Beiträge

Aufbuschen auf der Unteren Firstalm – und vom Leben einer Sennerin

Bei meiner Ankunft auf der Unteren Firstalm werde ich von Anna-Lena, der jungen Sennerin, begrüßt. Sie ist von Beruf her eigentlich Schreinerin, kommt ursprünglich aus einer Landwirtschaft vom Irschenberg und hat diesen Sommer mit 56 Jungviechern, 2 Stuten und einem Fohlen, 24 Schafen, 2 Schweinen, 3 Hühnern und einem Gockel auf der Alm verbracht. Es war schon immer ihr Traum Almerin zu sein, erzählt sie mir, den sie sich durch eine Freistellung von der Arbeit heuer verwirklichen konnte. Besonders gereizt hat sie der enge Kontakt mit den Tieren, mal raus aus dem Alltag zu kommen und in der Natur zu sein.

So ein Sennerinnen-Leben ist gar nicht so leicht, erfahre ich. Ihr Arbeitstag ist angefüllt mit:

Im Stall die kleinen Kälber füttern und waschen.

Die Säue versorgen.

Nach den Kälbern auf der Weide schauen, ob alle gesund und ruhig sind.

Im schweren Rucksack Mineralfutter und Salz sowie Flickzeug für die Zäune mit sich führen.

Zäune kontrollieren und ausbessern.

Tränken säubern und vieles mehr.

Seit Mitte August bindet Anna-Lena außerdem Papierröschen zum Schmücken der Buschen für den Almabtrieb.

Außerdem hat sie in den letzten 14 Tagen Almrausch gepflückt und gebunden.

Auch die Buschen zum Schmücken der Tiere hat sie gebunden und mit bunten Reserln (dt. Röschen) geschmückt.

Zu ihren schönsten Erlebnissen gehören die Geburten der 7 Lamperl (dt. Lämmer). Aber Anna-Lena wurde auch vom Schafbock umgeworfen, ein Jungvieh hatte sich vertreten, ein Kalb hatte eine Kolik und der Gockel wurde böse von einem frei laufenden Hund gebissen. „Die Hunde sind tatsächlich ein Problem“, erzählt mir die Sennerin, bzw. eher die Hundehalter, welche die Tiere nicht anleinen und es dadurch immer wieder zu einer Jagd auf Schafe und Hühner kommt.

Die Kälber kennen einen mit der Zeit, erfahre ich. „Angst muss man nicht vor den Tieren haben, aber Respekt sollte man schon haben“, sagt die Almerin.

Sie musste sich erst daran gewöhnen sich allein zum Essen zu setzen, erzählt sie mir. Aber wenn dann am Abend die Ruhe auf der Alm einkehrt, die Wanderer wieder im Tal sind und man besonders im August noch lange draußen sitzen bleiben kann, ist es ein Traum.

Für den Almabtrieb werden die Kühe mit Buschen, Kreuzen, einer Krone, Stirnkranzl sowie sogenannten Fotzenkranzl, welche um Maul und Hörner drapiert werden, geschmückt. 40 Blumen werden etwa pro Buschen benötigt. Außerdem kommen hier die wunderschönen Glocken zum Einsatz, welche zum Teil seit Generationen in der Familie weitergegeben werden. Hartl Markhauser, welcher die Alm bewirtschaftet, zeigt mir die Glocken, welche er und sein Vater zu ihrer Hochzeit und besonderen Geburtstagen geschenkt bekommen haben. Er sitzt neben mir auf der Bank und poliert sie, damit sie am kommenden Samstag wunderschön glänzen. Im normalen Almbetrieb tragen die Kühe übrigens kleine Glocken, welche den Sinn haben, sie wiederzufinden, falls sie sich verirrt haben. Die großen Glocken sind dem Almabtrieb vorbehalten. „Die Kühe stehen übrigens auf ihre „Alltags“-Glocken und verteidigen sie sogar“, verrät mir Hartl.

 

 

Morgen (30. September 2017) findet der Almabtrieb von der Unteren Firstalm über die alte Spitzingseestraße bis nach Fischhausen zum Anderl-Bauernhof der Familie Markhauser statt. 7-8 Erwachsene und 5-6 Kinder sind daran beteiligt. Besonders die Kinder sind schon ganz aufgeregt und freuen sich darauf. Je nach Dauer des Schmückens geht es kurz vor 11 Uhr los mit dem Abtrieb ins Tal und damit dem Einläuten der Herbstsaison.

 

 

Ulrike Mc Carthy

Geborene Münchnerin und seit vielen Jahren begeisterte „Wahl-Schlierseerin“ Personaldiagnostikerin, Trainerin, Seminarleiterin, Hypno- und Gesprächstherapeutin, Hofbetreuerin im altbayerischen Dorf und vor allem Hobby-Fotografin.

 

 

 

Spätsommer-Bootsfahrt auf dem Spitzingsee

Noch sind die Bäume nicht goldgelb und orange eingefärbt wie in einem typischen „Altweibersommer“, wie wir hier im bayerischen Oberland so schön sagen, wobei der Begriff überhaupt nichts mit alten Frauen zu tun hat!

„Im Schriftsprachlichen wird der ,Altweibersommerʻ seit Anfang des 19. Jahrhunderts erwähnt, als man das Jahr noch in die Winter- und die Sommerhälfte einteilte. … Dieser Wärmerückfall, der uns zwischen Mitte September und Anfang Oktober ein paar strahlend sonnige Tage beschert, wird durch ein Festlandhoch über Osteuropa bestimmt, das trockene Luft nach Mitteleuropa bringt.

Wenn dann ein lauer Wind weht, lassen sich viele kleine Spinnen an ihren zarten Fäden durch die Luft pusten. Die Krabbeltiere haben unmittelbar mit der Namensgebung zu tun, denn ,Weibenʻ ist ein altdeutscher Ausdruck für das Knüpfen von Spinnweben. In klaren Septembernächten kühlt es schon stark ab, sodass die vom Tau benetzten Spinnweben in der Morgensonne deutlich zu erkennen sind. Die glitzernden Fäden erinnern an die langen silbergrauen Haare älterer Frauen.“

 

 

Mein Tipp für diese wunderschöne Jahreszeit, die uns sicherlich noch mit ein paar warmen Tagen überrascht, bevor der kühlere Herbst beginnt:

Fahren Sie an den Spitzingsee, einen der größten Bergseen Bayerns, der vor allem auch einer der schönsten ist! Mieten Sie sich ein Boot – es gibt Elektro- und Tretboote und sogar ein kleines Segelboot ist vertäut – und fahren Sie auf den See hinaus. Sie werden von ein paar Enten begleitet und können die Blesshühner im Schilf bei ihrer Suche nach etwas Essbarem beobachten. Umgeben vom Mangfallgebirge und dem Ort Spitzingsee sowie dem bewaldeten Ufer können Sie sich in aller Ruhe treiben lassen und die Natur hier bei uns draußen genießen. Es gibt nichts Schöneres, um die letzten warmen Sonnenstrahlen zu genießen!

 

 

Ulrike Mc Carthy

Geborene Münchnerin und seit vielen Jahren begeisterte „Wahl-Schlierseerin“ Personaldiagnostikerin, Trainerin, Seminarleiterin, Hypno- und Gesprächstherapeutin, Hofbetreuerin im altbayerischen Dorf und vor allem Hobby-Fotografin.

 

 

It’s Wander Time in Schliersee

Autumn is the time to wander in Schliersee. All those beautiful breezes and cooler temperatures make long hikes so much more enjoyable.  And lets not forget the way the warmer light illuminates the Fall colors. It is seriously and endless treat for the senses.

I thought I would share with you an incredible hike I took a few years back. I had just had major surgery and wasn’t feeling strong enough to tackle a monster climb but the alpine hills were calling me.

My husband and I set out by Taubensteinbahn cable car on Spitzingsee. We really didn’t have a goal in mind but the sky was full of otherworldly lenticular clouds fueled by a Chinook winds. Once at the top we were spurred on, higher and higher by the majestic views and all the other wanderers of all ages.

We followed a reasonably easy trail winding around the mountain and at the craggy summit we could see the famous Rotwandhaus, nestled on its perch just below us. All around people and their dogs were breaking their hike and basking in the autumn sun. It was such a peaceful moment in the golden light.

Due to our late departure, my husband said we needed to start back down the trail towards the cable car station if we wanted to make the last car, or we could go have a drink and something to eat at the Rotwandhaus and walk the 7 kilometers back down the mountain to Spitzingsee.

What a wonderful decision that was, after a leisurely snack of meats and cheese presented as beautifully as the landscape they were served in, we began the trek down the mountain. All around us as we traveled were animals gathered to enjoy the last of their days in the high pastures. On a whole the walk down was an easy 7 kilometer walk and I highly recommend this journey for those who might not feel fit enough to complete the entire 14+ kilometer climb. The duration of the hike down the mountain for us, with many continuous breaks for photos, was 3 hours. Remember to budget that into your time and just incase pack some headlamps.

Some good tips and information about Taubensteinbahn and Rotwandhaus.

Taubensteinbahn is open daily in autumn from 9:00 till 16:30. This cable car is closed in winter completely. A one way ride costs 10,00 € per person.  If you decide not to walk down you have to buy your ticket back to the valley and that is is 9,50 €.  Children ride for free

For more information please call : +49 8026 92922913

For information on the Rotwandhaus http://rotwandhaus.de/rotwandhaus/anfahrt-kontakt/

 

 

Laura Boston-Thek

American artist, photographer and professional wanderer who, after 20 years of roaming, put down roots in a 100 year old Bavarian farmhouse and fell in love with the Alpine village and its residents (both 2-legged and 4-legged).

 

 

 

Bergseefest Spitzingsee 2017

DAS BERGSEEFEST WURDE AUFGRUND DER SCHLECHTEN WETTERPROGNOSEN LEIDER ERSATZLOS ABGESAGT!

Folk dancing, firemen and fireworks all light up the sky above the mountains on Spitzingsee. Once a year the peaks sparkle with festival lights and fireworks. Bergseefest  and its Bengali fires is what makes it extra special. The light spectacle of firemen in the water with torches and boats by lantern light dot the lake before the sky is turned aflame with a fireworks display.

The Autumn’s chill is usually starting to touch the air on Spitzingsee in August and folks warm themselves by bonfire while enjoying many of the regional delicacies.  Fresh local lake fish are roasted on long sticks and giant frying pans of caramelized pancakes and rum soaked fruits called Kaiserschmarren scent the air. There is no shortage of delicious treats to enjoy.

Local beers and small cocktail stands dot the edge of the lake.  Carriage rides and bouncy castles for all the family to enjoy.  If that isn’t enough the traditional Old Timer and historic tractor parade on Saturday morning draws the crowds.

On the main stage, local traditional dancers twirl while overhead the bull whip masters called Goaßlschnalzern, fearlessly snap their whips. There is a little something for everyone and is popular with all ages. Cheerleaders and martial artist as well as many other shows each hour.

This fest is truly fun for the whole family. There are plenty of wonderfully creative events for the kids, from face painting to camel rides. And don’t forget, during the day you can always rent a bright red Ferrari peddle boat and take a turn around the lake. Make sure to pack an extra jacket for the chilly evening’s on the mountain.

Rain Date for Saturday’s fireworks will take place on Sunday, July 30th

 

For more information:
http://www.schliersee.de/sommer/kultur-lebensart/feste/

 

 

Laura Boston-Thek

American artist, photographer and professional wanderer who, after 20 years of roaming, put down roots in a 100 year old Bavarian farmhouse and fell in love with the Alpine village and its residents (both 2-legged and 4-legged).

 

 

 

Bergseefest am Spitzingsee

DAS BERGSEEFEST WURDE AUFGRUND DER SCHLECHTEN WETTERPROGNOSEN LEIDER ERSATZLOS ABGESAGT!

Der Markt Schliersee und seine rührigen Vereine blicken auf eine lange Tradition mit verschiedenen Sommerfesten. Ein ganz besonderes Fest stellt das jährlich stattfindende Bergseefest am Spitzingsee dar.

2017 findet am Samstag, 19. August, am Spitzingsee das eintägige Bergseefest an der Seepromenade statt.

Der beeindruckende Auftakt zum Bergseefest ist das Oldtimer-Traktorentreffen, das viele Zuschauer von nah und fern anlockt. Ein vielfältiges Unterhaltungsprogramm für Klein und Groß, Essensstände, eine wunderbare Bergkulisse und zum Abschluss ein Brillantfeuerwerk über dem Spitzingsee runden den Tag stimmungsvoll ab.

Die Ausrichter freuen sich über viele Besucher ‒ Gäste und Einheimische sind herzlich willkommen mitzufeiern (weitere Informationen).

Falls am Samstag schlechtes Wetter ist, dann ist Sonntag, 20. August, der Ausweichtermin für das Bergseefest.

 

Ursula Höllerl

Mitarbeiterin in der Gäste-Information Schliersee, aufgewachsen in Neuhaus und Miesbach. Mein Motto: "Ein Tag am Berg ist wie eine Woche Urlaub – egal ob im Sommer zum Wandern oder im Winter beim Schneewandern, Skifahren und Rodeln."

 

 

 

Rund um den Spitzingsee – ein Sommerspaziergang für die ganze Familie

„In einer eindrucksvollen Kulisse umschließen dunkle Bergwälder den wildromantischen Spitzingsee südlich des Schliersees. Mit einer Fläche von 28 Hektar ist er Bayerns größter Hochgebirgssee.“

(http://www.schloesser.bayern.de/deutsch/seen/objekte/spitzing.htm)

Der Spitzingsee liegt auf 1.084 m Höhe südlich des Spitzingsattels mitten im Mangfallgebirge. Im Sommer, wenn die typischen bayerischen Schäfchenwolken am Himmel stehen und sich auf der Oberfläche spiegeln, wirkt er besonders malerisch. Dieses idyllische Fleckchen Erde inmitten der Berggipfel verlockt geradezu zu einem beschaulichen Spaziergang rund um den See. Dank des gepflegten Rundweges können auch Familien mit Kinderwägen sowie Radfahrer und Jogger mühelos die Strecke bewältigen. Es gibt einiges zu sehen: Seerosenfelder mit wunderschönen gelben Blüten, die ihre Pracht im Laufe des Sommers erst noch vollständig entfalten. Schachtelhalmwiesen im knietiefen Wasser, zwischen denen Blesshühner nach Nahrung suchen. Bergwald, der einen harzigen Duft verströmt ‒ und vieles mehr.

Für die Umrundung benötigt man bei gemütlichem Gehen mit einigen Fotopausen ca. 1,5 Stunden. Die Uferlänge beträgt etwa 3 km. Da kaum Höhenmeter zu überwinden sind, ist keine besondere Kondition notwendig. Trotzdem möchte ich Ihnen unbedingt Wanderschuhe sowie die Mitnahme von ausreichend Flüssigkeit ans Herz legen. Wir befinden uns am Spitzingsee im Gebirge, und ab und an können eine Wurzel und kleinere Gesteinsbrocken den Weg kreuzen.

In der kleinen Ortschaft „Spitzingsee“ gibt es eine Vielzahl an guten Gasthöfen, in welchen u. a. „echt bayerische Kost“ genossen werden kann. Selbstverständlich gibt es auch Eisvariationen sowie Kaffee und Kuchen für die Sommerfrischler. Ein großer, wunderschön angelegter Spielplatz aus Naturholzbalken beschäftigt die Kinder, welche hier das eine oder andere Abenteuer erleben können. Natürlich darf auch gebadet werden. Und wer seine Freizeit lieber auf dem Wasser verbringt, kann sich ein Tret- oder Elektroboot mieten und eine romantische Rundreise über den See antreten.

Mein Tipp: Packen Sie Ihre Wanderschuhe, eine kleine Brotzeit  und Badesachen ein. Nutzen Sie den Sommer für einen Ausflug in den Süden von München und genießen Sie einen erholsamen Tag mit der gesamten Familie in den Oberbayerischen Alpen!

 

 

Ulrike Mc Carthy

Geborene Münchnerin und seit vielen Jahren begeisterte „Wahl-Schlierseerin“ Personaldiagnostikerin, Trainerin, Seminarleiterin, Hypno- und Gesprächstherapeutin, Hofbetreuerin im altbayerischen Dorf und vor allem Hobby-Fotografin.

 

 

 

Ohne Verkehrsstau in die Berge – eine Rotwandbesteigung der ganz anderen Art

Mir scheint, als hätten mittlerweile fast alle autofahrenden Menschen resigniert und sich an sie gewöhnt. Gemeint sind die lästigen Verkehrsstaus auf den Straßen und Autobahnen, die den unzähligen Ausflüglern die Freude am Wochenendtrip in die Berge verleiden. Doch Hand aufs Herz. Was spricht eigentlich dagegen, künftig – zumindest gelegentlich ‒ das unverzichtbare Auto zu Hause zu lassen und mit Bahn und Bus dem Großraum München in Richtung Berge zu entfliehen? Die Vorteile sind offenkundig:

  • Stau-(= stress)freie Anreisen zum Ausgangspunkt,
  • keine überfüllten Parkplätze,
  • keine Parkplatzgebühren,
  • Bergtouren oder Wanderungen mit unterschiedlichen Start- und Endpunkten sind problemlos durchführbar,
  • während der Brotzeit nach der Tour sind für den Fahrer oder die Fahrerin auch ein oder zwei Bier oder Wein mehr als üblich möglich,
  • bei der Fahrt mit Bahn und Bus ist das Kennenlernen von sympathischen Menschen mit gleicher Gesinnung denkbar,
  • erholsame, stau-(= stress)freie Rückreise,
  • nicht zuletzt ein kleiner Beitrag zum Schutz der Umwelt.

Die Bergregion rund um den Schliersee bietet hervorragende Möglichkeiten, sommerliche wie auch winterliche Unternehmungen unter Zuhilfenahme der öffentlichen Verkehrsmittel (Bayerische Oberlandbahn und RVO-Bus) durchzuführen. Während der Sommermonate von Mitte Mai bis Mitte Oktober fährt beispielsweise ein RVO-Bus (RVO = Regionalverkehr Oberbayern) die landschaftlich besonders reizvolle und für jeglichen Privatverkehr gesperrte Strecke von Spitzingsee zur Valepp und weiter nach Rottach-Egern an den Tegernsee. Mit diesem Bus lassen sich die Ausgangspunkte für mehrere lohnende Gipfelziele erreichen, wie beispielsweise das Hintere Sonnwendjoch (1.986 m), der Schinder (1.809 m) oder der Risserkogel (1.826 m). Eine besonders lohnende Bergwanderung ist die Route von der Waitzingeralm durch die enge Schlucht des Pfanngrabens auf Schliersees höchsten Gipfel, der Rotwand (1.884 m) ‒ hier nachfolgend vorgestellt:

Nur wenige Minuten benötigt der Bus von der Ortsmitte in Spitzingsee zur Waitzingeralm, dem Beginn unseres Anstiegs zur Rotwand. Es ist noch früher Morgen, noch liegt das Tal der Roten Valepp im Schatten. Auch unsere ersten Höhenmeter über eine schmale Fahrstraße hinauf auf die Wiesenflächen der Petzingalm verlaufen in der kühlen Morgenfrische. Danach erreichen uns die ersten Sonnenstrahlen. Der breite Weg führt uns jetzt hinein in den paradiesisch abgeschiedenen Pfanngraben. Nur wenige Meter unter uns rauscht der gleichnamige Wildbach ‒ immer wieder müssen wir stehen bleiben, um zu schauen, zu genießen und zu fotografieren. Gut einen Kilometer zieht sich der ziemlich breite Weg durch die Schlucht hinein, bis er als schmaler Pfad steiler aufwärts führt. Durch schattigen Mischwald steigen wir etwa 100 Höhenmeter auf, dann betreten wir die freien Wiesenflächen der Kümpflalm (1.280 m). Über 330 Höhenmeter sind hier geschafft, weitere 200 bis zu den Almhütten liegen nun vor uns. Überall gibt es herrliche Rastplätze mit tollen Aussichten. Über die weiten Almflächen steigen wir aufwärts bis zu einem bewaldeten Gratrücken mit einem Hinweisschild und dem Vereinigungspunkt mehrerer Routen, exakt 1.695 m hoch gelegen. Von hier sind es nur noch 15 Minuten zum nahen Rotwandhaus. Etwa 150 Höhenmeter sind es nur noch bis zum Gipfelkreuz der Rotwand. Ob‘s zuerst eine mittägliche Einkehr wird oder der nahe Rotwandgipfel übermäßig verführt, muss nun entschieden werden. Eine Verschnaufpause mit Einkehr hätte man sich auf jeden Fall verdient. Der breite Weg hinauf zum höchsten Punkt ist (fast) kinderwagengeeignet und völlig problemlos begehbar. Die Aussicht vom höchsten Schlierseer Gipfel beeindruckt nachhaltig. Wer es außergewöhnlich mag, könnte im Rotwandhaus eine Nacht verbringen und oben am Gipfel einzigartige Abend- und Morgenstimmungen erleben – bei sehr guter Fernsicht für viele sicher ein Erlebniswert fürs ganze Leben!

Die normale Abstiegsroute hinunter nach Spitzingsee ist eher Fahr- statt Gehweg. Sie ist einfach und völlig problemlos zu begehen. Nach eineinhalb Stunden schließt sich an der Kirche in Spitzingsee die heutige Runde. Was jetzt folgt, ist nur noch Entschleunigung pur: vielleicht ein kühles Bier oder ein Eis, eine stressfreie Heimfahrt mit der Gewissheit, ein weiteres lohnendes Bergerlebnis und einen großartigen Tag in den Schlierseer Bergen erlebt zu haben.

Charakter und Besonderheiten: Der Aufstieg auf die Rotwand durch den landschaftlich sehr reizvollen Pfanngraben und über die einsam gelegene Kümpflalm (1.504 m) bietet ein Bergerlebnis par excellence. Mit dem Abstieg auf der üblichen Normalroute über die Wildfeldalm zurück zum Spitzingsee ergibt sich eine lohnende Rundtour.

Talort: Spitzingsee (Ortsteil von Schliersee, 1.090 m), von Schliersee über den Ortsteil Neuhaus und die Spitzingstraße erreichbar

Öffentliche Verkehrsmittel: BOB von München nach Fischhausen-Neuhaus, dann mit dem RVO-Bus hinauf zum Spitzingsee, hier umsteigen in anderen RVO-Bus und gut 2,5 km weiter bis zur Haltestelle Waitzingeralm (Achtung: Bus verkehrt nur von Mitte Mai bis Mitte Oktober)

Anforderungen/Schwierigkeit: leichte Bergwanderung ohne Orientierungsproblematik, auch für Kinder ab ca. 10 Jahren geeignet

Höhenunterschied: 940 Höhenmeter

Ausgangspunkt: RVO-Haltestelle Waitzingeralm (944 m)

Endpunkt: RVO-Haltestelle Spitzingsee Kirche (1.090 m)

Gesamtdauer: je nach Fitnesszustand etwa 4,5 bis 6 Stunden

Beste Jahreszeit: Anfang Juni bis Mitte Oktober

Ausrüstung: normale Bergwanderausrüstung mit Regenschutz

Einkehr- bzw. Übernachtungsmöglichkeit: Rotwandhaus (1.737 m), Spitzingsee Nr. 3, 83727 Schliersee, Tel. 08026/7683, ganzjährig geöffnet, außer von Anf. November bis Mitte Dezember, http://www.rotwandhaus.de

Karte: AV-Karte 1:25.000, Blatt BY15 „Mangfallgebirge Mitte, Spitzingsee, Rotwand“

Fremdenverkehrsamt: Gäste-Information Schliersee, Perfallstraße 4, 83727 Schliersee, Tel: +49(0)8026/6065-0, (http://www.schliersee.de)

Bergführer: Alexander Römer (staatl. gepr. Berg- u. Skiführer, http://www.alpinwerkstatt.de)

Auszug aus dem BOB- bzw. RVO-Fahrplan (Stand: Sommer 2017, Angaben ohne Gewähr), weitere Informationen unter: www.meridian-bob-brb.de /www.rvo-bus.de

Bayerische Oberlandbahn (BOB) München – Holzkirchen – Schliersee – Bayrischzell

München ab: 8.04 Uhr / Fischhausen-Neuhaus an: 9.08 Uhr

München ab: 9.04 Uhr / Fischhausen-Neuhaus an: 10.07 Uhr

Fischhausen-Neuhaus ab: 16.49 Uhr / München an: 17.56 Uhr

Fischhausen-Neuhaus ab: 17.49 Uhr / München an: 18.54 Uhr

RVO Bus Linie 9562 : Fischhausen-Neuhaus Bahnhof – Spitzingsee – Fischhausen-Neuhaus Bahnhof

Neuhaus Bahnhof ab: 9.10 Uhr / Spitzingsee Kirche an: 9.24 Uhr

Neuhaus Bahnhof ab: 10.10 Uhr / Spitzingsee Kirche an: 10.23 Uhr

Spitzingsee Kirche ab: 16.28 Uhr / Neuhaus Bahnhof an: 16.40 Uhr

Spitzingsee Kirche ab: 17.28 Uhr / Neuhaus Bahnhof an: 17.43 Uhr

Linie 9560: Spitzingsee – Valepp – Monialm – Enterrottach – Rottach-Egern (Bus verkehrt nur von Mitte Mai bis Mitte Oktober!)

Spitzingsee Kirche ab: 9.26 Uhr / Waitzingeralm an: 9.32 Uhr

Spitzingsee Kirche ab: 10.26 Uhr / Waitzingeralm an: 10.32 Uhr

 

 

 

Eckehard Radehose

Eckehard Radehose In Schliersee zuhause, extrem berg- und reisesüchtig seit seinem 6. Lebensjahr. Dipl. Kartograph, Journalist und langjähriger Trekking- und Expeditionsleiter mit Vorliebe für besonders hohe Gipfelziele. An die 2.500 Gipfelbesteigungen weltweit und weit über 1.000 Skitouren. Mein bevorzugter Ort: Gipfel der Baumgartenschneid bei Sonnenuntergang mit einem Glas Rotwein.

 

 

 

24 h Trophy: Alpenregion Tegernsee Schliersee – Wanderfestival

Eilmeldung: Es gibt noch die allerletzten Restplätze ‒ schnell anmelden!

www.24h-trophy.de
Das bayerische Voralpenland bei uns hier zwischen Tegernsee, Schliersee und Spitzingsee bildet die traumhafte Kulisse für die erste Etappe der 24 h Trophy vom 26. Bis 28. Mai.

Nach dem Motto „Auf geht‘s, pack ma‘s!“ startet die 24 h Trophy in eine neue Saison.

Highlights sind unter anderem der Start im Kurgarten Tegernsee, der Mittagsstopp auf der Oberen Firstalm in Spitzingsee sowie der Zieleinlauf der 12 h-Wanderer bzw. die große Abendpause der 24 h-Wanderer im Kurpark Schliersee. Für faszinierende Eindrücke sorgen zudem die Mitternachtspause auf der Schliersbergalm, die frühmorgendliche Stärkung im Berggasthof Neureuth sowie das Finisher-Frühstück im Kurgarten Tegernsee. Die 24 h Trophy garantiert unvergessliche Momente für die Teilnehmer ebenso wie eindrucksvolle Szenen für Begleitpersonen und Zuschauer.

Achtung: Aufgrund der guten Wetterprognosen mit 16 h Sonnenstunden und Temperaturen weit über der 20-Grad-Celsius-Marke bittet Masterguide Eddy darum, dass sich jeder Teilnehmer auf einen Badestopp in einer der wunderschönen Seen einstellt und sich entsprechend Badeutensilien einpackt (Badehose/-anzug/Bikini und ein kleines leichtes Mikrofaserhandtuch). Das wiegt nicht viel und ermöglicht jedem, der mag, eine wunderbare Abkühlung.

Auf einer 12 h- oder 24 h-Tour erleben die Teilnehmer alle Highlights der Region im Rundum-Sorglos-Paket. Sie lernen die eigenen Grenzen kennen und diese gemeinsam mit den anderen in der Gruppe zu überwinden.

12 h-Tour: Zwei-Seen-Wanderung extrem
Die 12 h-Tour führt vom Kurgarten Tegernsee über 37 Kilometer und rund 1.700 Höhenmeter bis nach Schliersee. Vom Start geht es zunächst auf den 1.200 Meter hohen Riederstein und zur Kapelle, von der aus sich ein fantastischer Rundumblick eröffnet. Anschließend führt der Weg weiter bergauf zur Baumgartenschneid auf 1.444 Meter, vorbei am Bodenschneidhaus bis zur Oberen Firstalm (1.370 Meter), wo die Mittagspause stattfindet. Frisch gestärkt geht es danach zum höchsten Punkt der Wanderung, dem 1.579 Meter hohen Roßkopf. Nach einer kurzen Rast beginnt der Abstieg zum Spitzingsee. Nach einer Umrundung des Sees verläuft die letzte Etappe an den Josefsthaler Wasserfällen und dem Ufer des Schliersees entlang bis zum Ziel im Kurpark Schliersee. Dort werden die Teilnehmer empfangen und mit einer Finisher-Urkunde geehrt.

24 h-Tour: Drei-Seen-Wanderung
Bei der 24 h-Variante legen die Teilnehmer insgesamt 72 Kilometer und 3.340 Höhenmeter zurück. Die Tagesetappe entspricht der 12 h-Route. Nach der großen Abendpause im Kurpark Schliersee – wo zeitgleich der Zieleinlauf der 12 h-Wanderer stattfindet – führt der Weg weiter zum ersten Nachtziel, der Schliersbergalm (1.061 Meter). Dort können sich die Teilnehmer auf einen Snack am Lagerfeuer und beeindruckende Weitblicke ins illuminierte Schliersee-Tal freuen. Im Licht der Sterne wandert die Gruppe weiter über die Huabaoim und die Huberspitz bis zum Berggasthof Neureuth, wo es auf 1.264 Metern ein erstes Frühstück im Morgengrauen gibt. Es folgen der Abstieg zum Oberbuchberghof und die morgendliche Idylle auf dem Tegernseer Höhenweg. Mit Musik und einem großen Finisher-Frühstück im Kurgarten Tegernsee werden die Wanderer schließlich gebührend im Ziel empfangen.

 

 

Eckdaten

Datum: 26.05. bis 28.05.2017
Akkreditierungsort: Kurgarten Tegernsee
Akkreditierungszeiten: Freitag, 26.05., von 16 bis 20 Uhr | Samstag, 27.05., von 6.30 Uhr bis 7.45 Uhr

www.24h-trophy.de

Freitag, 26.05.2017

Kurpark Tegernsee

16 Uhr Beginn des Alpenregion Tegernsee Schliersee Wanderfestivals
16–20 Uhr Anmeldung & Akkreditierung der Teilnehmer

Samstag, 27.05.2017

Kurpark Tegernsee

6.30‒7.45 Uhr Nachmeldung und Akkreditierung Teilnehmer
ab 7.15 Uhr Sponsorenausstellung mit Musik
7.45 Uhr Warm-up zur 24 h-Wanderung
8.00 Uhr Start der 24 h-Wanderung & Warm-up zur 12 h-Wanderung
8.15 Uhr Start der 12 h-Wanderung

Kurpark Schliersee

19.15 Uhr Große Abendpause der 24 h-Wanderer
20.15 Uhr Zieleinlauf und Ehrung der 12 h-Wanderer
21.30 Uhr Rückshuttle zum Kurpark Tegernsee für 12 h-Wanderer

Sonntag, 28.05.2017

Kurpark Tegernsee

8.00 Uhr Zieleinlauf und Ehrung der 24 h-Wanderer &
Finisher-Frühstück mit Musik
10.00 Uhr Ende der Veranstaltung

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

April, April, der weiß nicht, was er will…

… bald lacht der Himmel klar und rein,
Bald schaun die Wolken düster drein…
O weh! O weh!
Nun kommt er gar mit Schnee!
Und schneit mir in den Blütenbaum,
In all den Frühlingswiegentraum…
Heut Frost und gestern Hitze,
Heut Reif und morgen Blitze;
Das sind so seine Witze.
O weh! O weh!
Nun kommt er gar mit Schnee!“

 

(Kurzfassung nach Heinrich Seidel)

 

April, April, der macht was er so will, ist wohl eine der bekanntesten Bauernregeln.

Auch hier am Schliersee hat uns der Schnee nach ein paar sehr warmen Tagen mal wieder „besucht“, oder vielmehr „heimgesucht“. Aber ganz so unerwartet kommt er gar nicht. Wir befinden uns immerhin 777 m. ü. NN. (Höhe über dem Meeresspiegel). Wer hier daheim ist, weiß genau, dass er vor den Eisheiligen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia keine empfindlichen Frühlingspflanzen setzt. Und diese Wetterheiligen kommen erst im Mai (11. bis 15.05.2017).

Trotzdem ist es natürlich vor allem für den ein oder anderen Urlauber erstmal ein Schreck, wenn er einen Frühlingsurlaub geplant hat und sich auf einmal im Winter wiederfindet. Nichtsdestotrotz hat diese Jahreszeit auch ihre schönen Seiten. Der verschneite April mit den schon helleren Abendstunden lässt die Berglandschaft nochmal in einem ganz anderen Licht erscheinen. Wer einen Sinn für diese fast unwirklich wirkende, traumhafte Schneelandschaft entwickeln kann, findet sich in einem „April-Frühlings-Winter-Wonderland“ wieder.

Mein Tipp: nutzen Sie die Zeit, um die schönen Seiten zu entdecken. Machen Sie dick eingemummelt einen Spaziergang am Schliersee, hoch zur St. Georgskapelle auf dem Weinberg, oder rund um den Spitzingsee. Auch ein Besuch im Markus Wasmeier Freilichtmuseum in Neuhaus ist empfehlenswert. Noch sind dort nicht so viele Besucher und Sie haben die Möglichkeit, das altbayerische Dorf sehr idyllisch und ruhig kennenzulernen und die Stille auf sich wirken zu lassen.

„Die Kunst zu Leben besteht momentan darin, zu lernen, im Schnee zu tanzen, anstatt auf die Sonne zu warten…“ Aber diese lässt sich immer mal wieder blicken.

 

 

Ulrike Mc Carthy

Geborene Münchnerin und seit vielen Jahren begeisterte „Wahl-Schlierseerin“ Personaldiagnostikerin, Trainerin, Seminarleiterin, Hypno- und Gesprächstherapeutin, Hofbetreuerin im altbayerischen Dorf und vor allem Hobby-Fotografin.

 

 

 

Walter Alkofer – fast 5 Jahrzehnte Einsatz für die Lawinenkommission Schliersee

Oft hatte ich zuvor seinen Namen gehört oder gelesen, heute darf ich ihn endlich persönlich kennenlernen: Walter Alkofer, der 74-jährige Schlierseer, sitzt neben mir am Tisch und erzählt von seinem erlebnisreichen Leben und seiner langjährigen Tätigkeit als ehrenamtlicher Leiter der Lawinenkommission Schliersee. Walter Alkofer erklärt mir zunächst die Aufgaben der Lawinenkommission. Sie sei ein ortskundiges und besonders bergerfahrenes Expertenteam, welches den jeweiligen bayerischen Gemeinden und Landratsämtern in Bezug auf Sicherung der lokalen Verkehrswege vor Lawinenabgängen beratend zur Seite steht und ggf. Sperrungen von Straßen und sonstigen öffentlichen Verkehrswegen empfiehlt. Hört sich sehr interessant an.

Als gebürtiger Niederbayer kommt er als junger Polizeibeamter in den Landkreis Miesbach und wird wenig später „Sachbearbeiter und Beauftragter für gebietsbezogene Bergunfälle“. Als Ehemann und Vater von drei Söhnen und mit erheblich eingeschränkter Freizeit für seine Bergleidenschaft wirkt er 23 Jahre als Verkehrserzieher für Kinder und Jugendliche im Landkreis. Nicht selten untersucht er – oftmals sogar in seiner Freizeit ‒ Schulwege auf ihre Verkehrssicherheit, gibt den Kommunen Empfehlungen zur Verbesserung derselben und veranstaltet auch entsprechende Fortbildungen für Erwachsene.

Bei einem Motorradausflug zum Spitzingsee kommt er im August 1969 nach dem Absturz eines jungen Bergwanderers an der Brecherspitz durch Zufall als Erster zum Unfallopfer. Spontan, ohne angemessenes Schuhwerk und sonstige Bergausrüstung leistet er im sehr steilen Absturzgelände des Brechspitzkars erste Hilfe und benachrichtigt umgehend die Schlierseer Bergwacht, die wenig später nur noch eine Totenbergung durchführen kann. Die Schlierseer Bergretter überreden Walter, Mitglied in ihrer Bergwachtbereitschaft zu werden. Ein Jahr später gehört er zur Lawinenkommission Schliersee, die bereits 1966, also drei Jahre zuvor, gegründet wurde ‒ sicherlich als Folge der furchtbaren Lawinenkatastrophe im Mai 1965 am Schneefernerhaus unterhalb der Zugspitze, bei der damals zehn Menschen starben und 21 unter meterhohen Schneemassen schwer verletzt wurden. Im Jahr 1967 wird in München der Lawinenwarndienst Bayern gegründet, der bis zum heutigen Tag während der Wintersaison täglich sehr detaillierte Informationen über die aktuelle Lawinensituation veröffentlicht (http://www.lawinenwarndienst-bayern.de).

Walter Alkofer wirkt jetzt etwas nachdenklich; er erzählt mir von Problemen, die verordnete Straßensperrungen aufgrund akuter Lawinengefahr nach sich ziehen. Im Besonderen sind hier die Sperrungen der Spitzingstraße zu erwähnen. Auf die Menschen und speziell die Gastronomie des Schlierseer Ortsteils Spitzingsee stießen sie damals auf gar kein oder nur sehr wenig Verständnis. So muss Alkofer nicht selten auch vor seiner Ernennung zum Obmann der Lawinenkommission Schliersee ‒ quasi vertretend für andere ‒ gegenüber der Marktgemeinde diese ziemlich unbeliebte Empfehlung aussprechen, die ihm oft viel Kritik, Ablehnung oder gar Anfeindungen einbringt. Alkofer: „Straßensperrungen sind bis zum heutigen Tag sehr unpopulär und daher problematisch.“ Anfang der 1980er-Jahre kommt endlich die angeforderte stabile Schrankensicherung zur Spitzingstraße, die erhebliche Proteste der Anwohner im Ortsteil Spitzingsee nach sich zieht.

Während der vielen Jahre als Obmann der Kommission wird die Sicherung der Verkehrswege kontinuierlich verbessert. Mittlerweile verfügt die Straße hinauf zum Spitzingsee über mehrere Sprengvorrichtungen, die als die modernsten Lawinensprenganlagen Bayerns gelten. In manchen speziellen Veröffentlichungen werden sie sogar als die fortschrittlichsten Europas bezeichnet, sodass lawinenbedingte Sperrungen dieser Straße in aller Regel der Vergangenheit angehören. Neben der regelmäßigen Beobachtung der Schnee- und Wettersituation, neben Geländebegehungen, dem Graben von Schneeprofilen zur Überprüfung des Schneedeckenaufbaus und sonstigen notwendigen Arbeiten draußen gibt Walter Alkofer auch Lawinenkurse in Theorie und Praxis. Sein Arbeitsgebiet ist ziemlich groß: Neben der erwähnten Spitzingstraße liegen neben weiteren Verkehrswegen wie z. B. der Trautweinweg hinauf zur Oberen Firstalm und auch die Straße entlang der Valepp bis zur Gemeindegrenze Rottach-Egern sowie das gesamte Schlierseer Pistengebiet einschließlich Roßkopf und Grünseeabfahrt in der Zuständigkeit der Lawinenkommission Schliersee.

Seine langjährigen Erfahrungen in den Bereichen „Lawinenschutz und Schutzwaldsanierungsmaßnahmen“ vermittelt er gelegentlich auch an Geografiestudenten für ihre bevorstehenden Studienabschlüsse. Fast ein wenig stolz erklärt er, dass die Münchner Zentrale des Lawinenwarndienstes für Versuche und Tests von innovativen Verbesserungen ihn bzw. seine winterlichen Schlierseer Berge bevorzugt. Auch für die Gäste-Information Schliersee ist er einige Jahre bis zum Herbst 2010 als Wanderführer im Einsatz.

Mit etwas Wehmut beobachtet er gegenwärtig nicht nur den extremen Skitourenboom und die Entwicklung des winterlichen Tourengehens allgemein, sondern auch das Verhalten der dazugehörigen Protagonisten. „Mir scheint, als sei der notwendige Respekt vor den Gefahren der winterlichen Natur den Menschen ein wenig verloren gegangen. Sie schalten Pulsuhr und GPS ein, danach den Ohrhörer ihres Handys, und dann geht‘s schnellstmöglich in Richtung Gipfel.“ Alkofer weiter: „Auch in unserer dreizehnköpfigen Lawinenkommission Schliersee wird es allmählich etwas schwieriger. Nur noch wenige haben bei dieser ehrenamtlichen Tätigkeit genügend Zeit und auch die Fitness, regelmäßig zum Check ins Gelände zu gehen. Eigentlich ist dieses Ehrenamt nur für rüstige Rentner/Pensionäre oder Angestellte/Beamte des öffentlichen Dienstes geeignet.“

Kurz vor Weihnachten, im Dezember 2011, erhält Walter Alkofer als Leiter der Lawinenkommission Schliersee im Innenministerium der Bayerischen Staatskanzlei das „Bundesverdienstkreuz am Bande“ – eine besondere Auszeichnung des Bundespräsidenten. Ich denke, der Schlierseer Walter Alkofer hat sich diese großartige Auszeichnung ganz besonders verdient!

 

Eckehard Radehose

Eckehard Radehose In Schliersee zuhause, extrem berg- und reisesüchtig seit seinem 6. Lebensjahr. Dipl. Kartograph, Journalist und langjähriger Trekking- und Expeditionsleiter mit Vorliebe für besonders hohe Gipfelziele. An die 2.500 Gipfelbesteigungen weltweit und weit über 1.000 Skitouren. Mein bevorzugter Ort: Gipfel der Baumgartenschneid bei Sonnenuntergang mit einem Glas Rotwein.