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Vom Oimvirus infiziert

Heid bin i auf der Suche, um rauszufinden, was es bedeutet, „vom Oimvirus infiziert“ zu sein. Des hört sich a bissal wild an, aber es ist ganz harmlos. Es sind Menschen, die so begeistert sind vom Oimleben (Almleben), dass sie beschlossen haben, einen ganzen Almsommer mit den Tieren auf der Alm zu leben.

 

 

Vor über 30 Jahren war ich selbst vom Oimvirus infiziert und verbrachte zwei Sommer auf der Rettenbäckalm auf der Bodenschneid. Eine wunderschöne Zeit, die ich nicht missen möchte. So führt mich der erste Weg heut wieder Richtung Bodenschneid zur Rettenbäckalm.

Hier treffe ich Robert vom Landkreis Aichach-Friedberg, von Affing. Er ist heuer der Oimara (Senner) von der Rettenbäckalm. Früher war er Metzgermeister und stammt selbst von einem Hof. In der Direktvermarktung mit heimischem Fleisch und Spezialitäten von den Rindern seines Bruders hat er Jahre in der Metzgerei gearbeitet. Anschließend war er 30 Jahre bei der Firma Zott als Schichtführer, bis er in Rente ging. Sein Wunsch wuchs sehr stark, mal auf die Alm zu gehen. Runterkommen, Nachdenken und die Liebe zu den Tieren ‒ das alles gefällt Robert sehr gut. „Du musst abschließen, du bist hier oben, kein Handy, kein Fernseher, des muss man mögen“, so die Worte von Robert. Dann gibt er mir schöne Führung rund um die Alm und seinen Hühnerstall. Im Stall erholen sich derweil die kleinen Rinder, da es über 30 °C warm ist.

 

Mein Weg führt mich weiter zur Freudenreichalm zur Oimarin (Sennerin) Agnes. Die Agnes ist für die Viecher, die Alm sowie die Bewirtung zuständig und hat große Freude dabei.

Auf meine Frage, ob sie denn keine Angst vor Gewitter habe, antwortet sie: „Nein, aber ich bin dann schon froh, wenn ich in der Hütte bin und nicht drauß auf dem Feld.“

Meist ist Agnes allein auf der Alm ‒ außer bei schönem Wetter, wenn die Wanderer und Radlfahrer unterwegs sind und bei ihr einkehren.

Agnes kümmert sich heuer um 46 Jungrinder, die tags und nachts auf der Almweide sind. Somit hat sie keine Stallarbeit.

Zu Hause ist Agnes in Murnau. Sie hat in Gmund gearbeitet und dabei die Gegend um Schliersee lieben gelernt. Mittlerweile sind es schon vier Almsommer, die Agnes in den Schlierseer Bergen verbringt. Sie ist also ganz klar vom „Oimfieber infiziert“.

Urlauber und einheimische Gäste sind auf den Almen rund um Schliersee herzlich willkommen. Die Almzeiten dauern meist bis ca. Ende September. Hier trefft man auf sehr interessante Menschen und ihre Geschichten.

 

 

[tourim-redakteur]

 

 

 

Almabtrieb von der Unteren Firstalm – eine oberbayerische Tradition und ein einzigartiges Erlebnis

Ich durfte dabei sein beim Schmücken der Tiere, dem Almabtrieb und der wunderbaren Schweinsbraten-Mahlzeit von der Agnes zum Abschluss …

Für mich war‘s ein unglaublich schönes Erlebnis, vor allem, weil ich Kühe mit ihrer kindlichen Neugier sowieso ins Herz geschlossen habe.

Der Markhauser-Opa, der Sepp, bringt mich am Samstag um 8:00 Uhr zusammen mit den Kindern nach oben zur Unteren Firstalm im Spitzinggebiet in den Bayerischen Voralpen. Dort ist das Jungvieh bereits im Stall und wird von vielen fleißigen Helfern gewaschen, gestriegelt und mit Buschen, Krone, Kreuzen, Fotzen- und Stirnkranzl geschmückt. Nicht zu vergessen die wunderschönen glänzenden Glocken, welche die Kühe nur für diesen besonderen Tag umgehängt bekommen. Es herrscht eine fröhliche Stimmung, alle lachen viel. Das merken die Tiere anscheinend, weil sie sich ohne viel Aufhebens schmücken lassen und dabei erstaunlich ruhig bleiben.

Aber als es dann ins Freie geht und das Jungvieh erst mal ein paar Runden dreht, bevor der Zaun geöffnet wird, merkt man die Kraft und Ausgelassenheit der Tiere. Ich habe mich ein paar Meter weiter unten auf dem Weg postiert, um Fotos zu machen, und muss aufpassen, rechtzeitig aus dem Weg zu springen, so schnell kommen die Kühe auf mich zu und sind auch schon an mir vorbei … downhill run of the cows … lieber Himmel, sind die rasant unterwegs auf ihrem Weg ins Tal. Da wird den Erwachsenen und Kindern, welche die Kühe hüten und sie mit langen Stecken immer wieder zum Weg zurück dirigieren, einiges an Ausdauer abverlangt. Und auch die Tiere sind nassgeschwitzt, als sie unten im Tal ankommen. Auf dem Weg zum Heimatstall, dem Anderl-Bauernhof der Familie Markhauser, werden den Treibern immer wieder Stamperl angeboten, und viele Menschen säumen den Weg, um die wunderschön geschmückte Herde zu fotografieren. Es steckt eine ganze Menge Arbeit im Herstellen des Kopfschmuckes, und auch das Schmücken des Jungviehs und der Almabtrieb selbst sind wirklich anstrengend. Aber auch unglaublich aufregend und schön gleichzeitig! Alle sind bester Laune und helfen zusammen. Die Kuhglocken klingeln so laut, dass man sich nur durch Schreien verständigen kann. So hört man die Herde schon lange, bevor man sie sieht. Auf der Weide vor dem Stall angekommen, freuen sich die Tiere über das saftige Gras, machen Luftsprünge und liefern sich kleine Rangeleien. Von Müdigkeit über den langen Marsch sieht man hier keine Spur. Erst nach dem Abschmücken nutzen die Kühe die Weide zum Grasen und Ausruhen. Und für die kleinen und großen Treiber gibt‘s eine heiße Suppe und einen herzhaften Schweinsbraten mit Nudeln und Bratkartoffeln.

 

 

Für mich war‘s ein toller Tag. Schön, mitzuerleben, wie die Sophie neben den Tieren ging und sie immer wieder mit der Hand tätschelte und ermunterte. Oder Domenikus, der in diesem Jahr schon mehrere Almabtriebe als Hütebua begleitet hat und mit Begeisterung dabei war. Vielen Dank an Hartl mit Familie, dass ich diesen Tag gemeinsam mit ihnen verbringen durfte. Und ein Riesenlob an Anna-Lena, die herzliche Almerin, welche die Tiere vier Monate lang versorgt und nun sicher ins Tal geführt hat!

 

 

 

[tourim-redakteur]