In der Welt zu Hause, am Schliersee daheim – der Fotograf Florian Bachmeier und seine Passion
Eine mädchenhaft wirkende Frau in einem roten Umhang sitzt im Gras, im Hintergrund droht ein mächtiges und unwirtlich wirkendes Bergmassiv. Ihr Blick: leidvoll und zugleich stolz. Das Foto berührt, weil es eine schlichte Erhabenheit ausstrahlt und zugleich fremd und seltsam traurig wirkt. Das Porträt der jungen kirgisischen Nomadin ist ein Werk des Schlierseer Fotografen Florian Bachmeier und eines seiner Lieblingsfotos. Entstanden ist es in einem abgelegenen Tal in Afghanistan.
Ich treffe Florian Bachmeier in seinem kleinen Atelier in der Nähe der Gemeinde Schliersee. Das Erste, was mir auffällt, sind die vielen Bücher und Zeitschriften, die auf Regale, Tische und dem Schreibtisch verteilt sind. In vielen von ihnen findet man Fotostrecken meines Gastgebers. Die Mitte des Raumes dominiert ein großer Tisch, auf dem Florian seine Schätze ausgebreitet hat: Fotos, Fotos und noch mal Fotos. Auch das Mädchen aus Afghanistan ist darunter. „Ich arbeite gerade an meinem Portfolio“, antwortet er auf meine stumme Frage.
Ein Atelier voller Fotografien aus aller Welt
Ein Portfolio, das mit Porträts, Landschaftsaufnahmen, Straßenszenen und vielen anderen Motiven aus verschiedenen Kontinenten, Ländern, Städten und Dörfern dieser Erde reich gefüllt ist. Seit seiner fotografischen Ausbildung im spanischen Pamplona und einem Geschichtsstudium in München ist Florian viel herumgekommen. Als freier Fotograf bereiste er nicht nur Afrika, Afghanistan sowie große Teile des Balkans und Osteuropas – seine jüngste Reise führte sogar bis nach Venezuela: „Ich habe zwar schon viel von der Welt gesehen, aber in Südamerika war ich bis dato noch nie“, erzählt er freimütig. „Da kam mir der Auftrag einer meiner Kunden, eine Reportage über die Lebensumstände der Einheimischen während der Regierungskrise zu machen, gerade recht.“
Eine Reise in den Donbass
Sein „Spezialgebiet“ aber ist die Ukraine. Seit sechs Jahren fliegt der Schlierseer regelmäßig in das politisch gebeutelte Land, spricht mit den Menschen vor Ort und fängt mit seiner Kamera das ganze Elend des Krisengebiets, aber auch immer wieder ganz banale Alltagsszenen ein. Besonders im Donbass, jener nach wie vor von der ukrainischen Regierung und unbeirrbaren Separatisten hart umkämpften Region zwischen den ukrainischen und russischen Fronten. Dabei ist er nie „nur“ der Mensch hinter der Kamera, der auf den Auslöser drückt und dann wieder seiner Wege geht. „Empathie gehört zu meinem Beruf“, bekräftigt er.
„Es gab auch schon brenzlige Situationen“
Einer seiner Auftraggeber ist das journalistische Netzwerk N-Ost, das zahlreiche Medien in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit kritischer, unabhängiger und differenzierter Berichterstattung aus Osteuropa versorgt. In der Regel reagieren die Menschen, die Florian fotografiert, positiv auf Recherchen ausländischer Journalisten. Doch es gab auch schon brenzlige Situationen: „Im Februar 2015 war ich mal in einer Gefahrensituation“, erinnert er sich. Florian und seine Begleiterin, eine Journalistin von einem extrem pro-ukrainischen Medium, waren unterwegs zum Gefecht von Debalzewe, wo sich trotz des Waffenstillstandsabkommens „Minsk II“ ukrainische Soldaten und aufständische Milizen ein heftiges Scharmützel lieferten. „Kurz vor der Ankunft gerieten wir in einen Hinterhalt prorussischer Separatisten, das war schon ziemlich haarig“, berichtet er.
Schreckgespenst Tuberkulose
Solche Erlebnisse sind aber zum Glück die Ausnahme und hindern den Schlierseer Kosmopoliten nicht daran, noch viele weitere Reisen in den Osten Europas zu unternehmen. Sein neuestes Projekt ist ein Buch über die Ukraine, das er mir der Unterstützung eines Bekannten aus dem Landkreis Miesbach plant. Sein erstes Buch „Der weiße Tod. Tuberkulose in Moldawien“ zeigt und erzählt in eindringlichen Fotos und Texten die geradezu endemische Ausbreitung der todbringenden Erkrankung nach dem Zerfall der Sowjetunion, die Hilflosigkeit der Ärzte und den erschreckenden Leidensweg Betroffener.
Für seine Arbeiten hat Florian Bachmeier in den vergangenen Jahren zahlreiche auch internationale Preise, Auszeichnungen und Nominierungen erhalten. Die meisten davon hängen ordentlich gerahmt an der Wand in seinem Atelier. Besonders freut er sich über die Auszeichnung „Pressefoto des Jahres 2015“ seiner Heimat Bayern.
Bodenständiger Kosmopolit
Privat lebt Florian ganz bodenständig mit seiner spanischen Frau und seinen beiden Kindern abwechselnd in Schliersee und Spanien. Trotz seines Globetrotter-Daseins kehrt er immer wieder gerne in seine bayerische Heimat zurück und genießt das Zusammensein mit seiner Familie und seinen Freunden. Doch egal, ob beim sommerlichen Baden in Fischhausen oder bei einer Tour mit seinen Kindern in die Schlierseer Berge – die Kamera ist seine ständige Begleiterin. Interessante Motive gibt es schließlich überall.
Mehr über Florian Bachmeier, seinen Lebensweg und sein fotografisches Œuvre gibt’s im Netz unter www.florianbachmeier.com.
Wohnhaft in Warngau, geboren in Tegernsee, aber dem Schliersee herzlich zugetan. Zweifache Mama und als freiberufliche Redakteurin, Sprecherin und Schauspielerin viel unterwegs. Steckenpferde: Kunst und Kultur, Natur (vor allem Bäume) und Schuhe!