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„Volle Punktzahl“: Insidertipp Osthangalm – hier trifft sich die Schlierseer Society

Fährt man als Wintersportler von der Stümpfling-Bergstation direkt hinab zu deren Basis am Spitzingsee, kommt man unausweichlich an ihr vorbei. Nur wenige Meter zwischen der Bergstation des Kurvenlifts und der Basis des Osthanglifts liegt sie quasi im Zentrum der Stümpfling-Piste. Die vielen schmackhaften Gerichte und Brotzeiten, die Lutz mit seinen markigen und erheiternden Sprüchen (die im Übrigen auch Norddeutsche oder zuagroaste Nichtbayern verstehen!) und seiner extrem dynamischen Art und Weise seinen Gästen aus dem Servierfenster reicht, sind sicher Grund genug, hier seine verdiente(n) Erholungspause(n) einzulegen. Man hört gelegentlich, dass Besucher – ziemlich oft sind es einheimische Gäste (!) ‒ hier „zufällig“ auf gute Bekannte oder Freunde aus ihrer Umgebung treffen und somit den sportlichen Teil ihres Skitages in einer windgeschützten Ecke der Terrasse vorzeitig beendet haben sollen …

Von außen wirkt die urige, 1999 vom Inhaber neu erbaute Skihütte fast unscheinbar, doch dieser erste Eindruck täuscht gehörig! Die Inneneinrichtung vermittelt Almhüttenatmosphäre und wirkt rustikal und deswegen sehr gemütlich, jedoch keinesfalls künstlich oder kitschig. Mit einem unvergleichlichen, schier unerschöpflichen Engagement bewirten hier die beiden Chefs Christian (nahezu alle Einheimischen nennen ihn mit englischem Akzent „Simon“) und sein Geschäftspartner Lutz sowie ihr auffallend freundliches Personal drinnen wie draußen mit einer mustergültigen gastronomischen Logistik ihre Gäste. „Simon“ ist Chef im wichtigen Getränkebereich (Eingang geradeaus!), Lutz und sein super eingespieltes Küchenteam sind für die Vielfalt der appetitlichen Speisen (rechts vor dem Eingang!) verantwortlich. Selbst während der Mittagszeit, wenn der Andrang meist größer wird und sich bei der Essensausgabe leichte Staus bilden, gibt‘s keine langen Wartezeiten. Allerdings nur dann, wenn der hungrige Wintersportler sich während des Anstehens seine Essensauswahl gut überlegt hat und möglichst nicht beim Bestellvorgang Zutaten erfragt oder die Zusammensetzung der Garnitur oder das Dressing beim „Caesar Salad“ infrage stellt. Meine 14‑jährige Tochter – sie fährt hier während der Skisaison jeden Samstag mit ihrer Neuhauser Skigruppe – bevorzugt in der Pause die hervorragenden Pommes, oftmals zu zweit (!) die vorzüglichen Kässpatz’n, und sie schwärmt fast andächtig von der spitzenmäßigen „Osthang“-Currywurst.

Nach der Mittagspause könnte der direkte Weg zu einem der bereitstehenden roten „Osthangalm“-Liegestühle führen – wärmende Frühlingssonne vorausgesetzt. Für die Schlierseer Wintersportfans ist die Osthangalm jedenfalls ein echter Publikumsmagnet. Möge sie mit ihrer freundlichen und sympathischen Bewirtung und allen zuvor erwähnten Vorzügen noch sehr lange Bestand haben …

Die Osthangalm im Überblick

Charakter und Besonderheiten: eine gemütliche Skihütte vom Feinsten mit extrem freundlichem Service, sehr schmackhaftem Essen und einem auffallend guten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Adresse: 83727 Schliersee-Spitzingsee, Seeweg 1

Lage: oberhalb von Spitzingsee auf 1.336 m Höhe im Zentrum der Stümpfling-Abfahrt nur wenige Meter zwischen der Bergstation des Kurvenlifts und der Basis des Osthanglifts

Öffnungszeiten: bei Skibetrieb im Winter von 9.00 bis 16.00 Uhr geöffnet, warme Küche bis 15.30 Uhr

Speisen: Brotzeiten, Suppen, Rostbratwürstl, Pommes, Grillfleisch, Wiener Schnitzel, diverse Burger, Kässpatz‘n, verschiedene Salatteller, einige „sündhafte“ Süßspeisen wie z. B. Germknödel, Kaiserschmarrn, verschiedene Strudel, Kuchen und vieles mehr

Außenbereich: großer Außenbereich vorhanden, einige Liegestühle sowie Sitzsäcke laden zum Entspannen ein; keine „pseudo-alpenländische“ Musikuntermalung!

Besonderer Service: Beim Betreten der Terrasse findet man verschiedene Werkzeuge für eventuelle Neueinstellungen oder Reparaturen, z. B. der Skibindung.

Kontakt: Telefon: 08026/9768710, Mobil: 0171/3280881, simon-spitzingsee@t-online.de, http://www.osthangalm.de

Gäste-Information Schliersee: Perfallstraße 4, 83727 Schliersee, Tel: 08026/6065-0, (http://www.schliersee.de)

 

 

Eckehard Radehose

Eckehard Radehose In Schliersee zuhause, extrem berg- und reisesüchtig seit seinem 6. Lebensjahr. Dipl. Kartograph, Journalist und langjähriger Trekking- und Expeditionsleiter mit Vorliebe für besonders hohe Gipfelziele. An die 2.500 Gipfelbesteigungen weltweit und weit über 1.000 Skitouren. Mein bevorzugter Ort: Gipfel der Baumgartenschneid bei Sonnenuntergang mit einem Glas Rotwein.

 

 

 

Die Rotwand Reib’n ‒ ein oberbayerischer Skitourenklassiker über dem Spitzingsee

Unzählige Male war ich in den zurückliegenden Jahrzehnten auf dieser Skitour rund um den Gipfel der Rotwand unterwegs. Oftmals allein bei einer konditionsfördernden sonntäglichen Nachmittagsunternehmung, mit der Frau oder Partnerin, mit Freund, mit Gruppen ‒ im Hochwinter bei Sturm, Kälte und starkem Schneefall, im Frühjahr bei Firnbedingungen – frühmorgens oder am Spätnachmittag kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Der Erlebniswert „Rotwand Reib‘n“ war jedes Mal ein vollkommen anderer. Die Tour ist über die vielen Jahre zu einer heimlichen Liebesbeziehung geworden, und die Vermutung liegt nahe: nicht nur für mich …

Zur Skitourenzeit ab etwa Mitte Dezember zählen der Aufstieg auf die Rotwand und die dazugehörige Umrundung (in Oberbayern allgemein als „Reib‘n“ bezeichnet) zu den beliebtesten Skitouren der Bayerischen Alpen zwischen Allgäu und Berchtesgaden und sind daher bei einigermaßen günstigen Verhältnissen fast immer begangen bzw. gespurt. Unterwegs besteht die Möglichkeit, im Rotwand- und/oder Taubensteinhaus (beide Unterkunftshütten des Deutschen Alpenvereins) einzukehren. Ab dem Taubensteinsattel führt die „Freeride-Abfahrt“ über den neuerdings naturbelassenen (sprich: unpräparierten) Lochgraben hinunter zum Ausgangspunkt bei der Talstation der Taubensteinbahn. Die Verschiedenartigkeit der Routenführung, die landschaftlichen Eindrücke und Ausblicke unterwegs sind imposant und der daraus resultierende Erlebniswert ein ganz besonderer. Es gibt viele, die im Winter wenigstens einmal die Rotwand-Reib‘n unter ihre Felle nehmen! Ausdauernde Tourengeher haben die Möglichkeit, während der Tour insgesamt drei Gipfel, Rotwand (1.884 m), Auerspitz (1.811 m) und Hochmiesing (1.883 m), zu besteigen und somit insgesamt bemerkenswerte 1.500 Höhenmeter im Aufstieg und in der Abfahrt zu bewältigen.

Charakter und Besonderheiten: Die Rotwand Reib‘n ist eine Rundtour mit intervallartigen Aufstiegen und Abfahrten. Sie erfordert somit ‒ insbesondere bei der Besteigung der drei möglichen Gipfel ‒ eine gute Kondition. Verschiedene Hangausrichtungen: Süd, Südost, Nord, West. Achtung ‒ nach ergiebigen Neuschneefällen ist die Tour an einigen Passagen nicht lawinensicher! Die Umrundung bietet verschiedene Hangausrichtungen (Süd, Südost, Nord, West). Sie ist auch für weniger erfahrene Skitourengeher mit entsprechender Ausrüstung und guter Kondition geeignet.

Talort: Spitzingsee (Ortsteil von Schliersee, 1.090 m), von Schliersee über den Ortsteil Neuhaus und die Spitzingstraße erreichbar (Achtung: Nach starken Neuschneefällen hier oftmals Kettenpflicht!)

Öffentliche Verkehrsmittel: BOB von München nach Fischhausen-Neuhaus, dann mit dem RVO-Bus hinauf zum Spitzingsee (http://www.alpenbahnen-spitzingsee.de)

Anforderungen/Schwierigkeit: bei günstigen Bedingungen mäßig schwierige Skitour ohne Orientierungsproblematik, auch für konditionsstarke Anfänger und für Kinder mit guter Kondition ab ca. 14 Jahren geeignet. Die Durchführung der Tour geschieht auf eigene Gefahr – es kann keine Haftung übernommen werden !

Höhenunterschiede: bei Besteigung aller drei angegebenen Gipfel insgesamt etwa 1.500 m, ohne die erwähnten Gipfel etwa 1.150 m

Ausgangspunkt: gebührenpflichtige Parkplätze an der Kirche in Spitzingsee oder an der Talstation der Taubensteinbahn

Gesamtdauer: etwa mit allen drei Gipfeln 7-8 Stunden, ohne diese etwa 4-6 Stunden

Beste Jahreszeit: Mitte Dezember bis Anfang April

Ausrüstung: normale Skitourenausrüstung mit VS-Gerät, Schaufel, Sonde. Achtung: Durch das mehrmalige Auf- und Abfellen – insbesondere an sehr kalten Wintertagen ‒ sind gut klebende Steigfelle wichtig!

Einkehrmöglichkeiten: Rotwandhaus, 1.765 m (http://www.rotwandhaus.de.), Taubensteinhaus, 1.567 m (http://www.taubensteinhaus.de)

Karte: AV-Karte 1:25.000, Blatt BY15 „Mangfallgebirge Mitte, Spitzingsee, Rotwand“

Information: Gäste-Information Schliersee, Perfallstraße 4, 83727 Schliersee, Tel.: +49(0)8026/6065-0 (http://www.schliersee.de)

Bergführer: Alexander Römer (staatl. gepr. Berg- u. Skiführer, http://www.alpinwerkstatt.de)

Die Route: Vom gebührenpflichtigen Parkplatz in Spitzingsee oder an der Talstation der Taubensteinbahn zunächst zum Südende des Sees. Vorbei an einer Schranke auf dem kleinen Sträßchen in Richtung Valepp. Nach wenigen Metern wird diese Straße auf einem schmalen, meist geräumten Fahrweg nach links verlassen (Hinweisschilder). Man folgt diesem etwa 2 km um den Schwarzenkopf herum aufwärts bis zu einer Bergwachthütte. Kurz danach zweigt man rechts ab und steigt auf einem Almweg durch den Wald bis zur Wildfeldalm. In östlicher Richtung weiter aufwärts bis zu einer unbedeutenden Schulter. (Hier werden zum ersten Mal der Rotwandgipfel und das Rotwandhaus sichtbar.) Nun ziemlich sanft ansteigend, bis man von der Route zum Rotwandhaus nach links in die Gipfelflanke der Rotwand abzweigen kann. In einigen Serpentinen aufwärts bis zu einer Schulter. In wenigen Minuten am Gratrücken zum Skidepot und wenige Meter (meist zu Fuß) zum höchsten Punkt (vom Spitzingsee 810 Höhenmeter Aufstieg). Die Abfahrt erfolgt zunächst gut 100 Höhenmeter über die Südflanke in Richtung zum Rotwandhaus (1.765 m, DAV). Vor der Hütte östlich steil hinab in eine Mulde. Danach wieder die Klebefelle aufziehen. Über einen kurzen, ziemlich steilen Hang gelangt man in einigen Kehren zur Kümpfelscharte. In südöstlicher Richtung über einen latschenbewachsenen Rücken wenige Höhenmeter zum kleinen Gipfelkreuz der Auerspitz, 1.811 m (aus der Mulde unter dem Rotwandhaus ca. 130 Hm Aufstieg.) Nun beginnt die 300 Höhenmeter-Abfahrt über den beliebten Auerspitzhang zur Großtiefenthalalm, ca. 1.500 m. (Diese nordseitige Passage weist meist den besten Pulverschnee der ganzen Rotwandtour auf!) Von den Almhütten wird nordwestlich in Richtung zum Tiefenthalsattel (1.705 m, auch Miesingsattel) aufgestiegen. Kurz vor dem Sattel schwenkt man nach rechts und steigt in einigen Spitzkehren zum breiten Gipfelplateau des Hochmiesing auf (von der Großtiefenthalalm ca. 380 m Aufstieg). Die steile Westabfahrt über gut 450 Höhenmeter hinunter ins Kleintiefenthal bildet bei genügend Schnee ein weiteres Highlight der Rotwand-Reib‘n. Einige Höhenmeter in Richtung zum Taubensteinhaus können meist noch abgerutscht werden, dann benötigt man ein letztes Mal die Steigfelle. Vorbei am Taubensteinhaus (1.567 m, DAV) führt die Aufstiegsspur nochmals etwa 180 Höhenmeter hinauf zum Taubensteinsattel (1.590 m). Vom oftmals aperen (vom Wind freigewehten) Sattel führt nun die Abfahrt über den neuerdings nicht präparierten (!) steilen oberen Lochgraben zu einem längeren Flachstück, danach durch den unteren Lochgraben ziemlich steil hinunter zur Talstation der Taubensteinbahn an der Spitzingstraße. Hat man sich für den Parkplatz im Ort Spitzingsee entschieden, ist noch etwa ein Kilometer an der Straße (Straßentunnel) zurückzulegen, bis man nach 15 Minuten im Zentrum von Spitzingsee diese wirklich lohnende Skitour abschließen kann.

 

Eckehard Radehose

Eckehard Radehose In Schliersee zuhause, extrem berg- und reisesüchtig seit seinem 6. Lebensjahr. Dipl. Kartograph, Journalist und langjähriger Trekking- und Expeditionsleiter mit Vorliebe für besonders hohe Gipfelziele. An die 2.500 Gipfelbesteigungen weltweit und weit über 1.000 Skitouren. Mein bevorzugter Ort: Gipfel der Baumgartenschneid bei Sonnenuntergang mit einem Glas Rotwein.

 

 

 

10 Jahre Lawinencamp Bayern – eine Erfolgsgeschichte

Tiefschneeabfahrten ohne Ende durch unverspurten Pulverschnee, einsame Skispuren auf dem Gletscher zwischen mächtigen Eistürmen, darüber vom tiefblauen Himmel im Gegenlicht die allgegenwärtige Frühjahrssonne. So oder ähnlich werben die meisten Winterprospekte. Und genau so erwarten wir die lang ersehnten Urlaubstage im Schnee. Die Realität sieht freilich anders aus: Kaum ist der Autobahnstau vergessen, beginnt der Freizeitstress auf der Piste. Wen wundert‘s, dass immer mehr Wintersportler das Skifahren, Snowboarden und neuerdings auch Schneeschuhwandern abseits gesicherter Pisten bevorzugen. Ob Variantenfahren, neuerdings Freeriding genannt, oder Skitourengehen ‒ der moderne Wintersportler sehnt sich nach der Faszination und der erhabenen Einsamkeit des Hochgebirges. Doch Vorsicht: Ohne genaue Kenntnisse über die Gefahren, ohne Begleitung eines ortskundigen Guides oder eines anderen erfahrenen Tourenbegleiters kann der Ausflug in die Tourengebiete abseits gesicherter Pisten sehr schnell problematisch und auch lebensgefährlich werden! Der Grundsatz, die richtige Unternehmung zur richtigen Zeit am richtigen Ort auszuwählen, muss stets Gültigkeit besitzen. Einige größere Lawinenkatastrophen der vergangenen Jahre gaben immer wieder Anlass für umfassende Berichterstattungen. Lawinen und deren verheerende Wirkung sind wieder vermehrt Inhalt lebhafter Diskussionen und intensiver Aufklärungskampagnen. Es kann nicht oft genug betont werden, dass präventive Maßnahmen in diesem Zusammenhang immer höchste Priorität haben.

Lawinen bedeuten Lebensgefahr

Gefährlich ist vor allem die tückische, weil nicht sichtbare Lawinengefahr, deren Einschätzung auch heute noch ein sehr hohes Maß an Bergerfahrung, großen Respekt vor der Natur und spezielles Wissen erfordert. Alle Hinweise von Anbietern, spezielles Zubehör ‒ meist als Sicherheitsausrüstung bezeichnet ‒ diene der Lawinensicherheit, sind zweifellos nur teilweise richtig und könnten zu dem gefährlichen Irrglauben führen, Lawinen würden dadurch ihre Gefährlichkeit verlieren. Über 60 Prozent der von einer Lawine verschütteten Wintersportler können nach ca. 30 Minuten Verschüttungsdauer leider nur noch tot geborgen werden. Etwa 80 bis 90 Prozent der Lawinenverschütteten leben noch kurzfristig (bis ca. 15 Minuten!) nach Stillstand der Lawine. Natürlich liegt es auf der Hand, dass bei einer statistisch durchschnittlichen Verschüttungstiefe von etwa einem Meter für jene Verunglückten, die noch am Leben sind, nur mehr eine sehr kurze Zeitspanne des Hoffens auf eine eventuelle Bergung beginnen kann. Erfolgte der Lawinenabgang in einem sehr abgelegenen oder schlecht erreichbaren Tourengebiet – im ungünstigsten Fall spätnachmittags und in Begleitung von nur einem Gefährten ‒, sind die Überlebenschancen von verschütteten Personen äußerst gering. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von sehr guten und erprobten Ausrüstungsgegenständen, die alle helfen, die Lawinengefahr zu minimieren bzw. das allgegenwärtige Restrisiko zu reduzieren. So elementar wichtig diese Ausrüstung auch sein mag, oberste Zielsetzung muss die Vermeidung von Lawinenabgängen sein! Generell ist die Rangfolge der folgenden drei Punkte stets elementar:

  • Lawinen vermeiden (= Sensibilisieren!)
  • Verschüttung verhindern (= Verstehen!)
  • Schnellstmögliche Bergung (Ausschaufeln) des Verschütteten (= Handeln!)

Tourengehen, Freeriden und Schneeschuhwandern haben in den zurückliegenden Jahren enorme Zuwachsraten erfahren. Mittlerweile sind glücklicherweise die meisten Wintersportler abseits der gesicherten Pisten im Besitz der notwendigen Sicherheitsausrüstung (Verschütteten-Suchgerät, Lawinenschaufel und Sonde) und haben sie auch einsatzbereit dabei. Doch wie viele von ihnen sind wirklich befähigt, eine schnelle und effiziente Ortung sowie Bergung eines Verschütteten durchzuführen? Genau hier beginnt die Sensibilisierung. Und hier beginnen auch die Kurse und Schulungen im „Lawinencamp Bayern“ am Spitzingsee, 2007 gegründet von Alexander Römer, staatlich gepr. Berg- und Skiführer (UIAA).

Um schnell und effizient nach verschütteten Lawinenopfern suchen zu können, bedarf es einer sehr schnellen und genauen Strategie im Umgang mit VS-Geräten. Nur durch exakte Kenntnisse der Vorgehensweise und regelmäßiges Üben wird der Wintersportler in der Lage sein, innerhalb von 15 Minuten einen oder gar mehrere Verschüttete orten und bergen zu können. Mittlerweile haben unzählige Teilnehmer/-innen seine Schulungen besucht.

Lawinencamp Bayern im Überblick

Charakter und Besonderheiten: Das Lawinencamp Bayern vermittelt je nach Kenntnisstand der Teilnehmer/-innen Basiswissen, Materialkunde, Theorie und Praxis. Es werden insgesamt neun verschiedene Kurse angeboten, die neben dem Tourengebiet um den Spitzingsee auch in den Tuxer und Zillertaler Alpen durchgeführt werden.

Zeitpunkt: bei Schneelage während der Wintermonate

Kosten:

Camp 1:      Lawinenkurs LVS Training intensiv für 69,00€,

Camp 2:      Lawinenkurs Theorieabend intensiv für 15,00€,

Camp 3/4:  Lawinenkurs Entscheidungstraining für Ski- und Schneeschuhwanderer für 85,00€,
dreitägiger Kurs in den Tuxer oder Zillertaler Alpen (Euro 230,-)

Spezialität: Sicherheitsausrüstung (VS-Gerat, Schaufel und Sonde) können ausgeliehen werden, exklusiver Lawinenkurs für zwei Personen

Kontakt und Buchung: 0171/606 879 0, http://www.lawinenkurse.de, http://www.alpinwerkstatt.de

Ausrüstung: warme Kleidung, am besten (falls vorhanden) komplette Tourenausrüstung

Information: Gäste-Information Schliersee, Perfallstraße 4, 83727 Schliersee, Tel: 08026/6065-0 (http://www.schliersee.de)

 

Eckehard Radehose

Eckehard Radehose In Schliersee zuhause, extrem berg- und reisesüchtig seit seinem 6. Lebensjahr. Dipl. Kartograph, Journalist und langjähriger Trekking- und Expeditionsleiter mit Vorliebe für besonders hohe Gipfelziele. An die 2.500 Gipfelbesteigungen weltweit und weit über 1.000 Skitouren. Mein bevorzugter Ort: Gipfel der Baumgartenschneid bei Sonnenuntergang mit einem Glas Rotwein.

 

 

 

Veranstaltungsvorschau 2017 – ausgewählte Höhepunkte über das Jahr verteilt

Der Markt Schliersee und seine rührigen Vereine blicken auf eine lange Tradition mit verschiedenen Festen, Sportveranstaltungen, Konzerten, Theateraufführungen, kirchlichen Festtagen, Märkten etc. zurück.

Die Veranstalter freuen sich über viele Besucher ‒ Gäste und Einheimische sind herzlich willkommen, mitzufeiern und zu erleben, wie lebendig und abwechslungsreich Schliersee ist.

26.02.           Faschingsgaudi auf der Firstalm/Spitzingsee

04.03.             Trachtenmarkt, Bauerntheater/Schliersee

01.04.           Saisoneröffnung im Markus Wasmeier Freilichtmuseum/Fischhausen

08.‒09.04.     Schlierseer Ostermarkt, Vitalwelt/Schliersee

22.04.             30 Jahre Schnee-Aktivitäten Martina Loch/Spitzingsee

23.04.           Theaterabend im Schlierseer Bauerntheater PREMIERE/Schliersee

29.04.             Jahreskonzert der Schlierseer Blasmusik, Bauerntheater/Schliersee

06.-07.05.      Trachten- und Handwerkermarkt, Lautererstraße/Schliersee

12.05.             Volkstanzabend mit der „Waller Musi“, Bauerntheater/Schliersee

27.‒30.05.   Sixtus Lauf Schliersee, Kurpark am See/Schliersee

02.‒05.06.     Pfingstfest des Eisclubs Schliersee, Waldfestplatz/Schliersee

08.07.           Neuhauser Dorffest, Kurpark Neuhaus

16.07.           Sixtus Alpentriathlon, Vitalwelt /Schliersee

22.‒23.07.     Bayerisches Musikantentreffen 2017, Markus Wasmeier Freilichtmuseum/Fischhausen

26.‒30.07.     Sixtus Turnier, Tennisplatz/Schliersee

28.‒30.07.   Schlierseer Seefest, Seefestwiese

06.08.             Alt-Schlierseer Kirchtag, Kurpark am See und Kirche St. Sixtus/Schliersee

  

10.‒13.08.     50 Jahre Waldfest Ski Club, Waldfestplatz/Schliersee

19.08.           Bergseefest am Spitzingsee

03.09.             Highland Games 2017, Markus Wasmeier Freilichtmuseum/Fischhausen

09.‒10.09.     Handwerker- und Kunsthandwerkermarkt, Lautererstraße/Schliersee

09.09.             Jahreskonzert vom Schlierseer Alpenchor, Bauerntheater/Schliersee

16.‒17.09.      Föhnanderl – Segelwettbewerb/Schliersee

01.10.             Erntedankfest mit Feldmesse, Markus Wasmeier Freilichtmuseum/Fischhausen

05.‒29.10.  10. Kultur-Herbst Schliersee, verschiedene Veranstaltungsorte

05.11.           Leonhardifahrt von Schliersee nach Fischhausen

02.‒31.12.   Schlierseer Weihnachtszauber, verschiedene Veranstaltungsorte

15.‒17.12.     Wasmeiers Weihnachstmarktl, Markus Wasmeier Freilichtmuseum/Fischhausen

Sie finden alle unsere Veranstaltungen aktuell und informativ auf unserer Homepage: http://www.schliersee.de/winter/service-information/veranstaltungen/

 

Ursula Höllerl

Mitarbeiterin in der Gäste-Information Schliersee, aufgewachsen in Neuhaus und Miesbach. Mein Motto: "Ein Tag am Berg ist wie eine Woche Urlaub – egal ob im Sommer zum Wandern oder im Winter beim Schneewandern, Skifahren und Rodeln."

 

 

 

Wuid und unkonventionell – die Ski- und Snowboardschule Martina Loch feiert 30-jähriges Jubiläum

„I bin a Boarder“, sagt Martina Loch und schüttelt dabei ihre blonde Mähne. Seit 30 Jahren ist die Neuhauserin mit ihrer Ski- und Snowboardschule fester Bestandteil der Wintersportszene am Spitzingsee. Ihr Unternehmen hat sie aus gutem Grund „Schnee-Aktivitäten“ genannt. Von Ski- und Snowboardkursen für Erwachsene und Kinder über Langlauf- und Skatingstunden bis hin zu geführten Schneeschuhwanderungen und Nordic-Walking-Kursen in schneearmen Wochen bietet die pfiffige Unternehmerin ein umfangreiches Angebot an Winteraktivitäten an. Aber das ist noch nicht alles. Wer keine passende Ausrüstung fürs Skifahren, Snowboarden, Langlaufen, Schneeschuhwandern, Telemarken usw. hat, findet bei Martina Loch mit Sicherheit das Passende. Und zwar für jedes Alter und jedes Können.

Direkt an der Stümpflingbahn hat Martina sich ihr persönliches Eldorado eingerichtet. An der Decke des Verkaufsraums, der irgendwie zugleich eine Anlaufstelle für alle Arten von Brettlfans und Freigeistern ist, hängt ein Sammelsurium an, ja, an was eigentlich? Zwischen indianischen Traumfängern entdecke ich Faschingsmasken und Wolpertinger. Fotos von schnittigen Motorrädern kleben an speckigen Holzbalken neben ausrangierten Snowboards und einem Stofftierlämmchen, und in einer Ecke findet sich eine Tassensammlung mit Totenkopfemblem – dem „Label“ der Skischule Martina Loch. Die Dekoration scheint mir wie die Inhaberin selbst: wuid, unangepasst und interessant. Der Totenkopf sei ihr „Style“, bestätigt Martina dann auch sofort.

Damals, als sie anfing mit ihrer Snowboardschule, wollte sie „einfach anders“ sein und trotzdem qualifizierten Unterricht anbieten. Seit 1986 steht die sportliche Blonde schon auf dem Snowboard und war eine der Ersten, die diesen Sport in der Region salonfähig machte. „Am Anfang haben mich alle belächelt“, erinnert sie sich, „aber nach meinen erfolgreichen Anfängen am Sudelfeld wollten‘s mich irgendwann am Spitzing unbedingt haben.“ Ein Bauwagen diente damals als Firmensitz. Als „Outlaws des Snowboardens“ bezeichnet Martina sich und ihren Mitstreiter von damals, den mehrfachen Snowboard-Weltmeister Peter Bauer.

Nach und nach erweiterte Martina Loch ihre Aktivitäten und ihr Angebot am Spitzing und avancierte schließlich zum ersten europäischen Testzentrum des amerikanischen Snowboardherstellers „Burton“. Zu dieser Zeit stand sie auch selbst bei zahlreichen Meisterschaften und Wettkämpfen für die Firma Burton auf dem Board. Ihr Talent hat sie an ihre Tochter Cheyenne vererbt. Die Profi-Snowboarderin durfte erst kürzlich beim Snowboard Europacup in Livigno als Drittbeste auf dem Siegertreppchen stehen.

Vor rund 15 Jahren begann die Snowboardbegeisterung langsam abzuebben. Mit der Einführung des Carving-Ski veränderte sich der Skisport grundsätzlich. „Skifahren ist dadurch lässiger geworden“, beschreibt Martina den neuen Fahrstil. Durch die leichter zu handhabenden Carving-Ski sei es auch für ungeübte Skifahrer kein Problem mehr, sich gleich auf schwieriges Gelände zu begeben. Die Unternehmerin Martina folgte dem neuen Trend und erweiterte Schule und Verleih um entsprechende Skikurse und Skiverleih. Mittlerweile gäbe es nur noch wenige Snowboarder auf den Pisten, rund 70 Prozent der Besucher stünden auf Skiern.

Ob nun Ski oder Snowboard – Martina Loch möchte ihre Begeisterung und ihr Wissen vor allem an die junge Generation weitergeben. Kinder ans Brettlvergnügen heranzuführen, liegt ihr besonders am Herzen. Mit ihre Marke „Kids on snow“ hat sie sich weit über die Grenzen des Spitzingseegebiets hinaus einen Namen gemacht. Je nach persönlichem Talent sollen die Kinder Schritt für Schritt den richtigen Umgang mit Skiern lernen, das ist Martina wichtig. Aus diesem Grund kümmern sich 28 ausgebildete Skilehrer/-innen um die Ausbildung ihrer kleinen Kunden.

Kommt sie bei allen ihren Aufgaben denn selbst noch dazu, auf dem Board zu stehen? „In der Hauptsaison fast gar nicht“, antwortet sie bedauernd. Doch manchmal gelingt es ihr, eine kleine Auszeit zu nehmen und mit ihrem Snowboard in die Gondel zu steigen, am liebsten am Spitzing natürlich, denn „Für mi ist der Spitzing des geilste Skigebiet ever“. Recht hat’s, die Martina.

Die große Party zum 30-jährigen Jubiläum von „Schnee-Aktivitäten Martina Loch“ findet am 22. April 2017 direkt neben der Stümpflingbahn statt.

 

Katharina Fitz

Wohnhaft in Warngau, geboren in Tegernsee, aber dem Schliersee herzlich zugetan. Zweifache Mama und als freiberufliche Redakteurin, Sprecherin und Schauspielerin viel unterwegs. Steckenpferde: Kunst und Kultur, Natur (vor allem Bäume) und Schuhe!

 

 

 

Wann kommen die Hirsche? Erlebnis Schaufütterung!

Wann kommen die Hirsche? ‒ Das ist die häufigste Frage, die Revierjäger Engelbert Holzner bei den öffentlichen Rotwild-Schaufütterungen im Wintergatter Valepp hört. Und genau das ist die Frage, die er am wenigsten beantworten kann, denn wann und ob die Hirsche noch bei Tageslicht zur Fütterung kommen, das weiß er selber nicht.

Der Hirsch – der König der Berge – ist normalerweise ein Wandertier, das im Winter von den Hochlagen der Berge in tiefere Lagen zieht. Durch die zunehmende Verbauung und den stetig ansteigenden Straßenverkehr ist es dem Wildtier aber unmöglich geworden, in die weniger verschneiten Talgebiete zu ziehen. Sie müssen im Hochgebirge überwintern. Damit das Wild wegen Nahrungsmangel vor allem im Frühjahr keine Schälschäden an den wertvollen Bergbäumen verursacht, wird es bei uns in sogenannten Wintergattern gefüttert. Im Wintergatter am Spitzingsee in der Valepp verbringen ca. 50 Stück Hirsche die Wintermonate.

Alle Wildtiere ‒ ob Schneehase, Auer- und Birkhuhn, oder Gämsen, Rehe und Hirsche ‒ fahren im Winter ihren Energiehaushalt auf ein Minimum herunter, da sie bei der hohen Schneelage und den kalten Temperaturen kaum Futter finden. Jede unnötige Energieverschwendung wird vermieden, sie bewegen sich langsam und ruhen viel, einige Tierarten graben sich zudem in den Schnee ein, um eine gewisse Isolierung zu haben.

In den vergangenen Jahren stieg gerade der Druck auf die Gebirgstierwelt durch den zunehmenden Wintertourismus in den Alpen sehr an. Wird ein Hirsch im Winter aufgeschreckt, flüchtet er sofort. Dabei verbraucht er ungleich viel mehr Energie als im Sommer, da sein runtergefahrener Energiehaushalt von praktisch 0 auf 100 in kürzester Zeit hochgefahren wird. Zudem dauert die Regenerierungsphase viel länger als im Sommer, und er verbraucht weitere lebenswichtige Energie, die er nicht hat.

Die gezielte Lenkung von Skitouren- und Schneeschuhgehern auf ausgewiesenen Tourenrouten ist eine der wenigen Maßnahmen die, unter anderem vom DAV und den Bayerischen Staatsforsten initiiert, helfen soll, die Wildtiere im freien Gelände besser vor unnötiger Störung zu schützen. Jeder einzelne Mensch, der in der freien Natur unterwegs ist, kann mit dem richtigen Verhalten dazu beitragen, dass die dringend erforderlichen Ruhezonen nicht gestört werden. Dazu gehört auch, dass Hunde an der Leine geführt werden.

Manchem Winterwanderer ist es gar nicht bewusst, dass er sich in einer Schutzzone befindet oder dass gerade in den Tagesrandzeiten die Tiere auf Futtersuche sind und jegliche Störung dabei für sie lebensgefährlich sein kann. Schon allein, dass man zu den tagesüblichen Zeiten zwischen 09:00 und 16:00 Uhr unterwegs ist und dabei auf dem Weg bleibt und nicht willkürlich durch den Wald streift, hilft den Wildtieren dabei, ihre dringend benötigten Ruhephasen einhalten zu können.

Der Besuch im Wintergatter hat sich nicht nur wegen des Betrachtens der wunderschönen, anmutigen Hirsche gelohnt, sondern auch, weil dort viel über die Lebensweise unseres größten heimischen Säugetieres erzählt wird und wie wir alle zum Erhalt unserer heimischen Tierwelt beitragen können. „Was man kennt, das schützt man.“

Schaufütterung (nur bei geschlossener Schneedecke, bitte beachten Sie die Hinweistafeln am Eingang zur Valepp): Donnerstag bis Sonntag täglich ab 15.00 Uhr. In der Faschingswoche täglich. Letzte Schaufütterung am Sonntag, 18. Februar 2018.

Tipp, damit man bei Warten nicht friert: warme Kleidung, Schuhe mit guter Profilsohle, ein Kissen und eine Decke. Fernglas nicht vergessen.

Die Bilder mit den Hirschen darauf wurden mir freundlicherweise von den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) – Forstbetrieb Schliersee zur Verfügung gestellt.

 

 

Ursula Höllerl

Mitarbeiterin in der Gäste-Information Schliersee, aufgewachsen in Neuhaus und Miesbach. Mein Motto: "Ein Tag am Berg ist wie eine Woche Urlaub – egal ob im Sommer zum Wandern oder im Winter beim Schneewandern, Skifahren und Rodeln."

 

 

 

Spitzingsee im Winter: Familienvergnügen für Groß und Klein

Eine magische Winterlandschaft umgibt den zugefrorenen Spitzingsee. Inmitten des Mangfallgebirges zwischen Jägerkamp, Taubenstein, Rotwand, Stümpfling, Bodenschneid und Brecherspitz liegt einer der größten Bergseen Bayerns. Jetzt im Januar ist er zugefroren und Treffpunkt von Touristen und Einheimischen.

Mit etwas mehr als 28 Hektar Fläche bietet er genügend Platz für viele Spaziergänger, Eisläufer, Langläufer, Jogger, Eltern, die ihre Kinder auf dem Schlitten über den See ziehen, und Teams, die sich im Eisstockschießen versuchen und Wettkämpfe austragen.

Vorsichtig betrete ich die Eisfläche und prüfe am Rand, ob das Eis auch wirklich dick genug ist. Ein Minimum von 15 cm Dicke wird von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) empfohlen, und trotzdem bleibt ein Restrisiko, da das Eis je nach Strömung und Beschaffenheit des Grundes unterschiedlich stark sein kann. Es muss über einen längeren Zeitraum Minusgrade haben, damit die Eisdecke dick genug ist, um sie zu betreten und darauf Schlittschuh zu laufen. Man sollte nie alleine auf dem Eis unterwegs sein und etwaige Risse und ein Knacken durchaus beachten. Bedenke: Der Gang über das Eis erfolgt stets auf eigene Gefahr!

Der Spitzingsee ist heute von einer dicken Schneeschicht bedeckt. Dort, wo der Schnee für die Schlittschuhfahrer und Eishockeyspieler geräumt ist, erscheint das Eis blau bis durchsichtig, was ein gutes Zeichen ist. Vereinzelt kann man in Ufernähe die Wasserpflanzen unterhalb des Eises erkennen. Trotz der vielen Menschen, die sich auf dem Eis vergnügen, können wir dank der Größe des Sees einen idyllischen, fast einsamen Spaziergang zu zweit unternehmen. Die Bergkulisse wirkt aus dieser eher ungewohnten Perspektive wie ein schützender Ring aus Bäumen und Felsen.

Am Ufer kann man in der Schneebar einen Jagertee trinken und ein paar Wiener essen, oder man gönnt sich einen Glühwein direkt an der Eisstockbahn, während die Mitspieler dabei sind, ihren Eisstock über die geräumte Eisfläche zu schießen. Eisstockschießen ist ein alter Volkssport und durchaus auch dem bayerischen Brauchtum zuzurechnen. Für 5 Euro pro Eisstock kann man eine Stunde lang die Bahn für ein ausgelassenes Spiel nutzen. Die Menschen hier wirken entspannt und entschleunigt. Wenn man ihnen in die Gesichter sieht, spiegeln diese zwar die Kälte des Wintertages, aber auch die Freude am ungezwungenen Beisammensein ‒ sei es beim Spiel, gemeinsamen Eislaufen oder beim Ziehen der fröhlichen Kids über die Eisdecke.

Schon August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798‒1874) beschrieb vor über einem Jahrhundert den Eislauf in seinem Gedicht:

Der Eislauf

Der See ist zugefroren
Und hält schon seinen Mann
Die Bahn ist wie ein Spiegel
Und glänzt uns freundlich an.

Das Wetter ist so heiter.
Die Sonne scheint so hell.
Wer will mit mir ins Freie?
Wer ist mein Mitgesell?

Da ist nicht viel zu fragen:
Wer mit will, macht sich auf.
Wir geh‘n hinaus ins Freie,
Hinaus zum Schlittschuhlauf.

Was kümmert uns die Kälte?
Was kümmert uns der Schnee?
Wir wollen Schlittschuh laufen,
Wohl auf dem blanken See.

Da sind wir ausgezogen
Zur Eisbahn also bald,
Und haben uns am Ufer
Die Schlittschuh angeschnallt.

Das war ein lustig Leben
Im hellen Sonnenglanz!
Wir drehten uns und schwebten,
Als wär‘s ein Reigentanz.

 

 

Ulrike Mc Carthy

Geborene Münchnerin und seit vielen Jahren begeisterte „Wahl-Schlierseerin“ Personaldiagnostikerin, Trainerin, Seminarleiterin, Hypno- und Gesprächstherapeutin, Hofbetreuerin im altbayerischen Dorf und vor allem Hobby-Fotografin.

 

 

240 Tage Skifahren

Neue Alpen Plus Gletscher Card

Auch dem Winter geht leider immer häufiger die Luft aus ‒ ab und zu macht er zum Bedauern vieler Wintersportler schlichtweg Pause. Viele Wintersportorte kennen diese lästige Problematik, und fast alle ‒ und somit auch der Markt Schliersee bzw. die Betreibergesellschaft „Alpenbahnen Spitzingsee GmbH“ ‒ haben sich in den vergangenen Jahren dazu entschlossen, an ihren Pisten Anlagen zur künstlichen Beschneiung zu installieren. Sie helfen, den Skibetrieb auch im Zeitalter fortschreitender Klimaerwärmung bestmöglich aufrechtzuerhalten. Doch so mancher langjährige Wintersportfan – ganz gleich ob Skifahrer oder Snowboarder – sieht diese künstliche Beschneiung eher kritisch bis distanziert. Insbesondere dann, wenn in tiefergelegenen Regionen zu den ausbleibenden Niederschlägen auch noch Temperaturen weit über dem Gefrierpunkt jeglichen Wintersportbetrieb unmöglich machen. Sehr viel lieber würde man in erheblich höher gelegenen und damit schneesicheren Skigebieten unterwegs sein.

Der Markt Schliersee mit seinen zahlreichen Partnern im Bergbahnenverbund „Alpen Plus“ hat nun dem Anliegen sehr vieler engagierter Wintersportler Rechnung getragen: Seit Anfang Oktober 2016 gibt es zusätzlich zum bisherigen Saisonskipass Alpen Plus die neue Alpen Plus Gletscher Card, in die zu den bisherigen acht Pistengebieten nun auch die Region „Stubaier Gletscher“ am Ende des Stubaitals oberhalb Innsbruck als neunter Verbundpartner integriert wurde. Die seit über 40 Jahren beliebte und mit über 200 Hektar präparierten Pisten besonders weiträumige und in den oberen Bereichen vergletscherte Region bis fast 3.200 Meter Höhe verfügt über insgesamt 26 Liftanlagen und gewährleistet Schneesicherheit und hochalpin ausgerichtete Winterfaszination über 240 Tage von Anfang Oktober bis 31. Mai. Man kann somit die nicht allzu lange Wintersportsaison der bisherigen Alpen-Plus-Skigebiete um viele zusätzliche Wochen Wintersportvergnügen verlängern.

Die neue Alpen Plus Gletscher Card ist vom 01. Oktober 2016 bis zum 31. Mai 2017 gültig und erlaubt somit acht Monate oder 240 Tage Skigenuss pur. Sie kostet für Erwachsene ab 19 Jahre 550,- Euro, für Jugendliche (16–18 Jahre) sowie Rentner ab 65 Jahre 470,- Euro. Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre zahlen 270,- Euro. Für Familien gelten andere, erheblich günstigere Tarife. Die neue Alpen Plus Gletscher Card ist sowohl online (http://www.alpenplusgletscher.com), in einigen Sportgeschäften im Landkreis als auch an den Kassen und Verkaufsstellen der Partnergemeinden und somit auch in der Gäste-Information Schliersee, Perfallstraße 4, 83727 Schliersee, Tel.: 08026 / 6065-0, (http://www.schliersee.de) erhältlich. Weitere Informationen unter http://www.alpenplusgletscher.com oder http://www.alpenplus.com.

Die neue Alpen Plus Gletscher Card hat in den nachfolgenden Wintersportregionen Gültigkeit:

 

 

Eckehard Radehose

Eckehard Radehose In Schliersee zuhause, extrem berg- und reisesüchtig seit seinem 6. Lebensjahr. Dipl. Kartograph, Journalist und langjähriger Trekking- und Expeditionsleiter mit Vorliebe für besonders hohe Gipfelziele. An die 2.500 Gipfelbesteigungen weltweit und weit über 1.000 Skitouren. Mein bevorzugter Ort: Gipfel der Baumgartenschneid bei Sonnenuntergang mit einem Glas Rotwein.

 

 

„Der goldene Künstler“

Es gibt wohl kaum einen Künstler, der ihm an Farben, Formen und Kontrasten die Stirn bieten könnte. Der Oktober in Schliersee – er lässt mich jedes Mal aufs Neue in ein melancholisches Gefühl entträumen, im Gedanken an den werbenden Frühling, die Reife des vergangenen Sommers, nun labend in voller Erntekraft am gedeckten Tisch der Natur, den gnadenlos bevorstehenden Winter erahnend, und an die ihm trotzen wollenden Überlebensstrategien der Tiere und Pflanzen.

Die Sonne steht nun immer tiefer, die Tage werden kürzer, die Schatten länger, und das Wetter überrascht nun, gleich einer überwältigenden Theaterkulisse, mit ständig neuen Szenen.
Mal Feuchte und Nebel, schneegepuderte Berggipfel, sich in Seen spiegelnde Windstille, wilde Herbststürme, von klarer bis trüber Luft.

Doch am schönsten sind für mich die wenigen goldenen Sonnentage, erfüllt von diesem wohltuenden und wärmenden Licht, die Musik der raschelnden, farbenprächtigen Laubbäume, erfüllt voller Dankbarkeit für die letzten geschenkten Tage, bevor der eisige Winter die entlaubten  Bäume und Landschaften mit Frost und weißem Wintertuch zur stillen Ruhe bettet.

Seit Jahren versuche ich unermüdlich, dieses Gefühl „Herbst in Schliersee“ in Bildern festzuhalten, doch ich befürchte, es wird mir nie ganz gelingen. Er bleibt der unerreichbare Meister,
„der goldene Künstler“.

In seiner kurzen Zeit geschenkten Seins wünscht sich der Mensch bescheiden hoffend, ihn Jahr um Jahr – wenigstens nur einmal noch ‒ hautnah vor Ort erleben zu dürfen, denn nur so lässt er sich mit allen Sinnen ‒ im Jetzt ‒ befühlen, und nur so trägt er es einem immer wieder aufs Neue direkt ins Herz ‒ „für einen Moment das Glück Schliersee“.

Text+Fotos: 08.10.2016 Helmut Jenne

 

Helmut Jenne

Auf seinen Streifzügen durch die Natur ist sein Fotoapparat ein ständiger Begleiter. Helmut Jenne, wohnhaft in Schliersee, ist Musiker und EDV-Fachmann, Fotokünstler und Naturliebhaber. Mit seinen Fotos dokumentiert er seine Erlebnisse auf sehr natur- und heimatverbundene Weise, und so entstehen - trotzdem weltoffen - tief empfundene Momente und Blicke auf Landschaften, Pflanzen und Tiere der Berg- und Seenwelt rund um Schliersee.

Das Schlierseer Spinnradl – Disco mit Kultstatus

Es ist Spätnachmittag ‒ die zahlreichen Tagesgäste sind längst unterwegs nach Hause. Am beliebten Spitzingsee kehrt wieder Ruhe ein. Doch wenige Stunden später erweckt eine lange angesiedelte Einrichtung in der Talstation der Taubensteinbahn den kleinen Schlierseer Ortsteil wieder zum Leben: das Schlierseer Spinnradl ‒ eine außergewöhnliche Diskothek mit Kultstatus (http://www.neues-spinnradl.de).

Was macht das Spinnradl im Bayerischen Oberland zu einem „Party-Hotspot“? Ist es die besondere Atmosphäre oder gar die vermeintlich höchstgelegene Diskothek Deutschlands zu sein, sind es die zur Verfügung stehenden zahlreichen kostenlosen Parkplätze, ist es die traumhafte Kulisse über dem Spitzingsee, die bodenständige und familiär ausgerichtete Betreibergesellschaft, der jeweilige DJ mit seinem Musikstil, das sehr positiv bewertete Preis-Leistungs-Verhältnis der angebotenen Cocktails oder Drinks oder die almhüttenähnliche und deswegen urige und sehr gemütlich wirkende Einrichtung?

Vermutlich sind alle Faktoren zusammen ausschlaggebend für den hohen Beliebtheitsgrad und den Kultstatus des traditionsreichen Spinnradls ‒ genau genommen des „Neuen Spinnradls“, quasi ein „Räderwerk“ der zweiten Generation. Die ursprüngliche Tanzbar befand sich seit 1968 bis zum Jahr 2004 im Zentrum vom kleinen Schlierseer Ortsteil Spitzingsee, dann wurde sie mit den Jahren zu klein, und man fand in der Talstation der Kabinenbahn auf den Taubenstein erheblich größere Räumlichkeiten. (Das frühere „Alte Spinnradl“ wird mittlerweile als „Spitzingbar“ im Untergeschoss des Hotels Gundl Alm weitergeführt.)

Im Neuen Spinnradl lässt sich – völlig anders als im Tal von Schlierach und Leitzach ‒ die Nacht zum Tag machen. Nicht selten werden Schlierseer Geburtstagsfeten oder „Junggesellen- oder Junggesellinnenabschiede“ kurzerhand ins Spinnradl verlegt. Das gesamte Ambiente offeriert eine besondere Beziehung zum alpenländischen Brauchtum. Zahlreiche großformatige Schwarzweißfotografien mit Motiven aus den umliegenden Bergen zeigen ‒ angestrahlt durch Spots mit wechselnden Farben – eine Verbindung zwischen Tradition und Moderne. Es gibt nicht wenige junge Schlierseer, deren Eltern und gar Großeltern bereits Stammgäste im Spinnradl sind oder waren. Die Besucher sind „durchmischt“. An den drei Bars treffen sich Einheimische aus Schliersee und dem Bayerischen Oberland ebenso wie „Zuagroasde“ (hochdeutsch: Zugezogene, Fremde), Münchner „Schickimickis“ ebenso wie norddeutsche Bergwanderer oder Wintersportler aus Oldenburg oder Bremerhaven. Apropos Verständigung: Sie ist schwierig, intensive oder gar gewichtige Gespräche sind so gut wie ausgeschlossen und nur zeichensprachlich möglich. Bayernferne Spinnradl-Besucher werden sowohl an der bayerischen Mundart vieler Einheimischer wie auch an der Lautstärke der Musik definitiv scheitern. Dafür hat man ganz andere Möglichkeiten, seine Fähigkeiten zu entfalten. Nämlich jene, die Kondition für bevorstehende sportliche Herausforderungen oder auch die Alkoholverträglichkeiten spürbar zu verbessern. Mit etwa 700 Gästen ist die Kapazitätsgrenze der Disco und der umliegenden Parkplätze endgültig erreicht, und dann wird‘s drinnen kuschelig eng. Es empfiehlt sich an der Außenbar gelegentlich eine Prise frische Bergluft, eine Zigarettenpause oder eine Stärkung in Form eines Snacks mit delikaten Burgern, Grillwürsteln oder Pizzas im teilweise überdachten Eingangsbereich.

Der überregionale Bekanntheitsgrad des Spinnradls ist für Insider schlichtweg beeindruckend. Das Einzugsgebiet ist riesig ‒ sogar bis aus Salzburg oder aus dem gesamten Ballungsraum München kommen die Gäste. Nicht selten fahren private Busunternehmen die zahlreichen Partygäste abends zum Spinnradl und zu fortgeschrittener Stunde wieder sicher zurück nach Hause. Um 3.00 Uhr wird die Musik endgültig abgedreht …

Das Neue Spinnradl im Überblick

Charakter und Besonderheiten: überregionale Disco bzw. Club mit Kultstatus, langer Tradition und sehr hohem Bekanntheitsgrad. Vermeintlich höchstgelegene Disco Deutschlands!

Adresse: 83727 Schliersee-Spitzingsee, Spitzingstraße 12 (in der Taubensteinbahn-Talstation)

Öffnungszeiten: ganzjährig geöffnet, jedoch nur donnerstags, freitags und samstags von 21.00 Uhr bis 03.00 Uhr

Einlasskontrolle (Türsteher): ja

Eintritt: keiner

Musikstil: wechselnd, gut durchmischt

DJ: ja, wechselnde DJs

Lautstärkepegel: laut

Livemusik: nein

Spezialität: „Spinnradl Spezial“ (ein beliebter Cocktail mit Geheimrezept!)

Speisen: verschiedene Burger, Grillwürstel, Pizzas

Außenbereich: überdachter Außenbereich vorhanden

Alter der Gäste: etwa 20-25 Jahre, auffallend viele Stammgäste

Parkplätze: sind ausreichend vorhanden

Kontakt: Telefon: 08026/977939, info@neues-spinnradl.de, http://www.neues-spinnradl.de

Beste Jahreszeit: Spätherbst und Winterhalbjahr, deutlich spürbar nach dem Ende des Münchner Oktoberfestes. Gegenwärtig sind auch während der Sommermonate steigende Besucherzahlen zu verzeichnen.

Outfit: leger, besonderes „Aufbrezeln“ ist nicht zwingend notwendig

Fremdenverkehrsamt: Gäste-Information Schliersee, Perfallstraße 4, 83727 Schliersee, Telefon: 08026/6065-0 (http://www.schliersee.de)

 

Eckehard Radehose

Eckehard Radehose In Schliersee zuhause, extrem berg- und reisesüchtig seit seinem 6. Lebensjahr. Dipl. Kartograph, Journalist und langjähriger Trekking- und Expeditionsleiter mit Vorliebe für besonders hohe Gipfelziele. An die 2.500 Gipfelbesteigungen weltweit und weit über 1.000 Skitouren. Mein bevorzugter Ort: Gipfel der Baumgartenschneid bei Sonnenuntergang mit einem Glas Rotwein.