„Ein Tattoo hält ein Leben lang, eine Liebe vielleicht nicht“ – ein Besuch im Schlierseer Tattoo-Studio
Laszlo Zoka ist ein Künstler. Seine Malereien zieren aber nicht Leinwände oder Papierbögen, sondern den menschlichen Körper. 2013 eröffnete er das erste und bislang einzige Tattoo-Studio in Schliersee: „Writecore Tattoo“.
„Ich wollte eigentlich immer Graffiti-Künstler werden“, erzählt der sympathische Ungar, der so gar nicht dem typischen „harte Kerle“-Image der Tattoo-Branche entspricht. Als Laszlo seine künstlerischen Talente entdeckte, steckte die „legale“ Graffiti-Kunst in Ungarn noch in den Kinderschuhen. Dennoch erhielt der junge Mann erste private und professionelle Aufträge und zauberte sogar für den Softgetränke-Hersteller „Red Bull“ großflächige Kunstwerke mit Spraydosen. „Für den Lebensunterhalt reichte das aber nicht“, beschreibt Laszlo seine damalige Situation. In der Kunst des Tätowierens fand er schließlich eine Möglichkeit, das Geldverdienen mit seiner Leidenschaft zu vereinbaren. Da seine Mutter seit 20 Jahren in Hausham lebt, entschlossen sich Laszlo und seine Freundin 2011, nach Deutschland auszuwandern und sich in Schliersee mit einem Tattoo-Studio eine neue Existenz aufzubauen. Nachdem ein Wasserschaden die ersten Räume unbenutzbar gemacht hatte, zog „Writecore Tattoo“ Ende 2017 in den heutigen Geschäftssitz neben dem Schlierseer Netto-Markt um.
Das Haustier auf dem Unterarm
Mittlerweile boomt das Geschäft: Die Terminliste ist lang, und vom scheinbar biederen Familienvater bis hin zur flippigen „Fashionista“ findet sich so ziemlich jeder Charakter unter den Kunden des Tattoo-Studios.
Laszlo Zoka erfüllt fast jeden Wunsch seiner Kunden ‒ seien es das aufwendige Konterfei des geliebten Haustiers auf dem Unterarm oder ein frecher Spruch für alle Lebenslagen auf anderen Körperstellen. Ein Klassiker unter Tattoo-Freunden ist der Totenkopf in zahlreichen Varianten. Doch für Laszlo Zoka gibt es auch klare Grenzen bei der Wahl der Motive: „Einmal bat mich jemand um ein Hitler-Porträt auf dem Oberschenkel. Das habe ich ganz klar abgelehnt.“ Ein heikles Thema für den Künstler sind auch Initialen eines aktuellen Liebes- oder Lebenspartners. „In diesem Fall appelliere ich an meine Kunden, diesen Schritt genau zu überlegen“, sagt er mit einem Augenzwinkern, „denn ein Tattoo hält ein Leben lang, eine Liebe vielleicht nicht.“
Am liebsten „sticht“ der Tätowierer aber Motive, bei denen er seiner Kreativität freien Lauf lassen kann. Deshalb arbeitet er auch ungern nach exakten Vorlagen: „Meistens zeichne ich das Motiv frei Hand mit hautärztlich getesteten Hautstiften vor.“ Aber bevor er die Arbeit an einem Motiv beginnt, schaut sich Laszlo Zoka seine Kunden sehr genau an. In einem Beratungsgespräch klärt er, ob das gewünschte Bild auch wirklich zu deren Persönlichkeit und Stil passt. Denn: Die Entfernung einer Tätowierung ist war grundsätzlich möglich, aber es bleiben lebenslange Narben.
An der Fußsohle tut‘s weh
Gibt es Körperstellen, die sich überhaupt nicht für ein Tattoo eignen? „Ich rate meinen Kunden, immer daran zu denken, dass sich die Figur mit den Jahren in der Regel verändert und damit auch das Aussehen eines Tattoos.“ Außerdem ist das Stechen an Regionen, wie beispielsweise der Fußsohle oder im Gesicht, besonders schmerzhaft.“
In punkto Sauberkeit und Hygiene punktet „Writecore Tattoo“ mit höchstem Standard. Die Farben sind bestens verträglich, zertifiziert und sogar vegan. Beobachtet man Laszlo Zoka bei seiner Arbeit, stellt man schnell fest, dass er nicht nur hoch konzentriert, sondern auch mit außergewöhnlich ruhiger Hand die Motive in die Haut sticht. Gerne beweist der Tätowierer seine Kunstfertigkeit am Unterschenkel seiner Freundin. Darauf erblühen üppige Blüten in leuchtenden Sommerfarben: Ein Kunstwerk fürs Leben.
Writecore Tattoo
Miesbacher Str. 12c
83727 Schliersee
Mobil: 0172/5451991
https://de-de.facebook.com/writecoretattoo/
Wohnhaft in Warngau, geboren in Tegernsee, aber dem Schliersee herzlich zugetan. Zweifache Mama und als freiberufliche Redakteurin, Sprecherin und Schauspielerin viel unterwegs. Steckenpferde: Kunst und Kultur, Natur (vor allem Bäume) und Schuhe!