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Einer der artenreichsten Hänge in den Bayerischen Alpen: Untere First

Ich treffe mich mit Gebietsbetreuer Mangfalltal Florian Bossert, Almbauer Hartl Markhauser und Ulrich Berkmann vom Landschaftspflegeverband an der Unteren First im Spitzingseegebiet. Wir gehen zusammen den steilen Osthang der Bodenschneid hinauf. Dieser Hang ist einer der artenreichsten in den Bayerischen Alpen. Gemäht wird er von Hartl Markhauser mit der Sense.

 

 

Bedrohter Storchenschnabelbläuling entdeckt

Florian Bossert ist zuständig für Natur- und Artenschutz im Gebirgsraum im Landkreis Miesbach. Das Steilhangmahd-Projekt mit Hartl Markhauser ist eines der Projekte, die er betreut. Hier oben blüht allerlei. „Und das, obwohl die eigentliche Blütezeit schon vorbei ist“, betont Hartl. Dass dieser Hang sehr artenreich ist, habe er schon immer gewusst. Aber wie besonders, das habe er erst von Florian Bossert gelernt. Er hat vor einiger Zeit hier den Storchenschnabelbläuling entdeckt. Ein Schmetterling, der deutschlandweit stark gefährdet und bei uns im Landkreis inzwischen nur noch hier zu finden ist.

 

Mit der Sense im Steilhang

So freut es Florian Bossert, dass der Almbauer mit viel Engagement hilft, den Storchenschnabelbläuling zu erhalten. Beispielsweise durch seine Mahd. „Wir haben bereits vor ein paar Jahren wieder angefangen, den Steilhang mit der Sense zu mähen“, berichtet Hartl. „Aus der Tradition heraus. Das wurde früher immer gemacht“, sagt er. Florian Bossert ist begeistert von der Motivation, die der Landwirt mitbringt: „Mit der Sense im Steilhang zu mähen, ist ja nicht einfach!“ Hartl Markhauser lacht: „Steil ist ja auch eine Herausforderung!“ Da muss die ganze Familie mit anpacken, um das Heu zusammenzurechen und vom Steilhang abzutransportieren.

Der Schmetterling legt Ende Juni seine Eier. „Wir mähen nicht vor August!“, sagt Hartl Markhauser. In der Zwischenzeit kann sich die Raupe prächtig entwickeln. Sie ernährt sich von den Samenanlagen des Storchenschnabels und wandert dann Ende Juli hinunter, um am Fuße der Pflanze zu überwintern. Durch das Mähen mit der Sense bleibt immer der untere Teil der Pflanzen stehen – das sichert den Lebensraum der Raupe. Es gibt viele Faktoren, warum der Storchenschnabelbläuling hier an der Unteren First noch vorkommt: Der Lebensraum passt, die Pflanze ist in ausreichender Menge vorhanden und die Wiese wird erst spät und mit der Sense gemäht.

 

Perfekte Zusammenarbeit

Das Schöne an dem Projekt ist der Erfolg. „Wir hatten in diesem Jahr sehr viele Eiablagen“, sagt Florian Bossert zufrieden. Das jährliche Monitoring gehört zu so einem Projekt selbstverständlich dazu. Bei der Förderung solcher Projekte hilft der Landespflegeverband. Trotzdem ist sehr viel Idealismus gefragt. „Wir sind froh um jede kleine Fläche“, sagt Ulrich Berkmann. Die Zusammenarbeit von Naturschutz, Landschaftspflegeverband und der Almwirtschaft funktioniert perfekt – ein echtes Vorzeigeprojekt im Landkreis. Dem Schmetterling ist so geholfen und nebenbei duftet das spezielle Heu aus dem Steilhang auch ganz besonders gut. „Wie in einem Wellnessbad oder Kräuterstudio“, sagt Hartl begeistert.

Hartl Markhauser macht seine Mahd nicht nur im Steilhang, sondern auch auf den etwas tiefer gelegenen Almwiesen von Hand. Ich habe ihn vor drei Jahren besucht: Es duftet nach Heu auf der Unteren First – Schliersee Magazin

 

 

Danke an Florian Bossert und Hartl Markhauser für den Einblick in das Projekt und die bereitgestellten Fotos und Videos!

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Fütterung im Wildgatter am Spitzingsee | Was bekommt das Rotwild im Winter?

Normalerweise ist die Wildfütterung am Spitzingsee eine Schaufütterung. „Coronabedingt sind Zuschauer leider momentan nicht möglich“, bedauert Förster Engelbert Holzner.

 

 

Das Wintergatter am Spitzingsee ist eine eingezäunte Fütterung. Das Rotwild wird hier während des Winters gehalten und gefüttert. Die Wildtiere benötigen im Winter viel Ruhe, und gleichzeitig wird der wichtige Bergschutzwald so vor Verbiss geschützt. Gefüttert werden Heu und Heusilage aus der Region. Tatsächlich kommt das Heu von einem Lieferanten aus Neuhaus. „Das hat auf der einen Seite den Vorteil, dass wir kurze Wege haben“, sagt Engelbert. Auf der anderen Seite ist regionales Futter auch wichtig für die Wildtiere, da sie die Kräuter aus der Natur kennen und so das Heu gleich erkennen und gut annehmen. Am Ende des Winters im Februar und März wird zusätzlich Alleinfuttersilage (AFS-Silage) gefüttert. AFS-Silage ist eine Mischung aus Maissilage, Apfeltrester, Gärheu und Zuckerrüben. „Das ist geschmacklich sehr attraktiv, und so bleiben die Tiere dann doch ganz gerne hier“, erklärt Engelbert. In dieser Zeit ist es wichtig, die Wildtiere an der Fütterung zu halten, damit sie nicht die frischen Triebe der Bäume verbeißen. Wichtig ist dem Förster auch, biologische Futtermittel zu verwenden. „Wild ist ein Bio-Produkt“, betont er. Würde man die Wildtiere die Hälfte vom Jahr mit Soja oder genverändertem Mais füttern, könne man nicht mehr von einem Bio-Produkt sprechen. „Das sollte man schon bedenken, wenn man ein Wildtier so lange künstlich füttert“, erklärt er. Schließlich sind es 160 bis 180 Futtertage im Jahr. Vier Kilo nehmen die Tiere meistens noch Naturäsung auf, und etwa fünf bis sieben Kilo werden zugefüttert. „Bei der momentanen Schneelage wird die Naturäsung nicht mehr als zwei Kilo sein, die Hauptfütterung findet hier statt und fließt dementsprechend in den Organismus ein“, sagt er. Deshalb ist es auch ausschlaggebend, biologisches Futter füttern. Wenn Schnee liegt im Winter, geht Engelbert Holzner am Nachmittag jeden Tag zum Wintergatter, um die rund 50 Tiere zu versorgen.

 

Derzeit leider keine öffentliche Wildfütterung wegen Corona

Nachdem Engelbert Holzner die Futterstellen gefüllt hat, gehen wir in die Beobachtungshütte und warten. Etwa nach einer Stunde nähert sich das Rotwild ganz vorsichtig. Es macht Spaß, die Tiere zu beobachten. Hier kann man sie alle sehen: mächtige Hirsche, junge Kälber, erfahrene Alttiere und natürlich die männlichen Junghirsche, Spießer genannt. Erstaunlich, wie viel Rotwild sich bei uns in den Wäldern tummelt. Keine Frage, dass man das schützen muss. Schutzzonen darf man nicht betreten, damit die Wildtiere keinen zusätzlichen Stress in der ohnehin für sie sehr schweren Winterzeit bekommen. Ganz wichtig: Hier am Wintergatter nicht über den Zaun klettern und unbedingt den künstlich geschaffenen geschützten Lebensraum der Wildtiere respektieren.

 

 

Sobald die Wildfütterung wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist, informiere ich dich hier im Schliersee Magazin.

Bayerische Staatsforsten | Auf der Pirsch nach Hirsch: Schaufütterung von Rotwild am Spitzingsee (baysf.de)

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Es duftet nach Heu auf der Unteren First

Wie schön, dass es bei uns noch Almen gibt, auf denen das Heu traditionell mit Handarbeit gemacht wird. Zugegeben, gemäht hat Hartl die Weide an seiner Alm auf der Unteren First mit seinem Motormäher. Da das Sonnenwetter dieses Jahr ständig von Regentagen unterbrochen wurde, war es gar nicht so einfach, den richtigen Zeitpunkt zu finden, damit das Gras auch ausreichend trocknen konnte. Am Freitag war es dann so weit.

 

 

Mit der ganzen Familie

Mit seinen Kindern fährt Hartl zu seiner Alm, und zusammen mit Sennerin Irmi und ihrer Familie wird das Heu von Hand zusammen gerecht, in der Schaufel des Traktors gesammelt und hinauf zur Alm gefahren. Das Heu wird hier noch traditionell mit dem Rechen von der Wiese geholt. Durch die kleine Luke im Dachboden kommt das Heu mit dem Traktor auf den Heuboden. Armin, Irmis Mann, nimmt das Heu in Empfang und verstaut es dann platzsparend. Eine staubige Angelegenheit in dem engen Dachboden. Das Heu wird als Zufütterung für die Kälber verwendet. Wenn die sieben Kälber morgens und abends reinkommen, bekommen sie erst mal Milch. Dann wäscht Irmi ihnen die Füße, damit sie sieht, ob sie sich aufgekratzt haben, und dabei bekommen sie dann Heu. „Das ist auch gut für den Magen“, erklärt mir Irmi. Die Arbeit in der brütenden Sonne ist schweißtreibend, trotzdem kann Hartl die Liebe zur Landwirtschaft seinen Kindern vermitteln. Nach getaner Arbeit bringt die Oma Kaffee und Kuchen aus dem Tal, und die Kinder veranstalten mit viel Geschrei eine Wasserschlacht. „Darauf haben sich die Kinder am meisten gefreut“, sagt die Oma.

 

Traditionelles Heumachen

Hartl erzählt mir, dass viele Almbauern heute ihr maschinell geerntetes Heu aus dem Tal auf ihre Almen bringen und so die anstrengende Handarbeit umgehen. Er selbst möchte für seine Alm die Tradition erhalten. „Wenn ich im Tal mit meiner Arbeit fertig bin, dann mache ich das hier oben richtig gerne“, sagt er. „Da ist schon sehr viel Individualismus dabei“, ergänzt er lachend. Er macht die Arbeit mit Leidenschaft. Auch dass die ganze Familie zusammenhilft, zeigt, dass hier Tradition erhalten bleibt.

Für Irmi und ihre Familie ist es der zweite Almsommer. Sie betreuen sieben kleine Kälber, die noch Milch bekommen, 68 Jungrinder, zwei Pferde, zwei Schweine, 14 große Schafe, sieben kleine Lämmer und 16 Hühner.

 

 

Tipp: Urlaub auf dem Bauernhof | Ein Urlaub auf dem Anderlbauernhof ist etwas ganz Besonderes. Hier lernst du das unverfälschte Bauernhofleben kennen. Große Traktoren, landwirtschaftliche Geräte, ein Ausflug zur Alm oder der tägliche Umgang mit den Tieren. Du kannst sogar im Stall dabei sein und mithelfen. Bitte informiere dich vor der Buchung über eventuelle Einschränkungen durch die Corona-Pandemie.

 

https://magazin.schliersee.de/almauftrieb-vom-anderlbauernhof-in-fischhausen-auf-die-untere-first-im-spitzingseegebiet/

https://anderlbauer-am-see.de/

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Beerig-fruchtige Zeiten in Schliersee

Schlierseer Sommer im Glas

Erntezeit ist Einmachzeit

Beerige Zeiten in Schliersee ‒ die schönste Erntezeit des Jahres. Jetzt im Hochsommer ist für mich ein Genuss der ganz besonderen Art.

Die Auswahl beginnt mit den Erdbeeren und dem Rhabarber. Mit den wilden Konsorten im Kräutergarten oder auch am Waldesrand kann die Ernte verfeinert werden, bevor sie im Glas oder eben in der Flasche konserviert wird.

Momentan bin ich sehr gut beschäftigt, da die Schlierseer Ernte heuer ganz besonders üppig ausfällt.  Die süßen Kirschen, mmmhhhh, eine ins Töpfchen, eine ins Kröpfchen. Ich kann es leider nicht lassen, bis der Bauch voll ist. Unsere Gäste hatten die beste Gaudi mit bis spät in die Nacht Kirschenessen. Wer kann den Kern am weitesten spucken? Wundert euch nicht, wenn im Biergarten der eine oder andere Kern des „Spuck-Wettbewerbs“ zu finden ist …

Die Kirschmarmelade ist fertig im Glas und wartet auf die Schleckermäuler und Genießer. Der Rest wurde für zukünftige Kuchen eingefroren oder eingeweckt.

 

 

Weiter geht’s mit den Johannisbeeren. Schwarze, weiße und rote ‒ auch hier bogen sich die Äste und warteten auf uns, um geerntet zu werden. Johannisbeerschorlen, verschiedene Marmeladen verfeinert mit dem Auszug unserer alten Rosensorte „Hansa“ ‒ ein Traum.  Die Tage sind lang und die Nächte kurz, um den Beerenberg zu schaffen. Aber es lohnt sich und macht riesig Spaß. Dabei denkt man gerne zurück an Omas Zeiten. Oft schliefen wir beim Abzupfen der Beeren ein. Es war und ist ja auch anstrengend und sehr meditativ.

Johannisbeeren ‒ da steckt Gesundheit drin

Die roten schmecken säuerlich, die weißen süßlich, und besonders die schwarzen haben einen ganz eigenen Geschmack und sehr viel Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe. Mehr Gesundheit aus der Heimat geht nicht. Vitamin C, Kalium, Eisen, Ballaststoffe und das rot färbende Anthocyan stärken das Immunsystem und bringen unseren Körper ins Gleichgewicht.

 

 

Zwischendrin, während der Ernte der Beeren, muss ja auch noch das Heu gemacht werden, damit die Tiere für den Winter auch ihren Vorrat haben. Hält das Wetter oder nicht ‒ es ist immer wieder spannend, und wir sind sehr erfreut, wenn die Ernte ohne Regen eingebracht werden kann.

Geschafft …

 

 

Jetzt sind auch die Himbeeren reif. Die Ernte geht weiter, die Marmeladenberge werden immer größer und die Gefriertruhe langsam voll.

Leuchtend rot und mit einem wunderbaren süßen Geschmack ‒ wer kann da widerstehen und nascht nicht gleich vom Himbeerstrauch? Die Himbeere hat ganz besonders viel Provitamin A und B sowie Vitamin C. Auch Mineralstoffe und Spurenelemente wie Eisen, Kalzium, Kalium und Magnesium stecken in den roten Lieferanten.

 

Mein Lieblingsrezept:

Himbeer-Heidelbeer-Joghurt-Dessert

Zutaten für 4‒6 Personen

250 g Bio-Joghurt natur

100 g Cristallino-Zucker

Saft einer Bio-Zitrone

250 g frische Himbeeren oder Heidelbeeren aus dem Garten

250 g Sahne

Baiserstücke

Joghurt mit Cristallino-Zucker und Zitronensaft verrühren

Sahne steif schlagen

Kleine Dessertschüsseln bereitstellen, schichtweise Joghurtcreme, frische Früchte, Baiserstücke und Sahne einfüllen und kühl stellen oder gleich genießen. Mmmmhhhhh …

 

 

Angelika Prem

Naturverliebte Schlierseerin, Kräuterpädagogin, Referentin und Seminarleiterin, Senior-Hennererwirtin, BBV Ortsbäuerin, liebt gutes regionales hausgemachtes Essen und entspannt beim Kuchen backen