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Almbutter von der Oberen First

Mittwoch ist immer mein regulärer „Buttertag“, schreibt mir Margreth. „Komm doch rauf auf die Alm!“ Ich freue mich, ich darf dabei sein.

 

 

Wir treffen uns am Nachmittag auf der Oberen First. Zuerst wird Kuh Hanni gemolken. Sie gibt etwa sieben Liter Milch. „Das ist gar nicht so schlecht für eine Kuh, die den ganzen Tag auf der Weide ist und nicht mit Kraftfutter ernährt wird“, erklärt sie mir. Butter macht sie aus acht „Mahlzeiten“. Hanni wird zweimal am Tag gemolken. Da Margreth in ihrer Alm Stroh hat, kann sie die Milch der letzten Tage wunderbar kühl halten. Die Milch kommt als Erstes in eine Zentrifuge, die den Rahm und die Magermilch trennt. Einen Teil von der Magermilch bekommt der Kleinste, der Sohn von Hanni. Der freut sich sichtlich über die Milch. Das hölzerne Butterfass mit Kurbel wird zuerst in heißes Wasser eingeweicht, damit es dicht wird, und dann mit eiskaltem Wasser ausgespült, damit es der Butter nicht zu warm wird. Sowieso eine Herausforderung bei den heutigen hochsommerlichen Temperaturen. Dann füllt Margreth den Rahm ins wassergekühlte Butterfass und kurbelt so lange, bis die Butter fest ist. Dabei wechselt sie sich mit ihrer Freundin Leoni ab, die zu Besuch ist. Leoni würde auch gerne einen Sommer auf einer Alm verbringen. Indem sie Margreth immer wieder über die Schulter schaut und mithilft, kann sie wunderbar erste Erfahrungen sammeln.

 

Die Buttermilch schmeckt himmlisch

Die Buttermilch, die sich durch das Schleudern von der Butter getrennt hat, gießt sie ab. „Das verlängert auch die Haltbarkeit der Butter“, sagt sie. Um sicherzustellen, dass keine Buttermilch mehr in der Butter ist, wird sie mit kaltem Wasser gewaschen.

TIPP: Buttermilch von Süßrahmbutter schmeckt süß und ganz anders als die Buttermilch, die du aus dem Supermarkt kennst. Wer die Gelegenheit bekommt, diese auf einer Alm probieren zu können, sollte sich unbedingt ein Glas bestellen. Allerdings fällt beim Buttern viel weniger Buttermilch ab, als ich dachte. Frische Buttermilch auf einer Alm zu bekommen, ist also etwas ganz Besonderes.

 

Jede Butter ein kleines Kunstwerk

Jetzt wird das restliche Wasser aus der Butter herausgeschlagen, dann wird die Butter geknetet. Gekonnt schleudert Margreth die Butter von der einen Hand in die andere, und das Wasser spritzt über die Terrasse. Es ist ein wenig zu heiß heute und die Butter sehr weich. „Die ist viel weicher als sonst“, sagt Margreth ein wenig besorgt. Sie füllt sie in ein wunderschönes Holzmodel (eine oft kunstvoll verzierte Holzform, um Butter nach ihrer Herstellung eine kompakte, ansehnliche Form zu geben). Dann streift sie die überflüssige Butter ab und klopft das Holzmodel auf den Tisch, um die Butter in Form zu bringen. Dann landet die Butter mit dem schönen Vogelmotiv auf einem Pergamentpapier. Fertig! Am Ende kommen elf Butterstücke mit 180 Gramm heraus. Bei einer anschließenden Brotzeit mit selbst gemachtem Käse, Speck, Gurken, Radieserl und Tomaten darf ich die Butter probieren. Sie schmeckt kurz gesagt: „Sauguad“!

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Künstler Andreas Leitner: Alpine Kuhmotive mit Augenzwinkern.

Wo heute seine Bilder ausgestellt sind, hat Künstler Andreas Leitner große Teile seiner Kindheit verbracht: in einer Häuserzeile an der Schlierseer Lautererstraße. „Hier gab’s einen Bauernhof mit kleiner Milchwirtschaft. Ich habe der Oma im Stall beim Melken über die Schulter geschaut. Und ab und an auch mitbekommen, wie ein Kälbchen zur Welt kam – das ist als Kind natürlich schon der Hammer“, erinnert sich der 47-jährige Münchner.

 

 

Heute lässt Andreas Leitner diese Kindheitserinnerungen in seine Bilder einfließen. Acrylfarben auf Leinwand – im Schlierseer HoamatGfui (https://magazin.schliersee.de/hoamatgfui-schliersee/), Treffpunkt für Regionales, zieren zeitgenössische, bunte Kuhbilder die Wände. „Farbig, groß, wild – das ist meins“, sagt Andreas Leitner.

 

Bayerische Kuh trifft amerikanischen Rugbyspieler

„Schliersee Cowboys“ heißt eine seiner Kreationen: „Dazu habe ich Bildelemente wie in einer Kollage zusammengefügt, den Kuhkopf auf den Körper eines Rugbyspielers gesetzt“, erklärt Leitner. „Die Trikotnummer 19 steht für das Entstehungsjahr des Bildes. Und der Schliersee-Schriftzug auf dem Helm stellt den lokalen Bezug her.“

 

„Sitting Bull“ nennt sich ein weiteres Lieblingsmotiv des Künstlers. In kraftvollen Rottönen, mit majestätischem Blick thront der Bulle auf der Leinwand über der Kassenzeile des HoamatGfui. Tatsächlich wirkt das Tier wie ein stolzer Indianerhäuptling, der seinen Stamm überblickt.

 

Figürliche Motive auf wildem Hintergrund

„Meistens fange ich mit einem relativ frei gestalteten Hintergrund an“, erklärt Andreas Leitner sein Vorgehen. „Hier habe ich zwei Farben – Weiß und Rot – über einen gespachtelten Hintergrund geschüttet. Danach suche ich mir ein Motiv, das sich in die schon vorhandenen Strukturen schön einfügt.“ Bei „Sitting Bull“ gehen die Farbverläufe des Hintergrunds in die Fellzeichnung des Tieres über.

 

Warum ausgerechnet Kühe? „Die großen Augen, die Plüschohren: Eine Kuh erweckt unglaublich viel Sympathie“, verrät Andreas Leitner. Außerdem mache ihn das Arbeiten ohne konkrete menschliche Vorlage freier: „Bei einem Porträt sucht jeder nach Ähnlichkeiten mit der gezeigten Person und schaut ob der- oder diejenige wiedererkennbar ist. Bei einer Kuh hast du diesen Vergleich nicht.“

 

Schlüsselerlebnis setzt Kreativität frei

Tatsächlich ist Andreas Leitner erst vor drei Jahren zur Acrylmalerei gekommen. Seine Freundin, die Münchner Künstlerin Susanne Würdig, hatte ihn zu einem Malkurs eingeladen. „Das war ein Schlüsselerlebnis für mich“, verrät der 47-Jährige: „Denn, dass ich die Fähigkeit zum Malen habe, das war schon immer als Ahnung in mir drinnen.“ Ein Talent, das offenbar in der Familie liegt: Der Vater des Künstlers, Leonhard Leitner, ist in Schliersee und darüber hinaus bekannt für seine Aquarelle und Tuschezeichnungen.

 

Übers Zeichnen in der Kindheit kam Andreas Leitner zunächst zu Comic und Karikatur – er schmunzelt: „Während meiner Schul- und Studienzeit habe ich schon den einen oder anderen Lehrer und Professor verewigt.“

 

Zeitgeist mit Augenzwinkern

Auch heute noch malt Andreas Leitner gerne figürlich: Etwa eine „Lady Madonna“ mit sphärisch-abstraktem Strahlenkranz und entrücktem Blick. Oder den kürzlich verstorbenen Karl Lagerfeld, dem der Künstler posthum eine rosa Hose gezeichnet hat. Ein Anblick – von dem der Lagerfeldschen Lieblingskatze Choupette erschrocken die Haare zu Berge stehen. Andreas Leitners augenzwinkernder Kommentar dazu auf Facebook: „Fürchte dich nicht, petite Choupette. Es ist nur eine Hose …“

 

Mit Queen-Songs in den kreativen Flow

Die Inspiration für Andreas Leitners vielfältige Motive entsteht im Kopf des Künstlers: „Ich bin ein Intuitionsmaler. Ich gestalte, worauf ich Lust habe. Meine Motive kommen von innen heraus, das ist nicht planbar“, verrät er. Immer wieder nutzt er auch Musik, um in den kreativen Flow zu kommen: Der Soundtrack zu seinem Bild „Freiheit“ – einem imposanten Adler – sei etwa der Queen Song „Spread Your Wings“ gewesen.

 

Kein Wunder, dass die gestalterische Unabhängigkeit auch das Leitmotiv von Andreas Leitners Schaffen ist: „Kunst ist Freiheit“ lauten sein Motto sowie seine Internetdomain www.kunst-ist-freiheit.com. „Damit meine ich auch den Schaffensprozess an sich“, sagt Andreas Leitner. „Ich halte mich nicht an vorgegebene Techniken, Materialien oder Motive, sondern finde meinen eigenen kreativen Ausdruck.“ Ein weiterer wichtiger Teil dieser Freiheit sei auch, dass er nicht von seiner Kunst leben müsse, sagt der 47-Jährige, der als Wirtschaftsingenieur hauptberuflich in der IT zu Hause ist.

 

Freude beim Schaffen, Freude beim Betrachten

Was möchte er den Menschen mitgeben, die sich einen echten „Andreas Leitner“ an die Wand hängen? „Mein Lebensgefühl, wenn ich in Schliersee bin, ist: Kommunikation, Freude. Genuss. Letztendlich speichert man jede Erfahrung im Leben ab, und die findet sich dann – in welcher Form auch immer – in einem entsprechenden Werk wieder“, sagt der kreative Autodidakt: „Ich habe einen Riesenspaß beim Schaffen meiner Bilder. Da wünsche ich mir natürlich, dass der Betrachter ebenso viel Freude beim Ansehen hat.“

 

 

Andreas Leitners Bilder sind im HoamatGfui Schliersee, in der Lautererstraße 4, erhältlich. Je nach Größe und Motiv kosten sie zwischen 800 und 1.800 €. Bestellungen und Auftragsarbeiten auch über die E-Mail-Adresse info@kunst-ist-freiheit.com

 

Andreas Leitner Artworx

www.kunst-ist-freiheit.com

https://www.facebook.com/Andreas.Leitner.ArtworX/

 

HoamatGfui Schliersee

Inh. Julia Zilken
Lautererstraße 4
83727 Schliersee

www.hoamatgfui.de

 

Fotos 3-13: © Andreas Leitner Artworx

 

 

Sandra Leu

Rheinländerin in Oberbayern. Ist der Liebe gefolgt und hat den Schliersee als Herzensort entdeckt. Freie Redakteurin, PR-Frau und Mama von Zweien. Zeigt Unternehmerinnen und Gründerinnen, wie sie mit Storytelling sichtbar werden und ihre besten Kunden anziehen. Ihr Business: Hallo Heldin! Ihre Kreativitätstechnik: die Joggingrunde um den See.