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Das kleine Glück – eine einfache Wanderung auf die Freudenreichalm

Als Wanderer mag man schmale Pfade, gern auch grandiose Ausblicke und erhebende Gipfelkreuze. Aber die Natur ist nie langweilig, auch nicht, wenn es mal nur über eine Forststraße nach oben geht. Spätestens auf der Almwiese finde ich das kleine Glück: Die Jungrinder grasen, die Glocken bimmeln und es duftet wunderbar nach einem Potpourri aus Kräutern. Auf der Almhütte bekommst du, falls die Sennerin sich nicht gerade um ihre Tiere kümmern muss, eine Brotzeit und eine kleine Kuchenauswahl.

 

 

Jetzt aber los!

Ich habe mich heute für eine kleine Tour zur Freudenreich entschieden. Die Wanderung starte ich am Wanderparkplatz Dürnbach – Google Maps. Die Parkgebühr kann bequem mit Parkster (Android/Apple) oder am Automaten bezahlt werden. Mit der Schlierseer Gästekarte kannst du hier kostenfrei parken (Zettelziehen nicht vergessen!). Vom Wanderparkplatz aus brauchst du zur Freudenreichalm etwa ein bis eineinhalb Stunden. Der Weg verläuft hauptsächlich auf einer Forststraße und ist gut ausgeschildert. Du brauchst also keine schweren Bergstiefel, eine einfache Wanderausrüstung genügt. Wanderstöcke können, vor allem bergab, hilfreich sein, denn die Forststraße kann man durchaus als steil bezeichnen. Hin und zurück sind es etwa 7,5 Kilometer und fast 400 Höhenmeter. Falls du einen Hund mitbringst, vergiss bitte nicht, diesen anzuleinen. Bleib bitte auf den Wegen und behandle Tiere rücksichtsvoll und beobachte sie nur mit Abstand. Dass du deinen Müll wieder mit ins Tal nimmst, ist selbstverständlich. Als Krönung der kleinen Wanderung gönne ich mir eine Almbrotzeit. Die Freudenreichalm ist klein und hat auch keine Innenplätze. Du bekommst Brotzeiten, Getränke und Filterkaffee sowie eine kleine Auswahl an Kuchen. Die Freudenreichalm ist keine Großgastronomie, sondern ein echter Almbetrieb. Hier trifft man sich bei einer Brotzeit und einem Getränk auf einen Ratsch: Das kleine Glück!

 

 

Der Nachmittag war für mich – wie der Name bereits verspricht – freudenreich!

 

Öffnungszeiten (Stand: 23. Juli 2023, ohne Gewähr)

Montag Ruhetag

Dienstag, Donnerstag und Freitag 11:00 Uhr bis 18:00 Uhr

Mittwoch 11:00 Uhr bis 21:00 Uhr

Samstag und Sonntag 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr

 

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Bergschafabtrieb von der Unteren First| Da Summa is umma

„Jetzt wird’s wieder staad hier oben“, sagt Opa Markhauser ein wenig nachdenklich und beobachtet seinen Enkel, wie er die Bergschafe vom gegenüberliegenden Hang an der Unteren First holt. Mit dem Abtrieb der Schafe ins Tal endet für die Familie Markhauser der Almsommer.

 

 

Die Schafe gehorchen brav, begrüßen Hartl freudig und folgen ihm (und dem Futtereimer) hinüber zur Alm. Bereits zum dritten Mal macht die Familie Markhauser einen Schafabtrieb. Traditionell in Schliersee verankert ist das nicht. Normalerweise werden die Schafe verladen und mit einem Anhänger runtergebracht. „Mein Sohn Hartl wollte wissen, wie die Schafe früher ins Tal gekommen sind, und dann haben wir es einfach zu Fuß ausprobiert“, erklärt der Markhauser-Papa. „Wir wollen auch heuer wieder aufbuschen“, was bei den Schafen heißt, dass sie Glöckchen und ein buntes Halsband aus Papierblumen bekommen. Dies den Schafen anzulegen, ist gar nicht so einfach. „Sind halt doch Schof“, lacht Maria, die Tochter der Sennerin, die unbedingt beim Schafabtrieb dabei sein wollte. Schließlich hat sie mit ihrer Familie den Sommer auf der Unteren First verbracht und sie kennt alle Schafe mit Namen. Opa Markhauser ist begeistert, wie gut und mit wie viel Gespür die Jugendlichen mit den Tieren auf der Alm umgehen können. „Die brauchen hier oben den ganzen Sommer keinen Fernseher“, erzählt er zufrieden.

 

Über Stock und Stein hinab

Dann zieht die kleine Gruppe aus 24 Schafen und vier Begleitern hinauf zur Oberen Firstalm, über die Freudenreichalm hinunter am Dürnbach entlang nach Neuhaus und schließlich nach Fischhausen am See – zum Anderlbauernhof. Anders als beim Almabtrieb mit den Kühen, geht es mit den Schafen über Stock und Stein und abseits der Straße ins Tal. Es ist Samstag und ein wunderschöner Herbsttag. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Wanderer unterwegs sind. Wir schauen in glückliche Gesichter. Alle Wanderer, die wir treffen, greifen sofort nach ihrem Smartphone, um diese schöne Begegnung mit den Schafen als Erinnerung festzuhalten. Unten in Neuhaus schließt sich sogar eine kleine Gruppe an Spaziergängern an, um die Schafe nach Hause zu begleiten. Auch die Kälber und Pferde am Wegesrand begrüßen die Schafe. Weil es ein sehr ungewöhnlich warmer Oktobertag ist und die Bergschafe schon ihr Winterfell draufhaben, sind sie am Ende des Weges ziemlich müde und freuen sich auf die baldige Schafsschur. Mit großem „Hallo“ werden sie „dahoam“ auf dem Anderlbauernhof erwartet und begrüßt!

 

 

Wer die Schafe persönlich kennenlernen möchte und bei den Markhausers Urlaub auf dem Bauernhof machen, der findet Informationen unter: https://anderlbauer-am-see.de/

 

 

DER ANDERLBAUER AM SEE

Familie Markhauser

Fischhauser Straße 5

83727 Schliersee-Fischhausen

 

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Vom Oimvirus infiziert

Heid bin i auf der Suche, um rauszufinden, was es bedeutet, „vom Oimvirus infiziert“ zu sein. Des hört sich a bissal wild an, aber es ist ganz harmlos. Es sind Menschen, die so begeistert sind vom Oimleben (Almleben), dass sie beschlossen haben, einen ganzen Almsommer mit den Tieren auf der Alm zu leben.

 

 

Vor über 30 Jahren war ich selbst vom Oimvirus infiziert und verbrachte zwei Sommer auf der Rettenbäckalm auf der Bodenschneid. Eine wunderschöne Zeit, die ich nicht missen möchte. So führt mich der erste Weg heut wieder Richtung Bodenschneid zur Rettenbäckalm.

Hier treffe ich Robert vom Landkreis Aichach-Friedberg, von Affing. Er ist heuer der Oimara (Senner) von der Rettenbäckalm. Früher war er Metzgermeister und stammt selbst von einem Hof. In der Direktvermarktung mit heimischem Fleisch und Spezialitäten von den Rindern seines Bruders hat er Jahre in der Metzgerei gearbeitet. Anschließend war er 30 Jahre bei der Firma Zott als Schichtführer, bis er in Rente ging. Sein Wunsch wuchs sehr stark, mal auf die Alm zu gehen. Runterkommen, Nachdenken und die Liebe zu den Tieren ‒ das alles gefällt Robert sehr gut. „Du musst abschließen, du bist hier oben, kein Handy, kein Fernseher, des muss man mögen“, so die Worte von Robert. Dann gibt er mir schöne Führung rund um die Alm und seinen Hühnerstall. Im Stall erholen sich derweil die kleinen Rinder, da es über 30 °C warm ist.

 

Mein Weg führt mich weiter zur Freudenreichalm zur Oimarin (Sennerin) Agnes. Die Agnes ist für die Viecher, die Alm sowie die Bewirtung zuständig und hat große Freude dabei.

Auf meine Frage, ob sie denn keine Angst vor Gewitter habe, antwortet sie: „Nein, aber ich bin dann schon froh, wenn ich in der Hütte bin und nicht drauß auf dem Feld.“

Meist ist Agnes allein auf der Alm ‒ außer bei schönem Wetter, wenn die Wanderer und Radlfahrer unterwegs sind und bei ihr einkehren.

Agnes kümmert sich heuer um 46 Jungrinder, die tags und nachts auf der Almweide sind. Somit hat sie keine Stallarbeit.

Zu Hause ist Agnes in Murnau. Sie hat in Gmund gearbeitet und dabei die Gegend um Schliersee lieben gelernt. Mittlerweile sind es schon vier Almsommer, die Agnes in den Schlierseer Bergen verbringt. Sie ist also ganz klar vom „Oimfieber infiziert“.

Urlauber und einheimische Gäste sind auf den Almen rund um Schliersee herzlich willkommen. Die Almzeiten dauern meist bis ca. Ende September. Hier trefft man auf sehr interessante Menschen und ihre Geschichten.

 

 

Angelika Prem

Naturverliebte Schlierseerin, Kräuterpädagogin, Referentin und Seminarleiterin, Senior-Hennererwirtin, BBV Ortsbäuerin, liebt gutes regionales hausgemachtes Essen und entspannt beim Kuchen backen

 

 

 

Verhaltensregeln auf der Alm

Heute bin ich für euch unterwegs Richtung Freudenreichalm in den Schlierseer Bergen und besuche die Oimarin (Sennerin) Agnes. Von ihr lasse ich mir erklären, welche Verhaltensregeln es auf der Alm gibt für die Radlfahrer, Wanderer und Bergfreunde, die a Freud ham, in die Berg zum geh.

 

 

Agnes, wie geht‘s eigentlich mit den Wanderern und Radlfahrern auf der Oim ‒ verhalten die sich immer richtig? Was müssen sie machen, worauf müssen sie achten?

Es gibt ganz verschiedene. Die meisten sind sehr respektvoll, was sehr wichtig ist auf dem Berg. Respekt vor der Natur, Respekt vor den Viechern.

 

Was soll man machen, wenn Weidetiere auf den Wegen sind?

Am besten ist es, wenn man mit den Viechern spricht und einen gewissen Abstand hält. Jedes Tier hat seinen Respektabstand. Wenn die Tiere gar nicht auf die Seiten gehen, bitte mit einem großen Abstand über die Wiese ausweichen.

 

Wenn ich ein Almgebiet betrete, ist da meist ein Gatter, Elektrozaun oder ein Tor, oder?

Ja, hier bitte immer schau‘n, dass es hinterher wieder zu ist. Das Gatter ist da, damit mir die Viecher nicht abhau‘n. Das ist für alle wichtig, dass das nicht passiert.

 

Wenn ich einen Hund dabeihabe, was mache ich da?

Am besten ganz kurz an der Leine halten. Der Hund kennt die Viecher nicht, die Viecher nicht den Hund. Niemand weiß, was passiert. Falls doch die Viecher nachgehen, bitte im Notfall die Leine loslassen, denn sie wollen den Hund und nicht den Menschen.

 

Jeder ist Gast auf der Alm, so hat man sich auch zu benehmen. Einkehren auf der Alm ist vielerorts möglich.

Ja, man kann auf den Almen einkehren, viele sind bewirtschaftet. Was gar nicht geht: seinen Müll hinschmeißen. Jeder möchte die Natur in einem schönen Zustand vorfinden und kann dazu selbst viel beitragen.

 

Agnes, danke für die Auskunft.

 

 

Kleine Anmerkung von mir: Es gibt beim Almwirtschaftlichen Verein Oberbayern e. V. sowie auf vielen Almen und Gasthäusern zu den Almen einen sehr schönen Flyer zum Mitnehmen mit den wichtigsten Verhaltensregeln auf der Alm.

http://almwirtschaft.net/wp-content/uploads/2018/08/Freizeitverhalten-a-d-Alm.pdf

 

 

 

Angelika Prem

Naturverliebte Schlierseerin, Kräuterpädagogin, Referentin und Seminarleiterin, Senior-Hennererwirtin, BBV Ortsbäuerin, liebt gutes regionales hausgemachtes Essen und entspannt beim Kuchen backen