabei unsere Waschmittel selbst sammeln. Das hört sich doch gut an.

Die Rosskastanie ist ein alter Kulturbaum und gehört zu den Seifengewächsen. Der Gehalt an 8-15 % Saponinen (8‒15 %) weist eine ähnliche Waschkraft wie die indische Waschnuss auf. Ein Kilogramm getrocknete und pulverisierte Rosskastanie deckt den Jahresbedarf einer Person an Waschmitteln und ersetzt acht Kilogramm an konventionellen Waschmitteln.

Saponine heißen die natürlichen Seifenstoffe in der Rosskastanie. Diese waschaktiven Naturtenside schäumen beim Kontakt mit Wasser, machen das Wasser weich und lösen Fette sowie Verschmutzungen. Allein die Rosskastanie konzentriert in sich um die 30 Saponin-Verbindungen. Charakteristisch für alle Saponine ist ihre reinigende, erweichende, schleimlösende und desinfizierende Wirkung. Jedes Saponin hat aber auch eine spezifische Heilwirkung: So stärken die Aescine (Hauptwirkstoff) in der Rosskastanie Venenwände und sind ganz besonders bei Neurodermitis, Allergien und sensibler Haut sehr gut verträglich.

Die natürlichen Seifenstoffe in der heimischen Waschnuss können universal als Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel verwendet werden. Sie lassen sich mehrmals zum Waschen verwenden und sind dadurch besonders sparsam im Gebrauch. Um die Saponine freizusetzen, müssen die Kastanien klein geschnitten oder pulverisiert werden. Je kleiner die Stücke, umso schneller und gründlicher können sich die Saponine auflösen, und umso besser ist das Waschergebnis.

Heute  möchte ich euch gerne zeigen, wie einfach es ist, mit unseren heimischen Schätzen zu waschen.

Man nehme fünf bis zehn frische Kastanien, schneide sie in kleine Stücke, fülle die heimische Waschnuss in kleine Leinensäckchen und gebe sie in die Waschmaschine. Die Temperatur sollte nicht höher als 50 °C sein. Nach dem Waschgang hänge ich das Säckchen zum Trocknen auf, denn es reicht für bis zu drei Waschgänge.

Geeignet ist diese Methode für alle Naturfasern wie Baumwolle, Leinen, Wolle oder Seide. Besonders die Buntwäsche erhält somit lange ihre Farben.

Um auch den Vorrat lagerfähig zu machen, gebe ich die frisch geernteten Rosskastanienfrüchte durch den Fleischwolf und nutze die Restwärme des Backofens zum Trocknen. Anschließend kann das Ganze mit einem Mixer zu Pulver verarbeitet werden. 50 Gramm getrocknetes Rosskastanienpulver mit einem Liter Wasser mischen und in ein Schraubglas geben. Gut schütteln und durch ein Feinsieb filtrieren. Die klare Flüssigkeit wie Flüssigwaschmittel verwenden.

 

 

Viel Erfolg und Spaß mit unserer heimischen Waschnuss wünscht euch das Schliersee Magazin!

 

 

Angelika Prem

Naturverliebte Schlierseerin, Kräuterpädagogin, Referentin und Seminarleiterin, Senior-Hennererwirtin, BBV Ortsbäuerin, liebt gutes regionales hausgemachtes Essen und entspannt beim Kuchen backen

 

 

 

Kirchweihbräuche rund um Schliersee

Kirchweih wird in Schliersee ganz liebevoll „Kirta“ genannt und ist ein zusätzlicher Feiertag bei uns.

Am dritten Sonntag im Oktober wird auch in Schliersee der Allerweltskirta gefeiert. Jede Kirche wurde einem ganz besonderen Kirchenpatron geweiht: die Sixtuskirche (6. August), die Westenhofener Sankt Martinskirche (11. November), Sankt Josef (19. März) in Neuhaus, die Weinbergkapelle Sankt Georg (21. April) und die Leonhardikirche (6. November) in Fischhausen. Unsere Oma hatte immer folgenden Spruch auf Lager: „A gscheider Kirta dauert bis zum Irta und, duad es si schicka, dann bis zum Migga“ (Ein gescheiter Kirchweihtag dauert bis zum Dienstag und, wenn es passt, auch bis zum Mittwoch). In Altbayern gehen die Uhren wirklich a bissal anders …

 

 

Als ich noch ein kleines Mädchen war (Ende der 1960er-Jahre), freuten wir uns immer riesig auf das Kirchweihwochenende. Da gab es Essen in Hülle und Fülle, es wurde gefeiert und getanzt, und das ganze Dorf war auf den Beinen. Die Kramerin hatte extra ihren kleinen Kramerladen für den Kirchweihsonntag für die Kinder in ein süßes Paradies verwandelt. Es gab Lebkuchenherzal, Zuckerstangen, Zuckerwatte, Wundertüten … Kaum vorstellbar in der heutigen mit Konsum überhäuften Zeit. Bei uns Bauernkindern und -familien war am Kirchweihwochenende die Erntezeit eingefahren. Die Speis war voll mit Eingemachtem, das Kellerlager mit Kartoffeln, Gelbe Rüben, Zwiebeln und Kraut bestückt. Die Haus-Sau und das Geflügel waren geschlachtet, insbesondere die Kirchweihgänse oder -enten. Das Bier floss in Strömen, und jeder konnte sich mal richtig satt essen. Dabei durften auch die Schmalzgebäcksorten wie Kirtanudeln, Schneeballen, Striezl und Kiachän nicht fehlen.

 

 

Kirchweihsonntag begann mit einem schönen Festgottesdienst, und hier war wirklich jeder Dorfbewohner anzutreffen. Denn anschließend ging es für die Männer zum Frühschoppen zum Wirt, und wir Kinder durften endlich zur Kramerin und unser Herzal holen. Die Mutter kochte den Festtagsbraten. Leberknödelsuppe in Rinderbouillon, danach Kirchweihente mit Kartoffelknödel und Blaukraut.

Nach dem Mittagessen gings zum Kirtahutschn ‒ eine bayerische Schaukel aus einem großen, dicken Holzbrett, die mit zwei Ketten in der Tenne hing und extra für Kirchweih aufgebaut wurde. Leider wird dieser schöne Brauch wegen der Haftungsgeschichten nur noch sehr selten oder eben ganz privat durchgeführt. Am Abend ging es für die Erwachsenen zum Kirchweihtanz.

Montags hatten wir Kinder schulfrei und gingen stattdessen mit der ganzen Klasse zum Kirtahutschn.

Kirchweih 2019 in Schliersee:

  1. Oktober ‒ Kirchweihsamstag
  • Von 19:00 bis 24:00 Uhr in der Vitaltherme. Evening-Chill-out. Genießen Sie Cocktails, leckere Burger und Snacks. Der Eintritt beträgt nur 7,50 € pro Person.
  1. Oktober ‒ Kirchweihsonntag
  • Historischer Handwerkermarkt im Markus Wasmeier Freiluftmuseum. Das ganze Wochenende wird getöpfert, es werden traditionelle Dirndl geschneidert, prächtige Trachtenhaarnadeln gefertigt usw.
  • 8:00 Uhr Eucharistiefeier in der St.-Martin-Kirche Schliersee-Westenhofen
  • Kulturherbst Schliersee: Gerhard Polt und Markus Ederer, „Ach Europa“, Kartenvorverkauf bei der Gäste-Information Schliersee oder über muenchenticket.de
  • Kulturherbst Schliersee: Alejandro Calderón Jaffé – Vernissage, Atelier am Schliersee, Neuhauser Str. 4

 

  1. Oktober ‒ Kirchweihmontag (oberbayerischer Feiertag)
  • Traditioneller Kirtamontag: Enten- und Gänseessen im Markus Wasmeier Freiluftmuseum (im Wirtshaus Zum Wofen)
  • Viele Schlierseer Wirtschaften bieten die typischen Kirchweihschmankerl an.
  • Bunter Nachmittag der Schlierseer Nachbarschaftshilfe. Alle Gönner und Helfer sind herzlich eingeladen zu Kaffee und Kirtagebäck.
  • Gindelalmen: musikalischer Nachmittag mit den bekannten Kirtaschmankerl
  • Almkirtatanz mit den Raffemoser Musikanten in der Gschwandbachalm ab 18:00 Uhr

 

Angelika Prem

Naturverliebte Schlierseerin, Kräuterpädagogin, Referentin und Seminarleiterin, Senior-Hennererwirtin, BBV Ortsbäuerin, liebt gutes regionales hausgemachtes Essen und entspannt beim Kuchen backen

 

 

 

Sabine Hartmann ‒ meine Morgenrunde um den Schliersee!

Servus, ich bin die Sabine und die Neue im Team vom Schliersee Magazin.

Ich bin gebürtige Ingolstädterin, eine waschechte Schanzerin.

Seit über einem viertel Jahrhundert bin ich irgendwie mit Schliersee verbandelt. Das heißt, der Opa meines Mannes lebte schon hier, und so zog es die Generationen immer wieder mit. Was natürlich auch von Vorteil ist, so kann man auch so viel Zeit, wie man hat und möchte, hier am schönen Schliersee verbringen. Und insgeheim denke ich oft: „Irgendwann bleib i moi hier …!“

 

 

Heut nehme ich euch mit zu meiner Morgenrunde. Mit dem Fahrrad zeige ich euch, wo es für mich besonders schön ist. Wobei der Schliersee ja rundherum ein Traum ist. Morgens, wenn er erwacht, noch still und starr ist, kann man beobachten, wie langsam das Leben einkehrt ‒ einfach schön.

 

Kurz über die Straße, und schon bin ich am See.

Schön, wenn man morgens an den Bootshäuschen vorbeikommt und ein wenig weiter an den Weiden den Kühen beim Frühstück zusehen kann. Oft habe ich auch meinen Kaffee dabei und genieße den ersten Schluck in der Morgensonne. Und ja, auch den ersten Joggern und Spaziergängern begegnet man und begrüßt sie mit einen freundlichen „Servus“. Beim Fitnessparcours sind die Liegen schon in der Sonne und laden zum Verweilen ein, was auch ich mache. Besonders mag ich die Luft am Morgen, sie ist herrlich frisch und klar.

Weiter geht’s entlang am See, vorbei am Campingplatz, ein kurzes Stück durch den Wald, und schon ist man am Kurpark. Die ersten Gäste schlendern schon an der Promenade entlang, die Enten frühstücken gemütlich, und unerschrocken und plötzlich grüßt mich freundlich eine Dame mit der Bitte, ich solle doch ein Foto von ihr machen. Natürlich mach ich das gerne, was uns dann auch in ein nettes Gespräch führt.

Beim Bootssteg stehen schon die ersten Wanderer und warten auf das Schiff.

Ich schwinge mich aufs Fahrrad und radle meine letzten Meter Richtung Strandbad. Dort angekommen, verweile ich kurz auf ‚meiner‘ Bank, die ich oft aufsuche, um dort den Ausblick zu genießen.

Dann geht’s wieder heim. Zufrieden von der Morgenrunde, begehe ich den weiteren Tag mit einem frischen Kaffee, und wer weiß, eventuell geh i ja dann nachmittags noch mal um den See.

 

 

Hoffentlich haben euch meine Morgeneindrücke gefallen, und wir lesen uns wieder hier oder sehen uns mal morgens mit einen freundlichen „Servus “oder „Grias di“ am See.

 

Pfiats euch, bis boid

 

 

Sabine Hartmann

Geboren in Ingolstadt als echte Schanzerin. Zweitheimat Schliersee. Naturmensch mit Leidenschaft zur Fotografie

 

 

 

Wanderlust statt Alltagsfrust – ein Werktagsausflug an den Spitzingsee

Herbstzeit ist Wanderzeit, und wenn die Sonne von einem blitzblauen Himmel leuchtet, macht es gleich doppelt so viel Freude. Die Wanderung zur Oberen Maxlraineralm im Spitzingseegebiet ist auch für untrainierte Bergfreunde zu bewältigen und gewährt traumhafte Ausblicke, ein großartiges Alpenpanorama und uriges Hüttenflair.

 

 

Wer mit dem Auto anreist, parkt am besten am kostenpflichtigen Wanderparkplatz neben der Dorfkirche in Spitzingsee. Von dort sind es nur ein paar Meter zur Schranke neben der Gaststätte „Alte Wurzhütte“. Nach dem Passieren der Schranke zweigt nach ein paar Metern eine geteerte Forststraße nach links Richtung Rotwand und Taubenstein ab. Bereits nach ein paar Metern bergauf hat man einen guten Blick hinab ins Tal auf die pittoresken Valepper Almen und die beliebte Albert-Link-Hütte. Nach ca. 30 Minuten erreicht man die Untere Maxlraineralm, die nicht bewirtschaftet ist.

Unmittelbar danach biegt nach rechts ein Weg zur Oberen Maxlraineralm ab. Die schmale Schotterstraße schlängelt sich durch lichten Hochwald und offenbart zwischen den Bäumen immer wieder grandiose Aussichten auf die umliegenden Berggipfel und Almwiesen. Der ausgebaute Weg endet an der Talstation eines kleinen Skilifts unterhalb des mächtigen Taubenstein-Gipfels. Ab hier sind Trittsicherheit und festes Schuhwerk gefordert! Neben dem steilen Wiesenhang führt ein unbefestigter Pfad über Wurzelwerk und verstreute Felsbrocken durch den schattigen Bergwald bis knapp unterhalb der Hütte.

Die Obere Maxlraineralm ist ganzjährig geöffnet und bietet ihren Gästen ein gemütliches Ambiente mit großer Sonnenterrasse und allerlei kulinarischen Schmankerln. Wer länger bleiben möchte, kann sich eines der gemütlichen Gastzimmer im Dachgeschoss reservieren.

Auf rund 1.500 Metern Höhe präsentiert sich ein Ausblick, der in den Oberbayerischen Alpen seinesgleichen sucht: Wie Perlen auf einer Schnur reihen sich die Alpengipfel aneinander, und an klaren Tagen reicht die Sicht Richtung Süden bis zum Gipfel des Ortler in Südtirol und Richtung Westen bis zur Zugspitze.

Wer nach der rund eineinhalbstündigen Wanderung noch nicht genug hat, kann von der Maxlraineralm aus noch zahlreiche weitere Touren ins Rotwandgebiet oder auch zum Gipfel des Taubensteins unternehmen.

Allen anderen empfiehlt sich die Talfahrt mit der nostalgischen Taubenstein-Kabinenbahn, deren Bergstation von der Alm aus in etwa zehn Gehminuten zu erreichen ist.

 

 

Obere Maxlraineralm

Matthias Schmidlin

Obere Maxlraineralm 1

83727 Spitzingsee

matthias_schmidlin@yahoo.com

Mobil: 0172/600 30 29

Tel.: 08026/7382

www.obere-maxlraineralm.de

 

Wandertipps im Netz:

https://www.hoehenrausch.de › huetten › obere-maxlraineralm

https://planetoutdoor.de/touren/wandern/obere-maxlraineralm

 

 

Katharina Fitz

Wohnhaft in Warngau, geboren in Tegernsee, aber dem Schliersee herzlich zugetan. Zweifache Mama und als freiberufliche Redakteurin, Sprecherin und Schauspielerin viel unterwegs. Steckenpferde: Kunst und Kultur, Natur (vor allem Bäume) und Schuhe!

 

 

 

Knieschonendes Wandern in den Schlierseer Bergen – Tipps von unserem Gästeführer Wolfgang Haas

Beim Wandern bei uns in den Schlierseer Bergen geht es immer wieder bergauf und bergab. Das kann eine große Belastung für die Knie sein. Hier drei Tipps von unserem Gästeführer Wolfgang Haas, wie ihr eure Knie entlasten könnt und so mehr Spaß an der Bewegung im Freien haben werdet.

 

 

#1 Die Bergbahn ins Tal nehmen

Das Bergaufgehen ist für die Knie eher unproblematisch. Ihr könnt also eure Knie ganz einfach entlasten, indem ihr einen Gipfel in der Nähe einer Bergbahn wählt und bergab mit dem Sessellift oder der Gondel fahrt. Bei uns in Schliersee gibt es die Schliersbergbahn, die Taubenstein-Kabinenbahn und die Stümpflingsesselbahn. Unbedingt schon vorher die Tour genau planen und die Betriebszeiten der Bergbahnen beachten. Alternativ könnt ihr eine Route wählen, die anspruchsvoll im Aufstieg und gemütlicher im Abstieg ist. Wählt den spannenden Bergpfad hinauf und die „langweilige“ Forststraße hinunter. Eure Knie werden es euch danken.

#2 Wanderstöcke benutzen

Wanderstöcke entlasten nicht nur eure Knie, sie helfen euch auch, das Gleichgewicht zu halten, und unterstützen die Wirbelsäule und die Muskulatur. Die Wanderstöcke werden gleichzeitig vorne aufgesetzt, das entlastet eure Kniegelenke. Denkt daran, die Länge der Wanderstöcke anzupassen ‒ je nachdem, ob ihr bergauf oder bergab geht. Wir haben zwei Fachgeschäfte in Schliersee, die euch gerne beim Wanderstock-Kauf beraten.

Intersport Berauer in Schliersee

Smartino in Neuhaus

#3 Wahl der richtigen Bergschuhe und Gehtechnik

Die Wahl der Bergschuhe ist entscheidend. Im Idealfall sind die Schuhe gut gedämpft. Hier kann auch eine entsprechende Einlage helfen. Einen besseren Halt für Fuß und Bein geben die richtigen Wanderstrümpfe. Lasst euch in einem unserer Fachgeschäfte beraten, wir haben drei kompetente Ansprechpartner in Schliersee.

 

 

Intersport Berauer in Schliersee

Schuhhaus Riepl in Schliersee

Smartino in Neuhaus

TIPP: Denkt daran, die Schuhe auf kürzeren Strecken einzulaufen, bevor ihr euch auf eine mehrstündige Wanderung macht.

Auch die richtige Gehtechnik ist entscheidend. Mit der Verlagerung des Körperschwerpunkts nach vorne beim Bergaufgehen könnt ihr den Gang stabilisieren und so auch die Knie entlasten. Bergab solltet ihr euch auch leicht nach vorne beugen – in Richtung Tal. Das Gewicht liegt so auf der kompletten Fußsohle. Zuerst solltet ihr mit der Ferse aufsetzen und dann den ganzen Fuß abrollen. Die Knie solltet ihr nicht durchdrücken, sondern das Gewicht mit den Oberschenkeln abfangen.    Macht lieber kurze Schritte als lange. Das gibt außerdem zusätzliche Stabilität.

TIPP: Je schwerer der Rucksack, desto mehr werden eure Knie belastet. Nehmt wirklich nur das Wichtigste im Rucksack mit.

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Die Kirche St. Bernhard am Spitzingsee und ihre bewegte Geschichte

Ein bisschen düster und abweisend wirkt die katholische Kirche St. Bernhard in der Ortsmitte von Spitzingsee. Komplett aus grauem Stein erbaut, trotzt sie seit Jahrzehnten den rauen Wetterbedingungen in den bayerischen Bergen. Doch wer glaubt, dass diese Kirche steht schon seit Jahrhunderten an ihrem Platz steht, irrt. Die Grundsteinlegung des massiven Bauwerks fand am 22. August 1937 statt. Initiator des Baus war der damalige Schlierseer Ortspfarrer Adalbert Obermayer. Schon damals erfreute sich das Spitzingseegebiet bei Wanderern und Wintersportlern großer Beliebtheit. Die Menschen pilgerten in Scharen in das kleine Bergdorf und sollten dort auch die Gelegenheit zur Zwiesprache mit dem Herrn erhalten.

 

 

Doch der Bau gestaltete sich schwierig. Die politischen Verhältnisse erforderten zähe Verhandlungen mit den nationalsozialistischen Machthabern. Sie bestimmten, dass aus Spargründen als Baumaterial nur am Berg gebrochener Stein und dort geschlagenes Holz verwendet werden dürfen. Die Handwerker machten sich dennoch mit Feuereifer ans Werk und begannen nach den Plänen des Münchner Architekten Friedrich Haindl mit dem umfangreichen Bau.

 

Der Turm stürzte ein

Am 15. Juni 1938 geschah jedoch ein Unglück: Durch wolkenbruchartige Regenfälle stürzte der frisch errichtete Turm in sich zusammen. Verletzt wurde damals zum Glück niemand. Schon drei Monate später löste sich ein großer Steinblock aus dem wiederaufgebauten Turm und zerschlug das Baugerüst. Diesmal wurden drei Arbeiter verletzt. Als Ursache ermittelte man damals die Verwendung von minderwertigem Zement.

Im Herbst des Jahres 1938 waren die Baumaßnahmen dann abgeschlossen, und die Gemeinde Spitzingsee konnte die feierliche Einweihung der Kirche mit Kardinal Michael von Faulhaber in festlichem Rahmen feiern. Gewidmet ist die Kirche übrigens dem heiligen Bernhard von Mentone, dem Schutzheiligen der Alpenbewohner, Alpenwanderer und Bergsportanhänger.

 

iobsbotschaft für die Dorfbewohner

Im Jahr 1942 erreichte die Einwohner des Dorfes am Spitzingsee eine Hiobsbotschaft: Die NS-Organisation „Energie und Kraft“ beabsichtigte, eine 17 Meter hohe Staumauer nahe der Alten Wurzhütte zu errichten. Das Wasser des Sees sollte auf diese Weise gestaut und zur Energiegewinnung genutzt werden. Um dieses Projekt zu realisieren, sollten die Dorfbewohner umgesiedelt und die Kirche St. Bernhard sowie die umliegenden Häuser und Gehöfte abgerissen werden. Doch zum Glück konnte das Projekt bis zum Kriegsende 1945 nicht mehr verwirklicht werden, und der Ort Spitzingsee blieb erhalten.

Die heftigen Winde und starken Schneelasten setzten der steinernen Kirche in den letzten Jahrzehnten arg zu. Deshalb wurde sie in den 1990er-Jahren aufgrund umfassender Renovierungsarbeiten für einige Zeit geschlossen. Am 1. Juni 2000 erstrahlte das Äußere und Innere der Kirche in neuem Glanz und war wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

 

Ein Segen für die Bergmenschen

Das Besondere im Innenraum des Gebäudes ist die trapezförmig gewölbte Holzdecke mit einer Inschrift, die den Bergsegen Papst Pius XI. – der ein begeisterter Alpinist war ‒ wiedergibt:

„Segne, Herr, die Seile, Stöcke, Pickel und alle Ausrüstung der Bergsteiger, auf dass sie durch ihren Gebrauch, an steilen und abschüssigen Höhen und Wänden, auf eisigen Gletschern und im Toben der Stürme vor Absturz und jeglicher Gefahr gesichert seien, glücklich die Gipfel erklimmen und heil zu den Ihren wiederkehren.

Schirme, Herr, durch die Fürbitte des Hl. Bernhard, den Du als Patron der Almen und Alpenwanderer auserwählt hast, diese deine Diener und gewähre ihnen in Deiner Huld, dass sie im Bergsteigen unserer Höhen auch auf den Berg gelangen, der da ist Christus, unser Herr, Amen.“

(Auszug Schlierseer Orts-Chronik)

 

 

 

 

Katharina Fitz

Wohnhaft in Warngau, geboren in Tegernsee, aber dem Schliersee herzlich zugetan. Zweifache Mama und als freiberufliche Redakteurin, Sprecherin und Schauspielerin viel unterwegs. Steckenpferde: Kunst und Kultur, Natur (vor allem Bäume) und Schuhe!

 

 

 

Tradition & Spielfreude ‒ hinter den Kulissen des Schlierseer Bauerntheaters

Das Schlierseer Bauerntheater ist eine Institution: Gegründet 1892 vom legendären Hofschauspieler Konrad Dreher und dem Gastronomen Xaver Terofal, ist es bis heute nicht wegzudenken aus dem kulturellen Leben der Gemeinde. Schon oft haben wir über die Premieren des Ensembles berichtet. Aber wie geht’s eigentlich hinter den Kulissen des Bauerntheaters zu? Was muss alles dekoriert, angezogen, geschminkt und geprobt werden, bevor der Vorhang sich öffnet und die Vorstellung beginnt? Das Schliersee Magazin hat nachgeforscht …

 

 

Ein Abend im September. Kurz nach 18:00 Uhr. Noch zwei Stunden bis zur Vorstellung. Die Komödie „Bluatwürst & Sauschwanzl“ wird heute zum letzten Mal auf den Brettern der Schlierseer Bauerntheaterbühne zu sehen sein. Durch den Seiteneingang gelangen wir hinter die Bühne. Noch ist dort alles ruhig. Nur einer ist schon in Aktion: Georg Attlfellner, genannt „Schorsch“, lässt Theaterblut in einen Emaille-Eimer laufen. In „Bluatwürst & Sauschwanzl“ wird schließlich „schwarz“ geschlachtet. In der Ecke lehnen schon die „Schweinehälften“ – mit bedrucktem Stoff bezogene Kissen.

 

Die Requisite ‒ von eBay auf die Theaterbretter

Mit 92 Jahren ist Georg Attlfellner nicht nur der älteste Schauspieler des Ensembles, sondern auch „unser einziger Profi“, sagt schmunzelnd Florian Reinthaler, erster Vorstand des Schlierseer Bauerntheater e. V. Tatsächlich spielte Georg Attlfellner schon als 15-Jähriger im Ensemble des Schlierseer Bauerntheaters. In den 1950er-Jahren machte er dann Filmkarriere als Ausstatter, Requisiteur und Darsteller – unter anderem bei „Old Shatterhand“ und „Lausbubengeschichten“. Heute verantwortet Georg Attlfellner Requisite und Bühnenbild – und steht auch weiterhin als Schauspieler auf der Bühne. „Da kann es schon mal sein, dass der Schorsch bei eBay mitsteigert, damit wir das passende Accessoire für unser Stück bekommen“, erzählt Schauspielkollege Andi Greipl mit ehrlicher Bewunderung.

 

Das Bühnenbild: erst mini, dann oho!

Die Liebe zum Detail zeigt sich auch in den Bühnenminiaturen von Georg Attlfellner. Für jedes neue Stück baut er das Bühnenbild zunächst „in Klein“ in Sperrholz nach, bespricht mit dem jeweiligen Regisseur, was wohin kommt, schiebt von Hand bemalte Platten so lange hin und her, bis Spielleiter und Darsteller mit der Kulisse zufrieden sind: „So wie’s halt jeder Architekt auch macht“, sagt Georg Attlfellner bescheiden.

 

Die Stücke: von komisch bis tragend

Aber was kommt eigentlich auf den Spielplan – woher wissen die Schlierseer, was ihr Publikum sehen mag? „Das ist meistens eine Gemeinschaftsarbeit, auch ganz viel Rumfahren und inspirieren Iassen“, sagt Vorstand Florian Reinthaler. „Unsere Regisseure versuchen immer, unterschiedliche Genres zu besetzen, von der leichten Komödie bis hin zu einem tragenden oder auch zeitgenössischen Stück, sodass wir einen bunten Mix übers Jahr verteilt haben.“

 

Tatsächlich wurde den Schlierseern schon ein eigenes Stück auf den Leib geschneidert: die Geschichte des Wildschütz Jennerwein (gespielt von Hartl Rieder) in der Fassung von Schriftsteller Werner Schlierf. „In der Regel inszenieren wir zwei neue Stücke pro Jahr und haben zwei Wiederaufnahmen auf dem Spielplan“, erzählt Ensemblemitglied Andi Greipl.

 

Die Besetzung: Jeder ist Theater-narrisch!  

Ist das Stück erst einmal gefunden, geht es an die Rollenbesetzung. Ein heikles Thema? – „In der Regel haben die Regisseure schon eine Idee, wer für welche Rolle am besten passt. Die sprechen dann mit den Spielern und klären: Hast du Zeit und Lust? Das klappt gut, weil jeder Theater-narrisch ist und sich freut, wenn er spielen darf.“

 

Keine Selbstverständlichkeit, denn das Engagement im Schlierseer Bauerntheater kostet viel Zeit: „In der heißen Phase vor unseren Premieren proben wir zwei- bis dreimal pro Woche – je nachdem, wie groß die jeweilige Rolle ist“, verrät Andi Greipl. „Unsere neuen Stücke feiern immer zu Ostern und zu Pfingsten Premiere. Da hat man dann erst mal die heiße Phase im Theater, bis man Ostereier suchen darf.“

 

Der Nachwuchs: Neue Gesichter willkommen!

Übrigens: Wer Interesse und Leidenschaft fürs Bauerntheater besitzt, ist herzlich willkommen, sich beim Schlierseer Ensemble vorzustellen: „Gerade um den Jahreswechsel herum, wenn wir das neue Theaterjahr planen, können Interessierte gerne bei uns vorbeischauen“, so Florian Reinthaler. „Dann lernt man sich gegenseitig kennen und schaut, ob das passen könnte.“

 

Eine, für die es von Anfang an wunderbar „gepasst“ hat – und die für jede einzelne Probe, jede Aufführung aus München an den Schliersee pendelt ‒, ist Sabine Mlynek: „Ich bin mal für eine Theaterkollegin in Schliersee eingesprungen. Und dann gleich hängen geblieben, weil ich es total schön gefunden habe“, erzählt sie. „Es gibt zwar viele bayerische Theater, aber ich finde das Schlierseer Bauerntheater am schönsten. Allein der wunderschöne Theatersaal mit den Hirschen und dem Efeu am Balkon. Und: Das spielerische Niveau ist sehr hoch.“

 

Der Notfallplan: Krank sein gibt’s nicht!

Die Besetzung steht, die Gäste kommen – was passiert, wenn kurzfristig ein Ensemblemitglied krank wird? „Das kommt Gott sei Dank ganz selten vor“, sagt Florian Reinthaler – und fügt augenzwinkernd hinzu: „Wir haben sehr gute Ärzte in Schliersee, die unsere Spieler noch mal aufpäppeln. Und wenn es gar nicht anders geht, dann springt kurzfristig jemand ein. Oder wir müssen ein Stück tauschen.“ Sabine Mlynek ergänzt: „Jeder hat schon einmal eine kleine Krankheit gehabt. Oder eine große. Aber das Adrenalin, das regelt es dann davor. Krank sein gibt’s nicht.“

 

Die Musik: Kompositionen von Kurkapellmeister Hermann Reil

So einzigartig wie das Schauspielensemble ist auch die traditionell bayerische Musik des Schlierseer Bauerntheaters: „Das Musiziergut gehört uns ganz alleine“, erzählt Heiner Oberhorner, zweiter Vorstand des Schlierseer Bauerntheaters und Mitglied der Schlierachtaler Musikanten. „Ob Landler, Polka oder Märsche – alle unsere Stücke stammen aus der Feder von Hermann Reil, dem früheren Leiter der Schlierseer Kurkapelle. Er hat die Musik speziell für unsere Besetzung komponiert und arrangiert: für Akkordeon, Gitarre, Trompete, Tuba und zwei Klarinetten. So spielen wir nun schon seit fast 40 Jahren.“

 

Der Dialekt: Sprechen Sie Bairisch?

Die Klänge der Musik sind universell verständlich. Aber wie verhält es sich mit der Sprache – schließlich werden alle Stücke in Bairisch aufgeführt? „Eigentlich versteht das jeder“, sagt Sabine Mlynek. „Selbst mein Schwager aus England hat das wunderbar verstanden. Die Handlung an sich ist ja nachvollziehbar. Wir hatten sogar schon Gäste aus Indien im Publikum, die uns nach der Vorstellung sagten: ‚It was good!‘“ Kollege Andi Greipl ergänzt: „Die Leute kommen ja mit der Erwartungshaltung: ‚Ich schaue mir ein bayerisches Bauerntheater an‘. Da wäre es ja verkehrt, wenn die ein rein hochdeutsches Theaterstück zu hören bekämen.“ Und Florian Reinthaler scherzt: „Das wäre ja so, als ob das Ohnsorg-Theater plötzlich Bairisch sprechen würde. Das passt auch nicht zusammen.“

 

Die Garderobe: Historische Trachtengewänder in neuem Glanz

Bayerische Tradition und Lebensart sind auch in den Gewändern der Schauspieler sichtbar. In den Garderoben und Hinterzimmern des Theaters stehen Schränken voller traditioneller Trachtenkostüme, Hüte, Schuhe und Requisiten. „Hier ist zum Beispiel das Kostüm, das ich in ‚Die Probenacht‘ trage“, sagt Sabine Mlynek und zieht einen handgenähten, grünen Trachtenrock mit Janker von der Kleiderstange: „Das ist gut 100 Jahre alt – und hat schon einiges gesehen. So ein Gewand zieht man wirklich mit Achtung an.“ Der Kostümfundus des Theaters ist über die Jahre gewachsen. Immer wieder öffnen auch Privatleute ihre Kleiderschränke und spenden Trachtengewänder für die Inszenierungen des Ensembles.

 

Die Beleuchtung: modernste Technik mit LEDs

Dass Gewänder und Schauspieler auch ins richtige Licht gesetzt werden, dafür sorgen die Techniker Dieter Gawer und Gerhard Knabel. Von ihrem Platz auf der Galerie aus haben sie den kompletten Saal im Blick, hellen auf, dunkeln ab, blitzen oder tauchen auch mal die ganze Bühne in blaues Licht, wie in der Inszenierung „Die Geierwally“. „Unsere Lichteffekte sollen die Dramaturgie unterstützen und unterstreichen“, sagt Dieter Gawer.

 

Vor drei Jahren wurde die Technik im Bauertheater vollständig erneuert, seitdem besteht die Saalbeleuchtung aus dimmbaren LEDs. Es verbinden sich so traditionelles Kulturgut und modernste Technik. „Im Prinzip habe ich den kompletten Ablauf des Stücks schon am Computer vorprogrammiert“, sagt der Mann hinter den Mischpulten und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Aber natürlich muss ich während der Vorstellung immer wieder händisch eingreifen. Manchmal geht etwas langsamer als gedacht – oder ein Schauspieler lässt versehentlich eine Textpassage aus.“

 

Pannen? Die gäbe es nicht, entgegnet das Ensemble: „Bei uns geht nie was schief“, sagt Gitti Engelhard mit einem Augenzwinkern. „Es geht immer weiter. Das ist Theater!“

 

 

Schlierseer Bauerntheater
Xaver-Terofal-Platz 1
83727 Schliersee

 

Web: www.schlierseer-bauerntheater.de
E-Mail: info@schlierseer-bauerntheater.de
Instagram: https://www.instagram.com/schlierseerbauerntheater/
Facebook: https://www.facebook.com/bauerntheater.schliersee

 

Exponat im Museum der Bayerischen Geschichte, Regensburg

Seit dem Sommer hat das Schlierseer Bauerntheater ein eigenes Exponat im neu eröffneten Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg. Dort steht eine original Baumkulisse, die schon 1895/96 auf der Amerika-Tournee des Ensembles im Einsatz war – damals noch unter dem legendären Gründer und Theatermacher Konrad Dreher.

 

https://www.schlierseer-bauerntheater.de/museum-der-bayerischen-geschichte

https://www.museum.bayern/museum.html

 

 

Sandra Leu

Rheinländerin in Oberbayern. Ist der Liebe gefolgt und hat den Schliersee als Herzensort entdeckt. Freie Redakteurin, PR-Frau und Mama von Zweien. Zeigt Unternehmerinnen und Gründerinnen, wie sie mit Storytelling sichtbar werden und ihre besten Kunden anziehen. Ihr Business: Hallo Heldin! Ihre Kreativitätstechnik: die Joggingrunde um den See.

 

 

 

Back to the roots – Faszination Handwerk ist wieder „dahoam“

Christine Falken strahlt. Kein Wunder, denn im Oktober erfüllt sich für „d‘Nahterin“ aus Schliersee ein Herzenswunsch: Der Handwerkermarkt des Vereins „Faszination Handwerk“, dessen Vorsitz die Schneidermeisterin innehat, kehrt nach 16 Jahren Abstinenz an den Schliersee zurück. Nach dem ersten Handwerkermarkt an Lichtmess auf der Insel Wörth kurz nach der Gründung des Vereins, der sich der Förderung und Erhaltung althergebrachter Handwerkstechniken verschrieben hat, musste der Markt viele Jahre lang aus Platzgründen in andere Orte ausweichen. Insgesamt 32-mal veranstalteten Christine Falken und ihre Mitstreiter den Markt an alten bayerischen Feiertagen wie Lichtmess und Leonhardi.

 

 

Zwei Standorte und ein „kulinarischer Weg“

Doch in diesem Jahr ist alles anders. Anlässlich der 100-jährigen Markterhebung der Gemeinde Schliersee hat der Verein mit der Unterstützung von Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer ein neues, innovatives Konzept entwickelt. Statt lokal an einem Ort findet der Markt nun an zwei Standorten im Herzen von Schliersee statt. Rund 30 Handwerksbetriebe aus Bayern und Südtirol präsentieren ihre Kunstwerke und ihr Können im Saal des Schlierseer Heimatmuseums sowie in der Vitalwelt direkt am See. Als Verbindung dieser beiden Ausstellungsorte dient ein „kulinarischer Weg“ mit einem bunten Angebot an regionalen Spezialitäten.

Die Vielfalt der teilnehmenden Handwerksbetriebe ist immens: Vom Orientteppichrestaurator über einen Feintäschner bis zur Goldschmiedemeisterin und Porzellanmalerin sind Gewerke aus nahezu allen Bereichen vertreten. Eine Buchrestauratorin gewährt Einblick in ihre Tätigkeit, eine Handweberei und eine Modistin zeigen ihre Modelle und ihre Arbeitsweise. Die Besucher dürfen außerdem erleben, wie Lampenschirme hergestellt werden und Hinterglasbilder entstehen.

Das Besondere und Einzigartige

Christine Falken und ihre Vereinskollegen legten bei der Auswahl der Teilnehmer großen Wert auf Authentizität und das Besondere. „Wer bei uns ausstellen möchte, muss den Meistertitel seines Fachs in der Tasche haben“, bekräftigt die Schlierseer Nahterin.

Gin, Räucherfisch und Schokolade

Neu in diesem Jahr ist das Angebot an Ständen mit kulinarischen Schmankerln. Der TSV Schliersee ist hierbei ebenso vertreten wie die Neuhauser Genussschmelzerei Essendorfer, die Fischerei Schliersee, die Rafaels Kaffeerösterei, ein Nudelmacher, die Zahlersberg Distillers mit ihren Gin-Kreationen, Clement Chococult mit feinsten Schokoladenvariationen, der Schlierseer Bäcker Zanger, der Tölzer Kasladen sowie Mark Linke und sein Unternehmen „Bulli Events“.

 

 

Der Handwerkermarkt des Vereins „Faszination Handwerk“ findet von Freitag, 25. Oktober, bis Sonntag, 27. Oktober, statt. Geöffnet ist der Markt am Freitag von 12:00‒17:00 Uhr, am Samstag und Sonntag von 10:00‒17:00 Uhr. Der Eintritt beträgt pro Person 3 Euro, für Kinder bis 14 Jahre ist der Eintritt frei.

 

Fotos: Thomas Plettenberg

 

 

Katharina Fitz

Wohnhaft in Warngau, geboren in Tegernsee, aber dem Schliersee herzlich zugetan. Zweifache Mama und als freiberufliche Redakteurin, Sprecherin und Schauspielerin viel unterwegs. Steckenpferde: Kunst und Kultur, Natur (vor allem Bäume) und Schuhe!