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Nachhaltigkeit im Schlierseer Wald

Ich bin wieder mit Jörg Meyer, Forstbetriebsleiter in Schliersee, im Wald unterwegs. Er erklärt mir heute, was Nachhaltigkeit im Wald bedeutet. „Interessanterweise kommt der Nachhaltigkeitsbegriff aus dem forstlichen Umfeld“, erklärt Jörg Meyer. Vor rund 300 Jahren hat der sächsische Forstmann Hans Carl von Carlowitz als Erster das Prinzip der Nachhaltigkeit formuliert. Er hat ein Buch über die Ökonomie im Wald geschrieben. „In diesem Buch hat der den Begriff der Nachhaltigkeit eingeführt“, sagt Jörg Meyer.

 

 

Holz hatte vor 300 Jahren wahrscheinlich einen noch größeren Wert als heute als Energiestoff und Rohstoff.  Mit erstaunlichem Weitblick entwickelte er in seinem Buch „Sylvicultura oeconomica“ sehr moderne Auffassungen zum Ausgleich zwischen Natur und Wirtschaft, zwischen Gegenwart und Zukunft. Die Nachhaltigkeit im Bereich Forst von früher ist einfach erklärt: „Man kann nur so viel ernten wie auch nachwächst!“ Aber die Nachhaltigkeit, wie wir sie heute leben, bezieht sich nicht nur auf das Holz. Heute wird das wesentlich umfangreicher gesehen. „Wir wollen nachhaltig wirtschaften in den wirtschaftlichen Dimensionen, aber auch was Naturschutz betrifft und auch im Rahmen der Erholungsfunktion, die der Wald erfüllt.

 

Der Wald ist ein Multitalent

Holz spielt eine große Rolle in unserem Leben. Vom Holzhaus über Möbel und Brotzeitbretter bis hin zum Papier. „Jeder benutzt Holz. Es ist ein toller, nachwachsender Rohstoff aus der Region“, sagt Meyer. Ganz viele Leute kommen aber auch hierher nach Schliersee, um die Naturschönheiten und den Wald zu genießen. „Auch da versuchen wir unseren Beitrag zu leisten, indem wir die Wege in einem guten Zustand erhalten oder Walderlebnispfade gestalten“, sagt er. Die Erholungsfunktion spielt eine große Rolle. Doch der Wald ist auch Lebensraum für die verschiedensten Wildtierarten. Von Gämsen Hirschen und Rehen über Vögel und das bedrohte Auerwild bis hin zum kleinen seltenen Käfer. „Unser Wald ist ein faszinierendes Ökosystem und Lebensraum für viele Lebewesen“, erklärt Jörg Meyer.

 

Der Schlierseer Wald als Klimaschützer

Ganz wichtig ist für uns auch der Wald als Schutz – als Schutzwald. Der Wald hält im Winter bei uns viel Schnee zurück, verhindert Lawinen und vermeidet Erosion. Somit ist der Wald ein Klimaschützer. Er säubert die Luft und fängt zudem das CO2 aus der Atmosphäre ein.

Alle Funktionen und Nutzungen in Ausgleich zu bringen, ist die herausfordernde Aufgabe des Forstbetriebs. Ein schönes Beispiel: „Die Entnahme eines großen Baums bringt mehr Licht auf den Waldboden und lässt kleine Bäume besser heranwachsen und garantiert die nächste Generation an Bäumen. „Es ist ein Kreislauf!“, erklärt Meyer abschließend.

 

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Wann kommen die Hirsche? Erlebnis Schaufütterung!

Wann kommen die Hirsche? ‒ Das ist die häufigste Frage, die Revierjäger Engelbert Holzner bei den öffentlichen Rotwild-Schaufütterungen im Wintergatter Valepp hört. Und genau das ist die Frage, die er am wenigsten beantworten kann, denn wann und ob die Hirsche noch bei Tageslicht zur Fütterung kommen, das weiß er selber nicht.

Der Hirsch – der König der Berge – ist normalerweise ein Wandertier, das im Winter von den Hochlagen der Berge in tiefere Lagen zieht. Durch die zunehmende Verbauung und den stetig ansteigenden Straßenverkehr ist es dem Wildtier aber unmöglich geworden, in die weniger verschneiten Talgebiete zu ziehen. Sie müssen im Hochgebirge überwintern. Damit das Wild wegen Nahrungsmangel vor allem im Frühjahr keine Schälschäden an den wertvollen Bergbäumen verursacht, wird es bei uns in sogenannten Wintergattern gefüttert. Im Wintergatter am Spitzingsee in der Valepp verbringen ca. 50 Stück Hirsche die Wintermonate.

Alle Wildtiere ‒ ob Schneehase, Auer- und Birkhuhn, oder Gämsen, Rehe und Hirsche ‒ fahren im Winter ihren Energiehaushalt auf ein Minimum herunter, da sie bei der hohen Schneelage und den kalten Temperaturen kaum Futter finden. Jede unnötige Energieverschwendung wird vermieden, sie bewegen sich langsam und ruhen viel, einige Tierarten graben sich zudem in den Schnee ein, um eine gewisse Isolierung zu haben.

In den vergangenen Jahren stieg gerade der Druck auf die Gebirgstierwelt durch den zunehmenden Wintertourismus in den Alpen sehr an. Wird ein Hirsch im Winter aufgeschreckt, flüchtet er sofort. Dabei verbraucht er ungleich viel mehr Energie als im Sommer, da sein runtergefahrener Energiehaushalt von praktisch 0 auf 100 in kürzester Zeit hochgefahren wird. Zudem dauert die Regenerierungsphase viel länger als im Sommer, und er verbraucht weitere lebenswichtige Energie, die er nicht hat.

Die gezielte Lenkung von Skitouren- und Schneeschuhgehern auf ausgewiesenen Tourenrouten ist eine der wenigen Maßnahmen die, unter anderem vom DAV und den Bayerischen Staatsforsten initiiert, helfen soll, die Wildtiere im freien Gelände besser vor unnötiger Störung zu schützen. Jeder einzelne Mensch, der in der freien Natur unterwegs ist, kann mit dem richtigen Verhalten dazu beitragen, dass die dringend erforderlichen Ruhezonen nicht gestört werden. Dazu gehört auch, dass Hunde an der Leine geführt werden.

Manchem Winterwanderer ist es gar nicht bewusst, dass er sich in einer Schutzzone befindet oder dass gerade in den Tagesrandzeiten die Tiere auf Futtersuche sind und jegliche Störung dabei für sie lebensgefährlich sein kann. Schon allein, dass man zu den tagesüblichen Zeiten zwischen 09:00 und 16:00 Uhr unterwegs ist und dabei auf dem Weg bleibt und nicht willkürlich durch den Wald streift, hilft den Wildtieren dabei, ihre dringend benötigten Ruhephasen einhalten zu können.

Der Besuch im Wintergatter hat sich nicht nur wegen des Betrachtens der wunderschönen, anmutigen Hirsche gelohnt, sondern auch, weil dort viel über die Lebensweise unseres größten heimischen Säugetieres erzählt wird und wie wir alle zum Erhalt unserer heimischen Tierwelt beitragen können. „Was man kennt, das schützt man.“

Schaufütterung (nur bei geschlossener Schneedecke, bitte beachten Sie die Hinweistafeln am Eingang zur Valepp): Donnerstag bis Sonntag täglich ab 15.00 Uhr. In der Faschingswoche täglich. Letzte Schaufütterung am Sonntag, 18. Februar 2018.

Tipp, damit man bei Warten nicht friert: warme Kleidung, Schuhe mit guter Profilsohle, ein Kissen und eine Decke. Fernglas nicht vergessen.

Die Bilder mit den Hirschen darauf wurden mir freundlicherweise von den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) – Forstbetrieb Schliersee zur Verfügung gestellt.

 

 

Ursula Höllerl

Mitarbeiterin in der Gäste-Information Schliersee, aufgewachsen in Neuhaus und Miesbach. Mein Motto: "Ein Tag am Berg ist wie eine Woche Urlaub – egal ob im Sommer zum Wandern oder im Winter beim Schneewandern, Skifahren und Rodeln."