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Wenn aus Kuhfladen Ku(h)nst wird

Werner Härtl – Künstler und gelernter Illustrator – hat sich auf eine ganz besondere Art und Weise in der Kunstwelt einen Namen gemacht, denn er malt seine Bilder mit den Hinterlassenschaften von Kühen. Ja, Sie haben richtig gelesen: mit Kuhmist.

 

 

Ein Material, das die meisten Menschen eher mit der Landwirtschaft in Verbindung bringen.

Als landwirtschaftlicher Helfer kam Werner im Stall mit dem Kuhmist in Verbindung und auf die Idee, dieses Naturprodukt als Farbe zu verwenden.

Werner war bereits als Almerer in den Schlierseer Bergen tätig – eine Zeit, die seine künstlerische Tätigkeit maßgeblich beeinflusst hat.

In unserer schönen Berglandschaft fand er Inspiration für viele seiner Werke. So brachte er nicht nur die Schönheit der Region in Form einiger Almen auf die Leinwand, sondern auch eine besondere Geschichte sowie die Legende des Wildschütz Jennerwein aus Schliersee, der im Jahre 1877 in der Bodenschneidregion sein plötzliches Ende fand.

Im Bodenschneidhaus kann man nun das „Jennerwein-Panorama“ bestaunen.

Der Künstler selbst stammt aus Reichersbeuern. Seine Verbundenheit zur Natur und der Landwirtschaft spiegelt sich in jedem seiner Werke wider.

In einigen seiner Bilder sind Kühe, die oft als Symbol der billigen Fleischproduktion dienen, die Hauptdarsteller. Doch in ihren Augen erkennt man eine Botschaft der Würde und des Respekts. Die Werke erinnern uns daran, dass Tiere nicht bloß Produktionsmaschinen sind, sondern fühlende Wesen, die unsere Achtung verdienen. So ist es auch Werners Ziel, bei der Betrachtung sein eigenes Konsum- bzw. Essverhalten zu überdenken und nicht zum Billigfleisch aus dem Supermarkt zu greifen.

Seit dem 12.10.2023 kann eine Vielzahl an Werken des Künstlers im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Grünes Zentrum) im Rudolf-Diesel-Ring 1 A in Holzkirchen von der Öffentlichkeit zu den regulären Öffnungszeiten noch für ein ganzes Jahr besichtigt werden.

Wenn Sie also die Gelegenheit haben, nach Holzkirchen zu kommen, sollten Sie sich diese einzigartigen Werke nicht entgehen lassen. Einige der Bilder sind auch käuflich zu erwerben.

 

 

 

 

Silke Sontheim

Ursprünglich aus Unterfranken ist sie seit 2015 mit Ihrem Mann und beiden Kindern am Schliersee verwurzelt. Nebenberuflich widmet sie sich dem Upcycling und schenkt vor allem ausgedienten Trachten unter dem Logo „UpArt Schliersee“ ein neues Dasein.

 

 

 

Tradition & Spielfreude ‒ hinter den Kulissen des Schlierseer Bauerntheaters

Das Schlierseer Bauerntheater ist eine Institution: Gegründet 1892 vom legendären Hofschauspieler Konrad Dreher und dem Gastronomen Xaver Terofal, ist es bis heute nicht wegzudenken aus dem kulturellen Leben der Gemeinde. Schon oft haben wir über die Premieren des Ensembles berichtet. Aber wie geht’s eigentlich hinter den Kulissen des Bauerntheaters zu? Was muss alles dekoriert, angezogen, geschminkt und geprobt werden, bevor der Vorhang sich öffnet und die Vorstellung beginnt? Das Schliersee Magazin hat nachgeforscht …

 

 

Ein Abend im September. Kurz nach 18:00 Uhr. Noch zwei Stunden bis zur Vorstellung. Die Komödie „Bluatwürst & Sauschwanzl“ wird heute zum letzten Mal auf den Brettern der Schlierseer Bauerntheaterbühne zu sehen sein. Durch den Seiteneingang gelangen wir hinter die Bühne. Noch ist dort alles ruhig. Nur einer ist schon in Aktion: Georg Attlfellner, genannt „Schorsch“, lässt Theaterblut in einen Emaille-Eimer laufen. In „Bluatwürst & Sauschwanzl“ wird schließlich „schwarz“ geschlachtet. In der Ecke lehnen schon die „Schweinehälften“ – mit bedrucktem Stoff bezogene Kissen.

 

Die Requisite ‒ von eBay auf die Theaterbretter

Mit 92 Jahren ist Georg Attlfellner nicht nur der älteste Schauspieler des Ensembles, sondern auch „unser einziger Profi“, sagt schmunzelnd Florian Reinthaler, erster Vorstand des Schlierseer Bauerntheater e. V. Tatsächlich spielte Georg Attlfellner schon als 15-Jähriger im Ensemble des Schlierseer Bauerntheaters. In den 1950er-Jahren machte er dann Filmkarriere als Ausstatter, Requisiteur und Darsteller – unter anderem bei „Old Shatterhand“ und „Lausbubengeschichten“. Heute verantwortet Georg Attlfellner Requisite und Bühnenbild – und steht auch weiterhin als Schauspieler auf der Bühne. „Da kann es schon mal sein, dass der Schorsch bei eBay mitsteigert, damit wir das passende Accessoire für unser Stück bekommen“, erzählt Schauspielkollege Andi Greipl mit ehrlicher Bewunderung.

 

Das Bühnenbild: erst mini, dann oho!

Die Liebe zum Detail zeigt sich auch in den Bühnenminiaturen von Georg Attlfellner. Für jedes neue Stück baut er das Bühnenbild zunächst „in Klein“ in Sperrholz nach, bespricht mit dem jeweiligen Regisseur, was wohin kommt, schiebt von Hand bemalte Platten so lange hin und her, bis Spielleiter und Darsteller mit der Kulisse zufrieden sind: „So wie’s halt jeder Architekt auch macht“, sagt Georg Attlfellner bescheiden.

 

Die Stücke: von komisch bis tragend

Aber was kommt eigentlich auf den Spielplan – woher wissen die Schlierseer, was ihr Publikum sehen mag? „Das ist meistens eine Gemeinschaftsarbeit, auch ganz viel Rumfahren und inspirieren Iassen“, sagt Vorstand Florian Reinthaler. „Unsere Regisseure versuchen immer, unterschiedliche Genres zu besetzen, von der leichten Komödie bis hin zu einem tragenden oder auch zeitgenössischen Stück, sodass wir einen bunten Mix übers Jahr verteilt haben.“

 

Tatsächlich wurde den Schlierseern schon ein eigenes Stück auf den Leib geschneidert: die Geschichte des Wildschütz Jennerwein (gespielt von Hartl Rieder) in der Fassung von Schriftsteller Werner Schlierf. „In der Regel inszenieren wir zwei neue Stücke pro Jahr und haben zwei Wiederaufnahmen auf dem Spielplan“, erzählt Ensemblemitglied Andi Greipl.

 

Die Besetzung: Jeder ist Theater-narrisch!  

Ist das Stück erst einmal gefunden, geht es an die Rollenbesetzung. Ein heikles Thema? – „In der Regel haben die Regisseure schon eine Idee, wer für welche Rolle am besten passt. Die sprechen dann mit den Spielern und klären: Hast du Zeit und Lust? Das klappt gut, weil jeder Theater-narrisch ist und sich freut, wenn er spielen darf.“

 

Keine Selbstverständlichkeit, denn das Engagement im Schlierseer Bauerntheater kostet viel Zeit: „In der heißen Phase vor unseren Premieren proben wir zwei- bis dreimal pro Woche – je nachdem, wie groß die jeweilige Rolle ist“, verrät Andi Greipl. „Unsere neuen Stücke feiern immer zu Ostern und zu Pfingsten Premiere. Da hat man dann erst mal die heiße Phase im Theater, bis man Ostereier suchen darf.“

 

Der Nachwuchs: Neue Gesichter willkommen!

Übrigens: Wer Interesse und Leidenschaft fürs Bauerntheater besitzt, ist herzlich willkommen, sich beim Schlierseer Ensemble vorzustellen: „Gerade um den Jahreswechsel herum, wenn wir das neue Theaterjahr planen, können Interessierte gerne bei uns vorbeischauen“, so Florian Reinthaler. „Dann lernt man sich gegenseitig kennen und schaut, ob das passen könnte.“

 

Eine, für die es von Anfang an wunderbar „gepasst“ hat – und die für jede einzelne Probe, jede Aufführung aus München an den Schliersee pendelt ‒, ist Sabine Mlynek: „Ich bin mal für eine Theaterkollegin in Schliersee eingesprungen. Und dann gleich hängen geblieben, weil ich es total schön gefunden habe“, erzählt sie. „Es gibt zwar viele bayerische Theater, aber ich finde das Schlierseer Bauerntheater am schönsten. Allein der wunderschöne Theatersaal mit den Hirschen und dem Efeu am Balkon. Und: Das spielerische Niveau ist sehr hoch.“

 

Der Notfallplan: Krank sein gibt’s nicht!

Die Besetzung steht, die Gäste kommen – was passiert, wenn kurzfristig ein Ensemblemitglied krank wird? „Das kommt Gott sei Dank ganz selten vor“, sagt Florian Reinthaler – und fügt augenzwinkernd hinzu: „Wir haben sehr gute Ärzte in Schliersee, die unsere Spieler noch mal aufpäppeln. Und wenn es gar nicht anders geht, dann springt kurzfristig jemand ein. Oder wir müssen ein Stück tauschen.“ Sabine Mlynek ergänzt: „Jeder hat schon einmal eine kleine Krankheit gehabt. Oder eine große. Aber das Adrenalin, das regelt es dann davor. Krank sein gibt’s nicht.“

 

Die Musik: Kompositionen von Kurkapellmeister Hermann Reil

So einzigartig wie das Schauspielensemble ist auch die traditionell bayerische Musik des Schlierseer Bauerntheaters: „Das Musiziergut gehört uns ganz alleine“, erzählt Heiner Oberhorner, zweiter Vorstand des Schlierseer Bauerntheaters und Mitglied der Schlierachtaler Musikanten. „Ob Landler, Polka oder Märsche – alle unsere Stücke stammen aus der Feder von Hermann Reil, dem früheren Leiter der Schlierseer Kurkapelle. Er hat die Musik speziell für unsere Besetzung komponiert und arrangiert: für Akkordeon, Gitarre, Trompete, Tuba und zwei Klarinetten. So spielen wir nun schon seit fast 40 Jahren.“

 

Der Dialekt: Sprechen Sie Bairisch?

Die Klänge der Musik sind universell verständlich. Aber wie verhält es sich mit der Sprache – schließlich werden alle Stücke in Bairisch aufgeführt? „Eigentlich versteht das jeder“, sagt Sabine Mlynek. „Selbst mein Schwager aus England hat das wunderbar verstanden. Die Handlung an sich ist ja nachvollziehbar. Wir hatten sogar schon Gäste aus Indien im Publikum, die uns nach der Vorstellung sagten: ‚It was good!‘“ Kollege Andi Greipl ergänzt: „Die Leute kommen ja mit der Erwartungshaltung: ‚Ich schaue mir ein bayerisches Bauerntheater an‘. Da wäre es ja verkehrt, wenn die ein rein hochdeutsches Theaterstück zu hören bekämen.“ Und Florian Reinthaler scherzt: „Das wäre ja so, als ob das Ohnsorg-Theater plötzlich Bairisch sprechen würde. Das passt auch nicht zusammen.“

 

Die Garderobe: Historische Trachtengewänder in neuem Glanz

Bayerische Tradition und Lebensart sind auch in den Gewändern der Schauspieler sichtbar. In den Garderoben und Hinterzimmern des Theaters stehen Schränken voller traditioneller Trachtenkostüme, Hüte, Schuhe und Requisiten. „Hier ist zum Beispiel das Kostüm, das ich in ‚Die Probenacht‘ trage“, sagt Sabine Mlynek und zieht einen handgenähten, grünen Trachtenrock mit Janker von der Kleiderstange: „Das ist gut 100 Jahre alt – und hat schon einiges gesehen. So ein Gewand zieht man wirklich mit Achtung an.“ Der Kostümfundus des Theaters ist über die Jahre gewachsen. Immer wieder öffnen auch Privatleute ihre Kleiderschränke und spenden Trachtengewänder für die Inszenierungen des Ensembles.

 

Die Beleuchtung: modernste Technik mit LEDs

Dass Gewänder und Schauspieler auch ins richtige Licht gesetzt werden, dafür sorgen die Techniker Dieter Gawer und Gerhard Knabel. Von ihrem Platz auf der Galerie aus haben sie den kompletten Saal im Blick, hellen auf, dunkeln ab, blitzen oder tauchen auch mal die ganze Bühne in blaues Licht, wie in der Inszenierung „Die Geierwally“. „Unsere Lichteffekte sollen die Dramaturgie unterstützen und unterstreichen“, sagt Dieter Gawer.

 

Vor drei Jahren wurde die Technik im Bauertheater vollständig erneuert, seitdem besteht die Saalbeleuchtung aus dimmbaren LEDs. Es verbinden sich so traditionelles Kulturgut und modernste Technik. „Im Prinzip habe ich den kompletten Ablauf des Stücks schon am Computer vorprogrammiert“, sagt der Mann hinter den Mischpulten und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Aber natürlich muss ich während der Vorstellung immer wieder händisch eingreifen. Manchmal geht etwas langsamer als gedacht – oder ein Schauspieler lässt versehentlich eine Textpassage aus.“

 

Pannen? Die gäbe es nicht, entgegnet das Ensemble: „Bei uns geht nie was schief“, sagt Gitti Engelhard mit einem Augenzwinkern. „Es geht immer weiter. Das ist Theater!“

 

 

Schlierseer Bauerntheater
Xaver-Terofal-Platz 1
83727 Schliersee

 

Web: www.schlierseer-bauerntheater.de
E-Mail: info@schlierseer-bauerntheater.de
Instagram: https://www.instagram.com/schlierseerbauerntheater/
Facebook: https://www.facebook.com/bauerntheater.schliersee

 

Exponat im Museum der Bayerischen Geschichte, Regensburg

Seit dem Sommer hat das Schlierseer Bauerntheater ein eigenes Exponat im neu eröffneten Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg. Dort steht eine original Baumkulisse, die schon 1895/96 auf der Amerika-Tournee des Ensembles im Einsatz war – damals noch unter dem legendären Gründer und Theatermacher Konrad Dreher.

 

https://www.schlierseer-bauerntheater.de/museum-der-bayerischen-geschichte

https://www.museum.bayern/museum.html

 

 

Sandra Leu

Rheinländerin in Oberbayern. Ist der Liebe gefolgt und hat den Schliersee als Herzensort entdeckt. Freie Redakteurin, PR-Frau und Mama von Zweien. Zeigt Unternehmerinnen und Gründerinnen, wie sie mit Storytelling sichtbar werden und ihre besten Kunden anziehen. Ihr Business: Hallo Heldin! Ihre Kreativitätstechnik: die Joggingrunde um den See.

 

 

 

Der Berg ruft: 12- und 24-Stunden-Wanderung in Schliersee

25. bis 27.05.2018 ‒ Gemeinsam über Grenzen gehen: Das einzigartige Langzeit-Wander-Erlebnis in Schliersee

Bei den Wanderungen stehen das Wandererlebnis, die Attraktionen an der Strecke und das Kennenlernen der eigenen Grenzen im Vordergrund, nicht der Wettbewerbscharakter. Letztendlich ist es die Herausforderung, gemeinsam über Grenzen zu gehen, die die 24H Trophy zu einem einzigartigen Sportevent macht.

Im Vergleich zum letzten Jahr werden die Trophy-Fans mit insgesamt drei Wanderungen beglückt. Bei der 12-Stunden-Variante kann man sich zwischen der „12h Auf den Spuren der Hohenwaldecker“ und der „12h Auf den Spuren vom Wildschütz Jennerwein“ entscheiden. Die „24h Bayerns schönste 3 Seen Wanderung“ beinhaltet einen Besuch am Schliersee, Spitzingsee und Tegernsee und führt am Ende wieder zurück an den Schliersee.

12h Auf den Spuren der Hohenwaldecker
Dauer: 12 Stunden
Details: ca. 30 km | ca. 1.530 HM

 

12h Auf den Spuren vom Wildschütz Jennerwein
Dauer: 12 Stunden
Details: ca. 31 km | ca. 1.350 HM

 

24h Bayerns schönste 3 Seen Wanderung
Dauer: 24 Stunden
Details: ca. 67 km | ca. 3.030 HM

 

Auf den Spuren des Wildschütz Jennerwein

Die Wanderer der zweiten 12-Stunden-Tour im Rahmen der 24H Trophy 2018 begeben sich auf Spurensuche des Wildschütz Jennerweins und brechen nach dem Start im Kurpark Schliersee in Richtung Westen auf. Die Tour führt zunächst durch den Ortsteil Breitenbach, an der Huberspitz vorbei bis zur Gindelalm, die ein sehr beliebtes Ausflugsziel ist. Von dort geht es weiter durch das Stadeltal, zwischen Berggipfeln wie z. B. dem Lahnenkopf oder dem Westerberg hindurch zur Rainer-Alm und schließlich zum Bodenschneidhaus. Die Wanderer stärken sich hier für den Bodenschneidgipfel (1.668 m). Die Tour bekam ihren Namen, da in dieser Gegend der Wilderer Jennerwein ermordet wurde, der jedoch heute noch als Legende in Jägerkreisen gilt. Die nächste Etappe führt an der Oberen und Unteren Firstalm vorbei bis hinunter zum Spitzingsee. Auf dem Weg zurück zum Schliersee passieren die Wanderer die Josefsthaler Wasserfälle und erreichen das Ziel nach zwölf Stunden im Kurpark.

 

 

Perfekt geplant!

Ihr könnt Euch auf ein Wander-Wochenende mit Rundum-Sorglos-Paket freuen. Die 24H Trophy verspricht einmalige Wandererlebnisse ohne lästige organisatorische Vorbereitungen ‒ als Teilnehmer könnt Ihr Euch ganz auf die Bewältigung der Langzeitwanderungen konzentrieren.

„Das Geheimnis des Vorankommens besteht darin, den ersten Schritt zu tun!“ (Mark Twain)

Meldet Euch an und erlebt einen tollen Tag rundum den Schliersee! An der 24H Trophy kann jeder teilnehmen, der in der Lage ist, sechs bis acht Stunden zu wandern – der Rest ist reine Kopfsache. Die Langzeitwanderungen eignen sich dank der perfekten Organisation nicht nur für erfahrene Bergsteiger. Für alle, die nicht dabei sein können: Eine Redakteurin von uns wird auch mitwandern und hinterher von ihren Erfahrungen berichten.

 

 

➡ Hier anmelden!

Datum 25.–27. Mai 2018

Akkreditierungsort Kurpark Schliersee

Akkreditierungszeiten

Fr., 25.05. von 17:00‒20:00 Uhr

Sa., 26.05., ab 60 Min. bis max. 30 Min. vor Start der Wanderungen

 

Unterkünfte Gäste-Information Schliersee

Tel.: 08026/60650

E-Mail: tourismus@schliersee.de

Parkmöglichkeiten Bahnhof Schliersee, Parkplätze Vitalwelt

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Orte der Stille – ein romantischer Spaziergang über die Schlierseer Friedhöfe

Unser Alltag ist hektisch geworden. Es wird immer schwieriger, Orte der Stille zu finden, an denen man einfach mal abschalten und den Blick nach innen wenden kann. In Schliersee gibt es solche Orte. Zwei davon sind die beiden Friedhöfe der Gemeinde.

Durch ein schmiedeeisernes Tor gelangt man von der Ortsdurchgangsstraße in den kleinen Friedhof rund um die Pfarrkirche St. Sixtus im Zentrum der Gemeinde. Die Mitglieder alteingesessener Schlierseer Familien haben hier über Jahrhunderte hinweg ihre letzte Ruhestätte gefunden. Jetzt, im Frühherbst, leuchten die letzten Sommerblumen auf den liebevoll bepflanzten Gräbern. Kunstvoll geschmiedete Kreuze zieren so manche Grabstätte. Die Größe einiger Gräber lässt auf Familien schließen, die seit Generationen in Schliersee leben und eben auch sterben. Friedlich ist es hier, trotz des Verkehrslärms, der von der Hauptstraße zu hören ist. Einige berühmte Schlierseer Bürger liegen auf dem St.-Sixtus-Friedhof begraben. Ein roher Findling wacht beispielsweise über die Grabstätte von Xaver Terofal, dem Begründer des renommierten Schlierseer Bauerntheaters. Die verschnörkelten Schriftzeichen auf dem groben Felsbrocken verraten Geburts- und Sterbedatum des passionierten Liebhabers der schönen Künste. Zusammen mit dem Hofschauspieler Konrad Dreher, der einige Reihen weiter begraben liegt, gründete er 1892 die Schlierseer Laienbühne.

Weitere prominente Persönlichkeiten, die ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof der Pfarrkirche gefunden haben, sind der Schlager- und Filmkomponist Werner Bochmann, der Volksschauspieler Willy Haibel und der Komponist des berühmten „Schlierseelieds“, Carl Schwarz. Werner Bochmann wurde vor allem durch das Lied „Heimat, deine Sterne“ aus dem Filmklassiker „Quax, der Bruchpilot“ mit Heinz Rühmann in der Titelrolle weltbekannt.

Ein paar Kilometer weiter, Richtung Ortsauseingang, befindet sich eine der beiden Filialkirchen von St. Sixtus: die Kirche St. Martin in Westenhofen mit umliegendem Friedhof. Die Ursprünge dieses Friedhofs reichen bis ins neunte Jahrhundert zurück. Auch hier führen akkurat angelegte Kieswege durch zahlreiche Gräberreihen, die den einen oder anderen kunsthandwerklichen Schatz offenbaren. Einfache Holzkreuze wechseln sich mit modern gestalteten Grabsteinen aus glänzendem Granit ab. Über ein Grab breitet ein mannshoher Engel schützend seine Hände, ein anderes ziert ein steinernes Marienbildnis. Neben bunten Astern und Begonien zeugen prächtige Rosenbüsche und Hortensien auf den Gräbern von der hingebungsvollen Grabpflege, die so manche Angehörige den Gräbern ihrer Lieben angedeihen lassen.

Mittendrin soll einer begraben liegen, der Schliersee ebenfalls zu Ruhm und Ehre gereicht hat, allerdings in eher zweifelhafter Manier: der berühmte Wildschütz Jennerwein. Leben und Sterben des legendären Soldaten, Holzarbeiters und späteren Wilderers gleichen einem Krimi und die Umstände seines Todes sind bis heute mysteriös. Es heißt, das Grab des „Girgl“ Jennerwein sei im vergangenen Jahrhundert innerhalb des Friedhofs an die heutige Stelle versetzt worden, ohne seine Gebeine! Man wird wohl nie herausfinden, wer oder was nun eigentlich in Grab Nr. 5, in der Reihe 8 der IV. Abteilung des weitläufigen Friedhofgeländes begraben liegt. Aber das ist vielleicht auch nicht so wichtig. Das Kreuz jedenfalls ist echt – schon seit 140 Jahren. Beim Betrachten der Grabstelle und Lesen der Inschrift darf jeder auf seine Art nach Lust und Laune über Leben und Tod des streitbaren Schlierseer Abenteurers spekulieren.

 

 

Die beiden Schlierseer Friedhöfe St. Sixtus und St. Martin sind auf jeden Fall einen Besuch wert, denn der Tod gehört nun mal zum Leben, ob wir wollen oder nicht – auch in Schliersee.

St. Sixtus
Mesnergasse 2
83727 Schliersee

St. Martin Westenhofen
Lautererstraße 1
83727 Schliersee

 

 

Katharina Fitz

Wohnhaft in Warngau, geboren in Tegernsee, aber dem Schliersee herzlich zugetan. Zweifache Mama und als freiberufliche Redakteurin, Sprecherin und Schauspielerin viel unterwegs. Steckenpferde: Kunst und Kultur, Natur (vor allem Bäume) und Schuhe!