Beiträge

Schutz des Birkhuhns im Frühjahr: Warum es so wichtig ist und was du tun kannst

Um das herauszufinden, habe ich mich mit Naturschutz-Ranger Alexander Römer getroffen, der für die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Miesbach arbeitet. Wir verabreden uns im Rotwandgebiet. Genau hier leben die vom Aussterben bedrohten Birkhühner. „Das Gebiet an der Rotwand ist einer der letzten Rückzugsräume in den Bayerischen Alpen“, erklärt Alexander Römer.

 

 

Frühling ist Balzzeit

Im Frühling beginnt für die Birkhühner die Balzzeit, in der die Männchen versuchen, die Aufmerksamkeit der Weibchen zu erlangen. Sie richten ihr Federkleid auf, zeigen ihre roten Augenbrauenfedern und machen rasselnde Geräusche. Dieses Verhalten ist nicht nur faszinierend anzusehen, sondern auch wichtig für die Fortpflanzung der Art. Doch leider ist die Birkhuhnpopulation stark bedroht. Deshalb ist es wichtig, im Frühjahr zur Balzzeit auch hier bei uns in Schliersee das Birkhuhn zu schützen.

 

Bergrücken und Grate meiden

Du solltest also auch im Frühjahr unbedingt auf den Wegen bleiben. „Und vor allem Bergrücken und Grate bei uns im Bayerischen Voralpenland meiden“, erklärt mir Alexander Römer. So werden die Balz- und Brutplätze der Birkhühner am besten geschützt. Und du solltest wissen, wo die Wildschutzgebiete bei uns sind. Mit den vom Landratsamt eingerichteten Wildschutzzonen wurden ungestörte Rückzugsorte unter anderem für Birkhühner geschaffen. Eine Karte findest du unter https://www.landkreis-miesbach.de/WildschutzgebietRotwand. In den Wildschutzzonen gilt jedes Jahr ein Betretungsverbot von 1. Dezember und 14. Juli.

Wir können alle dazu beitragen, dass das Birkhuhn auch in Zukunft in unseren Wäldern und Bergen zu sehen sein wird!

 

Tipp: Wer mehr über das Birkhuhn erfahren möchte, für den bietet die Gäste-Information Schliersee am Dienstag, den 16. Mai 2023, eine Ranger-Führung mit Alexander Römer mit dem Titel „Birkhuhn, Steinadler und Co.“ an. Diese geführte Tour ist für Einheimische und Gäste mit Gästekarte kostenfrei.

 

Die Wanderung am Spitzingsee dauert zwei Stunden und startet um 8:45 Uhr. Du brauchst unbedingt wetterfeste Kleidung und Bergschuhe und eventuell eine Brotzeit und Wanderstöcke. Bitte melde dich vorher bei der Gäste-Information Schliersee an. Dort erfährst du dann auch den Treffpunkt.

 

 

Gäste-Information Schliersee

Perfallstr. 4

83727 Schliersee

Tel.: 08026/6065-0

tourismus@schliersee.de

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Wildschutzgebiet im Rotwandgebiet

Das Landratsamt Miesbach hat im Rotwandgebiet ein Wildschutzgebiet ausgewiesen.

 

 

Eine genaue Karte findest du hier: https://www.landkreis-miesbach.de/WildschutzgebietRotwand

 

Vom 1. Dezember bis 14. Juli darf das 320 Hektar große, nicht zusammenhängende Gebiet rund um Lempersberg, Benzingspitz, Wildes Fräulein/Jägerkamp und Maroldschneid ab sofort nicht mehr betreten werden. Es soll niemand aus der Natur ausgeschlossen werden, betont das Landratsamt Miesbach. Ziel ist es, Wildtiere, beispielsweise das Birk- und Auerhuhn, zu schützen. Diese werden durch Wanderer und Tourengeher, vor allem im Winter, erheblich gestört. Bei der Festsetzung des Wildschutzgebiets rund um die Rotwand wurden Interessen abgewogen. Vertreter aus der Landwirtschaft, des Forstbetriebs Schliersee, Touristikern der Alpenregion Tegernsee Schliersee und Naturnutzervertretern des Deutschen Alpenvereins haben es sich nicht leicht gemacht: Entstanden ist ein Wildschutzgebiet mit verschiedenen Zonen. Die Karte scheint beim ersten Betrachten fast ein wenig kompliziert. Grund hierfür ist der Wunsch, so viel Freiheit für Sport zuzulassen wie möglich, und auf der anderen Seite den bestmöglichen Schutz für die Wildtiere zu bieten. So ist etwa der Weg vom Gipfel des Jägerkamp Richtung Westen sowie der Weg 642 (Nordanstieg von der Jägerbauernalm zum Jägerkamp) bereits ab 31. März wieder freigegeben.

 

Ich treffe mich mit Alex Römer, Ranger für das Landratsamt Miesbach, an der Rauhkopfhütte. Er hat einen präparierten Birkhahn dabei. Sofort sprechen uns Skitourengeher an. „Es ist besser, wenn man kennt, was man schützen soll“, sagt Alex Römer. Derzeit leben hier noch etwa 25 Birkhühner. Diese müssen unbedingt geschützt werden, um das Birkhuhn bei uns zu erhalten. Die Wildtiere werden durch Tourengeher oft aus ihren Winterlebensräumen vertrieben und können im Frühjahr nicht ungestört balzen, brüten und ihren Nachwuchs aufziehen. Mit den Wildschutzzonen sollen ungestörte Rückzugsorte geschaffen werden. „Wenn wir alle zusammenhelfen und jeder das Schutzgebiet respektiert, können wir es schaffen, diese prächtigen Vögel zu erhalten!“, appelliert Alex Römer.

 

Wenn du im Gelände unterwegs bist und Alex Römer triffst, sprich ihn an. Er weiß viel über Birkhühner und erzählt dir gerne mehr über die schönen Vögel ‒ wie viel Futter sie im Winter benötigen und dass sie sogar mit so was wie Schneeschuhen aufwarten können.

Merkmale: Birkhahn – glänzend blau-schwarz mit leierförmigem Schwanz

Birkhuhn – braun mit gekerbtem Schwanz

Lebensweise: Nest am Boden, lebt in Mooren, Heiden, Krummholzonen der Alpen

Vorkommen: selten

 

 

„Die Verordnung, die die Jagd- und die Naturschutzbehörde am Landratsamt gemeinsam erarbeitet haben, sieht ein Betretungs- und Fahrverbot in diesem Gebiet vor. Ausnahmen gibt es nur für die ordnungsgemäße Ausübung von Jagd, Forst und Almwirtschaft. Wer das Gebiet entgegen des Verbots betritt oder befährt, muss mit einer Geldbuße von bis zu 5.000 € rechnen. Schilder an den Grenzen des Gebiets sowie an allen Parkplätzen der Region werben mit großen Karten und Informationen zur Bedrohung der Raufußhühner um Verständnis für die Maßnahme!“ Landratsamt Miesbach https://www.landkreis-miesbach.de/WildschutzgebietRotwand

 

 

Für alle Touren gilt: Ein Lawinenverschüttetensuchgerät, kurz: LVS-Gerät, eine Sonde und eine Schaufel gehören bei jeder Tour im freien Gelände in den Rucksack. Informiere dich vor der Tour über die Gefahren im Gelände. Wer sich ohne Kenntnisse ins freie Gelände wagt, geht ein sehr hohes Sicherheitsrisiko ein. Du bist für dich selbst verantwortlich. Eine Haftung wird nicht übernommen.

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Jahresrückblick 2021 Schliersee | Sehnsucht nach der heilen Welt

Ich habe mich bei meinem diesjährigen Rückblick auf das Schliersee-Jahr für ein etwas anderes Video entschieden als die Jahre zuvor. Die Sehnsucht nach der heilen Welt ist auch in Schliersee größer geworden. Ich fokussiere mich bei meinem Blick zurück auf dieses Jahr auf schöne Bilder. So ist eine Slideshow mit 50 Fotos aus 2021 entstanden.

 

 

Viele Lichtblicke auch im zweiten Corona-Jahr

Das Jahr in Schliersee war tatsächlich geprägt von Lockdown, Absagen und Stau. Ja, wir hatten Probleme mit Vollsperrungen und Stau durch die Sanierung der Bahnübergänge. Ja, die Lockdowns haben auch uns eingeschränkt. Und ja, die Absagen von Traditionsveranstaltungen haben uns sehr wehgetan. Aber wir leben hier in einem bayerischen Paradies ‒ und das dürfen wir nicht vergessen. Auch für mich hat sich die Arbeit ein wenig verändert. Anstatt die unterschiedlichsten Veranstaltungen in Schliersee zu begleiten, musste ich mich mit Absagen für Veranstaltungen, dem Schnelltestzentrum, dem Impfbus und dem Stau beschäftigen. Trotzdem gab es viele positive Lichtblicke. Mehrfach durfte ich ins Markus Wasmeier Freilichtmuseum. Für mich persönlich immer eine Auszeit vom Alltag. Zwischen den alten Höfen und den Tieren ist die Welt tatsächlich ein bisschen mehr in Ordnung. Deshalb freue ich mich auf Treffen mit Markus immer besonders. Schön war es auch, die Schlierseer Blasmusik beispielsweise auf der Ratskeller Wiesn und bei Kurkonzerten hören zu dürfen. Als ich in der Vorweihnachtszeit eine Aufnahme für den Schlierseer Adventskalender mit der Schlierseer Blasmusik vor dem beleuchteten Rathaus machen durfte, wurde mir eines besonders bewusst: Die vielen Traditionsveranstaltungen haben auch dieses Jahr wieder sehr gefehlt. Weitere Lichtblicke für mich waren der Schlierseer Kulturherbst und auch der Schlierseer Adventskalender.

Ich persönlich wünsche mir, dass unser Leben im nächsten Jahr wieder ein bisschen leichter wird. Und ich hoffe, dass wir uns wieder mehr auf die konzentrieren, die mitmachen. Die Menschen, die Abstand halten, aufeinander aufpassen und sich testen und impfen lassen. Aber auch die Menschen, die Wildschutzonen beachten, die ihren Müll nicht liegen lassen und die nicht mit dem Mountainbike über die Almwiesen brettern.

Für mich ist das die große (leise) Mehrheit der Menschen.

 

Ein großes Dankeschön

Danke an alle, die das Schliersee Magazin lesen, Videos auf Facebook anschauen, liken, kommentieren und teilen. Die Menschen, die mich auf der Straße ansprechen oder ein Feedback per E-Mail senden. Danke an alle meine Schliersee-Magazin-Kolleginnen und -Kollegen für die Meetings und Beiträge sowie an Karl für die technische Umsetzung und mentale Unterstützung.

Danke an unseren Kuramtsleiter Mathias Schrön für zahlreiche Brainstormings in der Gäste-Information und an die Gemeinde Schliersee mit Franz Schnitzenbaumer, die das Schliersee Magazin erst ermöglicht.

Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer hat diesen Herbst einmal gesagt: „Wenn mich jemand frägt, für was Schliersee steht, sage ich: Schaut’s ins Schliersee Magazin!“ Dieser Satz macht mich persönlich sehr stolz. Dieses auch weiterhin zu erfüllen, daran arbeiten wir hart, aber mit Freude.

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Wildschutz-Zonen beachten | Das Wild braucht im Winter viel Ruhe

Ich treffe mich mit Förster Engelbert Holzner im Wintergatter am Spitzingsee. Hier wird Rotwild gefüttert, damit die Wildtiere in der für sie sehr schweren Zeit im Winter genügend Ruhe finden. Außerdem wird so der Bergschutzwald vor Verbiss geschützt.

 

 

Welche Wildschutz-Zonen haben wir im Spitzingsee-Gebiet?

Zum einen gibt es das Wintergatter. Es hat eine Fläche von 27 Hektar und ist mit einem zwei Meter hohen Zaun eingezäunt. Dieser geschützte Raum für Wildtiere, „Klausgraben“ genannt, darf vom 1. Dezember bis 10. Mai nicht betreten oder befahren werden. Normalerweise finden hier Schaufütterungen statt. Leider ist das coronabedingt derzeit nicht möglich.

„Zweck des Wildschutzgebiets ‚Klausgraben‘ sind der Schutz der Rotwildschaufütterung vor Störung, der Schutz der angrenzenden Fichtenbestände vor störungsbedingten Schälschäden und der Schutz der Waldverjüngung von Verbiss-Schäden im Winter und zu Beginn der Vegetationszeit.“

 

Dem Wild auch in den Hochlagen Ruhezonen gönnen

Dann haben wir aber auch noch Schutzzonen in den Hochlagen. Die Schongebiete sind auch im Gelände beschildert. „Da geht es hauptsächlich um das Birkwild, Gamswild und um Schneehasen“, erklärt Engelbert. Alle Wildtiere brauchen im Winter viel Ruhe. „Jedes Mal, wenn sie aufgeschreckt werden, schwächt das den Organismus“, sagt er. Das erhöht die Gefahr, dass etwa das Birkhuhn oder der Schneehase einem Beutegreifer wie Fuchs oder Adler zum Opfer fallen. „Oder sie verenden, weil sie verhungern“, ergänzt er. Im Spitzingsee-Gebiet gibt es nur noch rund 20 Birkhühner. Die gilt es zu schützen. Beim Gams- und Rotwild steigt bei einer Störung der Energieverbrauch und sie verlassen die Schutzgebiete. „Sie gehen dann eventuell in Schutzwaldsanierungsgebiete, wo wir sie nicht haben wollen“, sagt Engelbert.

 

 

Tipp für die Tourenplanung

Schon vor 25 Jahren hat der Alpenverein Wald-Wild-Schongebiete ausgewiesen, die im Winter nicht betreten werden sollen. Das ist eine freiwillige Regelung zum Schutz der Natur. Diese Gebiete sind auf den DAV-Karten eingezeichnet. Eine Beschilderung vor Ort informiert den Wintersportler im Gelände. Aber auch online kannst du dich informieren: Die App „alpenvereinaktiv“ hilft dir vorab bei der Tourenplanung.

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Wildschütz, Frauenschwarm und Volksheld – der Mythos des Girgl Jennerwein

Es war wohl einer der spektakulärsten Kriminalfälle des ausgehenden 19. Jahrhunderts: der Mord am Wildschütz Georg Jennerwein. Auf dem Friedhof der Kirche St. Martin im Schlierseer Ortsteil Westenhofen hat der umstrittene Wilderer, Abenteurer und Frauenheld seine letzte Ruhestätte gefunden – wenn man der Inschrift auf dem schmiedeeisernen Grabkreuz Glauben schenkt.

Bis heute bleiben Leben und Sterben des legendären Volkshelden ein geheimnisvolles Mysterium. Zahlreiche Geschichten und Legenden ranken sich um sein jähes Lebensende auf dem „Peißenberg am Rinnerspitz“ in den Schlierseer Bergen.

Die beiden Hobbyhistoriker Schorsch Kirner und Hias Krinner haben sich nun erneut mit dem Leben des Georg Jennerwein beschäftigt und die Broschüre „Girgl Jennerwein – wie es wirklich war“ herausgebracht. Kirner und Krinner ackerten unzählige alte Akten durch, hörten sich Anekdoten von Jennerwein-Ahnen an und rollten anlässlich des 140. Todestages des Wildschütz im vergangenen Jahr den Fall neu auf.

Das geheime Versteck

Im Besitz Schorsch Kirners befindet sich nämlich schon seit Jahrzehnten ein ganz besonderer Gegenstand: das Gewehr des Girgl Jennerwein. Kirners Taufpatin Anni Jennerwein pflegte zu ihren Lebzeiten Kontakte zum Wirtshaus „Hennerer“ in Schliersee, wo die Wildschützen damals ein- und ausgingen. Eines Tages überreichte sie ihrem damals noch jungen Patensohn einen vergilbten Zettel, auf dem ein alter Heustadl im Leitzachtal eingezeichnet war sowie der Hinweis auf einen dort vom Wildschütz Jennerwein versteckten Gegenstand auf einem Sims. Und tatsächlich: Kirner fand ein altes Gewehr. Nähere Details verschwieg die Taufpatin jedoch. Sie verriet lediglich, dass sie das Gewehr von der Hennerer Lisl bekommen habe.

Geboren wurde Georg Jennerwein im Jahr 1848 in Haid bei Holzkirchen als Sohn einer armen Magd. Als junger Mann nahm er am Frankreich-Feldzug 1870/71 teil und kehrte zusammen mit seinem damaligen Freund und späteren Mörder Joseph Pföderl unversehrt in die Heimat zurück.

Der Pföderl ‒ ein Mörder?

Was war der Pföderl für ein Geselle? Schorsch Kirner und Hias Krinner zufolge war er ein mittelmäßiger Holzfuhrknecht aus Bad Tölz. Am Leonharditag, dem 6. November 1876, besuchte er ein Tölzer Wirtshaus, um sich dort mit seiner Angebeteten, dem „Agerl“ von der Sigrizalm, zu treffen und ihr einen Heiratsantrag zu machen. Dummerweise tauchte auch der schneidige Georg Jennerwein dort auf und machte dem „Agerl“ ebenfalls schöne Augen. Es kam, wie es kommen musste: Das Agerl entschied sich für den feurigen Wildschütz und ließ den armen Pföderl links liegen.

Ein Jahr später, Pföderl arbeitete inzwischen als Jagdgehilfe, erfuhr er, dass „sein Agerl“ ein Kind mit dem Erzfeind Jennerwein hatte und dieser immer noch als Wilderer in den heimischen Bergen sein Unwesen trieb. Pföderl schmiedete finstere Rachepläne und hoffte, den Girgl einmal auf frischer Tat zu ertappen. Die Wildschützen und Jäger trafen sich damals gern beim „Hennerer“ in Schliersee, der auch heute noch ein beliebtes Ausflugsziel am Fuße der Schlierseer Berge ist. Bei ihrem letzten Aufeinandertreffen provozierte Jennerwein den Pföderl auf unverschämte Art und gab damit dessen Wut neue Nahrung.

Einige Zeit nach diesem denkwürdigen Tag verschwand Georg Jennerwein spurlos.

Grausiger Fund am Peißenberg

Zwei Tage lang durchstreiften seine Kameraden die Berge rund um den Schliersee und gelangten schließlich in das Kühzagltal. Dort, am sogenannten Schwarzholzeck nahe der „Rinnerspitz“, fanden sie den toten Wildschütz. Die Verstümmelungen im Gesicht des Toten und seine seltsame Lage – er hielt sein Gewehr umklammert, und die rechte große Zehe klemmte am Abzugshahn – ließen zuerst einen Selbstmord vermuten. Doch den entscheidenden Hinweis auf einen heimtückischen Mord fand man rasch: ein Schussloch im Rücken. Man hatte Georg Jennerwein kaltblütig von hinten erschossen.

Kurze Zeit später gestand Joseph Pföderl den Mord an seinem einstigen Kameraden und wurde am 20. November 1978 rechtmäßig verurteilt. Allerdings „nur“ zu einer achtmonatigen Gefängnisstrafe wegen Körperverletzung. Warum das Urteil so milde ausfiel, lässt sich wohl nicht mehr genau nachvollziehen. Doch Pföderl bekam seine Strafe auch so: Er wurde in das Forstrevier Valepp versetzt, begann zu trinken und wurde am Ende wahnsinnig.

 

 

Ein Gamsbock zur Erinnerung

Vor dem Hintergrund dieses Schlierseer „Krimis“ um Georg Jennerwein lohnt sich ein Besuch seines Grabes auf dem Westenhofener Friedhof allemal. Mit viel Glück entdeckt man vielleicht sogar eine der manchmal sehr denkwürdigen Hinterlassenschaften, die treue Anhänger des Wildschütz auch heutzutage immer wieder auf sein Grab legen. Da finden sich dann Gamsböcke, Hirschläufe oder ähnliche Skurrilitäten. Kurioser Fund in jüngster Zeit: eine Patrone mit dem eingravierten Spruch „für Deinen Mörder“.

Jennerwein-Lied (1. Strophe, Verfasser unbekannt)

„Ein stolzer Schütz in seinen schönsten Jahren,

er wurde weggeputzt von dieser Erd.

Man fand ihn erst am neunten Tage

auf hohen Peißenberg bei Tegernsee.“

 

Eine Auflistung der Verkaufsstellen der Broschüre „Girgl Jennerwein – wie es wirklich war“ von Schorsch Kirner und Hias Krinner ist im Internet unter www.georgjennerwein.de erhältlich.

 

 

Katharina Fitz

Wohnhaft in Warngau, geboren in Tegernsee, aber dem Schliersee herzlich zugetan. Zweifache Mama und als freiberufliche Redakteurin, Sprecherin und Schauspielerin viel unterwegs. Steckenpferde: Kunst und Kultur, Natur (vor allem Bäume) und Schuhe!