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Karl Haider ‒ ein verkannter Künstler

Der Namensgeber der Karl-Haider-Straße am nördlichen Ortsende von Schliersee war ein bayerischer Landschafts- und Porträtmaler, der seine letzten Lebensjahre in Schliersee verbrachte und dort auch seine letzte Ruhestätte fand. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Porträts „Elise Greinwald“ und die „Schlierseerin“ sowie das Gemälde mit dem Titel „Blumenwiese“.

Karl Michael Haider wurde am 6. Februar 1846 als Sohn eines Forstmeisters in Anzing geboren. Einige Jahre seiner Schulzeit verbrachte er auf einem musischen Gymnasium in München. Sein erster Berufswunsch war Sänger, doch schon bald wurde ihm seine wahre Berufung klar: Karl Haider wollte Maler werden. In einer privaten Malschule lernte er die ersten künstlerischen Grundlagen und wechselte später auf die Münchener Kunstakademie.

Schon bald lernte er dort zwei Kommilitonen kennen, die sein künstlerisches Schaffen stark prägten und beeinflussten: die Maler Hans Thoma und Wilhelm Leibl.

Der Erfolg blieb zunächst aus

Mit 29 Jahren reiste der junge Künstler nach Florenz, wo er ein Jahr verbrachte und „alte Meister“ kopierte, indem er Holzschnitte von ihren Werken anfertigte. 1876 zurück in München, ließ er sich dort als freier Maler nieder. Doch der künstlerische Erfolg ließ auf sich warten. Alle Museen und Galerien lehnte seine Bilder ab, und nur einige private Aufträge sorgten für einen kargen Lebensunterhalt. Im Jahr 1882 starb seine Ehefrau Katharina. Da Haider das Geld für die Bestattung nicht aufbringen konnte, griff ihm der Münchener Malerfürst Franz von Lenbach unter die Arme. Große Unterstützung erfuhr Haider – der mittlerweile hoch verschuldet war – auch durch seine Kollegen und Freunde aus dem Künstlerkreis um Wilhelm Leibl.

1890 heiratete Karl Haider seine zweite Ehefrau Ernestine Schwarz. Doch auch diese Verbindung erwies sich als äußerst unglücklich. Einziger Lichtblick war der gemeinsame Sohn Ernst Haider, später ein ebenso bekannter Maler wie Hubert Haider, Karl Haiders Sohn aus erster Ehe.

Umzug nach Schliersee im Jahr 1874

1874 bewilligte der Staat dem verarmten Künstler eine kleine Pension, und zwei Jahre später ließ sich Haider in Schliersee nieder. Erst zu dieser Zeit stellte sich langsam der lang ersehnte Erfolg ein. 1897 wurde sein Gemälde „Herbstabend“ auf der Münchener Internationalen Ausstellung mit einer Goldmedaille prämiert. In den folgenden Jahren reiste Haider immer wieder nach Österreich, Ungarn und Italien und verarbeitet seine dort gesammelten Eindrücke in kraftvollen Landschaftsbildern. Doch niemals vernachlässigte er seine eigentliche Passion: die Porträtmalerei. Der große Ruhm kam spät: Erst ein Jahr vor seinem Tod feierten die Münchener ihn mit einer großen Ausstellung, und die Universität Breslau verlieh ihm den Titel eines Ehrendoktors.

 

 

Karl-Haider-Denkmal hoch über dem Schliersee

Am 28. Oktober 1912 verstarb Karl Michael Haider in seiner Wahlheimat Schliersee. Sein Grabmal schuf der Bildhauer Hermann Lang. Es ist bis heute auf dem Friedhof der Pfarrkirche St. Sixtus zu besichtigen. Lang fertigte auch die Bronzebüste des Malers an, die hoch über dem Schliersee auf der sogenannten Hochburg, dem Standort der ehemaligen Wohnstätte des Adelsgeschlechts der Waldecker, über die großartige Landschaft wacht. Eine steinerne Bank lädt dort zum Verweilen und zum Gedenken an diesen begabten, aber lange Zeit verkannten Maler ein.

 

 

 

Katharina Fitz

Wohnhaft in Warngau, geboren in Tegernsee, aber dem Schliersee herzlich zugetan. Zweifache Mama und als freiberufliche Redakteurin, Sprecherin und Schauspielerin viel unterwegs. Steckenpferde: Kunst und Kultur, Natur (vor allem Bäume) und Schuhe!

 

 

 

Erfolgreich und trotzdem bodenständig – der Schlierseer Schauspieler Ben Blaskovic

Wenn er vom stressigen Alltag abschalten möchte, geht Ben Blaskovic am liebsten zum Wandern in die Schlierseer Berge. Der 29-Jährige ist Schauspieler und hat am Schliersee seine Kindheit verbracht. Dass er einmal einen künstlerischen Beruf ergreifen und darin auch noch erfolgreich werden sollte, davon war er als Kind weit entfernt. Seine Eltern zogen nach der Geburt seiner Schwester vor über vierzig Jahren von Nordrhein-Westfalen nach Neuhaus und galten damals als „Zuagroaste“. Ein „Makel“, den auch der kleine Ben damals deutlich zu spüren bekam: Aufgrund seiner Herkunft wurde er von seinen Spielkameraden gehänselt.

Als er mit sechs Jahren das Schlagzeugspielen und später das Gitarrespielen lernte, nahm er sich vor, darin richtig gut zu werden. „Ich dachte mir, denen werd ich’s schon zeigen“, erzählt er mit einem Augenzwinkern. Nach der Grundschule wechselte er auf das Gymnasium Miesbach, und von da an spielte seine „norddeutsche“ Herkunft keine Rolle mehr. Er spielte im Schulorchester und in der Bigband und fand in der Musik seine erste große Leidenschaft.

Mehr oder weniger durch Zufall gründeten einige seiner Schulkameraden dann eine Theater-AG am Gymnasium, und Ben machte mit. Seine erste große Rolle bekleidete er in dem Klassiker von Friedrich Dürrenmatt „Der Besuch der alten Dame“. Das gab den Ausschlag: Der Berufswunsch Schauspieler stand fest. Sein Handwerk lernte er durch privaten Schauspielunterricht in München, Berlin und Los Angeles. Seine erste Fernsehrolle bekam der smarte Darsteller im ARD-Dauerbrenner „Marienhof“. Von da an ging‘s steil bergauf mit der Karriere. Ben Blaskovic spielt in zahlreichen Serien mit, wie „Rosenheim Cops“, „Hubert und Staller“, „In aller Freundschaft“ und demnächst auch in „Soko Kitzbühel“. Außerdem war er in großen Fernsehfilmen und sogar schon im Kino zu sehen. Seine Engagements führen ihn durch ganz Europa, sogar in der Karibik durfte er schon für eine Folge des „Traumschiffs“ vor der Kamera stehen.

Seine „wahre Leidenschaft“, das Musikmachen, hat er neben all seinem Erfolg aber nie aufgegeben. Als Singer-Songwriter tritt er regelmäßig auf verschiedenen Bühnen auf. Ein kurzer Ausflug ins Produzentenfach führte ihn im vergangenen Jahr beruflich in seine Heimat. Bei dem Kinofilm „Nesseltal“ fungierte Blaskovic als Schauspieler, Drehbuchautor und Produzent. Gedreht wurde die unheimliche Geschichte unter anderem im Gebiet rund um den Schliersee. Premiere feiert der Film an Halloween in München.

Ben Blaskovic ist gut im Geschäft. Allein in diesem Jahr hat er ein Pensum von rund 100 Drehtagen zu bewältigen, auch für sein neuestes Projekt: Die RTL-Serie „Lifelines“. Darin übernimmt er die Rolle des Bruders der Hauptfigur.

Doch wann immer er Zeit findet, zieht es ihn an den Schliersee zu seiner Familie und in die geliebten Berge. Denn seine Heimat ist und bleibt ihm wichtig, ob im Sommer zum Wandern oder im Winter zum Skifahren.

Und seine drei Lieblingsplätze in Schliersee hat er uns auch verraten:

der Gipfel der Brecherspitz, die Badebucht in Fischhausen und das Restaurant des Schlierseer Strandbads zum „Burger-Essen“.

 

 

www.benblaskovic.com

 

Copyrights Bilder:

Wanderbilder Tegernseer Hütte – Katrin Nicols
Portraitbilder bunter Pulli, Cappi, grauer Pulli – Daniela Pfeil
Segelbilder – privat
Bilder mit blauem Dakine Cappi – Adrian Winkler
Wanderbilder Winter Kesselalm – privat

 

Katharina Fitz

Wohnhaft in Warngau, geboren in Tegernsee, aber dem Schliersee herzlich zugetan. Zweifache Mama und als freiberufliche Redakteurin, Sprecherin und Schauspielerin viel unterwegs. Steckenpferde: Kunst und Kultur, Natur (vor allem Bäume) und Schuhe!

 

 

 

„Der goldene Künstler“

Es gibt wohl kaum einen Künstler, der ihm an Farben, Formen und Kontrasten die Stirn bieten könnte. Der Oktober in Schliersee – er lässt mich jedes Mal aufs Neue in ein melancholisches Gefühl entträumen, im Gedanken an den werbenden Frühling, die Reife des vergangenen Sommers, nun labend in voller Erntekraft am gedeckten Tisch der Natur, den gnadenlos bevorstehenden Winter erahnend, und an die ihm trotzen wollenden Überlebensstrategien der Tiere und Pflanzen.

Die Sonne steht nun immer tiefer, die Tage werden kürzer, die Schatten länger, und das Wetter überrascht nun, gleich einer überwältigenden Theaterkulisse, mit ständig neuen Szenen.
Mal Feuchte und Nebel, schneegepuderte Berggipfel, sich in Seen spiegelnde Windstille, wilde Herbststürme, von klarer bis trüber Luft.

Doch am schönsten sind für mich die wenigen goldenen Sonnentage, erfüllt von diesem wohltuenden und wärmenden Licht, die Musik der raschelnden, farbenprächtigen Laubbäume, erfüllt voller Dankbarkeit für die letzten geschenkten Tage, bevor der eisige Winter die entlaubten  Bäume und Landschaften mit Frost und weißem Wintertuch zur stillen Ruhe bettet.

Seit Jahren versuche ich unermüdlich, dieses Gefühl „Herbst in Schliersee“ in Bildern festzuhalten, doch ich befürchte, es wird mir nie ganz gelingen. Er bleibt der unerreichbare Meister,
„der goldene Künstler“.

In seiner kurzen Zeit geschenkten Seins wünscht sich der Mensch bescheiden hoffend, ihn Jahr um Jahr – wenigstens nur einmal noch ‒ hautnah vor Ort erleben zu dürfen, denn nur so lässt er sich mit allen Sinnen ‒ im Jetzt ‒ befühlen, und nur so trägt er es einem immer wieder aufs Neue direkt ins Herz ‒ „für einen Moment das Glück Schliersee“.

Text+Fotos: 08.10.2016 Helmut Jenne

 

Helmut Jenne

Auf seinen Streifzügen durch die Natur ist sein Fotoapparat ein ständiger Begleiter. Helmut Jenne, wohnhaft in Schliersee, ist Musiker und EDV-Fachmann, Fotokünstler und Naturliebhaber. Mit seinen Fotos dokumentiert er seine Erlebnisse auf sehr natur- und heimatverbundene Weise, und so entstehen - trotzdem weltoffen - tief empfundene Momente und Blicke auf Landschaften, Pflanzen und Tiere der Berg- und Seenwelt rund um Schliersee.