Warum es in Schliersee keinen Weihnachtsmann gibt …
Da kaut der kleine Loisl schon eine ganze Weile an seinem Stift herum. Vor ihm ein Blatt Papier, das vom vielen Überlegen, was man so zu Weihnachten gebrauchen könnte, schon Eselsohren bekommen hat. Ist aber auch wirklich schwer. Naja, viele Wünsche hätte er schon, aber diesmal, diesmal zu Weihnachten, soll‘s ein ganz besonderer Wunsch werden. Etwas Großes – das ist schon mal sicher! Aber nicht zu groß – schließlich muss das Christkind es ja besorgen, tragen und heimlich in die gute Stube legen können.
Keine Frage, irgendwann wird er schon herausbekommen, wann genau das Christkind kommt. Jedenfalls muss das ziemlich im letzten Moment vor Weihnachten, also an dem Tag vor Weihnachten, an dem die gute Stube abgeschlossen wird, passieren. Man sieht aber auch wirklich schlecht durchs Schlüsselloch – das weiß er noch vom letzten Jahr –, und man sollte sich dabei nicht erwischen lassen!
Ja klar bringt das Christkind dann das Geschenk. Er hat es zwar noch nie gesehen, aber kein seriöser Bub behauptet, der Weihnachtsmann sei der Postbote der Geschenke. Der Weihnachtsmann ist ja eigentlich der Nikolaus, nur in der Vorweihnachtszeit dicker geworden, und er trägt eine andere Mütze. Der soll ja am Nordpol wohnen und arbeiten und bei Coca-Cola unter Vertrag stehen, und ab und zu sieht man ihn in Plastik von innen beleuchtet irgendwo am Balkon hängen … so a Schmarrn!
Wenn das stimmen würde, dass der Weihnachtsmann durch den Kamin ins Haus kommt, hätte er beim kleinen Loisl eh Pech und würde wohl hoffnungslos im Kachelofen stecken bleiben.
Ja, die Preußen und die Amerikaner, die glauben halt an den Weihnachtsmann – sollen Sie doch, der Loisl ist da tolerant, und schließlich könnte der Weihnachtsmann ja als Ablenkungsmanöver gedacht sein, dass man dem Christkind, wenn es die Geschenke bringt, nicht auflauert.
Egal, seit er denken kann, und der kleine Loisl denkt viel, kommt bei ihm daheim das Christkind, und das war bei seiner Mama, seinem Papa, Opas und Omas auch schon immer so. Ist ja auch so festlich, wenn das kleine Glöckchen bimmelt und man in die gute Stube tritt, wo es nach dem Parfum des Christkinds, nach Weihnacht, riecht und sich der kleine Loisl mit neugierig funkelnden Augen aufgeregt darüber freut, dass heute das Christkind Geburtstag hat.
[tourim-redakteur]