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Zum Käs‘n auf der Raineralm

Frische Bergluft, Glockenläuten der Kühe, keine Hektik, atemberaubende Aussicht und Ruhe vom Alltagsstress in einer herrlichen Natur – eine schöne Vorstellung vom Almleben.

Dass dieses aber auch mit körperlich anstrengender, wenn auch erfüllender Arbeit verbunden ist, sehen die meisten Besucher einer Alm jedoch selten.

 

 

Über die VHS Oberland (hier geht es zur Homepage) lud Elisabeth Kainz, die selbst bereits vier Almsommer verbracht hat, auf die Raineralm im Bodenschneidgebiet zu einem traditionellen Herstellungskurs für Käse ein.

Da der erste Kurs bereits eine sehr hohe Nachfrage und eine lange Warteliste hatte, wurde kurzerhand ein weiterer Kurs angeboten.

Einen Vormittag lang konnten die Teilnehmer alles über die Herstellung von Käse erfahren, selbst Hand anlegen und die verschiedenen Schritte der Käseherstellung kennenlernen.

Zunächst wird die Milch mit etwas Naturjoghurt angesäuert und langsam erwärmt.

Nach Zugabe von Lab und einer Wartezeit, in der die Mich „dick liegt“, kann durch eine Schnittprobe der Gallerte die Entwicklung beobachtet werden.

Dann ist es Zeit, den Käsebruch durch Zerschneiden der Masse herzustellen. Je kleiner der Käsebruch ist, desto fester wird später der Käse.

Jetzt trennt sich die Molke aus dem Käsebruch.

In Käseformen gefüllt, kann der Bruch jetzt abtropfen (für Mozzarella) oder gepresst (für Schnittkäse) werden.

Nach 24 Stunden ist der Mozzarella schon bereit zum Verzehr mit Salz oder getrockneten Kräutern.

Der Schnittkäse braucht noch weitere Pflege (Salzbad, Lagerung mit Schmierungen), bevor er verköstigt werden kann.

Ein Höhepunkt des Tages war zweifellos die Verkostung der von der Sennerin Chrissi selbst gemachten Käse. Herrlicher Naturschnittkäse, würziger Kräuterkäse, pikanter Pfefferkäse, cremiger Mozzarella und handgemachte Almbutter gehören zu ihrem Repertoire.

 

 

Chrissi, die mit ihren beiden kleinen Kindern Marie und Paula zwei Monate die Raineralm bewirtschaftet, erzählt uns mit Stolz von ihrem Alltag mit Höhen und Tiefen auf der Alm.

Die Milch der beiden Milchkühe verarbeitet sie täglich zu leckerem Käse, der im Käsekeller der urigen Alm lagert.

Die Raineralm befindet sich im Bodenschneidgebiet und ist fußläufig über den etwas steileren Weg vom Wanderparkplatz Dürrnbach in Neuhaus oder etwas flacher, dafür aber länger vom Hennerer Parkplatz in Schliersee erreichbar.

 

 

Wer sich selbst für einen Kurs bei Elisabeth interessiert, kann sich über die Homepage der VHS Oberland informieren. Weitere Kurse sind bislang geplant, aber noch nicht online.

 

 

 

Silke Sontheim

Ursprünglich aus Unterfranken ist sie seit 2015 mit Ihrem Mann und beiden Kindern am Schliersee verwurzelt. Nebenberuflich widmet sie sich dem Upcycling und schenkt vor allem ausgedienten Trachten unter dem Logo „UpArt Schliersee“ ein neues Dasein.

 

 

 

Almbutter von der Oberen First

Mittwoch ist immer mein regulärer „Buttertag“, schreibt mir Margreth. „Komm doch rauf auf die Alm!“ Ich freue mich, ich darf dabei sein.

 

 

Wir treffen uns am Nachmittag auf der Oberen First. Zuerst wird Kuh Hanni gemolken. Sie gibt etwa sieben Liter Milch. „Das ist gar nicht so schlecht für eine Kuh, die den ganzen Tag auf der Weide ist und nicht mit Kraftfutter ernährt wird“, erklärt sie mir. Butter macht sie aus acht „Mahlzeiten“. Hanni wird zweimal am Tag gemolken. Da Margreth in ihrer Alm Stroh hat, kann sie die Milch der letzten Tage wunderbar kühl halten. Die Milch kommt als Erstes in eine Zentrifuge, die den Rahm und die Magermilch trennt. Einen Teil von der Magermilch bekommt der Kleinste, der Sohn von Hanni. Der freut sich sichtlich über die Milch. Das hölzerne Butterfass mit Kurbel wird zuerst in heißes Wasser eingeweicht, damit es dicht wird, und dann mit eiskaltem Wasser ausgespült, damit es der Butter nicht zu warm wird. Sowieso eine Herausforderung bei den heutigen hochsommerlichen Temperaturen. Dann füllt Margreth den Rahm ins wassergekühlte Butterfass und kurbelt so lange, bis die Butter fest ist. Dabei wechselt sie sich mit ihrer Freundin Leoni ab, die zu Besuch ist. Leoni würde auch gerne einen Sommer auf einer Alm verbringen. Indem sie Margreth immer wieder über die Schulter schaut und mithilft, kann sie wunderbar erste Erfahrungen sammeln.

 

Die Buttermilch schmeckt himmlisch

Die Buttermilch, die sich durch das Schleudern von der Butter getrennt hat, gießt sie ab. „Das verlängert auch die Haltbarkeit der Butter“, sagt sie. Um sicherzustellen, dass keine Buttermilch mehr in der Butter ist, wird sie mit kaltem Wasser gewaschen.

TIPP: Buttermilch von Süßrahmbutter schmeckt süß und ganz anders als die Buttermilch, die du aus dem Supermarkt kennst. Wer die Gelegenheit bekommt, diese auf einer Alm probieren zu können, sollte sich unbedingt ein Glas bestellen. Allerdings fällt beim Buttern viel weniger Buttermilch ab, als ich dachte. Frische Buttermilch auf einer Alm zu bekommen, ist also etwas ganz Besonderes.

 

Jede Butter ein kleines Kunstwerk

Jetzt wird das restliche Wasser aus der Butter herausgeschlagen, dann wird die Butter geknetet. Gekonnt schleudert Margreth die Butter von der einen Hand in die andere, und das Wasser spritzt über die Terrasse. Es ist ein wenig zu heiß heute und die Butter sehr weich. „Die ist viel weicher als sonst“, sagt Margreth ein wenig besorgt. Sie füllt sie in ein wunderschönes Holzmodel (eine oft kunstvoll verzierte Holzform, um Butter nach ihrer Herstellung eine kompakte, ansehnliche Form zu geben). Dann streift sie die überflüssige Butter ab und klopft das Holzmodel auf den Tisch, um die Butter in Form zu bringen. Dann landet die Butter mit dem schönen Vogelmotiv auf einem Pergamentpapier. Fertig! Am Ende kommen elf Butterstücke mit 180 Gramm heraus. Bei einer anschließenden Brotzeit mit selbst gemachtem Käse, Speck, Gurken, Radieserl und Tomaten darf ich die Butter probieren. Sie schmeckt kurz gesagt: „Sauguad“!

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.