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Impressionen vom Neuhauser Dorffest

Schee war’s, das Dorffest der Skizunft Neuhaus am Samstag, den 8. Juli 2023. Seit gut 30 Jahren findet es jedes Jahr – vorausgesetzt natürlich, das Wetter spielt mit – Anfang Juli am Spielplatz Neuhaus, Hans-Xari-Platz, statt.

 

 

Als Skizunft-Mitglied seit Kindertagen war ich selbst viele Jahre aktiv dabei und weiß deshalb ganz genau, mit wie viel Freude und Engagement die Skizunftler ihr Dorffest, dessen Reinerlös der Ski-Jugend zugutekommt, organisieren und durchführen.

Schon ein paar Tage vor dem eigentlichen Termin gingen die Aufbauarbeiten los: Die Mitarbeiter vom Wasserwerk spülten die Leitungen für den Wasseranschluss und auch der Sanitärwagen wurde geliefert. Am Samstagmorgen glich der Hans-Xari-Platz einem betriebsamen Bienenstock. Unzählige freiwillige Helfer wuselten umher und kümmerten sich Hand in Hand um den Aufbau der Zelte, der Biergarnituren, der Bühne, der Grills und des Getränkeausschanks. Ein kleinerer Teil war damit beschäftigt, die Umleitungsschilder für die nötige Straßensperrung aufzustellen, während der Rest sich um die Elektroverteilung und das Aufhängen der Beleuchtung kümmerte. Gegen Mittag war der Aufbau erledigt und die Helfer konnten sich eine kurze Pause gönnen, bevor es dann um 14 Uhr mit Kaffee, Kuchen und kostenlosen Spielangeboten für Kinder losging.

Mindestens 50 bis 60 hausgemachte Kuchen und Torten konnte ich zählen – und ich muss sagen, alle sahen ausgesprochen appetitlich aus. Vor allem die Kinder freuten sich über frisch gebackene Waffeln mit Puderzucker oder Nutella und eine Candybar. Beim „tückischen Tiger“ war eine schnelle Reaktion gefragt. Die Kinder mussten mit einem Ball auf das Maul eines Holz-Tigers zielen, wodurch ein Klappmechanismus ausgelöst wurde, der Schaumküsse nach vorne schleuderte, die es dann zu fangen galt. Nebenan konnten die Kinder an einem Glücksrad drehen und glänzende Halbedelsteine und andere Kleinigkeiten gewinnen. Eine lange Schlange bildete sich auch beim Kinderschminken, wo sich vor allem die Mädchen glitzernde Schmetterlingsflügel und andere bunte Motive ins Gesicht malen ließen.

 

 

Wer dagegen etwas Herzhaftes essen wollte, der wurde am Stand mit den Südtiroler Spezialitäten fündig, wo es deftige Brotzeitbrettl mit Speck, Käse, Brot und Trauben und natürlich auch Wein gab. Am Stand daneben liefen die Grills auf Hochtouren – eine schweißtreibende Angelegenheit für die Grillmeister an diesem ohnehin schon heißen Tag. Ich war froh, dass ich nur kurz zum Filmen in der Nähe der Glut war. Matthias Geiger, der Vorstand der Skizunft Neuhaus, erzählte: „Es wurden etwa 75 Kilogramm Halsgrat, 75 Kilogramm Spareribs, 40 Kilogramm Schweinswürstl und zehn Kilogramm Käseknacker eingekauft – und die gingen weg wie warme Semmeln!“ Serviert wurden sie entweder mit Kartoffelsalat, Sauerkraut oder einfach in einer Semmel. Auch am Getränkestand wurde fleißig Bier gezapft – ganze 850 Liter –, es gab aber auch alkoholfreie Getränke für die durstigen Gäste.

 

 

Ab dem späteren Nachmittag sorgte dann die Huabaoim-Musi wie jedes Jahr für die musikalische Unterhaltung. Das Quartett spielte zünftig auf bis spät in die Nacht und brachte auch das eine oder andere Paar dazu, das Tanzbein zu schwingen. Unter die Gäste des Dorffests mischten sich auch die Musiker der Band „Die Toten Hosen“, die derzeit mit Gerhard Polt und den Well-Brüdern auf Tour sind und am 14. Juli 2023 im Bauerntheater in Schliersee auftreten. Wenn man so berühmt ist wie diese Persönlichkeiten, dann ist es kein Wunder, dass man immer und überall erkannt wird – auch, wenn man einfach mal einen entspannten, boarisch-griabigen Nachmittag auf einem Dorffest verbringen möchte. Doch professionell, wie die Musiker aus dem Rheinland eben sind, ließen sie sich trotz diverser Foto- und Autogrammanfragen den Spaß nicht verderben.

 

 

Am Abend schaute ich – wie auch zahlreiche andere – an der stimmungsvoll beleuchteten Cocktailbar vorbei, wo es unter anderem Aperol Spritz, Hugo, Lillet Wild Berry und den „Zunftler“ gab – „eine Eigenkreation“, sagte Stefan Lanzendörfer, der zusammen mit anderen Skizunftlern den ganzen Abend fleißig Cocktails mixte. Die Stimmung war ausgesprochen gut. Selbst als um 23 Uhr die Musik aufhören musste, zu spielen, blieben viele Feierlustige noch bis in die frühen Morgenstunden sitzen. Matthias Geiger zeigte sich sehr zufrieden mit dem diesjährigen Dorffest und bedankt sich von Herzen bei allen, die mitgeholfen haben, sowie allen Gästen, die mit ihrem Kommen die Skijugend unterstützt haben!

Auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!

 

 

Skizunft Neuhaus

www.skizunft-neuhaus.de

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Huabaoim-Musi

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https://www.instagram.com/huabaoim_musi/

 

 

 

Kathrin Zott

Aufgewachsen und noch immer wohnhaft in Neuhaus am Schliersee, zweifache Mama, studierte Germanistin und Musikpädagogin, freiberufliche Lektorin und Korrektorin – mit anderen Worten: heimatverbundene, musikbegeisterte, kreative, tierliebe und vor allem komplett italienverrückte Leseratte.

 

 

 

Pfanniliftrennen um den Markus-Wasmeier-Pokal 2023

Wir können uns glücklich schätzen in Schliersee. Wir haben einen Doppelolympiasieger und Weltmeister im Skifahren. Sportliche Erfolge sind stark, aber heute meine ich die Begeisterung, die Markus Wasmeier mitbringt, wenn er das Pfanniliftrennen, um „seinen Markus-Wasmeier-Wanderpokal“ besucht. Mit zwei, drei Jahren hat Markus an diesem Hang selbst das Skifahren erlernt. Viele Schlierseer haben hier am Pfannilift ihre ersten Skibögerl gemacht.

 

 

Heute ist er gekommen, um die kleinen Rennfahrer anzufeuern, ihnen zuzujubeln und bei der Siegerehrung jedem Kind persönlich einen Pokal zu überreichen. Beim Pfanniliftrennen gewinnt jedes Kind einen Pokal und das monte mare Schliersee hat Gutscheine spendiert. Siegerfotos von den kleinen Skifahrern mit dem Ex-Skirennfahrer werden selbstverständlich auch gemacht. Mit „High five“ gratuliert Markus den Siegern. Spaß steht bei der Siegerehrung im Vordergrund. Schnell sind er, aber auch der Moderator vom Skiclub Schliersee, Guido, in eine Schneeballschlacht mit den Kindern verwickelt.

 

 

Skirennen sind eine Gemeinschaftsleistung

Das Skirennen veranstaltet der Skiclub Schliersee zusammen mit der Skizunft Neuhaus. Jürgen Koschyk von der Skizunft Neuhaus hat das Rennen vor mehr als 40 Jahren ins Leben gerufen. Inzwischen ist das Rennen zu einem Gemeindeskitag für alle Schlierseer Kinder geworden. Ohne Sponsoren, beispielsweise die Gemeinde Schliersee und die vielen Helferinnen und Helfer für Organisation, Aufbau und Kuchenbacken wäre das Rennen nicht möglich. Danke auch an Karl Hiermeyer von der Bergwacht für sein ehrenamtliches Engagement.

 

 

Wer Tagesbestzeit fährt, gewinnt den Markus-Wasmeier-Wanderpokal 

Rund hundert Schlierseer Kinder, Jahrgang 2012 und jünger, standen am Freitag am Pfannilift am Start und absolvierten mit viel Freude, Ehrgeiz und Motivation den Riesenslalom. Jaro Graf hat mit einer Zeit von 21.04 Sekunden ganz knapp vor Carina Seemüller mit 21.07 Sekunden die Trophäe, den Wanderpokal von Markus Wasmeier gewonnen. Alle Ergebnisse findest du hier: https://www.skiclub-schliersee.de/index.php

 

 

Tipp: Für Familien ist der Pfannilift (benannt nach den Pfanni-Werken) für einen entspannten Wintertag perfekt geeignet. Der Blick auf den Schliersee beim Skifahren ist traumhaft. Aktuelle Infos: https://www.maier-schmotz.de/skilift

 

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Schliersee trainiert für Olympia – Pfannilift-Rennen um den Markus-Wasmeier-Pokal

Regen und Sturm können die skibegeisterten Schlierseer Kinder nicht aufhalten

 

 

Diesen Sonntag fand das traditionelle Pfannilift-Rennen um den Markus-Wasmeier-Pokal statt. 122 Kinder standen am Start und freuten sich darauf, sich mit anderen Schlierseer Kindern zu messen. „Das Pfannilift-Rennen ist ein Muss für jedes Schlierseer Kind!“, sagt Vorstand Martina Pomper und freut sich über die zahlreiche Teilnahme am Rennen. Auch Doppelolympiasieger und Weltmeister Markus Wasmeier ist gekommen, um die Kinder anzufeuern und bei der Siegerehrung die funkelnden Pokale zu überreichen. Wer Tagesbestzeit fährt, bekommt den Markus-Wasmeier-Wanderpokal. Durch den Vormittag führte Guido Tannenbaum als Moderator. Die Stimmung war, trotz des stürmischen und nassen Wetters, sehr gut.

 

Markus Wasmeier blickt zurück auf seine Anfangszeit beim Skifahren

Markus Wasmeier erinnert sich an die Zeit, als Schliersee noch mehr kleine Lifte hatte, an der Stockeralm oder an der Oberleiten/Unterleiten (bis 1974) beispielsweise. Dort hat Markus Wasmeier als junger Skifahrer die Liftspur „runtergetreten“ oder auch mit einer Handwalze gewalzt. „Dafür durften wir dann umsonst Ski fahren“, erzählt er. Am Oberleiten-Lift haben damals viele Gemeinde- und Betriebsmeisterschaften stattgefunden. Markus Wasmeier freut sich, dass es das beliebte Kinderrennen am Pfanni-Lift noch gibt und es so viele Zuschauer begeistert – trotz Sturm und Regen.

 

Magdalena Ostermeier: Tagesbestzeit

Magdalena Ostermeier ist mit 25:55 Sekunden die Tagesbestzeit gefahren und hat somit den Markus-Wasmeier-Wanderpokal gewonnen! Herzlichen Glückwunsch! Wer alle Ergebnisse der kleinen Rennläuferinnen und Rennläufer nachlesen will, findet die Ergebnisse auf der Webseite des Schlierseer Skiclubs: https://www.skiclub-schliersee.de/images/ergebnisse/2022_Pfannilift.pdf

Das Skirennen veranstaltet der Skiclub Schliersee zusammen mit der Skizunft Neuhaus. Ohne Sponsoren, beispielsweise die Gemeinde Schliersee oder die Sparkasse, und die vielen Helferinnen und Helfer für Organisation, Aufbau und Kuchenbacken wäre das Rennen nicht möglich. Startberechtigt waren alle Kinder Jahrgang 2011 und jünger, die entweder Mitglied in einem Schlierseer Skiclub sind oder im Gemeindegebiet wohnen.

Für Familien ist der Pfannilift für einen entspannten Wintertag perfekt geeignet. Der Blick auf den Schliersee beim Skifahren ist fantastisch. Stefan vom Schliersee Magazin berichtet in diesem Monat über den Pfanni-Lift und was dich dort erwartet. Nicht verpassen!

 

 

https://www.maier-schmotz.de/skilift.php

 

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Zieeeeeeeh – die Schlierseer Skiadler und ihre Schanzen

Wirft man einen Blick auf die Karte von Schliersee, auf der ich alle Standorte der noch bekannten Schanzen im Ort markiert habe, lässt sich bereits erahnen, welchen Stellenwert das Skispringen einst in der Marktgemeinde besaß. Mindestens neun Schanzen gab es in Schliersee, Neuhaus und am Spitzingsee. Ich treffe mich mit Georg Attlfellner, dem ehemaligen Vorstand und jetzigem Ehrenvorsitzenden des SC Schliersee, Jürgen Koschyk, dem langjährigen Vorstand der Skizunft Neuhaus, sowie den größten Skisprungtalenten des Ortes, Horst Möhwald, Kurt Jiptner und Peter Dubb, und lasse mich durch deren Erzählungen in die Welt des Schlierseer Skisprungzirkus der 1920er- bis 1970er-Jahre entführen.

Georg Attlfellner blättert in seinem dicken Fotoalbum voller bereits vergilbter Fotos und Zeitungsausschnitte und erzählt mir, dass die vermutlich erste Schanze der Gemeinde um 1920 in Fischhausen gebaut wurde. Die Gulbranson-Schanze, benannt nach ihrem Erbauer Olaf Gulbranson, ließ Sprungweiten von über 20 Metern zu und war im Februar 1924 Austragungsort eines Schauspringens zur Finanzierung einer in Schliersee geplanten Schanze. Ein Zeitungsartikel vom 25. Februar 1924 berichtet ausführlich und voll des Lobes über die Veranstaltung.

Und so konnte kurz darauf mit dem Bau der neuen Schanze am Leitnerhügel in Schliersee begonnen werden, eine der „schönsten und größten von Deutschland“, wie in einem weiteren Zeitungsartikel beschrieben wird. Der Norweger Jens Jäger, der 1922 für den SC Schliersee Bayerischer Meister in der Nordischen Kombination wurde, plante und baute die Schanze nach dem Vorbild am norwegischen Solberg bei Bärum. Am 22. Februar 1925 eröffnete der Namensgeber der Jens-Jäger-Schanze das internationale Springen mit 50 Teilnehmern vor einer beeindruckenden Zuschauerkulisse.

Bis etwa Mitte der 1960er-Jahre wurden auf dieser Schanze, die Sprünge von über 50 Metern ermöglichte, zahlreiche Springen abgehalten. Besonders beliebt waren die Nachtspringen, die ab den 1950er-Jahren durch die Installation der wahrscheinlich ersten Beleuchtungsanlage an einer Sprungschanze im Landkreis ermöglicht wurden. Der Skiclub Schliersee war seinerzeit mit etwa zehn aktiven Springern gut aufgestellt und konnte 1949 mit dem Sieg von Peter Kogler bei der Jugendmeisterschaft im Sprunglauf einen weiteren beachtlichen Erfolg verbuchen. Neben diesen beiden großen Schanzen gab es noch mehrere kleine aus Schnee aufgeschüttete Schanzen, die vor allem zum Training genutzt wurden.

Um 1948 wurde im Josefstal die Toni-Huber-Schanze errichtet. Namensgeber war der Gründer der Skizunft Neuhaus, Toni Huber, wegen seiner schmalen Statur auch „Haxn-Toni“ genannt, wie mir Horst Möhwald mit einem Augenzwinkern erklärt. Gespannt lausche ich den Erzählungen des Mannes, der über Jahre einer der besten Nordischen Kombinierer Deutschlands war. Seine Karriere krönte er mit der Teilnahme an den Olympischen Winterspielen 1964 in Innsbruck, wo er einen beachtlichen 17. Platz errang. Mehrere Jahre leitete er am Spitzingsee das Spitzinghaus, ein Erholungsheim der Bundeswehr, und baute sich nur wenige Meter entfernt eine spektakuläre private Trainingsschanze. Mit bis zu 30 Meter weiten Sätzen sprang Horst Möhwald über die an der Schanze vorbeiführende Straße.

Am Spitzingsee gab es außerdem noch mindestens zwei weitere Schanzen. Die Valepper Schanze, etwas südlich der Albert-Link-Hütte, mit einem Kalkulationspunkt von 25 Metern, sowie die Totenschanze, eine am Kurvenlift steil im Hang gelegene Schanze, die auch von alpinen Rennläufern zum Sprungtraining genutzt wurde und laut Horst Möhwald bis etwa 50 Meter gut zu springen war. Ob die Schanze ihren Namen tatsächlich wegen eines tödlichen Unfalls erhalten hat, bleibt letztlich ungeklärt.

Auch im Josefstal sind weitere drei Schanzen bekannt: die Acherschanze, eine reine Schneeschanze, die jedes Jahr aufs Neue etwa 150 Meter südlich der Toni-Huber-Schanze gebaut wurde und der Skizunft Neuhaus als Austragungsstätte der Vereinsmeisterschaften und zum Warmspringen für die große Schanze diente. Der weiteste gemessene Sprung lag bei 17,5 Metern. Im Wald an der Aurachstraße stand die Zackeschanze, die ebenfalls für die Clubmeisterschaften der Skizunft genutzt wurde und Sprungweiten über 20 Meter ermöglichte, wohingegen die Schrön-Schanze, eine Schneeschanze am Kameterbichl mit Sprungweiten um die 25 Meter, rein zu Trainingszwecken errichtet wurde.

Anfang der 1960er-Jahre wurde dann der Schanzenturm der Toni-Huber-Schanze kurz hintereinander zweimal umgebaut und vergrößert. Unter der Federführung von Horst Möhwald, Kurt Jiptner, Rudi Wolf und Rainer Schrön entstand um 1962 die endgültige Konstruktion mit einer Schanzenturmhöhe von rund elf Metern, wie Jürgen Koschyk und Kurt Jiptner, 1965 bayerischer Juniorenmeister und Drittplatzierter bei den Deutschen Meisterschaften in der Nordischen Kombination, zu berichten wissen.

Eine Gruppe von etwa zwölf Skizunftlern schleppte an zwei bis drei aufeinanderfolgenden Wochenenden ausrangierte Telefon- und Strommasten, unzählige Bretter und Werkzeuge zu Fuß über einen Waldweg bis zur Schanze und errichtete den Sprungturm mit reiner Muskelkraft. Besonders die große Erfahrung und das Fachwissen von Horst Möhwald als Skispringer und Zimmermann trugen zum Gelingen des Vorhabens bei. Er war auch der Erste, der vom Bakken musste, um die neue Anlage zu testen.

Aber nicht nur der Bau einer solchen Anlage, auch die Vorbereitungen und das Springen selbst waren damals mitunter eine recht schweißtreibende Angelegenheit. Die Präparation der Schanzen war aufwendig und reine Hand- oder vielmehr Fußarbeit. Der Schnee im Auslauf musste mit Skiern festgetreten werden, und je nach Wetterlage war es manchmal nötig, Schnee in Flechtkörben zusammenzutragen, um für eine ausreichende Unterlage zu sorgen. Die Springer gelangten mitsamt den weit über zwei Meter langen Sprungski per pedes auf den Sprunghügel und mussten anschließend noch den Sprungturm über Holzleitern erklimmen. Außerdem gab es noch keine Anlaufschienen, wodurch der Anlauf für die Springer schwieriger war als heute, weil sie die langen Ski aus eigener Kraft parallel halten mussten, erklärt mir Peter Dubb, der im Laufe seiner Karriere zweifacher Bayerischer Jugendmeister, 1973 Deutscher Vizemeister auf der Normalschanze, 1974 Deutscher Meister auf der Normalschanze und Dritter auf der Großschanze wurde. Außerdem nahm er, ebenfalls 1974, an der Weltmeisterschaft teil ‒ sowie insgesamt fünfmal an der legendären Vierschanzentournee.

Die Ski waren noch aus Holz gefertigt, was zur Folge hatte, dass sich das Material vor allem bei feuchten Schneebedingungen schnell vollsaugte und sich die Gleiteigenschaften drastisch verschlechterten. So wurden teils recht kreative Skibeläge ausprobiert, angefangen von Kerzenwachs über geschmolzene Schellackplatten bis hin zu Karbolineum, wie mir Jürgen Koschyk, Kurt Jiptner und Horst Möhwald mit einem Schmunzeln berichten.

Bis 1977 war die Toni-Huber-Schanze Austragungsort zahlreicher Bewerbe, unter anderem Pokalspringen, Gau-Oberland-Meisterschaften und Nachtspringen. Letztere waren Dank der ca. 1964 nachgerüsteten Beleuchtung möglich geworden und lockten oftmals mehrere Hundert Zuschauer an die Schanze. Mit mehr als 15 aktiven Springern war die Skizunft Neuhaus zahlenmäßig stark aufgestellt. Peter Dubb, der erfolgreichste unter ihnen, hält mit 48,5 Metern den offiziellen Schanzenrekord auf der Toni-Huber-Schanze. Allerdings könne er sich an Trainingssprünge erinnern, die deutlich über die 50-Meter-Marke hinausgingen.

Bis in die 1970er-Jahre war das Skispringen ein Volkssport, fast in jedem Ort wurden kleinere und größere Schanzen gebaut. Jeder, der genug Mumm hatte, stürzte sich hinunter. Heute sind die Schanzen zum Großteil abgebaut, die Überreste verfallen und wachsen zu. Die Gründe dafür sind wohl hauptsächlich das schwindende Interesse bei der Jugend und fehlende „Kümmerer“, wie sie Dubb nennt, die für die zeitaufwendige Präparation und die Instandhaltung der Anlagen sorgen. Umso wichtiger ist es deshalb, diese Glanzzeit des nordischen Skisports in Schliersee zumindest mithilfe der Zeitungsberichte, Fotos und Erinnerungen lebendig zu halten.

 

Kathrin Zott

Aufgewachsen und noch immer wohnhaft in Neuhaus am Schliersee, zweifache Mama, studierte Germanistin und Musikpädagogin, freiberufliche Lektorin und Korrektorin – mit anderen Worten: heimatverbundene, musikbegeisterte, kreative, tierliebe und vor allem komplett italienverrückte Leseratte.