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Ein Leben für die Kunst – Rückblick auf das künstlerische Schaffen des Malers Leonhard Leitner

Vom 25. November 2023 bis 12. Januar 2024 sind in der Vitalwelt Schliersee Werke des in Schliersee geborenen und im vergangenen Jahr verstorbenen Kunstmalers Leonhard Leitner zu sehen. Die Ausstellung gibt einen Überblick über seine künstlerischen Techniken und Ausdrucksweisen.

 

 

 

Paradetechnik: Aquarell

 

Ich habe mich bei der Vernissage am Samstag, den 25. November 2023, mit Steffi Obermayer unterhalten, der Tochter des Künstlers Leonhard Leitner. Sie hat die Bilder ihres Vaters ausgewählt und in der Ausstellung thematisch geordnet. Mir persönlich gefällt die große „Schliersee-Wand“ im Forum der Vitalwelt mit vielen Landschaftsaquarellen aus Schliersee am besten. Die Paradetechnik von Leonhard Leitner war die Aquarellmalerei, das sieht man beim Betrachten der Bilder gleich. Neben Bildern aus Schliersee findest du auch Stillleben, Blumenbilder, Bilder aus München und von Urlaubsreisen, beispielsweise nach Elba.

 

 

Kunst ist Kommunikation

 

„Mein Vater wollte aber nicht nur schöne Bilder malen“, erzählt mir Steffi Obermayer. Er griff auch zeitkritische Themen auf. „Gerade in seinen Airbrush-Technik-Bildern zu politischen, ökologischen und sozialen Themen kommt dies deutlich zum Ausdruck.“ Er wollte sich mit seinen Bildern ausdrücken und mit seiner Umwelt darüber kommunizieren. „Die Diskussion über bestimmte Themen anregen – das war ihm wichtig“, erinnert sich Steffi Obermayer. Großen Erfolg konnte Leonhard Leitner auch mit seinen Karikaturen verzeichnen – diese druckte er in kleinen Heftchen ab. Als Bauingenieur wusste der Schlierseer mit dem Zeichenstift umzugehen, was er in vielen Landschafts- und Architekturzeichnungen zum Ausdruck brachte. Auch eine Auswahl an Leitners Karikaturen findest du in der Ausstellung. „Die Vitalwelt Schliersee bietet immer wieder Raum für Kunstausstellungen und fördert damit auch die Künstler insbesondere aus der Region. Wir freuen uns sehr, die Kunstwerke eines Schlierseer Künstlers den Besuchern kostenfrei zu ermöglichen“, erklärt Schliersees Kuramtsleiter Mathias Schrön.

 

 

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Die Ausstellung in der Schlierseer Vitalwelt ist eine Verkaufsausstellung und der Erlös wird von Steffi Obermayer gespendet. Die eine Hälfte des Erlöses geht an den Landesbund für Vogelschutz und die andere Hälfte an den Verein Horizont e. V. für obdachlose Mütter und Kinder in München. Du suchst noch ein Weihnachtsgeschenk für einen Schliersee-Liebhaber? Ein Bild von Leonhard Leitner ist ein echtes Unikat!

 

 

Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten der Gäste-Information Schliersee geöffnet.

 

Vitalwelt Schliersee

Perfallstr. 4

83727 Schliersee

 

 

Zur Person Leonhard Leitner:

Leonhard Leitner wurde am 6.11.33 als zweiter Sohn des Rotmesner-Bauerns in der Ortsmitte Schliersee geboren. In seiner Jugend blieb ihm neben der Arbeit auf dem Hof, dem Feld und auf der Alm allerdings nur wenig Zeit für die Kunst. Trotzdem zeichnete und malte er, wann immer es ging. Er machte eine Ausbildung zum Schäffler und Zimmerer, und nachdem er sein Diplom als Bauingenieur in München erlangt und einige Jahre erfolgreich als Statiker gearbeitet hatte, führte er zusammen mit seiner Frau einen Geschenkeladen am Münchner Marienplatz. In seinem Münchner Atelier gab er jahrzehntelang Mal- und Zeichenunterricht. Sein Leben war geprägt vom künstlerischen Schaffensdrang.

 

 

 

Judith Weber

Heimatverliebt und reiselustig. Ich liebe Schliersee zu jeder Jahreszeit und bin immer auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Inspirationen. Mit einem Auge für das aktuelle Geschehen interessiere ich mich für alles, was in Schliersee los ist.

 

 

 

Karl Haider ‒ ein verkannter Künstler

Der Namensgeber der Karl-Haider-Straße am nördlichen Ortsende von Schliersee war ein bayerischer Landschafts- und Porträtmaler, der seine letzten Lebensjahre in Schliersee verbrachte und dort auch seine letzte Ruhestätte fand. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Porträts „Elise Greinwald“ und die „Schlierseerin“ sowie das Gemälde mit dem Titel „Blumenwiese“.

Karl Michael Haider wurde am 6. Februar 1846 als Sohn eines Forstmeisters in Anzing geboren. Einige Jahre seiner Schulzeit verbrachte er auf einem musischen Gymnasium in München. Sein erster Berufswunsch war Sänger, doch schon bald wurde ihm seine wahre Berufung klar: Karl Haider wollte Maler werden. In einer privaten Malschule lernte er die ersten künstlerischen Grundlagen und wechselte später auf die Münchener Kunstakademie.

Schon bald lernte er dort zwei Kommilitonen kennen, die sein künstlerisches Schaffen stark prägten und beeinflussten: die Maler Hans Thoma und Wilhelm Leibl.

Der Erfolg blieb zunächst aus

Mit 29 Jahren reiste der junge Künstler nach Florenz, wo er ein Jahr verbrachte und „alte Meister“ kopierte, indem er Holzschnitte von ihren Werken anfertigte. 1876 zurück in München, ließ er sich dort als freier Maler nieder. Doch der künstlerische Erfolg ließ auf sich warten. Alle Museen und Galerien lehnte seine Bilder ab, und nur einige private Aufträge sorgten für einen kargen Lebensunterhalt. Im Jahr 1882 starb seine Ehefrau Katharina. Da Haider das Geld für die Bestattung nicht aufbringen konnte, griff ihm der Münchener Malerfürst Franz von Lenbach unter die Arme. Große Unterstützung erfuhr Haider – der mittlerweile hoch verschuldet war – auch durch seine Kollegen und Freunde aus dem Künstlerkreis um Wilhelm Leibl.

1890 heiratete Karl Haider seine zweite Ehefrau Ernestine Schwarz. Doch auch diese Verbindung erwies sich als äußerst unglücklich. Einziger Lichtblick war der gemeinsame Sohn Ernst Haider, später ein ebenso bekannter Maler wie Hubert Haider, Karl Haiders Sohn aus erster Ehe.

Umzug nach Schliersee im Jahr 1874

1874 bewilligte der Staat dem verarmten Künstler eine kleine Pension, und zwei Jahre später ließ sich Haider in Schliersee nieder. Erst zu dieser Zeit stellte sich langsam der lang ersehnte Erfolg ein. 1897 wurde sein Gemälde „Herbstabend“ auf der Münchener Internationalen Ausstellung mit einer Goldmedaille prämiert. In den folgenden Jahren reiste Haider immer wieder nach Österreich, Ungarn und Italien und verarbeitet seine dort gesammelten Eindrücke in kraftvollen Landschaftsbildern. Doch niemals vernachlässigte er seine eigentliche Passion: die Porträtmalerei. Der große Ruhm kam spät: Erst ein Jahr vor seinem Tod feierten die Münchener ihn mit einer großen Ausstellung, und die Universität Breslau verlieh ihm den Titel eines Ehrendoktors.

 

 

Karl-Haider-Denkmal hoch über dem Schliersee

Am 28. Oktober 1912 verstarb Karl Michael Haider in seiner Wahlheimat Schliersee. Sein Grabmal schuf der Bildhauer Hermann Lang. Es ist bis heute auf dem Friedhof der Pfarrkirche St. Sixtus zu besichtigen. Lang fertigte auch die Bronzebüste des Malers an, die hoch über dem Schliersee auf der sogenannten Hochburg, dem Standort der ehemaligen Wohnstätte des Adelsgeschlechts der Waldecker, über die großartige Landschaft wacht. Eine steinerne Bank lädt dort zum Verweilen und zum Gedenken an diesen begabten, aber lange Zeit verkannten Maler ein.

 

 

 

Katharina Fitz

Wohnhaft in Warngau, geboren in Tegernsee, aber dem Schliersee herzlich zugetan. Zweifache Mama und als freiberufliche Redakteurin, Sprecherin und Schauspielerin viel unterwegs. Steckenpferde: Kunst und Kultur, Natur (vor allem Bäume) und Schuhe!