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13. Mai 2023 | Alternative Modenschau in der Schlierseer Vitalwelt

Angelika Hubner ist gelernte Modedesignerin und Kostümbildnerin. Nach dem Abitur und verschiedenen Praktika legt sie ihr Diplom an der Meisterschule für Mode in München ab, arbeitet unter anderem am Residenztheater, studiert an der Accademia di Belle Arti in Venedig und ist Teil einer Broadway-Produktion in New-York. Ihr Zuhause hat sie vor vielen Jahren in Schliersee gefunden.

 

 

Ich treffe Angelika Hubner in ihrem Kostümfundus in Hausham, um einen Einblick in ihre Arbeit zu bekommen. Neben ihrer Arbeit am Theater sammelt sie Kostüme und Accessoires aller Art. So verfügt sie heute über einen riesigen Fundus mit Verleih. „Manchmal statte ich Urlauber mit Tracht fürs Oktoberfest aus“, erzählt sie. Aber auch, wenn du etwas Ausgefallenes suchst, solltest du Angelika kontaktieren.

 

Modenschau „Almoscha

Sie erzählt mir von ihrem aktuellen Projekt: Am 13. Mai 2023 ab 19:00 Uhr veranstaltet Angelika Hubner im Forum der Vitalwelt Schliersee bereits ihre dritte alternative Modenschau, abgekürzt „Almoscha“, mit Tipps aus ihrem großen Mode-Erfahrungsschatz sowie Geschichten und Kuriositäten der Kostümgeschichte. Aus ihrem Fundus wird sie interessante Stücke für ihre Modenschau zu Szenen zusammenstellen und diese kommentieren. Grundsätzlich ruft sie dazu auf, den eigenen Textil-Konsum zu überdenken und Müll zu vermeiden. Sie hilft dir dabei, die Qualität der Kleidung leichter zu erkennen, dein Selbstbewusstsein zu stärken, dich von Labels zu lösen und deinen persönlichen Stil zu entwickeln. Im Anschluss werden ausgewählte Kleidungsstücke versteigert. Der Eintritt ist kostenfrei. Komm einfach vorbei und lass dich überraschen und inspirieren.

 

Modetausch im Forum der Vitalwelt ab 13:00 Uhr

Wenn du deine Garderobe auffrischen möchtest, ohne Geld dafür auszugeben und die Umwelt zu belasten, bist du bei der Modetauschparty genau richtig. Vor der Modenschau wird im selben Raum ein Modetausch angeboten – heuer bereits zum zehnten Mal im Landkreis. „Du kannst von 13:00 bis 14:00 Uhr Kleidung und Accessoires (bis zu 15 Teilen) abgeben und gleich danach bis 17:00 Uhr andere Stücke auswählen, anprobieren und mitnehmen“, erklärt Angelika Hubner.

 

 

Samstag, 13. Mai 2023 | Forum der Vitalwelt in Schliersee | Ab 13:00 Uhr

 

 

Mehr Infos unter:  https://www.kostuem-schliersee.de

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Wandern im Spätherbst | Von Fischbachau nach Schliersee

Wenn du lieber von A nach B läufst als mit Rückwegen oder Rundwegen, dann empfehle ich dir die Tour von Fischbachau nach Schliersee. Bestenfalls nimmst du den Bus nach Fischbachau. Von der Ortsmitte in Fischbachau brauchst du für die rund zehn Kilometer (und 350 Höhenmeter) etwa drei Stunden nach Schliersee. Zuerst geht es die Teerstraße bergauf an der kleinen Ortschaft Faistenau vorbei. Ab jetzt lohnt sich immer wieder der Blick zurück: Herrlich thronen Breiten- und Wendelstein über dem Leitzachtal.

 

 

Im Spätherbst sind unsere höhergelegenen Wanderwege und Gipfel oft schon schneebedeckt. Selbst bei meiner Tour von Fischbachau über das Taferlmoos nach Schliersee gerate ich etwa bei Höhenmeter 1.000 in Schnee. Da ich gute Schuhe und Wanderstöcke dabeihabe, ist dies aber kein Problem. Denke auch an warme Kleidung, denn im schattigen Wald ist es feucht und kalt. Ich liebe den Geruch von feuchtem Herbstlaub. Auch das Geräusch von knirschendem Schnee unter meinen Schuhen hat etwas Meditatives. Dazu das bunte Herbstlaub ‒ das ist für mich die perfekte Mischung. Der Weg geht über Holzstufen zum Taferlmoos. Hier hilft dir ein Holzsteg, das Moos zu überqueren. Auf der anderen Seite des Breitenbergs erwartet dich Mischwald und wenn sie scheint, auch die Sonne. Ab und zu kannst du den Schliersee durch die Bäume glitzern sehen. Eine wahre Aussichtstour ist die Wanderung jedoch nicht. Der mit den üblichen gelben Schildern ausgeschilderte Weg führt abseits der Touristenströme und du kannst die Tour in Ruhe genießen. In Schliersee kommst du an der Unterleiten heraus und bist schnell am See, um die letzten Sonnenstrahlen des Spätherbstes zu genießen.

 

Der Bus von Schliersee nach Fischbachau ist der RVO 9552. Er braucht für die Strecke 20 Minuten. Falls kein Bus zu deiner gewünschten Abfahrtszeit fährt, kannst du auch die BRB (Bayerische Regiobahn) nehmen, die stündlich fährt. Allerdings brauchst du vom Bahnhof Fischbachau bis zum Startpunkt etwa 45 Minuten zu Fuß.

 

 

Viel Spaß!

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

100 Jahre Bergrettungsdienst in den Schlierseer Bergen: Die Tipps der Alpin-Experten.

„Bergsteigerinnen“ auf High Heels, eBiker am Steilhang und Wanderer, die bei einem Wadenkrampf die Rettung rufen: Quirin Loher und Sebastian Weidenthaler von der Bergwacht Schliersee haben schon so manches Abenteuer am Berg zu einem glücklichen Ende gebracht. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Bergrettungsdiensts Schliersee im Roten Kreuz verraten uns die beiden ihre besten Tipps, um sicher und mit viel Spaß in den Schlierseer/Spitzingseer Bergen unterwegs zu sein.

 

 

Tag der Offenen Tür am Sonntag, 15. September

Übrigens: Wer die Arbeit der beiden und ihrer Bergwachtkollegen einmal live erleben will, ohne in einer Notsituation zu sein, der kommt am Sonntag ab 11.00 Uhr zur Bergrettungswache Schliersee in der Bahnhofstraße 15. Beim Tag der offenen Tür führen die Bergwachtler ihre Rettungsgeräte vor, zeigen ihre Wache und stellen Spezial- sowie Bergrettungsfahrzeuge aus. Für Essen, Getränke und musikalischen Unterhaltung ist gesorgt!

 

250 Notfälle im Jahr

42 aktive Bergwachtfrauen und -männer engagieren sich derzeit für die Sicherheit in den Schlierseer/Spitzingseer Bergen. Von der Brecherspitz über den Jägerkamp und die Rotwand bis hin zur Landesgrenze Österreich reicht das Einsatzgebiet der Schlierseer Bergwacht. Zu durchschnittlich 250 Notfällen im Jahr rücken die Schlierseer Bergretter aus. Im Winter sind sie außerdem von den Bergwachthütten Schönfeldalm und Stümpfling aus im Skigebiet Spitzingsee im Einsatz.

 

Notfall am Brecherspitz-Westgrat

„Im Grunde genommen sind die Schlierseer/Spitzingseer Berge ja Hügel – vergleicht man sie mal mit Gebieten wie der Watzmann-Ostwand“, sagt Quirin Loher, Ausbildungs- und Einsatzleiter. „Aber auch vermeintliche Hügel, können es in sich haben.“ Gerade am Westgrat der Brechspitz, so Quirin Loher, seien sie mehrmals pro Saison im Einsatz: „Hier gibt es einige Kletterstellen mit Stahlseil in alpinem Gelände. Dort ist Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und festes Schuhwerk gefordert.“ Erst Ende August war es am Brecherspitz-Westgrat zu einem tragischen Unfall gekommen.

 

Spezialisiertes Team: Von Canyoning bis Krisenintervention

Zu solchen Gelegenheiten sind dann auch die Spezialisten der Bergwacht Schliersee im Einsatz, etwa die Notärzte oder die Mitarbeiter des Kriseninterventionsdiensts Berg (KID). Darüber hinaus gibt es Experten für Canyoning- und Höhlenrettung, einen Rettungs- und Vorsorgedienst im Skigebiet sowie die Helfer auf vier Pfoten von der Lawinenhundestaffel. „Die Menschen sind alle sehr dankbar, wenn wir kommen“, sagt Einsatzleiter Sebastian Weidenthaler. „Wir haben schon oft im Nachgang einen Brief erhalten, eine Brotzeit ausgegeben bekommen oder auch eine Geldspende.“

 

Anspruchsvolle Ausbildung für Nachwuchs-Bergretter

Damit im Notfall am Berg alles glatt läuft, absolviert der Bergrettungs-Nachwuchs eine anspruchsvolle Ausbildung über zwei Jahre lang: „In unsere sogenannte ‚Anwärtergruppe‘ nehmen wir interessierte Jugendlich ab 16 Jahren auf“, erzählt Ausbildungsleiter Quirin Loher. „Die haben dann einiges zu tun: Konditionstests im Sommer wie im Winter, einen Eignungstest – das ist ganz schön viel, was den jungen Leuten abverlangt wird.“

 

Rettungsanspruch steigt, Zahl der Einsätze ebenso

Während die sogenannte „bergferne“ Bereitschaft, etwa in der Landeshauptstadt München, einen großen Zuwachs erlebe, „darf’s bei uns in Schliersee ruhig noch etwas mehr sein“, so Quirin Loher. Denn: „Der Rettungsanspruch steigt!“, wissen die beiden Bergwachtler. So hätten etwa Einsätze mit eBike-Fahrern zugenommen: „Mit Akku bewältigt man Strecken, die man früher vielleicht nicht gefahren wäre, weil sie zu steil sind. Ungeübte kommen dann zum Teil nicht mehr runter vom Berg oder bleiben hängen.“ Auch mit schlecht ausgerüsteten Wanderern haben die beiden Bergretter schon ihre Erfahrungen gemacht: „High Heels am Berg – das glaubt man nicht, aber das gibt’s wirklich!“, so Quirin Loher.

 

„Wir freuen uns total, dass diese Bergfaszination da ist“, sagt Sebastian Weidenthaler. Aber: Im Zeitalter der Mobiltelefone sei „die Alarmierungsschwelle viel geringer“: „Wir hatten schon Anrufer, die uns wegen zittriger Knie am Rotwandhaus alarmiert haben.“ Grundsätzlich könne man jedoch sagen: „Die meisten sind vernünftig und bereiten sich gut auf die Berge vor.“

 

9 Tipps für eine sichere Tour in den Schlierseer/Spitzingseer Bergen

Wie man sicher und mit viel Spaß in den Schlierseer/Spitzingseer Bergen unterwegs ist, verraten uns Quirin Loher und Sebastian Weidenthaler in ihren Profi-Empfehlungen:

 

# 1: Gute Vorbereitung

„Bevor ich eine Bergtour angehen, mache ich mir Gedanken: Wo will ich hin? War ich in dem Gebiet schon einmal? Wie komme ich in diese Bergregion? Und habe ich eventuell geeignetes Kartenmaterial dabei, um mich auf die Strecke vorzubereiten?“

 

# 2: Angemessene Schuhe & Kleidung

„Das A und O für eine sichere Wanderung in den Bergen ist geeignetes Schuhwerk. Das heißt: überknöchelhohe Bergschuhe mit einem ordentlichen Profil, in denen ich mich wohlfühle und die optimal eingelaufen sind. Zudem empfehle ich je nach Witterung eine Kopfbedeckung, um einen Sonnenstich zu vermeiden. Im Sommer bei Gewitterneigung bitte Regenjacke nicht vergessen! Vielleicht Wechselklamotten oder ein Wechsel-T-shirt mitnehmen, um Verschwitztes abzulegen.“

 

# 3: Nahrhafte Brotzeit

„Immer eine kleine, ausgewogene Brotzeit mitnehmen: eine belegte Semmel, ein Stück Käse oder Schinken – je nach Länge der Route. Und vielleicht auch etwas Zuckerhaltiges für die Stärkung zwischendurch dabeihaben – Schokolade oder ein süßes Getränk. Außerdem ausreichend Wasser zum Trinken mitnehmen – bei heißen Temperaturen natürlich entsprechend mehr als an einem kühlen Herbsttag.“

 

# 4: Sichere Wetterlage

„Prüft die Wetterdaten, bevor ihr losgeht. Es gibt verschiedene Anbieter, die einem das Wetter relativ genau vorhersagen können. Bitte beachtet, dass das Wetter im Gebirge schnell umschlagen kann. Gerade, wenn es sehr warm ist und wir eine gewisse Gewitterneigung haben, darauf achten, dass ihr bei einem aufziehenden Gewitter möglichst schnell vom Berg absteigt, Bäume meidet und – falls möglich – in einer Hütte Unterschlupf findet.“

 

# 5: Individuelles Tempo

Passt das Tempo an euren eigenen Leistungs- und Trainingsstand an. Und natürlich daran, wie steil das Gelände ist. Legt regelmäßig Pausen ein und achtet darauf, ein möglichst gleichmäßiges Tempo zu gehen. Am Berg hat man Zeit oder sollte sich Zeit nehmen, damit man die Natur genießen kann.“

 

# 6: Markierte Wege

„Bleibt auf den markierten Wegen! Dabei geht es auch um das Thema Sicherheit, damit ihr nicht in einen Steinschlag geratet. Ein markierter Weg ist immer so gestaltet, dass er – auch mit Blick auf den Naturschutz – keine Erosionsschäden hervorruft. Außerdem findet man euch auf den gekennzeichneten Wegen im Notfall und ihr habt Angaben zu eurem Standort.“

 

# 7: Hilfreiche Stöcke

„Wanderstöcke unterstützen euch beim Aufstieg und helfen euch beim Abstieg, Gelenke und Knie zu schonen. Ihr erhaltet zusätzliche Stabilität auf eurem Weg.“

 

# 8: Hunde mit Leine

„Hunde am Berg unbedingt anleinen! Am besten Wasser für den Hund dabeihaben, damit er nicht durstig ist. Das Geschäft eures Vierbeiners bitte in einer Hundekot-Tüte wieder mitnehmen und entsorgen.“

 

# 9: Im Notfall

„Die wichtigsten Grundregeln bei einem Notfall am Berg lauten: Ruhe bewahren, erste Hilfe leisten und ggf. einen Notruf absetzen. Zusätzlich empfiehlt es sich, ein Erste-Hilfe-Paket mitzunehmen mit Pflastern, Verbänden, Desinfektionsspray und – unabdingbar! – mit einer Rettungsdecke. Wichtig ist, dass ihr Handyempfang habt. Falls nicht, geht dorthin, wo der Empfang besteht. Wenn ihr die Notrufnummer 112 wählt, bitte die wichtigen 5-W-Fragen zuerst beantworten:

  • Wo ist der Unfall passiert bzw. wo befindet ihr euch?
  • Wer ruft an?
  • Was ist geschehen?
  • Wie viele Menschen sind betroffen?
  • Warten auf Rückfragen, falls die Mitarbeiter der Leitstelle mehr Infos benötigen!

Die Leitstelle fordert dann umgehend die passende Hilfe für euch an.

 

 

Tag der Offenen Tür der Bergrettungswache Schliersee

am Sonntag, 15. September 2019

in der Bahnhofstraße 15 in 83727 Schliersee

um 10.00 Uhr Gottesdienst in der Pfarrkirche Sankt Sixtus

ab 11.00 Uhr Rahmenprogramm mit Vorführungen, Essen, Getränken und Musik

 

Notrufnummer Bergwacht

Die Bergwacht Schliersee ist jederzeit über die Notrufnummer 112 erreichbar.

 

Bergwacht Schliersee
Bahnhofstr. 15
83727 Schliersee

E-Mail: info@bergwacht-schliersee.org

Web: https://www.bergwacht-schliersee.org

 

 

Sandra Leu

Rheinländerin in Oberbayern. Ist der Liebe gefolgt und hat den Schliersee als Herzensort entdeckt. Freie Redakteurin, PR-Frau und Mama von Zweien. Zeigt Unternehmerinnen und Gründerinnen, wie sie mit Storytelling sichtbar werden und ihre besten Kunden anziehen. Ihr Business: Hallo Heldin! Ihre Kreativitätstechnik: die Joggingrunde um den See.

 

 

 

Alloa in de Berg* ‒ Wieso, weshalb, warum?

Letztens wurde ich gefragt, warum ich alleine auf den Berg gehe und ob ich dabei Angst habe. Es ist nicht so, dass ich immer alleine auf den Berg gehe, im Gegenteil: Das Bergwandern in einer Gruppe oder zu zweit mit Freunden und Familie ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Zwei der schönsten Bergerlebnisse, die ich hatte, waren die beiden Male, als ich die Almer Wallfahrt von Maria Alm im Pinzgau über das Steinerne Meer nach St. Bartholomä am Königssee mitgegangen bin. Das war anstrengend, lang, und es waren jeweils mehr als 1.200 Wallfahrer dabei.

 

Von Zeit zu Zeit aber gehe ich sehr gerne alleine auf den Berg. Und Angst habe ich keine, stattdessen einen großen Respekt, vor allem vor einem plötzlichen Wetterumschwung mit Gewitter oder rasch aufziehendem Nebel. Regen, Schneefall und ein Kälteeinbruch sind nicht so schlimm, dafür habe ich immer zusätzliche passende Kleidung dabei, aber ein Gewitter oder dichter Nebel am Berg – das ist lebensgefährlich.

Passieren kann immer was, ein blöder Sturz, Straucheln und dabei umknicken. Alle, die mich kennen, wissen: Das kommt bei mir auch im Flachland vor. Deshalb nicht in die Berge gehen? Dad bei mir ned ge*…

Und wie jeder weiß, der draußen in der Natur unterwegs ist: Alles geschieht auf eigenes Risiko und eigene Gefahr.

 

Für mich ist wichtig, dass ich mein eigenes Tempo gehen kann, stehen bleibe, um zu fotografieren – Blumen, fliegendes Getier oder meine Lieblingsmotive: Koima* auf der Alm ‒, oder ein paar Minuten einem Specht, direkt neben dem Weg, beim Zerhacken eines morschen Stammes auf der Suche nach Käferlarven zuzuschauen.

Einmal wäre ich fast gegen einen Baum gelaufen, weil ich einem Oachkatzl* zugeschaut habe, wie es gekonnt von Ast zu Ast und von Baum zu Baum gesprungen ist, mich dabei immer im Blick habend und keckernd schimpfend. Ich hab’s dann leider aus den Augen verloren, als ich wieder auf den Weg schauen musste.

 

 

 

Faszinierend für mich sind auch die Lichtspiele der Sonnenstrahlen, die durch den dichten Bergmischwald blitzen und mich erahnen lassen, wie strahlend und heiß es sein wird, wenn ich die Baumgrenze hinter mir gelassen habe. Komme ich zu den blumenbunten Almwiesen mit den glockenläutenden Jungrindern darauf, dann stelle ich mir gerne vor, dass so das Paradies ausschaut: herrliches Wetter, blauweißer Himmel, a laus Lüfterl*, wunderbares Bergpanorama, es summt und brummt vor lauter Bienen, Hummeln, Fliegen und Käfern, Schmetterlinge fliegen vor mir vom Boden auf, Grillen zirpen, Vögel zwitschern, der Greifvogel stößt seinen schrillen Schrei aus – oder war das doch der Warnpfiff von einem Mankei*?

Es gibt so viel zu sehen ‒ dort ein ausladender Wachholderstrauch übersät mit Hunderten von kleinen, noch grünen Wachholderbeeren, hier eine intensiv rot leuchtende Walderdbeere, von der ein süßlicher Duft ausgeht ‒, aber am meisten staune ich über die vielfarbige, üppige Bergblumen- und -gräserpracht von unzähligen Margeriten, gelbem und weißem Hahnenfuß, Ochsenauge, Vergissmeinnicht, Schusternagerl und Schwalbenwurz-Enzian, Silberdistel und Oimarausch*, die verschiedensten Kleesorten, Kugelblume, Akelei und so vieles mehr.

 

 

 

Ich kann nicht sagen, welche Jahreszeit ich in den Bergen am schönsten finde, da jede Saison etwas Besonderes an sich hat.

 

Der Frühling ist eine spannende Zeit: Im Tal grünt und blüht es, doch oben am Berg herrscht noch die weiße Pracht des Winters vor. Wann beginnt die Schneeschmelze, dauert es noch lange, bis ich ohne zusätzliche Ausrüstung für Passagen im Schnee auf den Berg kann? Sind die Latschen* noch recht eingeschneit? Werde ich tief einbrechen? Wieder bis zu den Oberschenkeln, wie beim letzten Mal? Wie gut trägt der Schnee noch? Spitzt schon irgendwo ein Krokus oder ein Leberbleame* hervor? Schlagen die Laubbäume schon aus?

 

 

 

Im Sommer finde ich es wunderschön, dass so viel Leben in den Bergen ist, allem voran das aufgetriebene Vieh (Rind, Pferd, Schaf und Ziege) und das Läuten der Kuhglocken. Dieses Geräusch und den dazugehörigen Duft, der von den Tieren und ihren Ausscheidungen ausgeht, verbinde ich mit meiner Kindheit in Neuhaus: An jedem schönen Tag, den Gott gegeben hat, sind unsere Eltern mit Hund und uns Kindern auf den Berg gegangen: Brecherspitz, Jägerkamp, Bodenschneid, Wasser- und Rinnerspitz, Dürnbachmauern, Valepp und Schinder, Rotwand, Aiplspitz, Stolzenberg, Roß- und Rauhkopf – des is mei Gei*. Die Luft im Sommer ist erfüllt von einer Reihe ganz eigener Düfte: Geht man an einem abgestorbenen, silbrig verwitterten Baumstamm, der in der gleißenden Sonne daliegt, vorbei, dann kann man die metallene Trockenheit des Holzes förmlich riechen. Überall steigt einem der intensive Blumenduft oder im Wald und bei den Latschen eine wohltuende harzige Würze in die Nase.

 

 

 

Kommt dann der Herbst, doudelt* es: kein Kuhglockenläuten mehr, viele Insekten sind verstummt, und es sind unter der Woche auch weniger Menschen beim Bergwandern unterwegs. Nach ein paar kalten Tagen mit Regen sprießen die Schwammerl, und der Waldboden ist wieder mit einem federnden Laubteppich bedeckt. Eine ganz besondere Stimmung herrscht jetzt: Unten im Tal wabert der kalte Nebel, der sich tagelang nicht auflöst, am Berg dagegen scheint die noch Wärme spendende Sonne vom stahlblauen Herbsthimmel auf die leuchtenden Blätter der bunt verfärbten Laubbäume: Bergahorn, Buche, Grünerle, aber auch Sträucher und Büsche wie Holler* sowie Schwarz- und Weißdorn und als Nadelbaum die Lärche, die jetzt satte Gelb- und Orangetöne trägt. Und die Herbstzeitlose lässt einen schon wieder den Frühling erahnen.

 

 

 

Mit zu den beeindruckendsten Erlebnissen, die ich am Berg habe, ist der Sonnenaufgang ‒ nach einer einsamen Nacht unterm Sternenzelt auf einem Gipfel übernachtend.

Allein am Gipfel den Sonnenuntergang betrachten, ist schon beeindruckend. Ist die Sonne dann weg, wird es noch mal stiller, die Sterne leuchten intensiver, und stetig streicht nun der Wind über den Berg. Da ist es gut, dass ich auch in einer Hochsommernacht warme Kleidung, Handschuhe und Mütze trage und mein Schlafsack hervorragend isoliert. Die Isomatte, auf der ich liege, hält die Kälte, die vom felsigen Steinboden aufsteigt, von mir fern. Jeder Laut, jedes Geräusch das jetzt zu hören ist, kommt mir wesentlich lauter vor als während des üblichen Tageslärms.

Lange spannende und gleichzeitig entspannende kurzweilige Stunden mit unruhigem Schlaf später: Der fast unwirkliche Farbschimmer im nachtblauen Himmel verrät, wo die Sonne am Horizont erscheinen wird. Das erste Vogelgezwitscher, bevor noch die Morgendämmerung kommt, nehme ich viel intensiver wahr als das letzte Vogelgezwitscher in der Abenddämmerung, kurz bevor die Nacht anbrach. Zuerst wagt sich nur ein einzelner Vogel ans Zwitschern, doch seine Beharrlichkeit zahlt sich aus, und nach einiger Zeit bekommt er eine Antwort. Bald darauf ist aus den Solostimmen ein vielstimmiger, klangvoller Chor verschiedenster Vogelgesänge geworden. Bis der Tag anbricht und Bienen, Mücken, Fliegen und Käfer zu fliegen anfangen, dauert es noch eine Weile. Die Farbe des Himmels und der Lichtstreif, den die aufgehende Sonne erzeugt, wechseln von satten, dunklen Farben bis hin zu pastelligen Rosa- und Blautönen, die schließlich in das gleißende Licht der aufgegangenen und strahlenden Sonne übergehen. Die Luft wird schlagartig warm und ist voller Düfte. Rundherum pulst wieder das Leben ‒ ein neuer Tag hat begonnen.

 

 

 

Frühzeitig am Abend auf den Gipfel gestiegen, Mond und unzählige Sterne betrachtet und lange am Morgen den malerischen Sonnenaufgang genossen. Diese Stunden allein mit mir und nur Natur um mich herum sind eine richtige Auszeit aus dem Alltag: Ein Tag beziehungsweise eine Nacht am Berg ist wie eine Woche Urlaub.

 

 

Textbeschreibung *:

Alloa in de Berg = Alleine am Berg unterwegs

Dad bei mir ned ge = das würde für mich nicht infrage kommen

a laus Lüfterl = eine leichte Brise

Koim/Koima = Kalbin/Kalbinnen (ein- und zweijährige weibliche Rinder, die noch kein Kalb haben), nicht verwechseln mit Kaiwe = Kalb/Kälbchen

Oachkatzl = Eichhörnchen

Mankei = Murmeltier

Oimarausch = Alpenrose

Latschen = Bergkiefer

Leberbleame = Leberblümchen

des is mei Gei = das ist meine Heimat

doudelt = sehr still, leise, leblos

Holler = Holunder

 

Bildbeschreibung x:

Oimarausch = Alpenrose

Koim und Ox = Kalbin und Ochse

do schaugst, Spezi = Was gibt es da zu sehen, Freund?

Broz = Kröte

Dostn = Rossminze

Mankei = Murmeltier

Aufbaggld zum Gipfebiwak = schwer bepackt für das Gipfelbiwak

 

 

Ursula Höllerl

Mitarbeiterin in der Gäste-Information Schliersee, aufgewachsen in Neuhaus und Miesbach. Mein Motto: "Ein Tag am Berg ist wie eine Woche Urlaub – egal ob im Sommer zum Wandern oder im Winter beim Schneewandern, Skifahren und Rodeln."

 

 

 

Kostüm Schliersee: Upcycling für den Kleiderschrank

Kleiderstangen an Kleiderstangen, schwere Barockkostüme neben zarten 20er-Jahre-Roben, ein fantasievoller Kopfputz aus getrockneten Pflanzen neben klassischen Zylindern: Der Kostümfundus von Angelika Hubner ist eine wahre Schatzkammer. In einem schmalen Dachzimmer hat die Schlierseerin zusammengetragen, was sie über Jahrzehnte als Kostümbildnerin gefertigt und als kreative Querdenkerin gesammelt hat. An die 10.000 Einzelteile, so schätzt Angelika Hubner, gehören zu ihrem Fundus. Weiterlesen

Total „valiebt“ in bunte Stoffe

Es gibt Dinge, die vor allem bei uns Frauen eine nahezu magische Anziehungskraft ausüben, man könnte fast schon sagen, wir sind süchtig danach: Kleidung, Schuhe, Taschen … und manchmal eben auch Stoff. Ob uni, gestreift, kariert oder mit Motiv, wir können einfach nie genug davon haben, weil wir uns immer wieder neu verlieben.

In der Bahnhofstraße in Schliersee kommen alle nähverrückten Stoffliebhaber/-innen seit einiger Zeit voll auf ihre Kosten, denn dort gibt es seit 2016 das „valiebt“ – ein kleines, aber feines Stoffgeschäft mit liebevoll ausgewählten Produkten rund ums Nähen, Schenken und Wohlfühlen.

Aus „Valentina“ wird „valiebt“

Angesprochen auf den Namen ihres Ladens, erzählt mir Valentina Zollner, dass sie etwas Nettes, Verspieltes und trotzdem Kurzes, Knackiges gesucht habe. Das Wortspiel „valiebt“ ist letztlich aus der Kombination ihres Vornamens „Valentina“ und dem Adjektiv „verliebt“ entstanden. Das „t“ im Logo deutet Nadel und Faden an.

Gibt es etwas Schöneres, als sein Hobby zum Beruf machen zu können? Mit dem „valiebt“ hat sich Valentina ihren Traum erfüllt, und das spürt und sieht man – an der Herzlichkeit, mit der man begrüßt und bedient wird, aber auch an der Angebotsauswahl, denn die wird vor allem durch Valentinas persönliche Leidenschaften geprägt. Man findet nicht nur liebevoll ausgewählte Stoffe und Nähzubehör, sondern auch kleine Dekorationsartikel für ein wohnliches Zuhause, besondere Glückwunschkarten, Modeschmuck und vor allem jede Menge Duftkerzen, denn die mag sie selbst ganz besonders. Wenn man zur Tür hereinkommt, liegt der feine Duft dieser Kerzen in der Luft und verleiht dem Laden einen ganz besonderen Charme.

 

 

Es ist für jeden etwas dabei

Die Stoffauswahl ist breit gefächert und lässt die Nähherzen höherschlagen. Neben einer begrenzten, dafür aber besonderen Auswahl an Basics, Vliesen, Futterstoffen und Kurzwaren bietet Valentina vor allem im Bereich der Baumwollstoffe eine bunt gemischte Auswahl für jeden Geschmack. Vom niedlichen Jersey oder Sweat für Kinderbekleidung bis zu ausgefallenen Designerstoffen für Taschen und Wohndeko ist alles dabei, was das Herz begehrt. Auch spezielle Stoffe, wie Wachstuch, Kunstleder, Softshell oder Walk, findet man in den randvollen Regalen. Und für alle, die Wert auf ökologisch nachhaltig produzierte Stoffe legen, führt Valentina zertifizierte Biostoffe und Bündchen. Nähbücher und Schnittmuster komplettieren das Angebot.

 

 

Wer nicht selbst nähen möchte oder kann, trotzdem aber mit Liebe hergestellte Einzelstücke für sich selbst oder als Geschenk sucht, hat die Qual der Wahl. Mützen, Halstücher, Spucklätzchen, Babyhosen und Taschen gibt es bereits fertig genäht und in wunderschönen Stoffkombinationen zu kaufen. Da Valentina jedes Teil persönlich in Handarbeit fertigt, sind vor allem die Kleidungsstücke meist nur einmal pro Größe verfügbar. Sollte das Objekt der Begierde deshalb einmal ausverkauft sein, reicht es aber, bei Valentina nachzufragen, denn sie näht auch auf Bestellung. Es ist sogar möglich, die Stoffkombination selbst auszuwählen. In der Regel kann man sein persönliches Lieblingsstück dann innerhalb weniger Tage abholen. Und sollte die Zeit mal nicht ausreichen, weil man zum Beispiel als Urlauber bereits wieder die Heimreise antreten muss, dann kann man sich sein persönliches Exemplar auch schicken lassen. Und wer zu Hause feststellt, dass er noch etwas vergessen hat, hat die Möglichkeit, in Valentinas Internet-Shop weiterzustöbern.

 

 

Gemeinsam kreativ im Nähkurs

Oder doch selbst das Nähen lernen? Auch kein Problem, denn bei Valentina kann man auch speziell abgestimmte Nähkurse für Kinder, Anfänger und Fortgeschrittene buchen. Das besondere Konzept dieser Kurse besteht darin, dass sie immer nur einen Abend dauern und am Schluss trotzdem ein fertiges Nähstück mit nach Hause genommen werden kann. Das ist ideal für Urlauber, Mamas oder auch Berufstätige, die sich nicht über einen längeren Zeitraum festlegen können. Pro Kurs stehen vier, maximal jedoch sechs Plätze zur Verfügung ‒ zum einen aus Platzgründen und zum anderen, damit sich Valentina auch um jeden Einzelnen kümmern kann. Wer keine eigene Overlock- oder Nähmaschine besitzt oder zum Kurs mitbringen will, kann Leihmaschinen nutzen, die Valentina den Teilnehmern zur Verfügung stellt. Sogenannte Nähpartys für bis zu sechs Personen können individuell gebucht werden und bieten die Möglichkeit, eigene Projekte fertigzustellen oder sich bei bestimmten Schwierigkeiten, zum Beispiel „Wie nähe ich einen Reißverschluss ein?“, von Valentina helfen zu lassen. Kursangebote und -zeiten sowie der Buchungskalender stehen auf der Webseite zur Verfügung.

 

 

Wer auf der Suche nach einer eigenen Nähmaschine oder einem „Nähdrescher“ ist, wie Valentina die meist laut ratternden Overlock-Nähmaschinen liebevoll nennt, kann sie über Valentina bei einem großen und bekannten (Internet-)Händler beziehen, probenähen und erhält dann auch eine Einweisung an der Maschine.

Also, ran ans nächste Projekt und im „valiebt“ nach dem passenden Material dafür suchen … Reinschauen lohnt sich!

 

 

Kontaktinformationen:

valiebt
Bahnhofstr. 3a
83727 Schliersee
Tel.: 08026 6079579
E-Mail: info@valiebt.de

 

Öffnungszeiten:
Mo., Di., Do. & Fr.: 9:30‒12:30 Uhr und 14:30‒18:00 Uhr
Mi. & Sa.: 9:30‒13:00 Uhr

Webseite: www.valiebt.de

Shop: https://shop.valiebt.de/

Facebook: https://de-de.facebook.com/Stoffe.Naehkurse.Besonderes/

Instagram: https://www.instagram.com/zimtsternundhalbmond/?hl=de

 

 

 

Kathrin Zott

Aufgewachsen und noch immer wohnhaft in Neuhaus am Schliersee, zweifache Mama, studierte Germanistin und Musikpädagogin, freiberufliche Lektorin und Korrektorin – mit anderen Worten: heimatverbundene, musikbegeisterte, kreative, tierliebe und vor allem komplett italienverrückte Leseratte.

 

 

 

Fotoausflug mit Hunden in die Valepp

Trübes Wetter, sechs Grad Temperatur ‒ was kann man da unternehmen? Vielleicht in die Vitaltherme oder in ein Museum?

Als Hundeherrchen stellt sich die Frage nicht, natürlich geht es raus in die Natur, meinezwei Labradore wollen sich bewegen! Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung …

Wir fahren hinauf zum Spitzingsee und wollen uns von dort in die Valepp begeben. Meine Kamera ist sowieso immer dabei, damit ich, wenn sich ein schönes Motiv zeigt, nicht vor der Situation stehe: Hätte ich nur meine Kamera dabei!

Postkartenfotos werde ich heute wohl eher nicht hinbekommen; wolkenverhangene Berge und eine weitgehend graue Landschaft nach dem Winter sind da nicht die besten Voraussetzungen ‒ Zeit, ins Detail zu gehen. Bei genauem Hinsehen entdeckt man, wie die ersten Blütenstände vom Pestwurz aus der Erde kommen, das Gras streckt seine grünen Sprösslinge durch die verdorrten Überreste vom Vorjahr und vieles mehr.

Mit den Hunden habe ich ohnehin immer ein lebendiges Motiv dabei, und wenn die Natur nicht viele Farben zu bieten hat, dann mache ich eben grafisch interessante Schwarzweiß-Aufnahmen.

Meine Ausrüstung besteht heute aus der Canon EOS 5D Mark III und dem 50 mm 1,4 Normalobjektiv, also kein Zoom, kein Weitwinkel, kein Tele, einfach nur der Blickwinkel, der sich ungefähr unserem Auge bietet. Diese Reduktion auf das Wesentliche hat seinen eigenen fotografischen Reiz ‒ ich bin gezwungen, mir über den geeigneten Bildausschnitt mehr Gedanken zu machen und mich auch mal zu Fuß in die richtige Position zu begeben.

Die Ausrüstung spielt aber eigentlich gar keine so große Rolle, auch mit einfachen Kameras und mittlerweile sogar mit dem Handy lassen sich schöne Fotos machen. Wenn man den Blick auch mal von den plakativen Motiven weglenkt und sich genauer umsieht, kommen spannende Aufnahmen heraus, egal bei welchem Wetter.

Ich habe heute vorwiegend mit geöffneter Blende 1,4 bis 2,8 fotografiert. Man erhält so nur einen kleinen Bereich des Bildes, der wirklich scharf ist, lenkt aber den Blick auf das Wesentliche.

Wir begeben uns vom Parkplatz am Spitzingsee auf den Fußweg Richtung Valepp. Den Hunden ist das Wetter egal, es gibt viel zu schnuppern und zu erkunden. 200 Meter, nachdem wir an der Klausenhütte links abgebogen sind, öffnet sich vor den Augen die Valepp mit ihren Almen ‒ immer wieder ein imposanter Blick! Heute sieht man die Berge halt nicht so gut, wir verharren immer wieder und suchen nach Motiven im Kleinen. Das ist übrigens gelebte Entschleunigung, ich glaube, den meisten Wanderern entgeht so manches liebenswerte Detail, wenn sie nur schnell von A nach B hetzen.

Arnie und PeeWee, so heißen meine beiden Foxred-Labradore, entdecken die allerletzten Schneefelder und jagen durch den Firn ‒ Hunde lieben Schnee einfach! (Uns Menschen ist es langsam ganz recht, wenn der Winter vorbei ist.)

Wir biegen direkt da, wo die Abfahrt vom Roßkopf den Berg herunterkommt, links ab und folgen dem kleinen Bachlauf. In kleinen Kaskaden fließt er Richtung Valepp, vereinzelt sind da auch Gumpen zu finden. Die Hunde stürzen sich in die Fluten, ich warte lieber noch sechs bis acht Wochen, bis die Temperatur nicht mehr ganz so arktisch ist.

Die kleinen Wasserfälle lichte ich in zwei verschiedenen Belichtungszeiten ab, einmal ganz kurz mit 1/1000 sec. einmal lang mit ¼ sec. Mit der kurzen Belichtungszeit friere ich die Bewegung des Wassers ein, mit der langen entsteht ein milchiger Fluss ‒ da muss jeder selbst entscheiden, was ihm besser gefällt.

Normal bräuchte ich für die lange Belichtungszeit ein Stativ, moderne Kameras haben allerdings Bildstabilisatoren eingebaut, sodass man es bei ruhiger Hand noch einigermaßen hinbekommt. Sehen tut man es allerdings, unweigerlich wackelt man immer etwas, auch mit ruhigen Chirurgenhänden.

Eine alte Holzbrücke kreuzt unseren Weg, der Zahn der Zeit hat seine Geschichten in das Holz geschrieben ‒ schon wieder tolle Ansichten und etwas Zeit zum Verweilen.

Es lohnt sich auch, sich die über die Valepp verteilten Almhütten genauer anzusehen, hier entdeckt man so manches interessante „alpenländische“ Motiv.

Über die Wiesen geht es zur Albert-Link-Hütte. Wer mag, kann sich hier von der anstrengenden Fotografiererei erholen und sich stärken. Über die Teerstraße geht es dann wieder hinauf zum Spitzingsee, den wir nach zehn leichten Minuten bergauf wieder erreichen. Ich denke, ich habe einige ganz spannende Bilder im Kasten!

Es lohnt sich, nicht nur die Szenen abzulichten, die schon Tausende vor einem in mehr oder minder guter Qualität fotografiert haben, sondern gerade an Tagen mit Schmuddelwetter kann man, auch durch die weniger ausgeprägten Lichtkontraste, sein fotografisches Auge schulen.

Es lohnt sich übrigens genauso, die Fotos nicht in Rekordzeit durchzuklicken, sondern auch hier etwas zu verweilen und zu schauen 🙂

Zur Wanderung: Entfernung 3-4 km, leichtes Gelände, festes Schuhwerk empfehlenswert

Dauer: je nachdem, bei wie vielen Motiven man stehen bleibt, 45 Min. bis 1 ½ Stunden

Man kann den Weg an der Valepp auch bis zum Blecksteinhaus weitergehen und dann auf dem Rückweg auf den Wiesen am Fluss neben der Teerstraße nach weiteren Motiven Ausschau halten; die Route beträgt dann 5-6 km

 

 

Jens Pohl

Jens Pohl ist selbstständiger Tierarzt in der Kleintierpraxis Hausham. In seiner Freizeit ist er viel mit seinen beiden Foxred-Labradoren PeeWee und Arnie in der heimischen Natur unterwegs, die Kamera ist immer dabei. Er ist Mitglied im Tennisclub Schliersee, im Fischereiverein Schliersee und in der Skizunft Neuhaus. Viele seiner Bilder sind auf seinem Blog SEHSTÄRKE bei Facebook zu sehen.