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Schlierseer Bauerntheater inszeniert „Die Geierwally“

Eine Frau am Abgrund des Lebens
Schlierseer Bauerntheater inszeniert „Die Geierwally“

Eine Sennhütte in der Abgeschiedenheit am Gletscher. Im Ofen flackert ein heimeliges Feuer. Zufluchtsort einer jungen Frau. Doch plötzlich ändert sich die Bergidylle. Aus warm wird kalt. Eiskalt. Nebel zieht auf, mystisch, unheimlicher Gesang dringt aus dem Hintergrund. Die junge Frau steht am Abgrund, ihr Blick verliert sich in der Ferne. Sie durchlebt einen Traum, der eigentlich ihr Leben widerspiegelt. Vom Vater mit brutaler Strenge erzogen, von der Welt missverstanden, unglücklich verliebt. Das ersehnte Lebensglück schmilzt wie Schnee auf der Hand und rinnt ihr durch die Finger.  Sie kämpft mit ihren Dämonen und letztlich mit den Zwängen ihrer Zeit.

In Carolin Schmids Gesicht, Darstellerin der Geierwally, spiegeln sich die unterschiedlichsten Emotionen dieser breit angelegten Rolle. Liebe, Hass, Zorn, Verzweiflung, Trauer drückt sie mit kleinsten Gesten, Blicken und Bewegungen aus. Durch den Minimalismus in dieser Szene zieht sie den Zuschauer mühelos in ihren Bann und lässt ihn ihre Gefühlswelt fast greifbar spüren.

Regisseur und Schauspieler Hans Schrädler hebt das Laienensemble des Schlierseer Bauerntheaters auf die nächste Ebene. Liebevoll, aufs kleinste Detail achtend, manchmal aber auch brachial treibt er seine Schauspieler zu Höchstleistungen an. Und man merkt: Die Zeiten der „jodelnden Bauernkomödien“ zur Unterhaltung der Touristen sind schon lange vorbei. Was mit Elisabeth Oberhorners Inszenierung „Die Kurpfuscherin“ begann, setzt sich jetzt mit der „Geierwally“ fort ‒ einem Bühnenwerk, das sicherlich beim Publikum seinen Nachklang hinterlassen wird.

Sie hat wirklich gelebt, die Geierwally. 1841 im Lechtal geboren, nahm sie tatsächlich einen Adlerhorst aus. Auch wehrte sie sich gegen die Zwänge, die ihre Zeit den Frauen oktroyierte. All das hat sicherlich zum Mythos der „Geierwally“ beigetragen. Wie viel Fiktion oder Wirklichkeit im Theaterstück von Sebastian Kolb und Josef Seebacher steckt, das kann jeder selbst herausfinden, wenn die Winterpause des Schlierseer Bauerntheaters beendet ist und es wieder heißt: „D‘Schlierseer spuin wieda.“

Die Premiere von „Die Geierwally“ findet am Ostersonntag, 16. April 2017, um 20:00 Uhr im Schlierseer Bauerntheater statt.

Weitere Vorstellungen Samstag, 22.04. ‒ Sonntag, 30.04. ‒ Pfingstsonntag, 04.06. ‒ Dienstag, 18.07. + 29.08. + 19.09. + 17.10. (Kulturherbst) und Freitag, 05.01.2018.

Kartenvorverkauf:
Gäste-Information Schliersee in der Vitalwelt, Perfallstr. 4, 83727 Schliersee, oder unter München-Ticket.
Weiter Informationen zum Schlierseer Bauerntheater und zum Stück finden Sie auf

www.schliersee.de und www.schlierseer-bauerntheater.de

 

Marion Riedl

Heimatverliebte Original Schlierseerin, Dipl. Eventmanagerin bei der Gäste-Information Schliersee, war als Musical Journalistin weltweit unterwegs - Tourismus und Kultur mit bodenständiger Leidenschaft und mit dem gewissen Blick über den Tellerrand.