Spitzwegerich (nach Insektenstichen) – Löwenzahn (bei Blasenbildung an den Füßen) ‒ Johanniskraut (nach dem Sonnenbrand)
Eigentlich hat auch im Gebirge die Wandersaison längst begonnen. Nach tagelangen Regenfällen verkündet der Wetterbericht endlich Besserung. Wir verabreden uns mit einer befreundeten Familie am Wochenende zu einer eher gemütlichen Bergwanderung. Ziemlich schwül ist es heute, schwitzend mühen sich die vier Erwachsenen den ziemlich steilen Bergweg aufwärts, während unsere Kinder zu unserem Erstaunen weit voraus sind. Plötzlich angsterfüllte Hektik – die Tochter unserer Freunde wurde offenkundig von einer Biene in den Arm gestochen.
Die Erstversorgung: Was ist zu tun, wenn gestochen wurde? Die wichtigste Regel lautet: Ruhe bewahren, keine Panik und insbesondere keine panischen oder hektischen Bewegungen! Oftmals bleibt nach einem Bienenstich der Stachel der Biene im Gewebe der Haut zurück. Diesen sollten Sie vorsichtig entfernen. Dabei möglichst nicht auf seine bauchartige Verdickung drücken, denn diese enthält die Giftstoffe. Wenn die Einstichstelle gut zugänglich ist, scheuen Sie sich nicht und saugen Sie den Stich aus, das Gift wird durch den Speichel im Mund zerstört – danach sofort ausspucken!
Nr. 1 Spitzwegerich – eine Heilpflanze gegen Bienen- und Wespenstiche
Dann pflücken Sie sich frische Blätter vom Spitzwegerich (lat. Plantago lanceolata) und verreiben diese intensiv in Ihrer Hand, bis am unteren Teil des Stängels der Pflanzensaft austritt. Diese Flüssigkeit reibt man auf die Einstichstelle. Der Stich wird kaum jucken und schwillt gar nicht erst an. Eine zusätzliche, sehr sinnvolle Maßnahme ist die Kühlung der Einstichstelle, beispielsweise in einem nahen Gebirgsbach. Achtung: Häufig kommt es bei Insektenstichen – besonders bei Stichen von Bienen oder Wespen ‒ zu allergischen Reaktionen. Bei großflächiger Rötung der Haut, starken Schwellungen, bei Erbrechen oder Atemnot bis hin zu lebensbedrohlichen Kreislaufstörungen ist schnelle ärztliche Hilfe notwendig!
Wo wächst diese Pflanze:
Den Spitzwegerich findet man am Rande von Feldwegen oder auf brach liegenden Wiesen, manchmal auch auf Abfall- bzw. Schuttplätzen.
Nr. 2 Der Löwenzahn – ein Wunderheiler unter den Pflanzen
Der gelb blühende Löwenzahn (lat. Taraxacum sect. Ruderalia mit seinen sägeblattähnlichen Blättern, kleinere Kinder sprechen von der „Butterblume“ oder „Pusteblume“) ist wohl jedem bekannt. Trotzdem verwundert es, dass nur wenige seine vielfältigen, äußerst positiven Eigenschaften (auch als vitaminreiches Nahrungsmittel!) kennen und die meisten Menschen ihn als Unkraut ächten. Aufgrund der antibakteriellen und damit entzündungshemmenden Eigenschaften kann der Löwenzahn-Pflanzensaft zur Behandlung und Heilung von kleineren Wunden oder auch Blasen genutzt werden. Somit lassen sich Infektionen verhindern. Auch Schmerzen und Juckreiz nach Insektenstichen lassen sich durch das Auftragen des weißen Pflanzensaftes aus dem Stängel oder der Wurzel des Löwenzahns lindern. Sollte der milchige Saft des Stängels nicht ausreichen, kann zu Hause die komplette Pflanze zerkleinert, mit etwas Wasser zu einem Brei verrührt und auf die betreffenden Hautbereiche aufgetragen werden.
Wo wächst diese Pflanze:
Die Pflanze ist (fast) überall – sogar in Ritzen von Pflasterungen oder Rissen im Asphalt ‒ zu finden. Sie ist äußerst robust und widerstandsfähig.
Nr. 3. Johanniskraut – eine Heilpflanze gegen Sonnenbrand
Einige Heilpflanzen verfügen über Wirkstoffe, die schmerzhafte Symptome bei Sonnenbrand wirksam lindern und die Haut beruhigen können – im Besonderen auch der Extrakt des Echten Johanniskrauts (lat. Hypericum perforatum). Namensgeber für diese Pflanze ist der Johannitag am 24. Juni, ein Zeitpunkt um die Sommersonnenwende, an dem die Pflanze in voller Blüte steht. Wichtig ist, dass sich mit Johanniskrautextrakt behandelte Personen nicht dem Sonnenlicht aussetzten. Dieser darf nur nach dem Aufenthalt in der Sonne angewendet werden, ansonsten verstärken sich die schmerzhaften Beschwerden deutlich! Das Johanniskrautöl kann auch selbst hergestellt werden: Man pflückt etwa eine Handvoll der leuchtend gelben Johanniskrautblüten (die Erntezeit ist von etwa Juni bis September), gibt diese in einen Mörser und vermischt danach die klein zerriebenen Blüten mit etwa einem halben Liter gutem Speiseöl (ideal ist Olivenöl). Dieses wird reichlich auf die gerötete Haut aufgetragen, und man lässt es ‒ gut abgedeckt ‒ am besten während der Nachtzeit einwirken.
Wo wächst diese Pflanze:
Die Pflanze gedeiht am Rand von meist unbefestigten Wegen, an Böschungen und vor Sträuchern und Gebüschen.
Für alle Interessenten, die mehr über Wildkräuter und Heilpflanzen sowie deren Nutzen für den Menschen erfahren möchten, bietet sich die Möglichkeit, an einer der zahlreichen Führungen der zertifizierten Schlierseer Kräuterpädagogin Christiane Viehweger teilzunehmen.
Infos und Anmeldung unter www.wildkraeuterkuchl.de
E-Mail: christiane-kraeuter@gmx.de, Tel.: 0171/7604378 (Mo.-Do. ab 16.30 Uhr, Fr. ab 13 Uhr)
Eckehard RadehoseEckehard Radehose
In Schliersee zuhause, extrem berg- und reisesüchtig seit seinem 6. Lebensjahr. Dipl. Kartograph, Journalist und langjähriger Trekking- und Expeditionsleiter mit Vorliebe für besonders hohe Gipfelziele. An die 2.500 Gipfelbesteigungen weltweit und weit über 1.000 Skitouren. Mein bevorzugter Ort: Gipfel der Baumgartenschneid bei Sonnenuntergang mit einem Glas Rotwein.
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