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Bauerntheater-Premiere: Die Wallfahrt

Am Samstag ist wieder eine Premiere im Schlierseer Bauerntheater. Nach dem Boandlkramerblues ist „Die Wallfahrt“ heuer bereits die zweite Premiere des Schlierseer Bauerntheaters. In der Woche vor der Präsentation eines neuen Theaterstücks laufen die Proben und Vorbereitungen im Schlierseer Bauerntheater auf Hochtouren. Trotzdem lädt mich der erste Vorstand Florian Reinthaler ein, eine Probe zu besuchen, um einen ersten Eindruck des neuen Stücks „Die Wallfahrt“ zu bekommen. Geprobt wird heute noch ohne Kostüme.

 

 

Das Stück handelt von einer Wallfahrt, die einem bisher kinderlosen Ehepaar den lang ersehnten Kindersegen bescheren soll. Begleitet wird die Ehefrau Marianne von ihrer ledigen Schwester Emmerenz, und der prophezeite Kindersegen tritt auch ein, nur nicht bei Marianne, sondern bei ihrer Schwester. Jetzt stellt sich die Frage, wer der Vater ist und wem man eventuell das uneheliche Kind unterjubeln könnte, um die Familie vor der Schande zu bewahren. Als die Fäden geschickt gezogen sind und alles in Ordnung scheint, da schlägt das Schicksal nochmals zu.

 

Schlierseer Tradition

Das Schlierseer Bauerntheater hat im vergangenen Jahr sein 130-jähriges Bestehen gefeiert. Es ist das älteste Bauerntheater in Bayern. Die Schlierseer sind mächtig stolz darauf, dass das Bauerntheater nach wie vor mit viel Liebe und Engagement immer wieder wechselnde Theaterstücke präsentiert. Wenn du in Schliersee Urlaub machst, solltest du dir das nicht entgehen lassen. Tauche ein in die bäuerliche Theaterwelt in Schliersee. „Die Wallfahrt“ ist eine Komödie in drei Akten und du wirst sicherlich viel Spaß haben!

 

Es gibt noch Karten für die Premiere

Karten für die Premiere am Samstag, den 24. Juni 2023 um 20:00 Uhr, und selbstverständlich für alle anderen Vorstellungen +Spielplan bekommst du bei der Gäste-Information Schliersee in der Vitalwelt oder online bei MünchenTicket.

 

 

Der Gasthof Terofal versorgt dich vor dem Theater und in den Pausen mit Getränken und Brezen (Selbstbedienung).

 

Spielstätte

Schlierseer Bauerntheater

Xaver-Terofal-Platz 1

83727 Schliersee

 

Mitwirkende „Die Wallfahrt“

Der Hofwirt: Hans Schrädler

Marianne, seine Frau: Carolin Schmid

Emmerenz, Mariannes Schwester: Sophia Pfisterer

Heinerin, Mutter: Conny Floßmann

Der Mesner: Girgl Floßmann

Vestl, Sohn des Mesners: Marinus Ausfelder

Tamerl, Großbauernsohn: Martin Hirtreiter

Cilli, Bedienung: Antonia Fürst

 

Regie: Girgl Floßmann

Requisite und Bühne: Georg Attlfellner

Technik: Dieter Gawer, Simon Pertl

Musik: Schlierachtaler Musikanten, Schlierseer Weinbergmusi

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Ein großes Danke an alle Schlierseer Wintersportler

Die Gemeinde Schliersee hatte zusammen mit dem Skiclub Schliersee zu einem Empfang der erfolgreichen Schlierseer Wintersportler ins Heimatmuseum geladen. Auch Ministerpräsident Markus Söder und Landtagspräsidentin Ilse Aigner gratulierten den Sportlern. Es war ein schöner Abend für die vielen Sportler und die geladenen Gäste.

 

 

„Ihr seid Vorbilder für ganz viele junge Leute und Repräsentanten nicht nur für die Marktgemeinde Schliersee, sondern wenn ihr beispielsweise bei der Olympiade seid und man hört den bayerischen Slang, dann seid ihr Repräsentanten des Freistaats Bayern. Ihr seid Botschafter des Sports und unserer Heimat“, bedankte sich Franz Schnitzenbaumer bei den Sportlern. Auch Landtagspräsidentin Ilse Aigner weiß, dass der Wintersport bei uns hier zum Leben gehört und den Menschen direkt in die Wiege gelegt wird. „Und durch die Vereine und deren Jugendarbeit werden die verschiedenen Disziplinen zur Perfektion gebracht“, betonte sie die Wichtigkeit der ehrenamtlichen Arbeit. Auch Markus Söder bedankte sich bei den Sportlern. „Wir geben mit euch an“, erklärte er in seinem Grußwort und strahlte. Die Sportler wurden alle einzeln aufgerufen und geehrt. Jeder bekam einen Geschenkkorb mit regionalen Produkten. Moderator Florian Reinthaler führte durch den wirklich sehr gelungenen Abend.

Vielen Dank!

 

Rennrodeln: Die Nachwuchstalente der Schlierseer Rennrodler haben in diesem Jahr herausragende Erfolge gefeiert. Marco Leger begann seine Rodelkarriere bei einem Schnuppertag mit der Grundschule und mischt jetzt mit 16 Jahren als einer der besten deutschen Nachwuchsrodler im Juniorenweltcup mit. Er wurde heuer unter anderem Erster bei der Deutschen Meisterschaft in der Juniorenklasse, Weltcupsieger in Lillehammer und Bludenz, Gesamtweltcupsieger im Rennrodel-Einzel und Vize-Juniorenweltmeister. Im Doppelsitzer startete Annika Krause zusammen mit Magdalena Matschina aus Bad Feilnbach. Auch sie gewannen in Lillehammer den Gesamtweltcup.

 

Snowboardcross: Ludwig Freiherr von Hurter begann vor sechs Jahren mit dem Snowboardcross. Unterstützt von Martina und Chayenne Loch, konnte er in den letzten Jahren zahlreiche nationale und internationale Erfolge erzielen. Im März sicherte er sich den Titel als Bayerischer Jugendmeister im Snowboardcross und den Titel als Deutscher Jugendmeister.

 

Ski Alpin: Max Poller vom Skiclub Schliersee war in dieser Saison sehr aktiv und bestritt eine Vielzahl von CIT- und FIS-Rennen. Er war in allen vier Disziplinen im Bereich Alpin am Start. Marisa Messmer kommt aus einer sehr erfolgreichen Sportler-Familie. Vater Charly war Weltmeister im Windsurfen und der Onkel Peter Bauer war Pionier und mehrfacher Weltmeister im Snowboarden. Marisa Messmer erreichte im Super-G einen hervorragenden achten Platz, beim Fis-Rennen in Oberjoch einen vierten Platz und in Saalbach Hinterglemm einen fünften Platz. Die Grundlagen für eine erfolgreiche Karriere sind gegeben. Christina Leitner, eine 17-jährige Schlierseerin, lieferte bereits zu Beginn der Saison Top-Ergebnisse ab. Es gab mehrere Stockerl-Plätze bei FIS-Rennen und zur Belohnung durfte sie fürs Team Deutschland in drei Disziplinen beim European Youth Olympic Festival in Italien starten. Christina hat sich leider Ende der Saison verletzt, aber durch ihren hervorragenden Start in die Saison erreichte sie beim DSV-Jugend-Cup in der Gesamtwertung den dritten Platz.

 

Skibergsteigen: Skiclubvorsitzende Martina Pomper ist eine begeisterte Skibergsteigerin und hat viele internationale Wettkämpfe mit großem Erfolg bestritten. Beim „Jennerstier“, dem anspruchsvollsten Skitourenrennen Deutschlands mit 1.200 Höhenmetern, gewann sie den „Skimo Alpencup Individual Race“ in ihrer Altersklasse und darf sich nun Deutsche Meisterin nennen.

 

Snowboard: Snowboarderin Chayenne Loch feierte heuer ihr Comeback. Nach einem Jahr verletzungsbedingter Pause konnte sie im Parallelsnowboard-Weltcup gleich wieder überzeugen und belegte mehrere vordere Plätze. Sie zeigte konstante Leistungen und wurde zum Abschluss der Saison mit Platz 3 beim Weltcup in Bischofswiesen belohnt.

 

Langlauf: Peter Schlickenrieder blickt selbst auf eine erfolgreiche Karriere im Skilanglauf zurück und hat 2018 das Amt als Langlauf-Bundestrainer bei den Langläufern übernommen. „Er feilte auf seine eigene Art seine Athleten – mit Ausdauer, Fleiß und beherztem Engagement“, sagte Moderator Florian Reinthaler. Bei der Olympiade in Pyeongchang gewann seine Damenstaffel eine Silbermedaille und ein paar Tage später Katharina Hennig und Victoria Carl im Teamsprint die Goldmedaille. Den nächsten deutschen Langlauf-Coup feierte das Deutsche Damen-Team heuer bei der Nordischen Ski-WM in Planica. Mit Rang 2 in einem grandiosen Rennen bescherte die Frauen-Staffel dem Team mit der Silbermedaille das erste WM-Edelmetall seit zwölf Jahren. Florian Reinthaler gibt ihm die Auszeichnung als „sympathischster und emotionalster Bundetrainer“.

 

Biathlon: Vanessa Hinz hat für uns alle überraschend Anfang Februar ihren sofortigen Rücktritt vom aktiven Leistungssport erklärt. Sie war 16 Jahre lang Leistungssportlerin und mehr als zehn Jahre Mitglied im DSV-Biathlonkader. Vanessa hatte eine erfolgreiche und bewegte Karriere. Sie gewann sieben WM-Medaillen. Bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking gewann sie Bronze mit der Damen-Staffel. Einen Einzel-Weltcupsieg feierte sie 2018, in der Weltcup-Saison 2016/2017 wurde sie Zweite in der Gesamtwertung im Einzel und 2018 Dritte in der Massenstart-Gesamtwertung.

 

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Begeisternde Premiere im Schlierseer Bauerntheater: Boandlkramerblues

Drei Jahre mussten Publikum und Schauspieler auf eine neue Premiere im Schlierseer Bauerntheater warten. Das Stück „Boandlkramerblues“ war 2020 schon vorbereitet, dann kam die Pandemie dazwischen. Heuer am Ostersonntag konnte das Theaterteam das neue Stück im fast ausverkauften Schlierseer Bauerntheater endlich präsentieren: eine glanzvolle Vorstellung! Das Premieren-Publikum feierte die Schauspieler und dankte mit riesigem Applaus.

 

Schwarzer Humor

Zartbesaitete Zuschauer schlucken, wenn zu Beginn des Theaterstücks ein Trauerzug samt Pfarrer und Sarg durch das Publikum zieht. Der Tod ist das zentrale Thema des Stücks. Aber die Herangehensweise ist lustig und von schwarzem Humor geprägt. Die Spielfreude der Schauspieler ist mitreißend und die Bühnengestaltung sowie die Auswahl der Requisiten sind mit viel Liebe zum Detail von Georg Attlfellner zusammengestellt. Sogar der Schlierseer Pfarrer Sinseder hat Utensilien geliehen.

Den bayerischen Klassiker, den bei uns jeder kennt, ist die „G’schicht’ von’ Brandner-Kasper“ von Franz von Kobell, die Anfang des 19. Jahrhunderts zwischen Tegernsee und Schliersee spielt. Das Schlierseer Bauerntheater spielt eine Anlehnung daran, eine Komödie in drei Akten von Roland Bleier, die Komödie „Boandlkramerblues“. In diesem Stück möchte der Hauptdarsteller nicht länger leben, sondern am liebsten sofort in den Himmel.

 

Liebevoller Boandlkramer

Der Schlierseer Boandlkramer (Florian Reinthaler) ist witzig und liebenswert – ich schließe ihn gleich ins Herz. Auch Hauptdarsteller Isidor Birnbacher (Hans Schrädler) gewinnt ihn schnell als Freund und hofft, er könne ihm helfen, so schnell wie möglich diese Welt zu verlassen. Nach dem Tod seines besten Freundes hat er niemanden mehr zum Kartenspielen und keine Lust mehr auf das Leben. Statt ihn zu erlösen, holt der Boandlkramer aber die Frau von Isidor. Auf humorvolle Art bereitet sich Isidor auf seinen erhofften Tod vor. Er stellt beispielsweise einen Sarg in seine Stube – zum Probeliegen. Der Boandlkramer verschafft Isidor die Möglichkeit, kurz in den „Himmel“ zu schauen …

„Lebt euer Leben, ihr habt nur eins!“, lautet die Mahnung des Boandlkramers am Ende der Vorstellung. Du hast diesen Sommer noch viele Gelegenheiten, das Schlierseer Bauerntheater selbst zu erleben. Es war für mich ein grandioser Abend.

 

 

Das Schlierseer Bauerntheater ist von mir eine klare Empfehlung, um das Leben zu genießen!

Tickets fürs Schlierseer Bauerntheater erhältst du in der Gäste-Information Schliersee oder bei MünchenTicket.

Mehr Info und alle Termine: https://www.schlierseer-bauerntheater.de/

 

Spielstätte

Schlierseer Bauerntheater

Xaver-Terofal-Platz 1

83727 Schliersee

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Der Vorhang geht auf: Premiere im Schlierseer Bauerntheater

Am Ostersonntag startet das Schlierseer Bauerntheater mit der Premiere „Der Boandlkramerblues“ in die Theatersaison. Ich treffe mich mit Vorstand Florian Reinthaler vor der Probe am Montag.

 

 

 

BRB-Endstation Westenhofen

Viele kennen den Boandlkramer aus dem „Brandner Kasper“. Der Boandlkramer ist in Bayern die Personifikation für den Tod. Die Theatergruppe hat das Stück „Boandlkramerblues ausgewählt – eine Komödie mit Musik in drei Akten von Roland Beier. „Bei uns möchte der Hauptdarsteller Isidor immer in den Himmel und darf nicht“, erzählt Flori. So sehr er sich auch anstrengt, er hat einfach kein „Glück“. Am Ende besinnt sich Isidor und möchte doch hier unten auf der Erde bleiben. „A recht lustige G’schicht“, verspricht Flori. Eine Komödie, die sich um den Tod dreht – sogar die BRB endet in Westenhofen: auf dem Friedhof. Begleitet wird das Stück von der Musik der Schlierachtaler Musikanten.

 

Es gibt noch Karten für die Premiere

Karten für die Premiere am Ostersonntag, den 09. April 2023 um 20:00 Uhr, und selbstverständlich zu allen anderen Vorstellungen +Spielplan bekommst du bei der Gäste-Information Schliersee in der Vitalwelt oder online bei MünchenTicket.

 

Danke, dass ich bei der Theaterprobe dabei sein durfte

Flori erlaubt mir, bei der Probe dabei zu sein, also suche ich mir einen Sitzplatz im leeren Bauerntheater. Viel Zeit zum Proben ist nicht mehr – eine gute Woche vor der Premiere –, deswegen arbeiten auch alle äußerst konzentriert. Selbst bei der Beleuchtung wird auf jedes Detail geachtet. Die hauseigene Fotografin Ursula Gloor ist vor Ort und fotografiert leidenschaftlich und detailliert alle Szenen. Die Theatergruppe feilt noch an Details, die Lautstärke wird abgestimmt, und wenn die „Tote“ auf dem Friedhof beim Ablauf auch mitreden will, sagt der Boandlkramer Flori: „Gib mal a Ruh, du bist doch hi!“

Es lohnt sich, den „Boandlkramerblues“ anzuschauen. Wer bayerisches Theater und die bayerische Kultur liebt, sollte sich unbedingt eine Aufführung des Schlierseer Bauerntheaters ansehen. Es wartet ein Abend voller Spaß, Freude und bayerischer Gemütlichkeit.

 

 

Der Gasthof Terofal versorgt dich vor dem Theater und in den Pausen mit Getränken und Brezen (Selbstbedienung).

 

Spielstätte

Schlierseer Bauerntheater

Xaver-Terofal-Platz 1

83727 Schliersee

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Tradition & Spielfreude ‒ hinter den Kulissen des Schlierseer Bauerntheaters

Das Schlierseer Bauerntheater ist eine Institution: Gegründet 1892 vom legendären Hofschauspieler Konrad Dreher und dem Gastronomen Xaver Terofal, ist es bis heute nicht wegzudenken aus dem kulturellen Leben der Gemeinde. Schon oft haben wir über die Premieren des Ensembles berichtet. Aber wie geht’s eigentlich hinter den Kulissen des Bauerntheaters zu? Was muss alles dekoriert, angezogen, geschminkt und geprobt werden, bevor der Vorhang sich öffnet und die Vorstellung beginnt? Das Schliersee Magazin hat nachgeforscht …

 

 

Ein Abend im September. Kurz nach 18:00 Uhr. Noch zwei Stunden bis zur Vorstellung. Die Komödie „Bluatwürst & Sauschwanzl“ wird heute zum letzten Mal auf den Brettern der Schlierseer Bauerntheaterbühne zu sehen sein. Durch den Seiteneingang gelangen wir hinter die Bühne. Noch ist dort alles ruhig. Nur einer ist schon in Aktion: Georg Attlfellner, genannt „Schorsch“, lässt Theaterblut in einen Emaille-Eimer laufen. In „Bluatwürst & Sauschwanzl“ wird schließlich „schwarz“ geschlachtet. In der Ecke lehnen schon die „Schweinehälften“ – mit bedrucktem Stoff bezogene Kissen.

 

Die Requisite ‒ von eBay auf die Theaterbretter

Mit 92 Jahren ist Georg Attlfellner nicht nur der älteste Schauspieler des Ensembles, sondern auch „unser einziger Profi“, sagt schmunzelnd Florian Reinthaler, erster Vorstand des Schlierseer Bauerntheater e. V. Tatsächlich spielte Georg Attlfellner schon als 15-Jähriger im Ensemble des Schlierseer Bauerntheaters. In den 1950er-Jahren machte er dann Filmkarriere als Ausstatter, Requisiteur und Darsteller – unter anderem bei „Old Shatterhand“ und „Lausbubengeschichten“. Heute verantwortet Georg Attlfellner Requisite und Bühnenbild – und steht auch weiterhin als Schauspieler auf der Bühne. „Da kann es schon mal sein, dass der Schorsch bei eBay mitsteigert, damit wir das passende Accessoire für unser Stück bekommen“, erzählt Schauspielkollege Andi Greipl mit ehrlicher Bewunderung.

 

Das Bühnenbild: erst mini, dann oho!

Die Liebe zum Detail zeigt sich auch in den Bühnenminiaturen von Georg Attlfellner. Für jedes neue Stück baut er das Bühnenbild zunächst „in Klein“ in Sperrholz nach, bespricht mit dem jeweiligen Regisseur, was wohin kommt, schiebt von Hand bemalte Platten so lange hin und her, bis Spielleiter und Darsteller mit der Kulisse zufrieden sind: „So wie’s halt jeder Architekt auch macht“, sagt Georg Attlfellner bescheiden.

 

Die Stücke: von komisch bis tragend

Aber was kommt eigentlich auf den Spielplan – woher wissen die Schlierseer, was ihr Publikum sehen mag? „Das ist meistens eine Gemeinschaftsarbeit, auch ganz viel Rumfahren und inspirieren Iassen“, sagt Vorstand Florian Reinthaler. „Unsere Regisseure versuchen immer, unterschiedliche Genres zu besetzen, von der leichten Komödie bis hin zu einem tragenden oder auch zeitgenössischen Stück, sodass wir einen bunten Mix übers Jahr verteilt haben.“

 

Tatsächlich wurde den Schlierseern schon ein eigenes Stück auf den Leib geschneidert: die Geschichte des Wildschütz Jennerwein (gespielt von Hartl Rieder) in der Fassung von Schriftsteller Werner Schlierf. „In der Regel inszenieren wir zwei neue Stücke pro Jahr und haben zwei Wiederaufnahmen auf dem Spielplan“, erzählt Ensemblemitglied Andi Greipl.

 

Die Besetzung: Jeder ist Theater-narrisch!  

Ist das Stück erst einmal gefunden, geht es an die Rollenbesetzung. Ein heikles Thema? – „In der Regel haben die Regisseure schon eine Idee, wer für welche Rolle am besten passt. Die sprechen dann mit den Spielern und klären: Hast du Zeit und Lust? Das klappt gut, weil jeder Theater-narrisch ist und sich freut, wenn er spielen darf.“

 

Keine Selbstverständlichkeit, denn das Engagement im Schlierseer Bauerntheater kostet viel Zeit: „In der heißen Phase vor unseren Premieren proben wir zwei- bis dreimal pro Woche – je nachdem, wie groß die jeweilige Rolle ist“, verrät Andi Greipl. „Unsere neuen Stücke feiern immer zu Ostern und zu Pfingsten Premiere. Da hat man dann erst mal die heiße Phase im Theater, bis man Ostereier suchen darf.“

 

Der Nachwuchs: Neue Gesichter willkommen!

Übrigens: Wer Interesse und Leidenschaft fürs Bauerntheater besitzt, ist herzlich willkommen, sich beim Schlierseer Ensemble vorzustellen: „Gerade um den Jahreswechsel herum, wenn wir das neue Theaterjahr planen, können Interessierte gerne bei uns vorbeischauen“, so Florian Reinthaler. „Dann lernt man sich gegenseitig kennen und schaut, ob das passen könnte.“

 

Eine, für die es von Anfang an wunderbar „gepasst“ hat – und die für jede einzelne Probe, jede Aufführung aus München an den Schliersee pendelt ‒, ist Sabine Mlynek: „Ich bin mal für eine Theaterkollegin in Schliersee eingesprungen. Und dann gleich hängen geblieben, weil ich es total schön gefunden habe“, erzählt sie. „Es gibt zwar viele bayerische Theater, aber ich finde das Schlierseer Bauerntheater am schönsten. Allein der wunderschöne Theatersaal mit den Hirschen und dem Efeu am Balkon. Und: Das spielerische Niveau ist sehr hoch.“

 

Der Notfallplan: Krank sein gibt’s nicht!

Die Besetzung steht, die Gäste kommen – was passiert, wenn kurzfristig ein Ensemblemitglied krank wird? „Das kommt Gott sei Dank ganz selten vor“, sagt Florian Reinthaler – und fügt augenzwinkernd hinzu: „Wir haben sehr gute Ärzte in Schliersee, die unsere Spieler noch mal aufpäppeln. Und wenn es gar nicht anders geht, dann springt kurzfristig jemand ein. Oder wir müssen ein Stück tauschen.“ Sabine Mlynek ergänzt: „Jeder hat schon einmal eine kleine Krankheit gehabt. Oder eine große. Aber das Adrenalin, das regelt es dann davor. Krank sein gibt’s nicht.“

 

Die Musik: Kompositionen von Kurkapellmeister Hermann Reil

So einzigartig wie das Schauspielensemble ist auch die traditionell bayerische Musik des Schlierseer Bauerntheaters: „Das Musiziergut gehört uns ganz alleine“, erzählt Heiner Oberhorner, zweiter Vorstand des Schlierseer Bauerntheaters und Mitglied der Schlierachtaler Musikanten. „Ob Landler, Polka oder Märsche – alle unsere Stücke stammen aus der Feder von Hermann Reil, dem früheren Leiter der Schlierseer Kurkapelle. Er hat die Musik speziell für unsere Besetzung komponiert und arrangiert: für Akkordeon, Gitarre, Trompete, Tuba und zwei Klarinetten. So spielen wir nun schon seit fast 40 Jahren.“

 

Der Dialekt: Sprechen Sie Bairisch?

Die Klänge der Musik sind universell verständlich. Aber wie verhält es sich mit der Sprache – schließlich werden alle Stücke in Bairisch aufgeführt? „Eigentlich versteht das jeder“, sagt Sabine Mlynek. „Selbst mein Schwager aus England hat das wunderbar verstanden. Die Handlung an sich ist ja nachvollziehbar. Wir hatten sogar schon Gäste aus Indien im Publikum, die uns nach der Vorstellung sagten: ‚It was good!‘“ Kollege Andi Greipl ergänzt: „Die Leute kommen ja mit der Erwartungshaltung: ‚Ich schaue mir ein bayerisches Bauerntheater an‘. Da wäre es ja verkehrt, wenn die ein rein hochdeutsches Theaterstück zu hören bekämen.“ Und Florian Reinthaler scherzt: „Das wäre ja so, als ob das Ohnsorg-Theater plötzlich Bairisch sprechen würde. Das passt auch nicht zusammen.“

 

Die Garderobe: Historische Trachtengewänder in neuem Glanz

Bayerische Tradition und Lebensart sind auch in den Gewändern der Schauspieler sichtbar. In den Garderoben und Hinterzimmern des Theaters stehen Schränken voller traditioneller Trachtenkostüme, Hüte, Schuhe und Requisiten. „Hier ist zum Beispiel das Kostüm, das ich in ‚Die Probenacht‘ trage“, sagt Sabine Mlynek und zieht einen handgenähten, grünen Trachtenrock mit Janker von der Kleiderstange: „Das ist gut 100 Jahre alt – und hat schon einiges gesehen. So ein Gewand zieht man wirklich mit Achtung an.“ Der Kostümfundus des Theaters ist über die Jahre gewachsen. Immer wieder öffnen auch Privatleute ihre Kleiderschränke und spenden Trachtengewänder für die Inszenierungen des Ensembles.

 

Die Beleuchtung: modernste Technik mit LEDs

Dass Gewänder und Schauspieler auch ins richtige Licht gesetzt werden, dafür sorgen die Techniker Dieter Gawer und Gerhard Knabel. Von ihrem Platz auf der Galerie aus haben sie den kompletten Saal im Blick, hellen auf, dunkeln ab, blitzen oder tauchen auch mal die ganze Bühne in blaues Licht, wie in der Inszenierung „Die Geierwally“. „Unsere Lichteffekte sollen die Dramaturgie unterstützen und unterstreichen“, sagt Dieter Gawer.

 

Vor drei Jahren wurde die Technik im Bauertheater vollständig erneuert, seitdem besteht die Saalbeleuchtung aus dimmbaren LEDs. Es verbinden sich so traditionelles Kulturgut und modernste Technik. „Im Prinzip habe ich den kompletten Ablauf des Stücks schon am Computer vorprogrammiert“, sagt der Mann hinter den Mischpulten und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Aber natürlich muss ich während der Vorstellung immer wieder händisch eingreifen. Manchmal geht etwas langsamer als gedacht – oder ein Schauspieler lässt versehentlich eine Textpassage aus.“

 

Pannen? Die gäbe es nicht, entgegnet das Ensemble: „Bei uns geht nie was schief“, sagt Gitti Engelhard mit einem Augenzwinkern. „Es geht immer weiter. Das ist Theater!“

 

 

Schlierseer Bauerntheater
Xaver-Terofal-Platz 1
83727 Schliersee

 

Web: www.schlierseer-bauerntheater.de
E-Mail: info@schlierseer-bauerntheater.de
Instagram: https://www.instagram.com/schlierseerbauerntheater/
Facebook: https://www.facebook.com/bauerntheater.schliersee

 

Exponat im Museum der Bayerischen Geschichte, Regensburg

Seit dem Sommer hat das Schlierseer Bauerntheater ein eigenes Exponat im neu eröffneten Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg. Dort steht eine original Baumkulisse, die schon 1895/96 auf der Amerika-Tournee des Ensembles im Einsatz war – damals noch unter dem legendären Gründer und Theatermacher Konrad Dreher.

 

https://www.schlierseer-bauerntheater.de/museum-der-bayerischen-geschichte

https://www.museum.bayern/museum.html

 

 

Sandra Leu

Rheinländerin in Oberbayern. Ist der Liebe gefolgt und hat den Schliersee als Herzensort entdeckt. Freie Redakteurin, PR-Frau und Mama von Zweien. Zeigt Unternehmerinnen und Gründerinnen, wie sie mit Storytelling sichtbar werden und ihre besten Kunden anziehen. Ihr Business: Hallo Heldin! Ihre Kreativitätstechnik: die Joggingrunde um den See.