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Leonhardifahrt in Schliersee: Tradition, Segen und Magie

Der heilige Sankt Leonhard ist der Schutzpatron für Pferde, das Vieh, für Fuhrmannsleute und Reiter. Am 5. November 2023 wird bei uns in Schliersee wieder die alljährliche Leonhardifahrt von Schliersee nach Fischhausen veranstaltet.

 

 

Ich habe Anfang des Jahres Veronika Stürzer in ihrem Atelier besucht, die den Auftrag hatte, einen Leonhardiwagen zu bemalen. Dieser wurde inzwischen fertiggestellt.

Zum Nachlesen: Schlierseer Schmuckstück – ein neuer Leonhardiwagen wird gestaltet – Schliersee Magazin

 

Seinen Leonhardiwagen hat Schorsch Sonne mithilfe seines Freundes Josef Scharmann selbst gebaut und das Schmuckstück wartet ist jetzt auf seinen Einsatz. Einsteigen dürfen am 5. November die Mitglieder des Schlierseer Trachtenvereins. Das ist eine besondere Ehre, denn der Wagen ist wunderschön geworden und die Vorfreude riesengroß.

Kurz vor Leonhardi werden dann alle historischen Tafel- und Truhenwägen in liebevoller Handarbeit geschmückt. Das heißt, es werden die zuvor gesammelten Latschen, Almrausch, Fichten, Stechpalmenblätter, Erika, Moos, Waldrebe und Hagebutten zu echten Kunstwerken gebunden.

 

Ich habe im vergangenen Jahr Hartl Markhauser und die Schalkfrauen beim Schmücken auf dem Anderlbauernhof besucht.

Zum Nachlesen: Tradition in Schliersee erleben: Leonhardifahrt am 06. November 2022 – Schliersee Magazin

 

Am Morgen des Festzugs werden dann die Rösser herausgeputzt, gestriegelt und die Mähnen der Pferde wunderschön geflochten. Auch die Trachtler selbst kleiden sich für die Leonhardifahrt festlich.

 

Los geht es um 9:00 Uhr in der Schlierseer Ortsmitte. Die Prozession geht durch Schliersee und dann weiter entlang des Sees nach Fischhausen zur Wallfahrtskirche Sankt Leonhard. Bei der Ankunft in Fischhausen werden Rösser und Reiter gesegnet. Um 10:00 Uhr wird auf der Wiese hinter der Kirche ein festlicher Gottesdienst gefeiert.

 

Tipp: Es gibt auch immer einen kleinen Würstelstand am Rand der Wiese.

 

Zum Abschluss zieht der Festzug ein weiteres Mal um die Wallfahrtskirche, die Pferde werden erneut gesegnet und die Prozession teilt sich dann – je nach Heimatort in Richtung Bayrischzell und Fischbachau oder Schliersee. Gegen Mittag treffen sich die verschiedenen Trachtengruppen im Schlierseer Bauerntheater, um traditionell den Tag bei gutem Essen vom Gasthof Terofal, Bier, Musik und Tanz ausklingen zu lassen. Für die gute Stimmung sorgt die Schlierseer Blasmusik.

 

 

An Leonhardi haben Pferde Vorfahrt!

Bitte beachte, dass die Ortsdurchfahrt (B 307) von Schliersee bis nach Fischhausen am 5. November 2023 von 8:00 Uhr bis 13:00 Uhr gesperrt ist und auch schon im Vorfeld Gespanne auf den Straßen rund um Schliersee unterwegs sind, was zu Verkehrsbehinderungen führen kann. Ich empfehle dir, mit der Bayerischen Regiobahn anzureisen, da die Haltestellen Schliersee und Fischhausen nur wenige Gehminuten vom Start- und Endpunkt der Wallfahrt liegen. Besonders wichtig ist es, Hunde anzuleinen, um Unfälle durch aufgeschreckte Pferde zu vermeiden.

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Lebensfreude in Weißblau: Maibaumringeln in Schliersee

Schliersee bekommt dieses Jahr wieder einen neuen Maibaum. Ich habe mich heute mit Gemeindeschreiner Thomas Löw getroffen, der tatsächlich ein Maibaumprofi ist.

 

 

„Das ist schon mein fünfter Maibaum“, erzählt er mir. Ausgesucht wurde der Baum bereits im vergangenen Jahr. Das ist gar nicht so einfach. Er muss die richtige Größe und Stärke haben und natürlich auch gerade sein. Der Baum ist 28 Meter lang. Gespendet wurde er, wie auch schon die Maibäume zuvor, vom Forstbetrieb Schliersee. „Danke noch mal an Forstbetriebsleiter Jörg Meyer“, freut sich Thomas. Vor dem Schneefall im Winter haben sie den Baum aus dem Wald geholt und die Rinde und den Bast entfernt und dann auf dem Bauhof eingelagert. Vor zwei Wochen haben Thomas und seine Helfer den Baum geputzt und weiß grundiert. Danach wird der Maibaum zweimal weiß gestrichen und dann werden die Ringel abgeklebt. „Da muss man schon ein bisschen nach dem Gefühl gehen“, erklärt mir Thomas. Aber natürlich wird auch gemessen. „Ganz einfach ist das nicht“, lacht er, denn wenn der Maibaum auf dem Terofalplatz steht, soll er ja schön ausschauen. Und das wird er, da bin ich mir sicher! Gestrichen wird der Baum mit einer kleinen Rolle mit einem eigens gemischten Blauton – ausgesucht von Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer und weiteren Mitarbeitern aus dem Rathaus. Auch diese Wahl macht man sich nicht leicht. Hinter so einem Maibaum steckt nicht nur viel Arbeit, sondern auch viel Liebe und Herzblut. Wenn der Baum fertig gestrichen ist, werden die Zunfttafeln montiert.

 

Aber was, wenn der Maibaum gestohlen wird?

Das gehört ja tatsächlich zum Maibaum-Aufstellen dazu. Nur wenn der Baum während des Streichvorgangs gestohlen wird, dann wird Thomas ein bisserl unentspannt. „Aber das ist dann auch einfach, denn wer den Baum in diesem Zustand entwendet, der muss ihn fertig weißeln“, lacht er. Egal ob beim Bewachen, Stehlen, beim Auslösen oder dann beim gemeinsamen Aufstellen und Feiern – das Maibaumaufstellen ist immer ein ortsübergreifendes Ereignis. Wird der Baum gestohlen, muss der Bürgermeister mit den Dieben verhandeln. Gegen Bier und Brotzeit wird der Maibaum üblicherweise unbeschadet wieder zurückgebracht.

 

 

Maibaumaufstellen am 1. Mai 2022

Am ersten Mai wird der Maibaum mit Rössern von Neuhaus nach Schliersee gebracht. Aufgestellt wird der Maibaum per Kran und nicht traditionell mit Schwaiberl. Die Nähe zur Bundesstraße und das Gewicht durch sehr viele und große Zunfttafeln machen dies notwendig. „Danach gibt es am Terofal Blasmusik, und der Trachtenverein tanzt den Maibaum ein“, sagt Thomas. Ein schönes Fest!

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Die Alt-Schlierseer-Trachtengruppe beim Oktoberfest: So a scheena Dog!

Große Ehre für die Alt-Schlierseer-Trachtengruppe: Sie durfte heuer beim traditionellen Trachten- und Schützenzug auf dem Münchner Oktoberfest dabei sein – bereits zum wiederholten Mal. Gemeinsam mit anderen historischen und traditionellen Trachtengruppen aus dem In- und Ausland, Blaskapellen und Spielmannszügen, Festwägen und Brauereigespannen, Gebirgs- und Sportschützen zogen die Schlierseer Trachtler am ersten Wiesn-Sonntag durch die Münchner Innenstadt.

 

 

Tolles Gefühl der Zusammengehörigkeit

Von der Maximilianstraße über Odeonsplatz und Stachus bis zur Oktoberfestwiese: Angeführt vom „Münchner Kindl“ hoch zu Ross, präsentierten sich die Schlierseer Trachtler um Manfred Tschirner und Bernhard Findeiss den zahlreichen Zuschauern. „Die rund sieben Kilometer Strecke mitzulaufen, das ist schon eine große Ehre und ein ganz tolles Gefühl“, schwärmt Manfred Tschirner, Vorsitzender der Alt-Schlierseer-Trachtengruppe. „Für unseren Trachtenverein entsteht da immer ein ganz toller Moment der Zusammengehörigkeit.“

 

Um die 9.000 Mitwirkende nehmen jedes Jahr am Trachten- und Schützenzug teil. Er zählt zu den traditionsreichen Highlights des ersten Wiesn-Wochenendes. 1835 fand der Trachten- und Schützenzug erstmals statt – Anlass waren damals das 25-jährige Bestehen des Oktoberfests sowie die Silberhochzeit von König Ludwig I. und Therese von Bayern.

 

Tracht vom Beginn des 19. Jahrhunderts

Aus der Zeit zwischen 1810 – dem Jahr des allerersten Oktoberfests – und 1835 stammen auch die Gewänder der Alt-Schlierseer-Trachtengruppe: „Unsere Tracht passt perfekt in die damalige Zeit“, sagt Manfred Tschirner. „Unsere Mitglieder tragen Festtags- und Alltagstracht – ganz bunt gemischt.“ Typische Merkmale der Alt-Schlierseer Tracht sind der charakteristisch hohe „Stopselhut“ aus Wollfilz und der „Flor“, ein Halstuch, typischerweise in Schwarz oder Dunkelrot. Für die jungen Mädchen gibt es eine sogenannte Maschlhaube – engmaschig gestrickt aus schwarzer Wolle.

 

Auch der Wagen der Alt-Schlierseer-Trachtler, liebevoll handbemalt von Lüftlmaler und Restaurator Günther Wasmeier, ist der Zeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts nachempfunden: „Die Bemalung mit den typischen Barockformen orientiert sich an alten Stichen sowie an den Bauernmöbeln, die man damals gehabt hat“, verrät Günther Wasmeier. „Bei den Farben haben wir Blau, was immer eine königliche Farbe ist. Und zusammen ergeben das Blau und das Gelb dann die Farben des Schlierseer Gemeindewappens.“

 

Immergrüner Schmuck aus Daxen, Buchs und Waxlawa

Und das ist noch nicht alles: Selbstverständlich lassen es sich die Schlierseer Trachtler nicht nehmen, ihrem Wagen einen dem Anlass entsprechenden Festschmuck zu verpassen. „Die geraden Metallstäbe haben wir mit Daxen, das heißt Tannenzeigen, geschmückt“, verrät Stephanie von Oelhafen. „Auf die runden Bögen kommt Buchsbaum. Und den Wagenrand ziert Waxlawa, das ist Stechpalme.“ Am Ende werden die immergrünen Gebinde noch mit blau-gelbem Taftband in den Farben von Schliersee dekoriert. „Für die Vorbereitung brauchen wir viele helfende Hände“, verrät Manfred Tschirner. „Da starten wir gut drei bis vier Wochen vorher.“

 

Am ersten Wiesn-Sonntag ging‘s schon um 8:00 Uhr früh los – die Alt-Schlierseer-Trachtler fuhren gemeinsam mit dem Reisebus in die Stadt. „Das ist schon eine einmalige Stimmung dort“, sagt Bernhard Findeiss, der in diesem Jahr erstmals mit seiner ganzen Familie – Frau Kathrin sowie den beiden Kindern – beim Trachtenzug vertreten ist. „Es sind immer wahnsinnig viele Zuschauer dabei, die stehen in Fünfer- oder Sechserreihen – ohne dass irgendwann mal eine Unterbrechung zu sehen wäre.“

 

Perfekter Tagesausklang auf der Oidn Wiesn

Nach dem Trachtenzug ging’s für die Schlierseer dann gemeinsam ins Oktoberfest-Vergnügen – selbstverständlich ganz traditionell auf der „Oidn Wiesn“. „Eine kurze Brotzeit– dann geht’s schon weiter zu den sehr schönen Fahrgeschäften auf der Oidn Wiesn“, verrät Bernhard Findeiss. „Die Kinder freuen sich immer riesig darauf – und schauen sich noch lange Zeit danach die Fotos von diesem besonderen Tag an.“

 

 

Mehr Informationen zur Alt-Schlierseer-Trachtengruppe

https://www.alt-schlierseer-tracht.de

 

 

© Fotos: Bilder 8‒16 mit freundlicher Genehmigung von Kathrin und Bernhard Findeiss

 

 

 

Sandra Leu

Rheinländerin in Oberbayern. Ist der Liebe gefolgt und hat den Schliersee als Herzensort entdeckt. Freie Redakteurin, PR-Frau und Mama von Zweien. Zeigt Unternehmerinnen und Gründerinnen, wie sie mit Storytelling sichtbar werden und ihre besten Kunden anziehen. Ihr Business: Hallo Heldin! Ihre Kreativitätstechnik: die Joggingrunde um den See.

 

 

 

Der Schlierseer Maibaum!

Wo ist der Schlierseer Maibaum?

Die erste Antwort, die ich bekomme, lautet: „Wir haben doch im Moment keinen!“ Tatsächlich war Schliersee etwa ein Jahr lang „maibaumlos“. Der alte Baum musste aus Altersgründen frühzeitig in Rente geschickt werden. Aber jetzt ist es so weit: Der neue Maibaum vom Westerberg in Schliersee liegt bereits im Bauhof und wird hergerichtet. Die Rinde ist schon abgezogen, und als Nächstes wird er weiß angestrichen. Die kunstvoll bemalten Schilder werden aufgefrischt. „Diese Schilder schmücken den Maibaum in Schliersee, seitdem ich denken kann“, erzählt mir Andi Leitner, der Leiter des Bauhofs in Schliersee.

Wird der Maibaum noch gestohlen?

„Viel Zeit bleibt nicht, wenn den noch jemand stehlen will“, schmunzelt Andi Leitner.

„Das Maibaumstehlen gehört einfach dazu“, meint Peter Sprenger – ein Mitglied des Trachtenvereins. So ein großer Maibaum wiegt mehr als drei Tonnen, den trägt man ja nicht einfach so weg. „Da braucht man mindestens 30 Leute und einen Langholzanhänger zum Abtransport“, erklärt mir Peter. Er erinnert sich, wie er und seine Freunde sich als Jugendliche auf die Seite der Diebe aus Penzberg und Bemberg gestellt hatten und praktisch den eigenen Baum gestohlen haben. „Wir kamen zufällig dazu und haben einfach geholfen!“, sagt er lachend.

Maibaumgeschichten sind immer etwas Besonderes

„Einmal wollten wir in Fischbachau den Maibaum stehlen und sind, um unentdeckt zu bleiben, über das Feld hin gerobbt. Viel zu spät hatten wir bemerkt, dass der Bauer kurz vorher das Feld geodelt (odeln [å:dln] = güllen, jauchen, Gülle/Jauche ausbringen) hatte. Wir haben ziemlich gestunken“, erinnert er sich schmunzelnd.

Oft waren die Schlierseer in Maibaumdiebstähle involviert, und wenn der Baum zu gut bewacht war, dann wurde einfach das Bier „z’amm getrunken“. Der Maibaum ist immer ein ortsübergreifendes gesellschaftliches Erlebnis. Sei es beim Bewachen, Stehlen, beim Auslösen oder dann beim gemeinsamen Aufstellen und Feiern.

Plötzlich war er dann weg

Als ich am Montag wieder zum Bauhof fahre, um den Fortschritt zu dokumentieren, ist der Baum tatsächlich weg. Ich fahre direkt zum Rathaus, denn jetzt „gehört“ der Maibaum dem Bürgermeister. Er muss mit den Dieben verhandeln und schauen, dass der Baum zurück nach Schliersee kommt.

Hier hat er sich an die Diebe gewandt: VIDEO

Der Maibaum ist wieder da!

Ende der Woche kommt es zu Verhandlungen, und die Diebe aus Reitham bei Warngau bekommen 300 Liter Bier und eine Brotzeit für das Zurückbringen des Maibaums ‒ das bayerische Lösegeld im Maibaum-Krimi.

Gegen 21 Uhr kommen die Diebe am Donnerstag am Bauhof in Neuhaus an. Die letzten Meter muss der Baum von Hand rangiert werden. Das geht nur gemeinsam. Und gemeinsam wird dann auch gefeiert.

Jetzt wird er von Mitgliedern des Trachtenvereins bewacht. Der Maibaum muss nun nur noch fertig hergerichtet werden. Er wird weiß gestrichen, das untere Ende angepasst, und dann wird die blaue Spirale aufgetragen. Weißblau, wie der schöne bayerische Himmel eben.

Tipp: Am ersten Mai wird der Baum mit einem Pferdegespann von Neuhaus nach Schliersee gebracht und an seinem angestammten Platz – vor dem Gasthof Terofal – aufgestellt.

 

 

Programm:

Start des Pferdegespanns in Neuhaus um 9:30 Uhr (4 PS)

Aufstellen des Maibaums vor dem Gasthof Terofal um 13:00 Uhr

Tanz der Plattler vom Trachtenverein (der Baum wird mit dem Bandltanz von den Kindern eingetanzt)

Einlagen der historischen Trachtengruppe

Der Gasthof Terofal sorgt für die Bewirtung.

Es spielt die Schlierseer Blasmusik

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.