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Vom Oimvirus infiziert

Heid bin i auf der Suche, um rauszufinden, was es bedeutet, „vom Oimvirus infiziert“ zu sein. Des hört sich a bissal wild an, aber es ist ganz harmlos. Es sind Menschen, die so begeistert sind vom Oimleben (Almleben), dass sie beschlossen haben, einen ganzen Almsommer mit den Tieren auf der Alm zu leben.

 

 

Vor über 30 Jahren war ich selbst vom Oimvirus infiziert und verbrachte zwei Sommer auf der Rettenbäckalm auf der Bodenschneid. Eine wunderschöne Zeit, die ich nicht missen möchte. So führt mich der erste Weg heut wieder Richtung Bodenschneid zur Rettenbäckalm.

Hier treffe ich Robert vom Landkreis Aichach-Friedberg, von Affing. Er ist heuer der Oimara (Senner) von der Rettenbäckalm. Früher war er Metzgermeister und stammt selbst von einem Hof. In der Direktvermarktung mit heimischem Fleisch und Spezialitäten von den Rindern seines Bruders hat er Jahre in der Metzgerei gearbeitet. Anschließend war er 30 Jahre bei der Firma Zott als Schichtführer, bis er in Rente ging. Sein Wunsch wuchs sehr stark, mal auf die Alm zu gehen. Runterkommen, Nachdenken und die Liebe zu den Tieren ‒ das alles gefällt Robert sehr gut. „Du musst abschließen, du bist hier oben, kein Handy, kein Fernseher, des muss man mögen“, so die Worte von Robert. Dann gibt er mir schöne Führung rund um die Alm und seinen Hühnerstall. Im Stall erholen sich derweil die kleinen Rinder, da es über 30 °C warm ist.

 

Mein Weg führt mich weiter zur Freudenreichalm zur Oimarin (Sennerin) Agnes. Die Agnes ist für die Viecher, die Alm sowie die Bewirtung zuständig und hat große Freude dabei.

Auf meine Frage, ob sie denn keine Angst vor Gewitter habe, antwortet sie: „Nein, aber ich bin dann schon froh, wenn ich in der Hütte bin und nicht drauß auf dem Feld.“

Meist ist Agnes allein auf der Alm ‒ außer bei schönem Wetter, wenn die Wanderer und Radlfahrer unterwegs sind und bei ihr einkehren.

Agnes kümmert sich heuer um 46 Jungrinder, die tags und nachts auf der Almweide sind. Somit hat sie keine Stallarbeit.

Zu Hause ist Agnes in Murnau. Sie hat in Gmund gearbeitet und dabei die Gegend um Schliersee lieben gelernt. Mittlerweile sind es schon vier Almsommer, die Agnes in den Schlierseer Bergen verbringt. Sie ist also ganz klar vom „Oimfieber infiziert“.

Urlauber und einheimische Gäste sind auf den Almen rund um Schliersee herzlich willkommen. Die Almzeiten dauern meist bis ca. Ende September. Hier trefft man auf sehr interessante Menschen und ihre Geschichten.

 

 

Angelika Prem

Naturverliebte Schlierseerin, Kräuterpädagogin, Referentin und Seminarleiterin, Senior-Hennererwirtin, BBV Ortsbäuerin, liebt gutes regionales hausgemachtes Essen und entspannt beim Kuchen backen

 

 

 

Ruhig und verwunschen – das Tufttal in Schliersee

Heute nehme ich dich mit durch das grüne und verwunschene Tufttal. Wir parken auf dem Hennerer Parkplatz und laufen in Richtung Bodenschneid. Langsam, aber stetig geht es bergauf entlang des Bachs.

 

Feen, Elfen und Kobolde

Ich habe selten so viele verschiedene Grüntöne gesehen. Gestern hat es geregnet, und gerade kommt die Sonne heraus. Die moosbewachsenen Bäume sind eine Faszination für sich. Stundenlang könnte ich hier fotografieren und die verwunschenen Bäume entdecken. Ich glaube nicht an Feen, Elfen oder Kobolde. Aber wenn es sie doch gibt, dann leben sie sicher hier in diesem Wald. Das Gurgeln, Glucksen und Rauschen des Bachs und die wenigen einzelnen Sonnenstrahlen, die durch den Wald dringen, verstärken die mystische Atmosphäre.

Zurück über den Lahner Höhenweg

Nach einiger Zeit gelangen wir zur Unteren Krainsbergeralm. Auf einer Bank machen wir Brotzeit. Wir lauschen dem Vogelgezwitscher und genießen die Sonne auf der Almwiese. Von hier geht es entlang der Weide weiter bergauf in Richtung Bodenschneid. Wenig später im Wald zweigen wir allerdings nach rechts in Richtung Hennerer über den Lahner Höhenweg ab. Der höchste Punkt liegt auf 1.150 m Höhe. Aussicht gibt es hier nur wenig, aber der Bergwald ist herrlich. Die frischen hellgrünen Blätter leuchten in der Sonne. Runter geht es durch das Stadeltal zurück zum Hennerer. Nach etwa zweieinhalb Stunden sind wir zurück am Parkplatz. Die Strecke ist ungefähr sieben Kilometer lang. Eine einfache Wanderung, die du auch gut bei schlechtem Wetter machen kannst. Alle Wege sind gut beschildert.

 

 

TIPP: Wenn du jetzt noch Schmankerl vom Schliersee mit nach Hause nehmen willst, solltest du bei Angelika in ihrem Hennerer-Hofladen reinschauen. https://www.hennerer.com/

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Es gibt ihn doch … den Schneewinter in Schliersee

Heute habe ich einen ganz besonderen Geheimtipp für echte Naturliebhaber.

 

 

Am Vormittag machte ich mich auf den Weg, den Schneewinter in Schliersee zu fotografieren. Täglich scheint momentan die Sonne und das Schneevergnügen ist garantiert. Am Hennererhof geht’s los in Richtung Bodenschneid. Ich bin ganz allein unterwegs, kaum zu glauben nach den heißen Diskussionen in den Netzwerkmedien. Die Sonne begleitet mich und die Freude steigt stetig an.

Wau … so schee.

Im Tuftal, alles weiß und sehr gut zu gehen. Ein Fischreiher dreht seine Runden, ansonsten ist es sehr ruhig. Ich bekomme gar nicht genug von der schönen Natur. Der Jäger kommt gerade von der Rotwildfütterung, und der erste Wanderer mit seinem Hund kreuzt meinen Weg und begleitet mich jetzt ein Stück in Richtung Raineralm.

Oben an der Bodenschneid angekommen, genieße ich erst mal ein Sonnenbad.  Einfach herrlich, ich teile gerne diese ganz besondere winterliche Schneelandschaft.

 

 

Wer unter der Woche mal frei nehmen kann, der wird richtig sonnig belohnt. Es lohnt sich.

 

 

Angelika Prem

Naturverliebte Schlierseerin, Kräuterpädagogin, Referentin und Seminarleiterin, Senior-Hennererwirtin, BBV Ortsbäuerin, liebt gutes regionales hausgemachtes Essen und entspannt beim Kuchen backen

 

 

 

Ein Sonntagsspaziergang

Wenn man am Sonntag nicht viel Zeit hat, aber dennoch die Natur um Schliersee genießen möchte, bietet sich der Hennerer an.

 

 

Auf dem großen Parkplatz vor der Tür findet man sicher eine Abstellmöglichkeit für das Kraftfahrzeug.

Nun kann es losgehen, wir entscheiden uns für den Weg Richtung Bodenschneid über die Krainsberger Almen. Immer am Arzgraben entlang gehen wir aufwärts.

 

 

Beeindruckend war auf dem Rückweg die große Zahl der Wanderer, die uns mit einem Schlitten entgegenkamen. Der Weg ist wohl ein Rodel-Geheimtipp in der Region.

Nach zwei Stunden waren wir zurück am Parkplatz und gingen direkt zur Hennerer-Alm, um uns für die Anstrengung zu belohnen. Bei der Auswahl an hausgemachten Kuchen fiel die Entscheidung schwer, aber die Wahl der Walnusssahne und des Aprikosenkäsestreusels, erwies sich als absolut richtig.

 

 

Hier schmeckt man das Herzblut von Angelika, die mit ihrem Mann die Alm bewirtschaftet.  Mit wie viel Herzblut die beiden das machen, sieht man auch an der Einrichtung des Hofes und des Hofladens.

 

 

Dass wir uns dann noch die Dinkelnudeln mitgenommen haben, versteht sich von selbst. Und dass die super geschmeckt haben, auch.

Der Hennerer ist sicher eine Reise wert.

 

 

Sabine Hartmann

Geboren in Ingolstadt als echte Schanzerin. Zweitheimat Schliersee. Naturmensch mit Leidenschaft zur Fotografie

 

 

 

Mein Lieblingsplatzal – die Bodenschneid

Heute bin ich ganz besonders früh aufgestanden, um an mein Lieblingsplatzal zu kommen.

Am Hennererhof  ging es los, noch war es relativ dunkel. Der Weg führt mich durch das Tufftal, dort kann ich schon das Gipfelziel sehen. Ich marschiere durch das Almgelände von der Unteren Kraisberger Alm und gönne mir das erste Frühstück. Das Almvieh ist noch nicht wach, die Vögel singen ihre Morgenlieder.

 

 

Am Stachus vorbei, höre ich schon das erste Rascheln im Wald … ein Hirsch. Ich freue mich so sehr, ihn zu sehen, dass ich ganz vergesse, meine Kamera zu zücken ‒ ein sehr schönes Erlebnis am Morgen.

Der Weg führt weiter nach dem ersten Abzweig Richtung Bodenschneid, links geht der Weg zur Freudenreichalm. Jetzt wird es ein bisschen steiler, und ich höre schon die Rinder der Rainer Alm. Plötzlich zischen ein paar E-Biker an mir vorbei ‒ die haben es aber eilig! Ich lasse mich jedoch nicht aus der Ruhe bringen und entdecke ein weiteres Naturschauspiel: Ein großes Rudel Gamsen grast friedlich rechts am Berg vor sich hin. Unterhalb die Kalbinnen von der Rainer Alm. Die Sennerin ist gerade mit dem Melken fertig und erledigt ihre restliche Stallarbeit.

Ich marschiere weiter zur nächsten Alm, der Rettenbeckalm und der Bodenschneid-Wirtschaft. Dort angekommen, stehen die Radler beisammen zum Morgengebet. Aha, denke ich mir, deshalb hatten sie es so eilig. Ein kurzer Ratsch mit ihnen, dann werde ich überrascht mit einem Kiachä (Schmalzgebäck) vom Diakon, mmmhhhh, so gut.

Weiter geht’s Richtung Gipfel. Der Anstieg ist ab jetzt schon anspruchsvoll, und es ist sehr ratsam, auch ein paar Wanderstöcke dabeizuhaben. Hier ist die Pflanzenwelt so vielfältig, da kann man sich gar nicht sattsehen. Thymian, Oimarausch, Trollblume, Bergrose, Silberfrauenmantel, um nur einige zu nennen.  Mittlerweile ist auch schon die Sonne aufgegangen, ganz schön heiß ist es mittlerweile. Immer wieder musste ich stehen bleiben und die wunderschöne Aussicht genießen.

Der letzte Anstieg führt mich durch ein steiniges Gelände hinauf zum Gipfelkreuz der Bodenschneid.  Boahhh … angekommen. „Mein Lieblingsplatzal“, es hat sich wieder mal gelohnt. Ich bin ganz allein und genieße die wunderschöne Aussicht.

 

 

 

Angelika Prem

Naturverliebte Schlierseerin, Kräuterpädagogin, Referentin und Seminarleiterin, Senior-Hennererwirtin, BBV Ortsbäuerin, liebt gutes regionales hausgemachtes Essen und entspannt beim Kuchen backen

 

 

 

Gipfeltreffen der besonderen Art: Gela Allmann auf Oberland-„Reibn“

Grenzen zu überwinden und sich selbst immer wieder herauszufordern – im besten Sinne dieses Wortes: Das zählt zur Lebensphilosophie von Gela Allmann, Motivationsreferentin und Sportmodel. Einer Herausforderung der besonderen Art stellte sich die 34-Jährige unlängst in den Schlierseer und Spitzingseer Bergen. Mit dabei: ihre sportbegeisterten Kolleginnen Johanna Hiemer, Nina Koch und Sylvia Schweinberger, alle drei erfahren in Skitourenrennen und Ultraläufen. Mit der Oberland-„Reibn“, also Oberland-Rundtour, gingen Gela Allmann und ihre Mitstreiterinnen eine Skitour der besonderen Art – über fünf Gipfel, 30 Kilometer Strecke und gute 3.000 Höhenmeter (hm).

 

 

Fotogrüße vom Jägerkamp

Welche Power vier absolute Profis am Berg gemeinsam entwickeln können, zeigte sich gleich zu Beginn der Rundtour: Schon zum Sonnenaufgang schickten Gela, Johanna, Nina und Sylvia gut gelaunte Fotogrüße vom Jägerkamp. Weiter ging’s über Spitzingsee, Anstieg Richtung Brecherspitz, Firstalm, Bodenschneid, Sutten, Risserkogel und Setzberg hinab ins Tegernseer Tal.

 

Der Fotograf und Videofilmer Philipp Reiter hat die Tagestour der vier im Auftrag von Sponsor und Bergsportausrüster Dynafit in spektakulären Bildern dokumentiert. Wir dürfen seine Eindrücke hier teilen. Und haben Gela Allmann fürs Schliersee Magazin gefragt, wie es zu dem außergewöhnlichen „Gipfeltreffen“ kam – und was ihre Highlights auf dem Weg waren.

 

Gela, wie bist du auf die Idee gekommen, eine Oberland-„Reibn“ zu unternehmen?

 

„Ich wollte unbedingt eine sportliche Herausforderung im Winter auf Skitouren-Ski angehen heuer. Wir sind dann auf die Idee gekommen, bei mir vor der Haustür zu starten und quasi rüber zu meiner Freundin Nina zu marschieren, die am Tegernsee wohnt. Und dabei alle unsere Hausberge mitzunehmen, die wir lieben.

 

Heuer hatten wir eh so viel Schnee, da muss man gar nicht höher hinaus, sondern hat einen riesen Skitouren-Spielplatz direkt vor der Haustür. Klar war für mich, dass ich so eine lange Tour aber nur mit meinen Freundinnen machen möchte.“

 

Wie hat sich das für euch vier angefühlt, gemeinsam die Tour zu gehen?

 

„Es war eine coole Stimmung, am frühen Morgen mit Stirnlampe zu viert loszumarschieren. Wir wussten alle vier, dass wir uns aufeinander verlassen können, da wir schon öfter gemeinsam miteinander unterwegs waren und jede die andere im Gelände ganz gut einschätzen kann. Das ist für so eine lange Tour wirklich wichtig.

 

Das Vertrauen muss unbedingt passen, und das Tempo sollte auch halbwegs das gleiche sein, damit nicht eine hinterherhinkt. Für mich war es ganz besonders, nach meinem Unfall das erste Mal wieder so eine lange Tour zu machen, gemeinsam mit meinen guten Freundinnen.“

 

Was war für euch die größte Herausforderung auf der Tour?

 

„Ich glaube, Herausforderungen sind immer individuell. Nina und Sylvia haben tatsächlich an diesem Tag etwas mit einer Erkältung gekämpft. Johanna musste zwischendrin immer wieder ihr Baby stillen, welches der Papa zu den vorab vereinbarten Treffpunkten am Spitzingsee und in der Sutten gebracht hat. Und ich musste einfach schauen, dass ich mein rechtes kaputtes Knie bei den Abfahrten möglichst wenig belaste.

 

Tatsächlich war es für mich auch psychisch besonders herausfordernd beim Aufstieg zum Risserkogel. Dort ist es recht steil, und wir haben die Ski auf den Rücken geschnallt und sind zu Fuß nach oben marschiert. Da ich in genau so einer Situation vor fünf Jahren auf Island abgestürzt bin, war das für mich vom Kopf her nicht ganz easy. Aber die Bedingungen waren an diesem Tag wirklich top, und ich war am Ende super stolz, dass ich es – vor allem auch mit der emotionalen Unterstützung meiner Mädels – zu diesem Gipfel geschafft habe.“

 

Gab es einen Moment, den ihr nicht missen wollt?

 

„Für mich war der erste Gipfel ganz besonders: zum Sonnenaufgang zu viert am Jägerkamp zu stehen, mit den ersten 1000 Höhenmetern (hm) in den Beinen. Die Stimmung war einfach nur toll und wir schwer motiviert, unsere „Reibn“ fortzusetzen. Auch der Bodenschneid-Gipfel war toll, mit dem Blick auf Spitzingsee und Tegernsee. Das neue Tal macht sich vor einem auf, und man realisiert, dass man schon ein Stück weit gegangen ist.“

 

Was war die wichtigste Erfahrung, die ihr von der Oberland-„Reibn“ mitgebracht habt?

 

„Ich weiß einmal mehr, dass es sich immer lohnt, seiner Passion zu folgen. Sich einfach Dinge zu trauen – auch mit der Angst im Hinterkopf, vielleicht zu scheitern oder etwas abbrechen zu müssen. Scheitern gibt es ja eigentlich gar nicht, weil man aus jeder Sache, die man am Ende nicht durchziehen kann, auch wieder etwas lernt und mitnimmt. Und Freundschaften leben durch solche gemeinsamen Erlebnisse, die verbinden.

 

Das Ganze an einem Tag durchzuziehen, empfehlen wir allerdings nur geübten und sehr fitten Tourengehern. Wir Vver haben alle auch schon Erfahrungen mit größeren Skitourenrennen gemacht. Unser Tipp: Die Tour auf zwei Tage aufteilen und pro Tag ca. 1.500 Höhenmeter (hm) im Aufstieg und in der Abfahrt einplanen. Harsch- und/oder Steigeisen je nach Bedingungen nicht vergessen und genügend zum Trinken und Essen einpacken. Und natürlich: Auf keinen Fall das LVS-Gerät plus Sonde und Schaufel zu Hause vergessen!“

 

Vielen Dank für deine Einblicke, liebe Gela.

 

Achtung: Diese Tour ist konzipiert für absolute Bergsportprofis und erfahrene Skitourengeher auf Profiniveau. Nur mit entsprechender Ausrüstung und Vorkenntnissen nachmachen. Haftung ausgeschlossen.

 

 

Mehr von Gela Allmann

https://magazin.schliersee.de/gela-allmann-die-schlierseer-berge-sind-mein-kraftplatz/

www.gelaallmann.de

www.instagram.com/gelaallmann/

 

Alle Fotos und Filmmaterial „Oberland-Reibn“ © Philipp Reiter

 

 

Sandra Leu

Rheinländerin in Oberbayern. Ist der Liebe gefolgt und hat den Schliersee als Herzensort entdeckt. Freie Redakteurin, PR-Frau und Mama von Zweien. Zeigt Unternehmerinnen und Gründerinnen, wie sie mit Storytelling sichtbar werden und ihre besten Kunden anziehen. Ihr Business: Hallo Heldin! Ihre Kreativitätstechnik: die Joggingrunde um den See.

 

 

 

Naturrodelbahn am Hennerer

Neulich habe ich ein neues „altes“ Hobby wiederentdeckt.

In unserer schnellen Zeit reden alle über Möglichkeiten zum Entschleunigen. In Schliersee werden all diese Personengruppen fündig.

Ausgangspunkt war der Hennerer-Parkplatz. Es war ein wunderschöner Wintertag, perfekt, um etwas Neues auszuprobieren. Hans, Seffa und ich haben uns in Schliersee im Schlierseer Radhaus (ja, da gibt es auch supergute Schlitten) ein perfektes Modell geholt ‒ toll gefedert und mit stoffbezogener Sitzfläche. Die Vorfreude wuchs, also gingen wir gleich los, Richtung Bodenschneid.

Die wunderbare Schlittenbahn war perfekt präpariert bis zur Unteren Krainsberger Alm. Die Anstrengung war schnell vergessen, denn das Naturerlebnis half uns, zur Ruhe zu kommen. Zeit hatte jetzt keinen Raum mehr. Der sonnige Weg machte beim Raufgehen schon sehr viel Spaß, auch war fast kein Mensch unterwegs. Nach ca. 2,5 km Strecke öffnete sich ein Sichtfenster … bis zur Bodenschneid, Brecherspitz und der Lahnerkopf konnten wir blicken und im Tuftal die Ruhe genießen. Hier gab es dann ein Sonnenbad und eine kurze Schneeballschlacht, bis wir uns mit den neuen Schlitten an die Bahn setzten.

Boahhh … Die Fahrt wurde immer schneller, kleine Sprungschanzen steigerten den Spaß am Fahren. Begleitet von dem herrlichen Sonnenschein und der Wärme gerieten wir ganz schön ins Schwitzen.

Der Weg ist ideal mit Kindern, nicht zu steil und gut überschaubar, dennoch flott. Die Schlitten fahren bis zum Ausgangspunkt, zur Abzweigung am Hennerer-Parkplatz. Jetzt noch an guadn Kaffee und Kuchen im Bauernhof-Café Hennerer genießen. Mmmmhhh …

 

 

Schlitten kaufen oder leihen:

Schlierseer Radhaus
Miesbacher Str. 26
83727 Schliersee
Tel.: 08026/6800
Mittwoch Ruhetag

Sport Berauer

Rathausstraße 17
83727 Schliersee
geöffnet: 09:00‒12:30 Uhr und 14:00‒18:30 Uhr

Tel.: 08026/60690

 

Einkehrschwung:

Hennererhof
Hennererstraße 36
83727 Schliersee
geöffnet: Fr.‒So. 12:00‒17:00 Uhr
Tel.: 08026/9229964

 

 

 

Angelika Prem

Naturverliebte Schlierseerin, Kräuterpädagogin, Referentin und Seminarleiterin, Senior-Hennererwirtin, BBV Ortsbäuerin, liebt gutes regionales hausgemachtes Essen und entspannt beim Kuchen backen

 

 

 

Gela Allmann: „Die Schlierseer Berge sind mein Kraftplatz“

Berge sind Gela Allmanns Sehnsuchtsort. Ob Rauhkopf, Taubenstein, Jägerkamp, Bodenschneid oder Brecherspitz – auf den Gipfeln rund um Schliersee und Spitzingsee fühlt sich die 34-Jährige zu Hause. Auf ihrem Instagram-Account sieht man die Bilder einer jungen, strahlenden Frau beim Skitourengehen und Bergwandern. „Ich bin ein sehr empathischer Mensch. Ich lasse mich gerne auf andere ein“, sagt die Motivationsreferentin, die auch als Sportmodel gebucht wird. „Deshalb tut es mir so gut, in den Bergen mal nur für mich zu sein und zur Ruhe zu kommen.“

 

Sturz über 800 Meter in die Tiefe

Aber nicht nur als Kraftplatz haben die Berge das Leben von Gela Allmann beeinflusst. Sie sind auch ihr Schicksalsort: 2014 – die damalige Bergläuferin und Skibergsteigerin befindet sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere – stürzt sie während eines Fotoshootings in Island 800 Meter in die Tiefe. Auf dem vereisten Grat eines rund 1.000 Meter hohen Berggipfels rutscht die junge Frau ab und verliert den Halt.

 

Dramatische Rettungsaktion über dem Fjord

Auf dem Weg nach unten nimmt sie immer mehr Geschwindigkeit auf, schleudert über eine Felskante, prallt gegen den Berg. Knapp 100 Meter über dem Fjord kann sie ihren Sturz mit letzter Kraft und unbändigem Überlebenswillen abbremsen. Schwer verletzt und in höchster Lebensgefahr – die Oberschenkelarterie in ihrem rechten Bein ist abgerissen – bleibt Gela Allmann im Schnee liegen. Was dann folgt, ist ein kleines Wunder. Und ein körperlicher sowie mentaler Kraftakt für die junge Frau: Rettung via Hubschrauber, Notoperation in Islands Hauptstadt Reykjavík. Die Ärzte kämpfen um ihr Leben. Und um ihr rechtes Bein.

 

Mit Optimismus und mentaler Stärke zurück ins Leben

Dass sie diesen Kampf gewonnen haben, liegt nicht zuletzt an Gela Allmanns unbändigem Optimismus und ihrer mentalen Stärke: „Das Kämpfen ist mir nicht schwergefallen, denn ich bin ja vom Kämpfen im Sport gekommen“, sagt die 34-Jährige heute. „Ich habe sofort gewusst: Ich bin mir und meinem Körper das schuldig. Wenn ich in fünf oder zehn Jahren zurückblicke, dann will ich sicher sein: Ich habe alles getan!“

 

Operationen, Klinikaufenthalte, Rehabilitation, Physiotherapie, Coaching und immer wieder Training bis an die Grenzen ihrer Kraft. Heute ist der Kampf zurück in den Alltag zu Gela Allmanns Lebensmotto geworden: „Fight. Smile. Love“ lautet ihr Mantra, mit dem sie als Motivationsreferenten andere Menschen inspirieren möchte.

 

Rauhkopf – der erste Gipfel nach dem Sturz

Bereits vier Monate nach ihrem schweren Sturz zieht es die junge Frau wieder auf ihren ersten Gipfel: Mit der Seilbahn geht es auf den Taubenstein und von dort aus auf den 1.689 Meter hohen Rauhkopf in den Schlierseer Bergen. 80 Meter arbeitet sich Gela Allmann mit Krücken dem Gipfelkreuz entgegen. „Das war das ultimative Zwischenziel für mich. Einfach mega motivierend“, erinnert sich die junge Frau.

 

Das Mentaltraining, das einst ihren Weg als Sportlerin unterstützte, trägt sie auch jetzt zurück ins Leben: „Gefühle sind unser größter Motor. Im Wettbewerb habe ich mir immer den Moment vorgestellt, in dem ich im Ziel ankomme. Wie ich mich fühle, die Endorphine, die Freude. Das hat mich dann über die Strecke getragen.“

 

Zeit zum Schreiben – auf einer Spitzingseer Alm

Doch nicht nur dieser erste kleine Etappensieg verbindet Gela Allmann mit der Region. Auch ihr Buch – „Sturz in die Tiefe: Wie ich 800 Meter fiel und mich zurück ins Leben kämpfte“ – ist in großen Teilen in den Schlierseer Bergen entstanden: Im August 2015 zog sie sich eine Woche lang auf eine private Alm zurück, zum Nachdenken und Schreiben.

 

„Dort konnte ich zur Ruhe kommen, reflektieren und habe ganz viel von meinem Buch geschafft. Die Schlierseer Berge sind für mich ein mega Geschenk, mein ultimativer Kraftplatz“, sagt Gela Allmann und ergänzt: „Ich wünsche jedem Menschen, dass er so eine Begeisterung in seinem Leben hat.“

 

„Wenn ich das schaffe, schaffst du das auch!“

Auf fast 300 Buchseiten verarbeitet die 34-Jährige ihren Sturz, erzählt von ihrem Weg zurück ins Leben, den körperlichen Herausforderungen, Tränen und Schmerz, aber auch mentalen Entwicklungssprüngen: „Das alles aufzuschreiben, war wie eine Therapie für mich“, sagt Gela Allmann. „Die ersten zwei Wochen nach meinem Unfall war ich vollkommen bewegungslos. Danach habe ich sofort angefangen, auf dem Computer zu tippen ‒ mit dem einen Finger, den ich gerade bewegen konnte.“

 

Am meisten motiviert bei ihrem Buchprojekt habe sie der Gedanken, damit anderen Menschen zu helfen: „Ich wünsche mir immer, dass alles gut ist. Dass etwas Gutes daraus entsteht. Wenn ich das schaffe, schaffst du das auch – das ist die Einsicht, die ich mit meinen Lesern teilen möchte.“

 

Lebenseinstellung? – Fight. Smile. Love.

Ihre positive Energie gibt die 34-Jährige heute als Speakerin in Motivationsvorträgen weiter: „Die Leute hören mir vor allem zu, weil ich diese gigantische körperliche Entwicklung gemacht habe“, sagt Gela Allmann. „Viel wichtiger für mich ist aber meine seelische Entwicklung als Mensch.“ Fight. Smile. Love. – Mit diesem Motto bringt die 34-Jährige ihre Lebenshaltung auf den Punkt.

 

„Fight – das war schon vor meinem Unfall mein Motto: einfach mehr schaffen, über meine Grenzen hinaus. Smile – steht für eine freudige Gelassenheit, dafür, an sich selbst zu glauben, auch wenn es mal nicht so läuft, wie man sich das vorstellt. Love – ist dieses Mehr an Respekt und Liebe für sich selbst. Die Fähigkeit, ganz doll auf sich selbst zu schauen. Erst wenn das geschieht, können wir unsere Liebe überhaupt an andere weitergeben.“

 

Mit Orthese auf den Berg

Zum Thema „Love“ gehöre es für sie auch, sich selbst anzunehmen, sagt Gela Allmann: „Auch, wenn nichts mehr perfekt ist an diesem Körper.“ Bis heute trägt die 34-Jährige eine Orthese am rechten Bein, wenn sie am Berg unterwegs ist. Denn ihr rechtes Knie habe noch immer „kein einziges Band, keinen Meniskus, einen kaputten Knorpel, und mein Bewegungsnerv funktioniert zu zirka 50 Prozent.“

 

„Ich habe meinen persönlichen Wettkampf längst gewonnen.“

Höher, schneller, weiter – was früher im Wettkampf gezählt habe, sei heute unwichtig für sie, sagt Gela Allmann: „Im Training bin ich damals fünfmal hintereinander den Roßkopf hochgelaufen. Und habe 25 Wettkämpfe im Jahr bestritten. Heute habe ich meinen persönlichen Wettkampf längst gewonnen. Ich bin mein eigener Maßstab, nicht die anderen.“

 

In den Bergen zu Hause.  

Dazu beigetragen hat sicher auch die tolle Begleitung, die Gela Allmann heute auf ihren Touren in die Schlierseer Berge hat. Außer ihrem Freund, dem E-Bike-Profi Andi Wittmann, kommt seit dem vergangenen Jahr auch Söhnchen Felix (1) mit auf Taubenstein und Rotwandhaus. Natürlich noch nicht eigenfüßig, sondern in der Trage oder im Anhänger. „Ich wusste schon immer: Ich bin kein Stadtmädchen“, resümiert Gela Allmann. „Wir gehören in die Berge. Und wollen, dass unser Kind berg- und naturnah aufwächst.“

 

Die Schlierseer Berge – Gelas Empfehlungen

 

Gut vorbereitet und ausgerüstet.  

„Ich habe immer ein Handy dabei, um selbstständig einen Notruf absetzen zu können. Außerdem ein kleines Erste-Hilfe-Set und eine Rettungsdecke, sollte ich einmal von schlechtem Wetter überrascht werden. Und für Skitouren im Winter gehören unbedingt für mich dazu: Piepser (Lawinen-Verschütteten-Suchgerät), Lawinensonde und Schaufel.“

 

Respekt vor dem Berg.

 „Berge darf man nie unterschätzen: Auch, wenn man bei den Schlierseer Bergen immer liebevoll von den ‚Münchener Hausbergen’ spricht: Es geht dort echt alpin zu: Es sind Trittsicherheit und alpines Können gefragt. Denn das Wetter kann so ultraschnell umschlagen. Erst neulich sind Andi und ich auf einer Skitour im totalen Whiteout (https://de.wikipedia.org/wiki/Whiteout) gelandet. Dabei kannst du schnell die Orientierung verlieren, auch wenn du eigentlich jedes Eckchen kennst. Ich persönlich mag keine Gefahr mehr am Berg.“

 

Für trainierte Tourengeher: Die Rotwand-Reib’n.

Die Rotwand-Reib’n ist eine richtig coole Tour für geübte Bergsteiger. Sie lässt sich im Sommer zu Fuß wandern. Oder im Winter mit Tourenski fahren. Da ich selbst bergab Probleme mit meinem Knie habe, laufe ich in der Regel zu Fuß hoch zur Rotwand, nehme ein paar Gipfel mit und laufe dann rüber zum Taubensteinhaus. Dort kann man schön einkehren. Und anschließend wieder mit der Taubensteinbahn nach unten fahren. Im Winter ist man recht lange unterwegs. Das macht Spaß, aber man muss natürlich immer auf die aktuelle Lawinenlage aufpassen.“

Hier hat Eckehard Radehose die Skitour über die Rotwand-Reib’n im Detail beschrieben: https://magazin.schliersee.de/die-rotwand-reibn-‒-ein-oberbayerischer-skitourenklassiker-ueber-dem-spitzingsee/

 

Brecherspitz: Drei Seen auf einen Blick.

„Im Sommer ist für mich der Weg auf die Brecherspitz ein absolutes Highlight. Denn unterwegs gibt es einen Punkt, an dem man auf alle drei Seen blickt: den Schliersee, den Spitzingsee und den Tegernsee. Da hat man einen traumhaften Ausblick ziemlich weit oben. Man kann entweder vom Schlierseer Ortsteil Neuhaus aus losgehen. Oder vom Spitzingseesattel über die Obere Firstalm raufsteigen. Auch hier gilt: Alpine Trittsicherheit und Vorsicht sind gefragt!“

Hier stellt BergMadl Julia Zilken die Wanderung auf die Brecherspitz vor: https://magazin.schliersee.de/wanderung-auf-den-hausberg-der-schlierseer-die-brecherspitz/

 

Achtung: Alle Touren auf eigene Gefahr – Haftung ausgeschlossen!

 

 

Mehr zu Gela Allmann

Website: www.gelaallmann.de
Instagram: https://www.instagram.com/gelaallmann/
Facebook: https://www.facebook.com/gela.allmann/
Buch: Sturz in die Tiefe. Wie ich 800 Meter fiel und mich zurück ins Leben kämpfte.

 

 

Fotos 5‒10 © Gela Allmann

 

 

Sandra Leu

Rheinländerin in Oberbayern. Ist der Liebe gefolgt und hat den Schliersee als Herzensort entdeckt. Freie Redakteurin, PR-Frau und Mama von Zweien. Zeigt Unternehmerinnen und Gründerinnen, wie sie mit Storytelling sichtbar werden und ihre besten Kunden anziehen. Ihr Business: Hallo Heldin! Ihre Kreativitätstechnik: die Joggingrunde um den See.

 

 

 

Winterwanderung zur Unteren Firstalm mit Rodel-Gaudi

Klirrende Kälte ‒ na ja, fast ‒, warme Klamotten, festes Schuhwerk und mein Schlitten aus Kindertagen!!

Dicke Flocken fallen, und ich mache mich auf den Weg zu meiner Wanderung zur Unteren Firstalm am Fuß der Brecherspitz zwischen Bodenschneid und Suttenstein auf 1.320 m Höhe.

Am besten parkt man auf dem Parkplatz vom Kurvenlift. Diesen erreicht man vom Spitzingsattel aus auf einem geräumten und geteerten Waldweg. Dann laufe ich mit meinem Schlitten im Schlepptau am Lift vorbei auf einen verschneiten Forstweg zu, auf dem mir schon die ersten Rodler entgegenkommen.

Links vom Weg sieht man einen kleinen Bach, umrahmt von hohen Schneewänden, der sich den Berg herunterschlängelt. Viele Erwachsene und Familien gehen vor mir den Berg hinauf. Schlittenfahren ist längst nicht mehr nur ein Wintervergnügen von Kindern. Genau genommen kommen mir viel mehr Erwachsene jauchzend entgegengefahren. Der Weg zur Unteren Firstalm ist relativ flach, und man benötigt etwa 45 Minuten Gehzeit, bis man die Alm erreicht. Wunderbar ist der schöne Ausblick nach beiden Seiten, nachdem man ein kurzes Waldstück hinter sich gelassen hat. Genau deshalb gefällt mir dieser Weg besser, als derjenige, der zur Oberen Firstalm fast durchgängig durch den Forst hindurch führt.

Auf der Unteren Firstalm angekommen, gönne ich mir eine köstliche heiße Schokolade und einen Germknödel mit Vanillesoße. Hier auf der Alm gibt es immer wechselnde bayerische Speisen und hausgemachte Kuchen. Von der Sonnenterrasse aus hat man einen tollen Blick auf die umliegenden Berggipfel und den Nordhanglift sowie den Snowpark. Es macht Spaß, die Snowboarder bei ihren gewagten Sprüngen zu beobachten.

Die Untere Firstalm hat während der Saison jeden Tag zwischen 9:00 und 17:00 Uhr geöffnet. Wer keinen eigenen Schlitten dabeihat, kann sich hier übrigens einen ausleihen.

Ich setze mich auf meinen „uralten“ Schlitten und rodle im gedämpften Licht der Abenddämmerung Richtung Tal … Was für ein Heidenspaß!!

 

 

Untere Firstalm
83727 Spitzingsee
Tel.: 08026/7676
E-Mail: info@firstalm.de

 

 

 

Ulrike Mc Carthy

Geborene Münchnerin und seit vielen Jahren begeisterte „Wahl-Schlierseerin“ Personaldiagnostikerin, Trainerin, Seminarleiterin, Hypno- und Gesprächstherapeutin, Hofbetreuerin im altbayerischen Dorf und vor allem Hobby-Fotografin.

 

 

 

Ein kleiner Schatz – das Gästebuch vom „Haus Höllerl“

Bei einer unserer letzten Aufräumaktionen daheim fiel uns ein altes, vergilbtes Buch mit grünem, verschlissenem Ledereinband, das in einer alten Plastiktüte eingewickelt war, in die Hände. Die Überraschung war groß, als sich herausstellte, dass es sich dabei um das Gästebuch vom „Haus Höllerl“ aus den Jahren 1930 bis 1950 handelt. Meine Großeltern väterlicherseits, Anna und Heinrich Höllerl, haben zu der damaligen Zeit eine Pension in der Brecherspitzstraße 4 in Neuhaus am Schliersee betrieben. Leider sind beide schon lange vor meiner Geburt verstorben, sodass ich sie nicht kennenlernen durfte. In dem „Haus Höllerl“ bin ich aufgewachsen und habe dort gemeinsam mit meinen Eltern und fünf Geschwistern eine sehr schöne Kindheit erlebt. Zu meiner Zeit war es schon lange keine Pension mehr, sondern einfach unser Zuhause. Mittlerweile wurde es verkauft, abgerissen, und das Grundstück gehört nun zum „Landhaus am Schliersee“ der Münchner Rück.

In den kommenden zwölf Monaten stelle ich Ihnen 1 x im Monat einen Gästebucheintrag vor. Die Auswahl ist groß, die Feriengäste haben gedichtet, Fotografien eingeklebt, gezeichnet und immer wieder einen großen Dank an meine Großmutter für die sehr gute Verpflegung in kargen Zeiten und an meinen Großvater für die gute, lustige und kurzweilige Unterhaltung geschrieben. Ein paar Einträge sind von meinem Großvater selber geschrieben: Erzählungen aus dem Ersten Weltkrieg und Berg-Gedichte oder auch kritische Gedanken zum aktuellen Weltgeschehen.

Bei der „Übersetzung“ der verschiedenen Schriftbilder der Sütterlin- und der deutschen Schrift half mir meine Mutter (Jahrgang 1930), die diese Schriften noch als Kind in der Schule gelernt hat. Ohne sie hätte ich einen Großteil der Einträge nicht oder nur falsch wiedergeben können.

Auffällig ist, dass viele Urlauber damals zum großen Teil drei und manchmal sogar mehr Wochen am Schliersee verbracht haben. Gerade in den warmen Monaten des Jahres hatte das Wort „Sommerfrische in den Bergen“ gleich die richtige Bedeutung. Aber auch über die Wintermonate beherbergten meine Großeltern viele Gäste, vor und während der Kriegsjahre auch Soldaten, die zum Beispiel zum Skilaufen nach Neuhaus gekommen sind. Die Lage des Hauses, in unmittelbarer Nähe zur Dürnbachstraße, die Richtung Bodenschneid, Freudenreich und auch Brecherspitz führt, war idealer Ausgangspunkt für Bergwanderungen und Skitouren direkt ab der Haustür. Fischhausen und der Schliersee waren eine Viertelstunde Fußweg entfernt, und die schon damals sehr gute Erreichbarkeit von Schliersee und Neuhaus mit dem Zug tat ihr Übriges, dass in dem Gästebuch Urlauber aus ganz Deutschland – von Düsseldorf bis Berlin, von Plauen bis Hamburg und von Dresden bis Würzburg – verewigt sind.

Das Buch stellt 20 Jahre Zeitgeschichte dar, die uns Nachkommen im Großen und Ganzen völlig fremd ist. Vielleicht trägt es dazu bei, die Vergangenheit ein kleines bisschen besser zu verstehen und greifbarer zu machen.

 

Ursula Höllerl

Mitarbeiterin in der Gäste-Information Schliersee, aufgewachsen in Neuhaus und Miesbach. Mein Motto: "Ein Tag am Berg ist wie eine Woche Urlaub – egal ob im Sommer zum Wandern oder im Winter beim Schneewandern, Skifahren und Rodeln."