Frühlingserwachen 2017 – die Artenvielfalt Schliersees schützen

Wer sich in der Natur verständnisvoll und ruhig verhält, wird überrascht sein, was es in Schliersee und seinen Bergen noch zu entdecken gibt. Der Frühling 2017 zeigte sich besonders wechselhaft, der Februar feucht-stürmisch, wir hatten den wärmsten März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, an Ostern und Ende April brachte ein Kältesturz wieder Frost und Schneefälle ‒ ja, der Frühling in den Bergen zieht sich lange hin und stellt alles Leben auf eine langwierige Geduldsprobe.
Unaufhaltsam treibt es einen hinaus ins „Paradies Schliersee“, und immer wieder belohnt die Natur mit interessanten Naturbeobachtungen, aber auch in der Heimat werden sie immer seltener.

Steinadler, Grünspecht, Rotmilan, Bachstelze, Gämse, Graureiher, Wanderfalke, das Laichen der Grasfrösche, Wasseramsel und Gebirgsstelze, bunte Schmetterlinge ‒ Artenvielfalt in ihrer natürlichen Umgebung wahrnehmen zu dürfen, bedeutet pures Lebensglück. Der Artenreichtum der Natur ist ein großzügiges Geschenk und sichert unser Überleben. Doch wie gehen wir mit diesem Geschenk um?

Das Sterben der Arten in Bayern geht unaufhaltsam weiter. Eine freizeit-, sport- und konsumorientierte Gesellschaft bedrängt kostbare Naturlebensräume. Intensive Landwirtschaft und eine eigentlich gut gemeinte Energiewende vernichten täglich letzte Rückzugsgebiete der heimischen Flora und Fauna. Was nützt da ein Naturschutzgesetz, wenn es nicht konsequent eingehalten wird? Streng geschützte große Beutegreifer werden teilweise als Menschenfresser und Existenzgefährder gebrandmarkt, finden aber in Wirklichkeit aufgrund der vielen Straßen, Kulturlandschaften und Nutzflächen sowieso keinen ungestörten Lebensraum mehr. Was nützen freundliche Verhaltensregeln und Gebote, wenn sich nur wenige daran halten, weil wir Menschen uns zu weit von der Natur entfernt haben? Was können wir tun, um noch zu retten, was noch zu retten ist, und aus welchen Gründen gibt es im Landkreis Miesbach noch immer kein einziges

Naturschutzgebiet? Was unternimmt die bayerische Politik? Mit Ende des Zweiten Weltkriegs folgte die Zeit des Wirtschaftswunders und seither eine Politik des endlosen Wirtschaftswachstums auf Pump, eine Zeit der Spekulation und Überproduktivität, eine Politik der Butterberge und des Milchpreisverfalls, eine Politik der Massentierhaltung, der Gentechnik und der digitalisierten Landwirtschaft – doch wohin wird uns das bringen? Noch mehr, noch schneller, noch billiger, noch technisierter, noch verschwenderischer, noch naturvernichtender? Unsere moderne Hochleistungsgesellschaft investiert letztendlich Milliarden in die Zerstörung und Ausbeutung von Natur, dagegen steht für Natur- und Artenschutz nur ein verschwindend geringer Teil zur Verfügung, es sei denn, es ließe sich mit der Natur Geld verdienen.

Eine solche Welt ist mir immer mehr fremd geworden, seit vielen Jahren rette ich mich deshalb trostsuchend hinaus in die heimatliche Natur. Doch was ich dort finde, betrübt mich. Nur noch kleine Restbestände des einstigen massiven Vorkommens wilder Tiere und Pflanzen sind übrig geblieben, überall zunehmende Besiedelung, Hochleistungslandwirtschaft und Forstwirtschaft. Ich fühle mich auf Straßen und Wanderwege verbannt, der Mensch wurde zum Verbraucher, überall Privatbesitz, explodierende Gewerbe- und Produktionsflächen oder landwirtschaftlicher Stacheldrahtzaun, dahinter glückliche Hochleistungsrinder? Die Kinder wissen schon nicht mehr, wie schön es einmal gewesen ist, längst sind für sie bis zu fünfmal im Jahr gemähte und überdüngte Hochleistungswiesen und Monokulterfelder zur ganz normalen „intakten Natur“ geworden ‒ wie traurig.

Dabei ist es gewiss nicht meine Absicht, auf Mitmenschen zu schimpfen oder einseitig Schuld zuzuweisen, nein, im Gegenteil, denn wenn man genau hinsieht, lieben, suchen und brauchen wir alle die immer knapper werdenden Naturflächen – die Jäger, die Gleitschirmflieger, die Fischer, Vogelschützer, Landwirte, Forstwirte, Berg- und Nachtwanderer, Tourengeher, Hundefreunde, Almbauern, Hotel- und Gaststättenbetreiber, Skifahrer, Bergsteiger, Mountainbiker, Segelflieger, Paddelbootfahrer, Badegäste, Freunde ferngesteuerter Drohnen, wilde Camper, Anhänger von Wildwasserrafting, Feuerwerker, Lasershow- und Open-Air-Organisatoren, um nur einige zu nennen. Zwischenzeitlich haben wir Menschen selber kaum noch Platz für unser Zuviel an Gewerbe und Erholungssuche. Interessenskonflikte zwischen den unterschiedlichen Gruppen sind unausweichlich vorprogrammiert, doch das Artensterben geht unterdessen ungehindert weiter, Tiere und Pflanzen können sich nicht dagegen wehren, daran ändern auch die wenigen erfolgreichen Naturprojekte vieler Ehrenamtlicher nichts. Was können wir also tun?

Bitte helft alle mit, jeder einzelne wird gebraucht! Öffnet der Natur euer Herz und schärft eure Sinne für die Naturvielfalt, schont die Natur wo immer nur möglich, „leben und leben lassen“. Lasst uns miteinander reden und persönlich aktiv werden, lasst uns Kompromisse eingehen, um die Vielfalt der Tiere und Pflanzen zu erhalten und zu fördern, und lasst uns gemeinsam mehr geschütze Biotope schaffen für die inzwischen bereits zu 40% bedrohten Tier- und Pflanzenarten Bayerns!

Ach könnten doch alle Menschen die Notwendigkeit einer komplex vernetzten Artenvielfat mit eigenen Augen entdecken und verstehen, dann würden sie der Natur noch mehr Verständnis entgegenbringen, sie aufrichtig lieben und wertschätzen lernen, sich an ihrer Schönheit erfreuen, dann würden wir alle sie – ganz automatisch – besser schonen und schützen, ja, dann wäre es für mich perfekt – „für einen Moment das Glück Schliersee“.

Text+Video+Fotos: 05.05.2017 Helmut Jenne sen.

Bundesartenschutzverordnung – BartSchV
https://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/bartschv_2005/gesamt.pdf

Bayr. Landesamt für Umwelt – „Rote Listen gefährdeter Tiere“:
https://www.lfu.bayern.de/natur/rote_liste_tiere/index.htm
Die erste Adresse im Landkreis Miesbach,  wenn es um Naturschutz geht:
LBV-Kreisgruppe Miesbach http://www.lbv-miesbach.de/start.html

LBV – Landesbund für Vogelschutz:
http://www.lbv.de/unsere-arbeit/tiere-pflanzen.html

Bund Naturschutz und Artenschutz:
https://www.bund-naturschutz.de/fileadmin/Bilder_und_Dokumente/Der_BUND_Naturschutz/Jahresbericht/BN_Jahresbericht_Extern_2015_d_Web2.pdf

 

Bundesamt für Naturschutz – „Naturvielfalt Bayern“
https://biologischevielfalt.bfn.de/23090.html
NABU – Rote Liste der Brutvögel

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/artenschutz/rote-listen/10221.html
Miesbacher Merkur – 22.09.2016 – „Rotwand als Naturschutzgebiet? Politisch nicht durchsetzbar“

https://www.merkur.de/lokales/region-miesbach/schliersee-ort29415/rotwand-naturschutzgebiet-verbaende-sind-skeptisch-6773748.html

 

[tourim-redakteur]

 

 

 

Schliersee und die Geschichte vom kleinen Maibaum

Die Gemeinde Schliersee hat doch tatsächlich für 2017 keinen Maibaum!

Meine Frau Birgit arbeitet in der Gästeinformation Schliersee, und nachdem dort die Osterdekoration abgebaut werden musste, sah es anschließend im Büro etwas leer aus. Deshalb kam ihr spontan der lustige Gedanke, „Schliersee ohne Maibaum ‒ das geht doch nicht! Wir könnten doch als Dekoration einen eigenen Maibaum aufstellen.“ Auch ihre Arbeitskolleginnen Ursula Höllerl und Magdalena Weber waren sofort von der Idee begeistert. Dann „erstand“ in solidarischer Teamarbeit auf wundersame Weise nach und nach „der kleine Maibaum von Schliersee“, den meine Frau Birgit und ich dann einige Tage später pünktlich und feierlich am Morgen des 1. Mai 2017 in der Gästeinformation Schliersee ‒ „mit letzter Muskelkraft“ ‒ aufstellen konnten.

Anfangs wusste allerdings noch keiner der Beteiligten, wie der vermeintliche „Schliersee-Ersatzmaibaum“ überhaupt aussehen könnte, doch Ursula Höllerl hatte vorsorglich schon mal einen Kranz für einen eventuellen Maibaum gebunden (Innenmaß 18 cm, Außenmaß 37 cm). Den Baum sollte Birgit noch besorgen, Magdalena Weber und Rafef Debei malten unterdes Maibaummotive.

Sechs Motivschilder mit je zwei Motiven als Vorder- und Rückseite sollten es werden, und das hieß, zwölf Motive aussuchen, zeichnen, ausmalen, laminieren und auf Wellpappe aufkleben, in einer einheitlichen Breite von 16 cm, einer Höhe in der Mitte von 20 cm und einer Höhe an den Seiten von 15 cm zurechtgeschnitten, die Ränder mit blauweißem Klebeband umfassen und als Aufhängung je Schild zwei gelbe Aufhängeschlaufen ankleben (Länge zusammengedrückt 3,5 cm, Breite 2,5 cm), um insgesamt an drei Querstangen (Länge 50 cm, Durchmesser 15 mm) jeweils links und rechts ein Motivschild einhängen zu können.

Bis zum Schluss herrschte großes Rätselraten, was denn als Stamm für den Maibaum infrage käme,  denn natürlich durfte „der kleine Schliersee-Ersatzmaibaum“ auch nicht zu teuer werden. Am Samstag, dem Tag der letzten Einkaufsmöglichkeit vor dem 1. Maifeiertag, wurden meine Frau, mein Sohn und ich dann in einem Baumarkt im letzten Moment fündig. In der Pflanzenabteilung stand zufällig eine Palette (Länge 80 cm, Breite 60 cm), die vom Baumarkt sowieso entsorgt werden sollte, und wir durften diese dann tatsächlich kostenlos mitnehmen. Da kam mir die Idee, das sei doch die richtige Plattform für den Maibaum, man müsste nur die Mittelleiste von der Palettenoberseite entfernen, darauf einen 2,5 m langen Zaunpfosten (8 Euro) mit 7 cm Durchmesser, gekürzt auf eine Länge von 2,4 m (Raumhöhe beachten!), stellen und von unten verschrauben. Obendrauf kommt dann als Maibaumspitze ein Tennisball, befestigt mit einer 12-cm-Schraube, alles natürlich mit weißer Acrylfarbe gestrichen, den Stamm dann mit kräftigen vier Querleisten (Kantholz 7 cm x 3,5 cm, 2 x in Länge 80 cm, 2 x in Länge 60 cm, und 2 x in Länge 14 cm) jeweils mittig mit gegenseitigem Abstand von 7 cm als Lücke für den Stamm geschickt und stabilisierend mit Palette und Stamm verschrauben, ein schönes breites Zierband in bayerischem Rautenmuster (Breite 6 cm) von oben bis unten schräg umwickelt ‒ das könnte zumindest „rein theoretisch“ klappen.

Am darauffolgenden Sonntag bastelten wir ‒ meine Frau Birgit, unser Sohn Helmut jun. und ich ‒  zu Hause dann insgesamt sieben Stunden: anzeichnen, schneiden, vorbohren, sägen, messen, schrauben, kleben, malen, hämmern, improvisieren, improvisieren und noch mal improvisieren, dann war der Maibaum fertig. Unglaublich, es hatte funktioniert!

Als Aufhängung für die Querstangen, die die Motivschilder tragen sollten, habe ich mir extra Schellen angefertigt. Dazu schnitt ich mit einer stabilen Blechschere aus einer Blechdose drei Blechstreifen aus (Länge 8 cm, Breite 3 cm). Diese habe ich dann passend um die Querstangen zurechtgebogen. Schließlich wurden sie mit vier Schrauben am Maibaumstamm angeschraubt ‒ natürlich per Augenmaß. Die erste Querstange setzten wir von oben bei 58 cm, die beiden anderen folgen im Abstand von je 35 cm nach unten. Als Kranzaufhängung dienen zwei unscheinbare Schrauben unter der Tennisballspitze. Damit der Maibaum nicht über Nacht „traditionell“ geklaut werden konnte, wurde er über Nacht lieber schon mal vorsichtig im Auto verstaut.

Am 1. Mai fuhren meine Frau und ich den „kleinen Schlierseer Maibaum“ mit dem Auto direkt zum Schliersee und stellten ihn dort kurz zum Fotografieren ab. Anschließend trugen wir ihn durch den Kurpark bis in die Gästeinfo und stellten ihn dort auf.

Insgesamt waren sechs Personen beteiligt: Ursula Höllerl, Magdalena Weber, Rafef Debei, meine Frau Birgit, mein Sohn Helmut und ich. Insgesamt kamen wir mit ca. 30 Euro aus!

Wer möchte, der kann den kleinen Maibaum gerne nachbauen oder ihn in der Gästeinformation Schliersee in der Perfallstraße 4 in voller Größe bewundern.

Zu Schliersee gehört einfach ein Maibaum, und zumindest uns macht er jetzt große Freude. Ja … ganz schön verrückt kann es manchmal sein, „für einen Moment das Glück Schliersee“

Text+Fotos: 01.05.2017 Helmut Jenne sen.
[tourim-redakteur]

 

 

 

Freddie – die raffinierte Rabenkrähe vom Schliersee

Vor acht Jahren ‒ es war gerade Winter und bitterkalt ‒ bemerkte ich an der Schlierach eine junge Rabenkrähe, die im Schnee nach Nahrung suchte. Ich war damals wieder einmal mit meinem Hund unterwegs und hatte deshalb Leckerlis dabei. Ich legte für die Krähe ein Leckerli auf einen der Weidezaunstempen am Schlierachwegerl, und als ich weit genug entfernt war, holte es sich die Krähe und flog davon. Seit Jahren gehe ich dort regelmäßig mit dem Hund spazieren, und im Laufe vieler Jahre entwickelte sich so ein persönliches Vertrauensverhältnis zwischen der Krähe, mir und meinem Hund.

Bis heute ist mir unklar, ob es sich bei der Krähe um ein Männchen oder um ein Weibchen handelt, aber irgendwann sprach ich sie spontan und ohne großes Nachdenken mit „Freddie“ an, einer Kurzform, die sowohl für Friedrich als auch für Friederike steht. Durchaus zutreffend wäre ebenso eine Wortkombination aus „frech“ + „ready“ = „Freddy“.

Freddie sieht mich längst mit dem Auto kommen, noch bevor ich auf dem Schlierachparkplatz parke, um dort wie gewöhnlich an der Schlierach mit Hund Riggi Gassi zu gehen. Freddie wartet irgendwo versteckt, bis ich ausgestiegen bin, und umflattert und begleitet mich bei meinem Spaziergang so lange, bis ich wieder ins Auto einsteige und nach Hause fahre.

Nach all den Jahren traut sich Freddie nun bis auf einen halben Meter an mich heran, aber nur wenn ich alleine bin ‒ und so mancher Passant wird im Vorübergehen bestimmt von mir annehmen, dass ich verrückt sei, wenn ich gerade irgendwo stehe und mich wie selbstverständlich mit einer Krähe unterhalte: „Da isser ja, der Freddie, der alte Bazi, geh halt amoi her …“ (siehe Video …)

Freddie hat sich gut entwickelt und sich ein eigenes Revier ringsum den Parkplatz an der Schlierach erobert. Von seinem Nistbaum aus behält er stets alles „unter Kontrolle“, und Eindringlinge wie Elster oder Wanderfalke entdeckt er sofort und vertreibt sie. Da hat er dann verständlicherweise plötzlich auch keine Zeit mehr für mich.

Nach wenigen Jahren wurden aus einer Krähe schnell mal bis zu sechs Familienmitglieder, die mir Freddie natürlich allesamt vorgestellt hat. Übrigens, ein Krähenpaar bleibt ein Leben lang zusammen. Rabenkrähen können gut 15 Jahre alt werden und gehören trotz ihrer Größe zur Gruppe der Singvögel.

Freddies neuester Spaß ist es, mich von hinten dicht anzufliegen und mich beim Überfliegen kaum spürbar an meinem Hut zu streifen, dann setzt er sich souverän auf einen Aussichtspunkt und schaut mich recht frech-amüsiert an ‒ vielleicht lacht er mich insgeheim aus, weil ich in seinen Augen „immer noch nicht fliegen kann“. Ähnliche Scherze erlaubt er sich auch mit meinem Hund Riggi, welcher dies – inzwischen in die Jahre gekommen ‒ gelassen duldet. Beispielsweise landet Freddie gerne geschickt hinter Hund Riggi, hüpft dann schelmisch gebückt von hinten auf ihn zu und tut so, als wolle er ihn in den Hintern zwicken (siehe Video).

Bis heute hält Freddie respektvollen Abstand vor fremden Personen, seine natürliche Scheu vor den Menschen hat er Gott sei Dank nie verloren, er ist ein Wildtier geblieben.

Durch Unkenntnis und aus finstersten Fantasien menschlicher Abgründe heraus entstanden in grauer Vorzeit üble Schauergeschichten über Rabenvögel, Galgenvögel, Pechvögel, die sich bis in unsere Zeit zu halten scheinen. Aus eigener Erfahrung kann ich überzeugt sagen: Alles nur dummes Geschwätz ‒ nur weil sie schwarz gefärbt sind, manchmal im Müll wühlen oder für manche Menschen unheimlich und laut krähen! Erst wenn man sich unvoreingenommen mit Rabenkrähen beschäftigt, wird man schnell feststellen, wie intelligent sie sind und dass sie ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten leben. Und so bin ich durch selbst erlebte Beobachtungen zu einem verständnisvollen Freund dieser außergewöhnlichen Vogelart geworden.

Wie viele Jahre werden wir uns wohl noch an der Schlierach begegnen, der Freddie und ich?
Ob der Freddie es wohl auch spürt ‒ „für einen Moment das Glück Schliersee“?

Fotos+Text: 27.3.2017 Helmut Jenne sen.

Weiterführende links:

LBV-Oberbayern über Rabenkrähen:

http://oberbayern.lbv.de/voegel-und-artenschutz/rabenvoegel/die-rabenkraehe.html

 

 

[tourim-redakteur]

 

 

Polizeitaucher bergen Übungspuppe am Schliersee

Auf den ersten Blick dachte ich, am Schliersee wäre ein Großeinsatz der Bayerischen Bereitschaftspolizei. „Es ist doch hoffentlich nichts passiert“, frage ich einen Polizeibeamten am Seeufer, und er erklärt mir „aber nein, unsere Polizeitaucher führen eine Eistauchübung durch“.

Frau Sandra Brockelmann ist eigens für Presseanfragen vor Ort zuständig. Sie ist Mitarbeiterin der Pressestelle des Präsidiums der Bayerischen Bereitschaftspolizei. Von ihr erhalte ich sogleich die Erlaubnis, für das Schliersee-Onlinemagazin über diese Übung berichten zu dürfen. Zwei freundliche Polizeimänner bestehen darauf, sie verpacken mich sorgfältig in eine Schwimmweste, damit mir auf der Eisfläche nichts passieren kann, dann gehe ich aufs Eis.

Die Tauchergruppe hatten bereits eine dreieckige Öffnung in die Eisdecke gesägt, eine Einstiegsleiter installiert und ein Einsatzboot samt Ausrüstung in Position gebracht. Zunächst begeben sich zwei Polizeitaucher ins Wasser. Ihre erste Aufgabe ist es, eine Übungspuppe am Grund des Sees zu verstecken. Kein leichtes Unterfangen, denn der Rand der Eisöffnung ist nass und glittschig und das Wasser extrem kalt. Von einem der Polizeitaucher erfahre ich später, dass der Schutzanzug gut gegen die Kälte isoliert. Problematisch ist es nur an den dünner isolierten Händen, denn sie kühlen schneller aus, und bei schlechter Sicht ist der Taucher dringenst auf seinen Tastsinn angewiesen.

Das Tauchgerät der Polizeitaucher erfüllt spezielle Anforderungen, zum Beispiel für Einsätze bei Kälte unter Eis bei schlechter Sicht, und es erlaubt das Tauchen bis zu einer Tiefe von 50m. Das hört sich erstmal gut an, aber mich brächte trotzdem niemand hinunter in ein so finsterkaltes Loch. Unter mir an den Füßen beginnt das Eis inzwischen spürbar zu beben, und es rumpelt und grollt verärgert, darum gehe ich lieber – zu meiner eigenen Beruhigung – ein paar Schritte weiter, auch wenn ich weiß, dass die Eisdecke dick und sicher zugefroren ist und sich die topmotivierte  Polizeitauchergruppe direkt vor mir befindet.

Nach einer kurzen Pause folgt der Hauptteil der Übung. Weitere zwei Taucher gehen nacheinander ins Wasser. Ihre Aufgabe besteht nun darin, die versteckte Übungspuppe zu finden und zu bergen. Dabei bleiben sie in ständigem Kontakt mit ihrem Leinenführer, denn ohne ihn wären sie bei trüber Sicht völlig orientierungslos. Vor dem Abtauchen wird das Gerät auf Dichtigkeit geprüft, der Taucher meldet seine aktuelle Tauchtiefe und Sichtweite unter Wasser. Der zweite Taucher führt eine Unterwasserkamera mit und ermöglicht so ein ständiges Live-Bild für das Team über Wasser. Jeder Vorgang wird zeitgenau in Wort und Bild dokumentiert, auch das gehört zu einem erfolgreichen Polizeieinsatz, denn in Ernstfällen geht es um Beiweismittelsicherung, beispielsweise beim Suchen und Bergen von Leichen oder Leichenteilen.

Die Einsatzkräfte wirken bei ihrer Übung sehr ruhig und routiniert. Eine Tauchergruppe besteht zumeist aus Polizeitaucher, Sicherungstaucher, zwei Leinenführern, einem Taucherrettungssanitäter und dem Taucherhelfer, ein Tauchergruppenführer koordiniert die Gruppe. Die professionelle Zusammenarbeit der Tauchergruppe sieht für mich als Laie so unscheinbar selbstverständlich aus, erst später erfahre ich von der monatelangen Aus- und Fortbildung mit regelmäßigen Übungen im Wasser. Bayernweit gibt es zirka 30 Polizeitaucher, stationiert sind sie in München, Nürnberg und Dachau. Allein in 2015 leisteten sie rund 60 Spezialeinsätze in mehr als 7000 Stunden.

Nach gut 15 Minuten war die Übungspuppe dann gefunden und geborgen, und die Taucher können wieder aus dem Wasser. Zum Ende der Übung verschließt die Tauchergruppe die Eisöffnung. Mit einem Haken wird die Eisscholle unter dem Eis hervorgezogen und in ihre ursprüngliche Lage zurückgesetzt und mit deutlich sichtbaren Markierungsbändern abgesichert. Nun nur noch das Einsatzboot samt Gerät abtransportieren, und die Eisfläche ist geräumt.

Mein Hund Riggi hatte während der ganzen Übung seinen Spaß auf der Eisfläche. Erst lief er den Kameramännern vom Bayerischen Rundfunk und von München TV durchs Bild, brachte Leinenführer und Taucherhelfer zum Lachen, weil er sich so lustig auf der Eisfläche wälzte, und das „Stöckchen“ (siehe Foto) war dann doch etwas zu groß für ihn. Zurück am sicheren Ufer und befreit von der Schwimmweste versuche ich, meine Eindrücke von der Übung richtig einzuordnen, dann verabschiede ich mich von dem sympatischen und gutgelaunten Polizeitaucherteam der Bayerischen Bereitschaftspolizei.

Ganz ehrlich – für mich sind die Bayerischen Polizeitaucher allesamt mutige Helden, und nochdazu  am Schliersee bei einem ihrer Übungseinsätze hautnah dabeisein zu können, das war für mich etwas ganz Besonderes. Da war es wieder – „für einen Moment das Glück Schliersee“.

Fotos+Text: 30.1.2017 Helmut Jenne sen.

Bayerische Bereitschaftspolizei:     http://www.polizei.bayern.de/bepo/

 

[tourim-redakteur]

 

 

 

Wenn das Eis die Herzen der Menschen erwärmt

Es war Sonntag, der 29. Januar 2017, und damit voraussichtlich die letzte gute Gelegenheit in diesem Jahr, den Schliersee auf Eis zu genießen. „Mama, heute kann man auf dem Schliersee wandern gehen“, verkündet ein kleiner Junge glückselig und voller Stolz seiner Mutter. Für ihn ist es das erste Mal. Wer schlau war, hat seinen Schlitten mitgebracht ‒ viele Eltern ziehen damit ihre Kinder über das Eis, und er dient als bequemer Sitzplatz zum Anziehen der Schlittschuhe. Schlittschuhfahren und Eishockeyspielen sind nirgendwo so frei und unbeschwert möglich wie auf einem See wie diesem ‒ und welch ein erhabenes Gefühl ist es, auf dem See zu wandern.

Die Sonne erstrahlt heute mit zunehmender Kraft und spendet mollige Wärme. Das Eis gluckst und rumpelt, doch niemanden stört es, niemand zeigt Angst, dass die Eisfläche brechen könnte, sie ist an den meisten Stellen über 15 cm dick tiefgefroren und wird schon halten.

Inzwischen tummeln sich schon mehrere Hundert Menschen auf dem See, und sie ziehen dadurch immer mehr Besucher auf die Eisfläche nach. Doch Vorsicht und Wachsamkeit sind stets geboten, es gibt keine Garantie für Sicherheit! Der Schliersee kann auch tückisch sein, besonders an Stellen unterirdischer Quellen und in den Bereichen seiner Zuläufe. Es gilt deshalb weiterhin überall: „Betreten der Eisfläche ist verboten! Betreten auf eigene Gefahr!“

Pferdekutschen traben gemütlich durch den Schlierseer Kurpark, und aus sicherer Höhe beobachten Heißluftballonfahrende das Treiben da unten auf dem Eis.

Den Eisseglern fehlt heute der nötige Wind, erst ab Mittag ist eine laue Briese zu spüren. Nach den vergangenen frostigen Wochen, welche den Schliersee zu dickem Eis erstarren ließen, atmen die Menschen nun auf, denn die „Eiszeit“ hat heute für jeden deutlich spürbar ihren Höhepunkt überschritten, und die Eisdecke des Sees wird schon in wenigen Tagen nicht mehr tragen. Jeder fühlt es ‒ nur noch zwei Monate, und dann wird es Frühling.

An manchen Stellen bilden sich schöne Eismuster, und der schnell gefrostete Schnee am Ufer ist überzogen mit fächerförmigen Eiskristallen, die bei Berührung zerfallen wie kleine Dominosteinchen.

In den glücklichen Gesichtern der zahlreichen „Eismenschen“ lässt es sich ablesen, in Hunderten  von Selfies wird es festgehalten: Der letzte Tag auf dem Eis in diesem Jahr ‒ sonnenüberflutet unter tiefblauem Himmel und mitten auf dem Schliersee ‒ erwärmt das Eis in unser aller Herzen, und so viele Menschen verspüren heute unvergesslich „für einen Moment das Glück Schliersee“.

Fotos+Text: 29.1.2017 Helmut Jenne sen.

 

 

[tourim-redakteur]

 

 

 

Traumwinter am Schliersee ‒ „Wandern für faule Genießer“

Noch gestern war ein milder Tag, doch über Nacht ist der strenge Winter da. Die Temperaturen stürzen ins tiefe Minus. Tagelang schneit es unaufhörlich, bis zu dreimal täglich schneeräumen ‒ wohin nur mit der weißen Plage. Besonders für Verkehrsteilnehmer wird der viele Schnee zum Alptraum, verengte Straßen sind plötzlich lebensgefährlich glatt.

Nichts geht mehr in gewohnter Geschwindigkeit, und es gilt Schneekettenpflicht für die Spitzingstraße. Schneefall verdunkelt den Tag, ganze Landschaften verstecken sich im wilden Getöse des Wintersturms, und man fürchtet, sie wären auf ewig verloren. Doch mit einem Male hat das Treiben ein Ende, und darauf habe ich geduldig gewartet, denn für den nächsten Tag verspricht der Wetterbericht endlich Sonne ohne Schneefall.

Wer sich an solchen Sonnentagen dann mollig warm anzieht, vorsichtshalber auch seine Schneeschuhe mitnimmt und sich schon frühmorgens bei Sonnenaufgang am Schliersee einfindet, der kann jetzt bei einer völlig entspannten Wanderung um den Schliersee eine winterliche Traumlandschaft in ihrer höchsten Vollendung erleben.

Die klare Luft, die satten Farben und die auf Winterweiß gezeichneten Schattenspiele lassen Schliersee in völlig neuem Licht erscheinen. Eine Wanderung an solchen Wintertagen spendet pure Lebenswärme inmitten winterstarrer Kälte.

Wie schön, dass es dich gibt ‒ „für einen Moment das Glück Schliersee“.
Fotos+Text: 19.1.2017 Helmut Jenne sen.

 

 

[tourim-redakteur]

Vom Mythos „Galgen von Schliersee“ zur wahren Geschichte der „Kapelle des Franz Zettl“

Vorgeschichte

In seiner Chronik „Das Buch von Schliersee“ (1951) von Michael Gasteiger lese ich auf Seite 91 vom „Hochgericht“ außerhalb des Ortes Schliersee hinter dem Hafner von Urtlbach (Mayer-Westermayer II, S. 65, dort heißt er Hofner) sowie und von einer Erhebung, auf der laut Überlieferung in grauer Vorzeit noch ein Galgen stand (diese Sichtweise ist höchstwahrscheinlich rein im Volksmund entstanden, und ihr wird heute durch verschiedene einleuchtende Tatsachen widersprochen!) und wo später an selbiger Stelle eine Kapelle errichtet worden sei. Grausig zurückversetzt in eine alte Zeit der Todesstrafe, veranlasst mich ein unerklärliches Gefühl dazu, mich auf die Suche nach der genannten Kapelle zu begeben.
In der Karl-Haider-Straße 22 werde ich schließlich fündig. Dort entdecke ich eine kleine Kapelle auf einem Privatgrundstück, von der Straße aus kaum zu erkennen, versteckt hinter wilden Bäumchen. Eine Nachbarin ist zufällig vor dem Haus und gibt mir einen Hinweis, wie ich den Grundstückseigentümer erreichen könne, aber erst einige Tage später, nämlich am 10. Oktober 2016, ergab es sich spontan, dass wir uns vor der Kapelle treffen konnten. Doch damit nahm die Geschichte eine völlig überraschende Wende!

Die Geschichte der Kapelle zu Ehren „der Lieben Frau zu Altötting“

Eigentümer Wolfgang Zettl erzählt mir vor Ort, dass die „Galgenkapelle“ von damals längst verfallen war, und zeigt auf eine Stelle einige Meter mehr links von der heutigen Kapelle.

Im Jahre 1932 gelobten sein Vater Franz Zettl und dessen Mutter „in höchster Not bei einer Wallfahrt der Lieben Frau zu Altötting den Bau einer kleinen Kapelle“, und so „errichtete die Familie im Sommer 1933 eine kleine Holzkapelle, am Kirchweihsonntag 1933, durch Hochwürden Herrn Kaplan Hufnagel, im Auftrag des Pfarrherrn von Schliersee, Geistl. Rat und Dekan Adalbert Obermayer eingeweiht“, so schrieben es Franz Zettl und Pfarrer Josef Wiedholz am 4. Oktober 1958 nieder.

In den Wirren des Zweiten Weltkrieges geriet Franz Zettl nach Kriegsende in russische Gefangenschaft nach Stalingrad, „In der größten Not gelobte ich den Bau einer größeren, gemauerten Kapelle, wenn ich wieder einigermaßen gesund die Heimat sehen darf.“ Und er wurde erhört. „Am 24. September 1947, am Tag von Maria vom Loskauf der Gefangenen wurde ich arbeitsunfähig, und am 2. Dezember wurde ich in Stalingrad verladen, zur Fahrt in die Heimat.“

1958, also elf Jahre später, ließ Franz Zettl die Holzkapelle dann abtragen und an fast der gleichen Stelle diese schöne gemauerte Kapelle errichten, vor der ich soeben staunend stehe, „entworfen von Architekt Friedl Wegmann, am 4. Oktober 1958 eingeweiht von Herrn Pfarrer Josef Wiedholz, Schliersee, aufgeopfert in einer Heiligen Messe am Abend um 18:30 Uhr“.

Spontan frage ich Wolfgang Zettl, ob sein Vater denn noch lebe. „Leider nein, er ist schon lange verstorben, am 10. Oktober 1991“, versichert mir Wolfgang, und ich notiere mir das Datum.

Wolfgang Zettl öffnet schließlich die Tür zur Kapelle, und ich blicke in einen liebevoll gestalteten Gebetsraum. Alle Gegenstände, Heiligenbilder und eine Darstellung der Schwarzen Madonna aus Altötting sind zwar Repliken von geringem materiellen Wert, doch die aufrichtige Frömmigkeit und Dankbarkeit von Franz Zettl ist für mich augenblicklich spürbar.

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„Im Altar wurde 1958 aus dem Reliquienschatz der Pfarrkirche Schliersee eine Reliquie des Heiligen Benitius eingemauert, und Sr. Gnaden der Hochwürdigste Herr Prälat und Stiftsdekan Adalbert Vogl hatte das hier ausgesetzte Muttergottesbild am uralten Heiligtum zu Altötting am 4. Oktober 1936 feierlich berührt und hochgeweiht“, so notierte es damals noch Franz Zettl.

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Wolfgang Zettl skizziert, wie die ursprüngliche „Galgenkapelle“ ‒ wie er sie nennt ‒ damals ausgesehen hat. Über dem Eingang waren drei Tonkacheln des Hafner aus Urtlbach angebracht, und im Innenraum befand sich eine figurelle Christusdarstellung eines „Christus am Ölberg“, welche mit Verfall der alten Galgenkapelle irgendwann in die Schlierseer Kirche verbracht wurde (Wolfgang und sein Bruder erinnern sich noch ‒ damals vielleicht sechs Jahre alt ‒, wie die damals noch grün und blau lackierte Statue auf einem Leiterwagen von Pfarrer Wiedholz transportiert wurde und sie dieser renovieren ließ). Eine der drei Tonkacheln findet sich noch heute im Zettl-Haus (hier wohnte früher auch Kunstmaler Karl Haider), der Kapelle gegenüber im Hauseingang eingemauert ‒ in sie hat Familie Zettl liebevoll eine Figur des Franz von Assisi eingestellt.

Danke, Familie Zettl, für diese schöne Kapelle und für den gewährten Einblick in einen Teil Ihrer Familiengeschichte! Diese Schicksalsgeschichte zeigt, wie leicht ein jeder Mensch ohnmächtig in größte Not geraten kann, dass aber fester Glaube an eine gute höhere Macht und tiefverwurzelte Heimatliebe Beistand, Durchhaltevermögen und Rettung bringen können.

Ein mysteriöser Zufall?

Nachdenklich fahre ich im Auto zurück, und auf dem Nachhauseweg geht mir das Leben des Franz Zettl noch durch den Kopf, da fällt mir auf: Was ist heute eigentlich für ein Tag? Ja ‒ heute ist der 10. Oktober 2016, und wann war gleich wieder Franz Zettl verstorben? Genau, auch an einem 10. Oktober, nämlich 1991.“ ‒ Zufall? Hat Franz Zettl ‒ der Erbauer der Kapelle ‒ seinen Sohn Wolfgang und mich an seinem Sterbetag zusammengeführt, um an seine Geschichte und die Kapelle zu erinnern? Zumindest war es wieder einmal „für einen Moment das Glück Schliersee“.
[tourim-redakteur]

 

 

„Wintersonnenwende“ am Schliersee

Jedes Jahr am 21. Dezember ist Wintersonnenwende, und danach werden die Tage wieder länger bis zur Sommersonnenwende am 21. Juni. Die Nacht vom 20. auf den 21. Dezember ist die längste des Jahres, und die Mittagssonne erreicht nun ihren tiefsten Stand am Horizont. Dieses Jahr haben wir an beiden Tagen Glück mit dem Wetter, es verspricht Sonne und Windstille. Noch früh am Morgen frisst sich die Kälte durch meine Handschuhe, und es schmerzt an den Fingern, aber ich möchte das Ereignis „Wintersonnenwende“ mit eigenen Augen bewusst erleben.

Kosmische Kräfte unendlicher Weite sorgen auf der Erde für vergleichsweise winzige Temperatur­schwankungen, so entstehen Frühling, Sommer, Herbst und Winter, und in noch größeren Zeitab­schnitten wechseln sich Warmzeiten mit Eiszeiten ‒ für mich bleibt es eines der unbegreiflichsten Rätsel unseres Seins. Verändert die Menschheit durch erhöhten CO2-Ausstoß inzwischen wirklich selbst das Klima der Erde? Angesichts derartig universaler Zusammenhänge finde ich ‒ ehrfürchtig verstummt ‒ für mich keine abschließende Antwort. Wie lange noch kann das Leben auf der Erde in dieser kosmischen Umgebung existieren? Ist sich der moderne Mensch in seiner technisierten Zeit der sozialen Netzwerke, der digitalen Medien und der neuesten Handys noch dieser elementarsten Zusammenhänge bewusst, oder befinden wir uns alle längst ‒ gedanklich abgelenkt ‒ in einer digitalen Traumwelt, in der für eine moderne Konsumgesellschaft Natur und Umwelt nur noch „gewöhnliches Beiwerk“ oder lediglich „Spekulations- und Tourismusobjekt“ geworden sind?

Der Schlierseer Kurpark wirkt heute Morgen irgendwie „tiefgefroren“, er ist jetzt menschenleer und der See noch eisfrei. Licht und Schatten mit dunstigem Nebel schaffen an solchen Tagen eine überwältigende Atmosphäre. Geduldig warte ich auf den Sonnenaufgang. Die Sonne lässt sich Zeit, bis sie endlich die Wipfel des Bergwaldes im Nebel erglüht. Nun ja, die Erde dreht sich eben doch nicht so schnell, wie das mancher gerne hätte.

Ich genieße die wohltuende Einsamkeit am See mit Blick auf die Schlierseer Berge, den Tag mit dem tiefsten Stand der Sonne ‒ auch, um die schönsten Augenblicke der Wintersonnenwende mit meiner Kamera festhalten zu können ‒ und fühle „für einen Moment das Glück Schliersee“ .

Text+Fotos: 21.12.2016 Helmut Jenne sen.

 

 

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Lieber stürmisch als windig

Schliersee bei stürmisch-schönem Wetter ist ein ganz besonderes Erlebnis. Der Klang der Wellen erinnert dann an die Brandung des Meeres, und es findet sich immer ein besonderes Plätzchen direkt am See, um es zu genießen.

 

drachensteigen-am-kirchbichl-schliersee-3-helmut-jenne-senEine andere Stelle beim „Kirchbichl“, einem kleinen Bergerl kurz vor dem  Ortsanfang Schliersee, nutzen einige Familien sogar jetzt noch im November dazu, um ihre Drachen in den Wind zu schicken ‒ eine Riesengaudi für Groß und Klein und „für einen Moment das Glück Schliersee“.

 

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[tourim-redakteur]

 

 

Nur 356.000 Kilometer von Schliersee zum Mond

Als wäre es erst gestern gewesen, so erinnere ich mich gerne zurück an den Montag, den 14. November im Jahre 2016, da berichteten die Medien von einem „Supermond“, denn an diesem Tag sei der Mond „wieder einmal“ der Erde am nächsten. Ich dachte noch darüber nach, dass der Mond der Erde vermutlich erst wieder in 18 Jahren so nah kommen würde, und wer weiß, ob ich da überhaupt noch lebe.

Doch ausgerechnet an diesem Tag überzog Deutschland eine dichte Wolkendecke, und so blieb uns in Schliersee zunächst jede Sicht verwehrt, wenn da nicht noch spät nachts unser Hund Riggi hätte Gassi gehen müssen.

Für einen kurzen Augenblick öffnete sich ausgerechnet dann die Wolkendecke über Schliersee. Ich schnappte mir schnellstmöglich meine Fotoausrüstung und rannte nach draußen, und so entstanden doch noch Fotos vom „Supermond 2016“ ‒ betrachtet von Schliersee aus.

 

Und so waren wir uns ‒ trotz der riesigen Weiten des Weltalls ‒ noch nie so nah, Schliersee, der Mond, ich und „für einen Moment das Glück Schliersee“.

 

Text+Fotos 14.11.2016:  Helmut Jenne sen.

 

 

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