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Mehrtagestour mit Hüttenübernachtung

Wandern am Schliersee

Die Monate September und Oktober sind fantastische Wandermonate. Tagsüber nicht mehr so heiß wie im Hochsommer, noch kein Schnee und noch relativ lange Tage.

Wenn du schon immer mal mit dem Gedanken einer Mehrtageswanderung gespielt hast, solltest du es unbedingt ausprobieren.

Hier kommt ein Vorschlag für eine anspruchsvolle Dreitagestour mit Übernachtungen in Berghütten.

 

Was packe ich in meinen Rucksack:

Du solltest einen Rucksack mit einem Volumen von ca. 25‒30 Litern auswählen, damit du alle wichtigen Utensilien reinbekommst und nicht jeden Morgen Tetris spielen musst.

Für die Übernachtungen auf der Hütte benötigst du einen Schlafsack (hier reicht dieses Jahr wegen der Corona-Bestimmungen leider kein Hüttenschlafsack), deinen Kulturbeutel mit kleinem Handtuch, Zahnputzzeug und persönlichen Hygieneartikeln. Zudem solltest du dicke Socken oder Hüttenschuhe als Hausschuhe einpacken, denn es ist nicht nur angenehm, nach einem langen Wandertag abends die Bergschuhe auszuziehen ‒ diese müssen sogar abgelegt werden.

Du solltest unbedingt eine Regenjacke und eine warme Jacke (Daune, Primaloft) dabeihaben, das Wetter in den Bergen kann sich schnell ändern. Lange Hose, kurze Hose, zwei T-Shirts und ein Longsleeve.

Ich würde dir einen Satz trockene Klamotten für die Hütte nahelegen und was zum Schlafen. Generell empfiehlt sich Kleidung aus Merinowolle, denn diese neutralisiert ihren Geruch unterwegs.

Dünne Handschuhe und Mütze sollten auch im Rucksack sein, genauso wie eine Stirnlampe, Sonnencreme und ein kleines Erste-Hilfe-Set. Ein Handy gehört auch zur Notfallausrüstung und bietet zusätzlich die Option als Fotoapparat für bleibende Erinnerungen.

Du solltest einen Ausweis bei dir haben und etwas Bargeld, da man auf vielen Hütten nicht mit Karte bezahlen kann.

Für deine Tagesetappen solltest du mindestens einen Liter zum Trinken dabeihaben. Deine Flasche kannst du ‒ wann immer möglich ‒ zwischendurch auffüllen.

Du solltest dir überlegen, mit Wanderstöcken zu gehen. Das entlastet deine Beine und bietet Sicherheit und Stabilität, vor allem, wenn die Beine langsam müde werden.

Vergiss nicht einen Regenschutz für den Rucksack!

Auch wenn du vorhast, mittags einzukehren, würde ich etwas Proviant als Notreserve einpacken (Riegel, Nüsse oder Ähnliches).

Am wichtigsten sind die Wanderschuhe. Es ist weniger ratsam, mit ganz neuen Schuhen auf eine Tour dieser Größenordnung zu gehen. Trage bequeme, möglicherweise wasserdichte Schuhe mit gutem Profil. Auch ordentliche Socken sind nicht zu vernachlässigen (hier reichen dir zwei Paar).

 

Die Route:

Schwierigkeit: schwer

Länge: 38,2 km

Höhendifferenz: 2600 Hm

Empfohlene Jahreszeit: Mai‒Oktober

Ausgangspunkt: Bahnhof Neuhaus

Endpunkt: Bahnhof Neuhaus

   

 

Gesamt: 38,2 km, 2600 Hm

  • Tag 7 km, 900 Hm
  • Tag 11 km, 770 Hm
  • Tag 20,2 km, 930 Hm

 

 

1. Tag: 7 km, 900 Hm

Wir starten am Bahnhof in Neuhaus (kostenpflichtige Parkplätze sind am Bahnhof verfügbar). Wir suchen uns den Weg durch Neuhaus bis zum Beginn des Forstwegs durch den Dürnbachwald, der uns recht steil in Serpentinen zur Ankl-Alm (1311 m) bringt. Hier gibt es momentan nur Getränke zur Selbstbedienung.

Weiter geht es über den Nordgrat auf einem alpinen Steig (Trittsicherheit erforderlich) auf die Brecherspitz (1685 m), einen der markantesten Gipfel der Region und bereits vom Schliersee aus sichtbar. Hier erleben wir unser erstes Gipfelglück mit hochragendem Gipfelkreuz und einer Aussicht auf zwei Seen: den Schliersee und den Spitzingsee. Der Eintrag ins Gipfelbuch sollte nicht vergessen werden.

Hier haben wir mit den höchsten Punkt unserer Tagesetappe erreicht, und es geht nun nur noch bergab. Wir folgen dem Weg Richtung Westen. Nun ist ein kurzer Abstecher zu Freudenreichkapelle möglich (tolles Fotomotiv), bevor wir hinabsteigen zur Oberen Firstalm, wo wir die erste Nacht „am Berg“ verbringen.

 

2. Tag: 11 km, 770 Hm

Der zweite Tag startet gemütlich. Zuerst geht es bergab vorbei an der Unteren Firstalm und weiter bergab bis zum Spitzingsee. Entlang des Nordufers gelangen wir zum Spitzingsattel, bevor es wieder anstrengender wird.

Hier beginnt der Anstieg hinauf zur Schönfeldhütte (1410 m) ‒ einer lohnenden Einkehr ‒ und weiter zum ersten Gipfel des Tages: dem Taubenstein (1692 m). Hier sind die größten Strapazen des Tages schon hinter uns. Der Panoramaweg führt uns ohne große Höhenunterschiede bis zum Rotwandhaus und zum Rotwandgipfel (1884 m), dem höchsten Punkt unserer gesamten Tour. Die zweite Nacht verbringen wir im Rotwandhaus. Die Aussicht ist wirklich beeindruckend.

 

3. Tag: 20,2 km 930 Hm

Der letzte Tag hat es noch mal in sich. Am Morgen des dritten Tages geht es wieder zuerst gemütlich bergab zurück zum Ort Spitzingsee auf einer Forststraße, die im Winter eine hervorragende Rodelbahn ist. Kurz der Valepp flussabwärts folgend, zweigt schon bald der Wanderweg zum Stolzenberg (1609 m) ab. Steil bergauf, zuerst auf einem Forstweg zu den Haushamer Almen, bald frei bis auf den Stolzenberg, der tolle Ausblicke bietet. Von dort folgen wir dem Wanderweg über den Rotkopf, die Jagahüttn, Stümpfling, Suttenstein bis zum Bodenschneidgipfel (1669 m). Hier bietet sich uns ein beeindruckender Blick ins Nachbartal auf den Tegernsee.

Letzte Einkehrmöglichkeit ist dann das Bodenschneidhaus (1365 m), bevor wir uns auf den Weg zurück ins Tal machen. Der Rückweg ist nicht mehr schwierig oder technisch, hauptsächlich Forststraße und am Ende am Dürnbach entlang bis zum Ausgangspunkt Bahnhof Neuhaus.

Der Bach bietet sich an, um die erschöpften Füße nach dieser langen Tour zu kühlen.

Wem die letzte Etappe zu lang ist, kann diese noch aufteilen, eine Nacht im Bodenschneidhaus verbringen und die Runde am vierten Tag beenden.

Die Übernachtungshütten müssen unbedingt vorher kontaktiert und ein Bett vorab reserviert werden!

 

Ich wünsche dir viel Spaß bei deinem Wanderabenteuer und Berg heil!

 

 

Susanne Viehweger

Dipl. Sportwissenschaftlerin & Outdoor Enthusiast. Arbeitet als Sportlehrerin & Outdoorguide. Mit ihrem eigenen Unternehmen 'Happy Moving Outdoors' (www.happymovingoutdoors.de) vermittelt sie Leidenschaft für den Sport an der frischen Luft.

 

 

 

Familienwanderung zum Roßkopf

Der Herbst nähert sich mit großen Schritten ‒ und damit auch die beliebteste Jahreszeit zum Wandern. Ich möchte euch heute eine Wanderung vorstellen, die auch für Familien mit kleinen Kindern und ungeübte Wanderer sehr gut geeignet und leicht zu bewältigen ist, und zwar von der Stümpflingbahn-Bergstation zum Roßkopf.

 

 

Gegen 9:00 Uhr kommen wir – mein Mann, meine beiden Kinder und ich – am Parkplatz der Stümpflingbahn am Spitzingsee an. Noch ist der Parkplatz so gut wie leer, außer uns sind nur wenige andere Wanderer unterwegs. Wir kaufen das Familienticket für die Berg- und Talfahrt und können ohne Wartezeit in den 4er-Sessellift einsteigen. In weniger als zehn Minuten bringt uns die Bahn bequem zur Bergstation auf etwa 1480 m. Von hier aus können wir das Gipfelkreuz des Roßkopfs schon sehen. Das ist toll, gerade auch für kleine oder wenig lauffreudige Kinder ‒ das Ziel immer im Blick, ist die Motivation doch gleich viel höher. Der Höhenunterschied bis zum Gipfel beträgt nur knappe 100 m, und die Steigung ist wirklich moderat. Obwohl der Weg breit und gut begehbar ist, ist er nicht für den Kinderwagen geeignet. Wer trotzdem schon die ganz Kleinen mit auf den Berg nehmen möchte, dem empfehle ich eine sogenannte Kraxe oder eine andere Tragehilfe. Außerdem sollte man auf jeden Fall festes Schuhwerk tragen. Zusätzlich sind bei schönem Wetter ein Sonnenschutz und Sonnencreme empfehlenswert, denn der Weg liegt dann komplett im Sonnenschein.

 

Am Wegrand entdecken meine Kinder, beide im Grundschulalter, sofort interessante Alpenpflanzen, zum Beispiel das schmalblättrige Weidenröschen, die Silberdistel oder auch die Alpendistel. Und wo bunte Blumen blühen, sind auch die Krabbeltiere nicht weit. Jede Menge Kreuzspinnen haben zwischen den Pflanzen große Netze gespannt und warten regungslos auf ihre Beute. Man kann die Tiere aus nächster Nähe wunderbar beobachten und die filigrane Zeichnung auf ihren Körpern bestaunen. (Eine wichtige Bitte an dieser Stelle: Bitte keine Blumen pflücken, und seien sie auch noch so hübsch, und die Tiere nicht stören.) So macht der Aufstieg auch den Kindern großen Spaß, und die kleinen Forscher-Pausen inbegriffen, sind wir nach nur 30 Minuten schon am Ziel.

 

Die letzten paar Meter müssen wir den breiten Weg verlassen und über einen Wiesenpfad zum Gipfelkreuz hinaufsteigen. Die Freude der Kinder ist riesig, als sie die Pferde entdecken, die dort oben gemütlich auf der Wiese grasen. Am Gipfel thront ein beachtliches hölzernes Gipfelkreuz mit Herrgott. Außerdem bietet sich uns ein spektakulärer Ausblick – auf der einen Seite bis nach München, auf der anderen Seite bis weit nach Österreich hinein.

 

Nach einer kurzen Rast auf der Bank unter dem Gipfelkreuz ‒ die Kinder haben jetzt vor allem Durst ‒ machen wir uns langsam auf den Rückweg. Zurück an der Stümpflingbahn-Bergstation, spielen die Kinder erst noch ein bisschen auf dem kleinen Spielplatz mit Rutsche, Schaukel, Tarzanbahn und Klettergerüst. Im Anschluss kehren wir zum Mittagessen in die Jagahütt’n ein. Nach einem Wiener Schnitzel und Pommes frites sind die Kinder satt und zufrieden, und wir können mit der Sesselbahn zurück zur Talstation fahren. Für uns war es ein wirklich gelungener Halbtagesausflug, bei strahlendem Sonnenschein und mit viel Spaß für die Kinder!

 

Der Schwierigkeitsgrad lässt sich je nach Fitnessgrad und eigenem Zutrauen beliebig steigern, erfordert dann aber, sich über die jeweiligen Anforderungen weiter zu informieren. Denkbar wäre zum Beispiel, den Auf- und den Abstieg anstatt mit der Sesselbahn zu Fuß zu bewältigen oder die Tour vom Roßkopf-Gipfel zunächst bis zum Rotkopf und weiter bis zum Stolzenberg auszudehnen. Für Action-Freunde wäre von der Stümpflingbahn-Bergstation aus auch die Abfahrt zur Talstation mit Mountaincarts denkbar.

 

Zu guter Letzt wünsche ich uns allen einen sonnigen, goldenen Herbst – für viele schöne Wanderungen in den Schlierseer Bergen!

 

Stümpflingbahn

Lyraweg 6

83727 Schliersee

https://www.alpenbahnen-spitzingsee.de/sommer/sommer/

 

Parken für Wanderer und Tourengeher: Tagesticket 5 € (reduziert beim Kauf eines Bahntickets)

Familienticket Stümpflingbahn (Kinder bis einschließlich 15 Jahre) für Berg- und Talfahrt: 38 €

 

(In Betrieb bis 11. Oktober 2020)

 

 

 

Jagahütt’n am Stümpfling

Am Stümpfling

83727 Schliersee-Spitzingsee

www.jagahuettn.de

 

 

 

Kathrin Zott

Aufgewachsen und noch immer wohnhaft in Neuhaus am Schliersee, zweifache Mama, studierte Germanistin und Musikpädagogin, freiberufliche Lektorin und Korrektorin – mit anderen Worten: heimatverbundene, musikbegeisterte, kreative, tierliebe und vor allem komplett italienverrückte Leseratte.