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„Auf Bergspaziergängen sind mir sehr viele wichtige Ideen gekommen“ – Im Gespräch mit Krimi-Autor Andreas Föhr

Andreas Föhr ist einer der bekanntesten deutschen Krimiautoren. Schauplatz seiner preisgekrönten Kriminalromane rund um das gegensätzliche Ermittlerduo Clemens Wallner und Leonhard Kreuthner ist die Gegend rund um Schliersee, Spitzingsee, Tegernsee. Im kommenden Sommer erscheint Band neun der Bestseller-Reihe. Grund genug, sich mit dem gelernten Juristen über das Unheimliche unter der idyllischen Oberfläche, seinen schwarzen Humor und seinen Lieblingsplatz am Schliersee zu unterhalten.

 

 

Herr Föhr, Sie schreiben seit mehr als zehn Jahren Krimis aus der Region Schliersee/Tegernsee. Was macht die Faszination dieser Gegend für Sie aus?

 

Andreas Föhr: Der Grund, warum ich aus dieser Region schreibe, ist, weil ich dort aufgewachsen bin und meine gesamte Schulzeit dort verbracht habe. Die Landschaft, die Traditionen, das Brauchtum, die Barockkirchen und Klöster: Es gibt wenig reizvollere Gegenden in Deutschland. Das zu kontrastieren mit Mordgeschichten, macht natürlich einen großen Reiz aus.

 

Sie spielen also mit dem Gegensatz zwischen der idyllischen Landschaft und dem Furchtbaren, was sich unter dieser schönen Oberfläche verbirgt?

 

Andreas Föhr: Ich glaube, das macht wahrscheinlich die Faszination von fast allen Regionalkrimis aus: Dass man einerseits das Vertraute und Übersichtliche hat. Man kennt sich, selbst in einem Landkreis mit 100.000 Einwohnern. Das Tegernseer Tal, und Schliersee noch viel mehr, sind ja eigentlich kleine Dörfer. Wo jeder jeden kennt und man auch weiß, was da an wichtigen Dingen passiert. Es gibt wenig Geheimnisse. Aber eben einige doch …

 

Manche Ihrer Dialoge klingen, als hätten Sie diese tatsächlich in einer Dorfkneipe überhört. Schreiben Sie aus der Erinnerung – oder sind Sie für Recherchen vor Ort?

 

Andreas Föhr: Das ist unterschiedlich, je nachdem, was ich recherchiere. Die Dialoge muss ich nicht noch mal recherchieren. Ich bin immer mal wieder in bayerischen Wirtshäusern, auch da, wo ich wohne, in Wasserburg am Inn. Tatsächlich passiert es immer wieder, dass mir Leser schreiben: „Diese Typen, die Sie da beschreiben: Ich kenne die!“ (lacht)

 

Was ich aber durchaus mache: Ich fahre an die Schauplätze und sehe mir die an. Denn man glaubt ja nicht, wie die Erinnerung einen manchmal trügt. Obwohl ich zum Teil schon zehnmal auf diesem Berg oben war, in meiner Kindheit und Jugend: Irgendwie sieht’s dann doch ganz anders aus, als ich dies in Erinnerung hatte.

 

Das kommt fast einer kleinen „Tatort-Begehung“ nahe …

 

Andreas Föhr: Das kann man durchaus so sagen. Was ich auch jedes Mal mache, ist, dass ich bei der Polizei in Miesbach vorbeischaue. Johann Schweiger hat bis vor Kurzem dort die Kripo Miesbach geleitet. Den habe ich jedes Jahr besucht – und mich mit ihm ausgetauscht, Fragen gestellt zu den polizeilichen Abläufen und mir auch ein paar Geschichten angehört.

 

Aber es ist nicht so, dass Sie in Ihren Büchern mal einen Fall aus der Gegend rekonstruiert hätten – dazu passiert zu wenig, oder?

 

Andreas Föhr: Nein, die Wirklichkeit schreibt zwar spannende Fälle. Die eignen sich aber in der Regel nicht für Krimis. Im Krimi will man ja doch hier und da noch eine Wendung haben, etwas Überraschendes. Und so sind wirkliche Fälle in der Regel nicht konstruiert. Aber manchmal kann man sich die eine oder andere Anregung holen.

 

Sie haben erzählt, dass Sie gerne spazieren gehen, um in den Schreibflow zu kommen. Gibt es Ideen, die während eines Spaziergangs am Schliersee oder Spitzingsee entstanden sind?

 

Wenn ich mich von zu Hause wegbewege, dann muss es etwas sein, wo es bergauf geht. In diesem Sommer war ich zum Beispiel auf dem Schinder. Insgesamt sind mir auf Bergspaziergängen schon sehr, sehr viele, zum Teil auch sehr wichtige Ideen gekommen.

 

Sie bringen Ihre Charaktere immer wieder in völlig absurde oder auch morbide Situationen. Zu Beginn Ihres aktuellen Krimis gibt es beispielsweise eine Begräbniszeremonie für eine amputierte Hand. Wie kommen Sie auf solche Ideen?

 

Andreas Föhr: Das weiß ich nicht, wahrscheinlich ist mein Gehirn so verdrahtet. Mir macht so was einfach Spaß – und die Ideen kommen natürlich auch aus der Figur des Leonhard Kreuthner raus. Wobei, in diesem Fall kam die konkrete Anregung tatsächlich von meiner Frau: Sie hat ein Seminar zum Thema Traumaverarbeitung besucht. Einer der Teilnehmer war Arzt im Krankenhaus – und hat die Frage gestellt: „Wie ist das bei Patienten nach einer Amputation? Das ist ja auch ein Trauma. Müssen die nicht ebenfalls Abschied nehmen?“ Meine Frau kam nach Hause und sagte: „Das ist eine Geschichte für Leonhard Kreuthner.“

 

Es gibt auch viele Szenen, die sehr gruselig sind in Ihren Büchern. Gibt es etwas, das Sie selbst noch gruselt?

 

Andreas Föhr: Es ist immer eine Frage, wie man sich drauf einlässt. Ich finde selbst ‚Nosferatu‘ immer noch gruselig, wenn ich mir den Film nachts alleine anschaue. Aber das lässt natürlich nach im Laufe der Zeit. (lacht)

 

Seit einigen Jahren gibt es die Wallner-und-Kreuthner-Krimis auch als Audiobook. Michael Schwarzmaier heißt der Erzähler, der auch den oberbayerischen Dialekt sehr gut mit einbringt. Was macht das Besondere der Hörbücher aus?

 

Andreas Föhr: Das Besondere ist natürlich, dass man das Geschriebene sozusagen interpretiert bekommt. Mir passiert es auch öfter bei Lesungen, dass Leute zu mir kommen und sagen: „Ich habe den Krimi zwar schon gelesen, aber dass die Figur so spricht, ist einfach noch mal ein anderes Erlebnis.“ Und es hat natürlich auch Vorteile: Viele Leute hören das Audiobuch im Auto. So können sie längere Fahrten sinnvoll ausfüllen. Viele lassen es sich auch bei der Hausarbeit vorlesen, beim Bügeln hauptsächlich.

 

Ich habe gehört, dass der neunte Teil der Krimireihe schon fertig ist.

 

Andreas Föhr: Sagt man, ja! (schmunzelt)

 

Können Sie uns denn schon verraten, ob der Spitzingsee oder der Schliersee darin wieder eine Rolle spielen werden?

 

Andreas Föhr: Sagen wir mal so: Die weitere Gegend wird eine Rolle spielen. Nicht direkt Spitzingsee und Schliersee, aber die Berge außenrum.

 

Haben Sie einen Lieblingsplatz an Schliersee oder Spitzingsee?

 

Andreas Föhr: Ich war früher öfter auf der Bodenschneid. Von dort aus hat man einen schönen Blick auf alle drei Seen ‒ Tegernsee, Schliersee und Spitzingsee. Ich bin zwar direkt am Tegernsee aufgewachsen – und mag das auch wirklich. Aber was ich noch mehr liebe, sind Berge und von oben runterzuschauen.

 

 

Andreas Föhr

Alle Bücher von Andreas Föhr, auch seine jüngste Krimi-Reihe um die Münchner Anwältin Rachel Eisenberg, finden Sie hier im Überblick: https://www.droemer-knaur.de/autor/andreas-foehr-3000707

 

 

Erhältlich und bestellbar sind die Kriminalromane und Hörbücher von Andreas Föhr in jedem gut sortierten Buchhandel oder online – in Schliersee zum Beispiel in der Bücheroase:

 

Vor Ort

Bücheroase Schliersee

Lautererstraße 10
83727 Schliersee
Tel.: 08026/6904

 

Online

https://www.genialokal.de/buchhandlung/schliersee/buecheroase-schliersee/

 

 

Autorenfoto Andreas Föhr © Jana Kay

 

 

 

Sandra Leu

Rheinländerin in Oberbayern. Ist der Liebe gefolgt und hat den Schliersee als Herzensort entdeckt. Freie Redakteurin, PR-Frau und Mama von Zweien. Zeigt Unternehmerinnen und Gründerinnen, wie sie mit Storytelling sichtbar werden und ihre besten Kunden anziehen. Ihr Business: Hallo Heldin! Ihre Kreativitätstechnik: die Joggingrunde um den See.