Ein rechter Lausbub muss er in seiner Kindheit schon gewesen sein, der Karl Wiedemann aus Schliersee. In seinem Buch „Nikolaustratzen“ hat er seine Kindheitserinnerungen niedergeschrieben.
Karl Wiedemann ist ein echtes Schlierseer „Gwachs“. Als Dritter von acht Geschwistern ist er mitten im historischen Ortskern aufgewachsen und heckte als kleiner Bub dort einige Streiche aus. In den kargen Nachkriegsjahren gab es kaum Spielzeug für die Kinder zu Weihnachten, geschweige denn elektronische Amusements. Die Familie stand im Vordergrund, und davon weiß Karl Wiedemann in seinem Buch anschaulich und unprätentiös zu berichten. Vor allem die Adventszeit war geprägt von Bräuchen und Riten, die heute zum Teil in Vergessenheit geraten sind. Damals trat der Nikolaus noch als Bischof und nicht als Weihnachtsmann auf und flößte den Kindern einen gehörigen Respekt ein. Doch wer ein rechter Lausbub war, der konnte der Verlockung, dem heiligen Mann einen Streich zu spielen, wenn sich die Gelegenheit bot, trotzdem nicht widerstehen.
Karl Wiedemann ist eine allseits bekannte Schlierseer Persönlichkeit. Viele Jahre lang trug er seine Geschichten mit großem Erfolg beim „Schlierseer Advent“ vor. Mittlerweile gastiert er zusammen mit seinen Schlierseer Hirtenkindern und einem von ihm jährlich verfassten und einstudierten Krippenspiel an renommierten Veranstaltungsorten in München wie der Blutenburg oder dem Löwenbräukeller. Zudem singt er seit vielen Jahren die Baritonstimme im bekannten „Schlierseer Viergesang“. Als Mitbegründer des Altschlierseer Trachtenvereins, Vorsitzender der „Vereinigung Historische Trachten in Altbayern“ und Präsidiumsmitglied des Münchner Festrings darf er jedes Jahr Ende September den großen Oktoberfest-Trachtenzug durch München mitgestalten.
Wer den umtriebigen Rentner und sein umfassendes Wissen über seine Heimatgemeinde Schliersee einmal kennenlernen möchte, hat dazu jede Woche bei einer historischen Führung durch den Ort Gelegenheit. Karl Wiedemann kennt jeden Steig und jedes Haus und weiß zahlreiche interessante Geschichten über seine Heimat zu erzählen.
Seit rund 20 Jahren lebt er zwar in Miesbach, doch im Herzen ist und bleibt er Schlierseer.
Das Buch „Nikolaustratzen ‒ Wie ein bayerischer Bub einst die Adventszeit erlebte“ ist illustriert mit eigenen Ölgemälden des Autors. Die Schlierseer Landschafts- und Ortsansichten machen das Buch zu etwas Besonderem. Erschienen ist es im Verlag von Dr. Alexander Bronisch, Con-Text, und unter anderem in der Schlierseer Buchhandlung „Bücher-Oase“ erhältlich.
[tourim-redakteur]